Hallo Ihr Lieben,
in meiner Schule hat sich eine Diskussion entwickelt. Die FL will nämlich in Französisch fast ausschließlich kommunikative Aufgaben (Schreibe einen Brief, schreibe einen Dialog usw.) und vergibt dort Punkte für Inhalt und Sprache (auch schon in der Unterstufe!)
Meine Kolleginnen und ich sehen das aber äußerst kritisch, denn die lieben Kleinen trainieren auch nur das im Unterricht und keine gezielte Grammatik. (Hochmoderner Grammatikunterricht: Die SuS müssen sich Grammatikphänomene gegenseitig erklären- wäre ja super, wenn sie es danach könnten!) Mir kommt das ein bisschen vor, wie Legoburgen bauen zu wollen, ohne die Bausteine dafür zu haben.
Bis jetzt wird es so gehandhabt, dass die Refs, die bei der FL sind, die Arbeiten nach ihren Wünschen gestalten, die anderen Lehrer überwiegend noch "altmodisch" d.h. mit Lückeneinsetzübungen. So richtig glücklich ist aber keiner damit.
Wie seht Ihr das?
Liebe Grüße, Hermine
Fremdsprachen- struktureller Ansatz vs. kommunikativer Ansatz
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Hallo,
diese Diskussion gibt es bei uns auch. Ich habe seit Beginn des Schuljahres ganz erstaunliche Erffahrungen gemacht. Zwei Klassen, beide haben mit Französisch angefangen, aber mit verschiedenen Bchern, eins klassisch (Découvertes) und das andere kommunikativ (Taxi) orientiert. Und die Schüler, die mit Taxi arbeiten sind den anderen jetzt schon Meilen voraus. Grammatik erkläre ich bei beiden gleich, aber in Taxi gibt es kaum Übungen und trotzdem kann ich nicht sagen, dass sie in dem Bereich schlechter wären (eher im Gegenteil). Was das Sprechen angeht, sind sie definitiv viel weiter und ich vermute bis zum Ende des Schuljahres werden sich da gewaltige Unterschiede zeigen.
Gegenseitig Grammatik erklären halte ich nicht für so sinnvoll, aber ich glaube die alte Unterrichtsweise mit Unmengen Einsetzübungen ist auch nicht wirklich effektiv, weil die Schüler dabei einfach zu wenig sprechen üben.
Gruß,
namenlose -
Das ist zwar überhaupt nicht mein Fach, aber von mir folgendes:
Hab Englisch in der Schule klassisch (nicht) vermittelt bekommen. Ohne sichtlichen Erfolg. Bereits nach wenigen Wochen im Ausland hatte ich keine großen Probleme mehr. Nach 6 Monaten musste ich in der dortigen Schule einen Grammatik-Test mitschreiben. Zu meinem eigenen Erstaunen hab ich ihn nicht nur bestanden, sondern war sogar durchschnittlich. Der Test war anwendungsorientiert aufgebaut, du musstest also keine Regeln nennen sondern die Regeln richtig nutzen.
Es wäre interessant, geschlechterspezifische Ergebnisse der beiden Methoden zu haben!
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Hallo Hermine,
Eure armen Refs, da sitzen die ja ganz schön zwischen allen Stühlen. So wie du das schilderst frage ich mich allerdings schon, woher die Schüler das (neue!) Sprachmaterial für die kommunikativen Aufgaben nehmen sollen wenn sie das nicht vorher mal gar nicht kommunikativ geübt haben. Wie sehen denn bei euch die Arbeiten in der 2. FS aus? An meiner Schule enthalten sie schon zu Beginn einen freien Text (mit Punkten für Inhalt und Sprache und schultintern festgelegtem Fehlerindex) UND einen Grammatikteil, durchaus auch mit Einsetzübungen. Der freie Teil wird im Lauf der Mittelstufe sukzessiv mehr gewertet bis er in Kl. 10 die Hälfte der Punkte erreicht. Wäre so eine gemischte Arbeit nicht was für eure Refs?
Liebe Grüße
Maria Leticia -
Hallo,
leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass Schüler, die vom kommunikativen Ansatz her kamen, bis zur 9.Klasse so gut wie keine Grammatik mehr konnten. Sogar bei den allerwichtigsten Verben mangelte es- totaler Frust bei den Schülern: "Aber Frau X hat doch gesagt, wir sind gut!"
Wie bringst du den Sus dann bei, dass sie sich zwar gut verständigen, aber nie einen richtigen Brief schreiben werden können? Machst du mit den Schülern dann mehr Übungen, die du selbst erstellt hast?
Und natürlich sind die Schüler bei mir im Unterricht auch nicht stumm , es gibt genug Sprechsituationen, die ich sie spielen lasse.
Lg, Hermine -
Hallo,
wie das langfristig aussieht, weiß ich noch nicht, das neue Buch wurde jetzt erst eingeführt. Gelgentlich gebe ich den Schülern noch zusätzliche Übungen, aber eher selten. In der Tat ist es mir wichtiger, wenn sie mehr sprechen können und da gelegentlich Fehler machen, als wenn sie nur einen Satz und den dann grammtisch korrekt rausbringen.
Meine