Schwänzen

  • Hallo,


    mein "Lieblingsschüler" schwänzt regelmäßig Unterricht. In den Sportunterricht, der am Nachmittag alle zwei Wochen stattfindet ging er noch nie, vor dem Sportunterricht der in der 5./6. Stunde stattfindet ging er schon einige Male nach Hause. Schon mehrmals schwänzte er Kunst am Nachmittag, erst heute wieder. Natürlich habe ich zunächst mit ihm geredet, dann den Vater informiert, dann Verweise geschrieben. Heute sprach ich ihn auf den versäumten Sport von letztem Donnerstag an - er hätte "keine Lust".
    Super - er hat auch keine Lust auf Hausaufgaben, keine Lust auf Mitarbeit und keine Lust seine Mappen ordentlich zu führen. Der Schüler kommt von der Schule für Erziehungshilfe und ist bei mir komplett fehl am Platz, da ich die nötige Totalüberwachung nicht leisten kann.
    Jetzt stellen sich zwei Probleme: Welche Maßnahmen lasse ich den Verweisen folgen? Ein verschärfter Verweis ging letzte Woche raus. Bußgeld? Schulausschluss?


    Und: Er nervt mich derart, dass ich mich böse zusammenreißen muss. Er ist nicht frech sondern legt ein Kleinkindverhalten (mit 13) an den Tag und tut, als hätte er von Tuten und Blasen keine Ahnung. Damit kann ich überhaupt nicht umgehen.


    Was mache ich mit dem Knaben? Das Schwänzen einfach so stehen lassen kann ich nicht - das wird sonst Mode - Konsequenzen müssen folgen.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß nicht, wie es in Bayern ist, aber hier in NRW gäbe es als nächste Konsequenz eine Klassenkonferenz. Wie hat denn der Vater reagiert, als du mit ihm gesprochen hast?
    Als Alternative fiele mir noch ein Gespräch der Schulleitung mit den Eltern ein.

  • Hier droht eine Schulverweigerung und Verwahrlosung.
    In Ba-Wü müsste - nachdem die Verweise und Gespräche nicht gefruchtet haben - eine Meldung ans Jugendamt erfolgen. Nachdem er bereits in einer Maßnahme der Jugendhilfe war, empfinde ich eine derartige Meldung als überfällig.


    Die Schulleitung kann über die Gemeinde und Schulamt ein Bußgeldverfahren anstrengen.


    Nachdem der Junge von der Schule für Erziehungshilfe kommt, würde ich mal dort anfragen, ob der Junge (rsp. seine Eltern) die Maßnahme dort auf eigenen Wunsch beendet haben. Wenn Sonderschgulbedürftigkeit festgestellt wurde, ist die Regelschule nicht zur Beschulung verpflichtet. Falls der Junge also bei euch rausfliegt, müssen sich seine Eltern wieder um einen Platz an der SfE bemühen - oder sie behalten ihn zu Hause.


    So wie du ihn schilderst ist er jedenfalls an der Regelschule nicht tragbar. Deine Möglichkeiten:
    Jede Leistungsverweigerung mit Note 6 honorieren.
    Zur Halbjahresinformation muss er jedenfalls - da er ja scheinbar kein ärztliches Attest vorweisen kann, in Sport die Note ungenügend (wegen Leistungsverweigerung) erhalten. Auch die Mappen und die fehlenden Arbeiten in Kunst sind auf diese Weise bewertbar.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Hallo,


    der Vater zeigte sichh am Anfang recht engagiert, kam auch einmal in die Sprechstunde und rief mich an. Seit den ersten Schwierigkeiten hatte ich zwei Gesprächstermine vereinbart und lange geimeinsam mit dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst gewartet, einmal war auch der Chef dabei. Wir haben Freitag nachmittag bis zwei gewartet, obwohl ich schon um zwölf aushatte. Zum Elternabend hat er sich angemeldet, erschien aber ebenfalls nicht.
    Der Junge ist aufgrund des Elternwillens bei uns, die FöE geht aber in unserer Stadt nur bis zur 6. Klasse, er wäre also nächstes Jahr eh gekommen.


    Ich finde auch, das ist alles nicht tragbar. Letzte Woche hat er einen Mitschüler brutal auf die Nase geschlagen, am Anfang des Schuljahres ein Kind in die Schulter gebissen und zwischendurch noch einen Erstklässler im Pausenhof niedergestreckt, so dass dieser jämmerlich heulte. Ich habe jetzt einen Antrag auf Überprüfung für sonderpädagogischen Förderbedarf gestellt. Das kann natürlich noch eine Weile dauern.


    Zudem hat er an jeder nur möglichen Förderstunde teilgenommen, von denen ich unglaubliche neun habe - vorher hatte ich nie auch nur eine einzige zur Verfügung. Beide Förderlehrerinnen haben sich auch um ihn bemüht, aber erfolglos.


    Am Freitag ist ein neuer Gesprächstermin, hoffe, der Vater erscheint - ansonsten ist Jugendamt wohl wirklich angebracht, ich sehe das Kind wirklich vor meinen Augen verwahrlosen. Zudem hatte ich den Vater bereits darauf aufmerksam gemacht, dass das Kind dringend eine Nachmittagsbetreuung bräuchte. Er meinte nur, das wäre zu teuer. Das Kind ist definitiv nicht in der Lage, auch nur leichte Hausaufgaben vollständig und richtig zu erledigen.


    Puh, werde jetzt mal meine Schülerbeobachtungen vervollständigen und dann einen Text an den Vater verfassen, auf den ich mein Gespräch stützen kann. Den soll er mir dann unterschreiben, damit ich belegen kann, dass er informiert wurde. So ein Mist, ehrlich, da könnte ich meine Zeit besser für den Rest der Klasse verwenden, oder? So ein Kind macht nur Mühe ohne Nutzen, das ist frustrierend.


    LG
    Tina

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  • Hallo,


    ich als engagierte Mutter bin eigentlich entsetzt, dass es sich Eltern so einfach machen können.


    Es sind natürlich einige Abläufe einzuhalten, aber mir ist es unverständlich, dass so lange damit gewartet wird, bis das JA eingeschaltet wird.


    Zum Wohle des Kindes müsste, wenn die Eltern nicht reagieren, sehr schnell da Jugendamt zur Mitarbeit aufgefordert werden.


    Ich hoffe für Dich, dass Dir diese Last bald abgenommen wird, denn so etwas stört und andere Kinder darunter leiden.


    Doris

  • Hi Doris,


    mit dem JA bin ich nicht so schnell bei der Hand, denn von den Eltern erwarte ich ja auch, dass sie erst mit mir reden und nicht gleich zum Schulamt rennen, wenn es mal ein Problem gäbe.
    Hier habe ich nur langsam den Eindruck, dass sich der Vater systematisch entzieht.
    Die Kinder waren zuerst bei seiner geschiedenen Frau und beim älteren hat das wohl geklappt, dass er in der stabileren Umgebung doch noch einen Abschluss bekommen hat. Bei diesem Kind sind die Schwierigkeiten aber so groß, dass mehr häusliche Maßnahmen erforderlich sind. Das Kind brauch unheimlich viel Führung und Antrieb von außen.
    Und: In der Schule arbeitet er ja mit - nur jede häusliche Vor- und Nachbereitung fehlt. Und ohne geht es bei ihm definitiv nicht. Ist schon nervenaufreibend, man will ja, dass das irgendwie wenigstens ein bisschen vorwärts geht. Habe schon das Horrorszenario vom Abgang nach drei mal nicht bestandener 6. Klasse vor mir.


    LG
    Tina

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  • Hallo Tina,


    vielleicht vergisst er den Nachmittagsunterricht einfach.


    Ich muss gestehen, dass das meinem Sohn auch schon 3mal passiert ist. (allerdings auf 3 Jahre verteilt)


    Es war jedesmal so Unterricht (Sport, Praktikum), die nur alle 2 Wochen stattfinden und die nachmittags von 4 bis 6 sind, wenn vorher frei ist. Dann kommt er nach Hause und hat es schlichtweg vergessen, wieder zu gehen.
    Vemutlich wäre es auch öfters vorgekommen, wenn ich nachmittags nie zu Hause wäre oder nicht kontrollieren würde.


    Wenn der Vater nicht kooperativ ist, muss er vielleicht von der Schule her telefonisch erinnert werden..........er wird ja vermutlich ein handy haben. Irgendwie muss ja unterbrochen werden, dass es zur Normalität führt.
    ?(?(


    Dass es leistungsmässig nicht klappt, ist natürlich ein Problem, das sich so nicht lösen lässt. Vielleicht bewegt sich der Vater ja, wenn ein blauer Brief verschickt würde.



    füchsle

  • Hi,


    nee, vergessen kann nicht sein. Dazwischen liegen nur 1,5 Stunden und ich habe ihn noch persönlich und ausdrücklich erinnert. So viel Gedächtnis sollte ein 13-jähriger doch haben!?! Außerdem sagt er ja selber, dass er lieber Nintendo gespielt hat.


    Na ja, die letzten Tage war ich mal nicht mehr lieb und verständnisvoll sondern relativ grob, habe ihn aus dem Förderunterricht genommen, immer bei mir gelassen und angetrieben. Oh Wunder: Gestern blieb er freiwillig da und machte zwei Hausaufgaben nach - und das fast richtig. Die Kurzprobe heute zum selben Thema war auf jeden Fall keine 6, eher 4, habe sie nur flüchtig mal angeschaut.


    Vielleicht war "verständnisvoll-freundlich" auch die falsche Masche?!?
    Na ja, vielleicht wird ja was aus dem Gespräch morgen und es kommt auch was dabei rum - JA schalte ich nicht gern ein, vor allem kann ich mir vorstellen, dass es mit dem Kind daheim auch nicht leicht ist.


    LG
    Tina

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  • Bei uns gibt es nach unentschuldigtem Fehlen 3mal einen jeweils verschäften Brief, danach ein Bußgeldverfahren.


    Auf der Zeugniskonferenz wird außerdem über Alternativen der Bewertung gesprochen: Ungenügend, wegen xmaligen Fehlens von y Stunden. Kann nicht bewertet werden wegen ... Bei Anwesenheit waren die Leistungen soundso, aber Z. fehlte an x Tagen. Sollten sich die Fehlzeiten nicht deutlich verringern, so ist die Versetzung/der Abshluss gefährdet.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

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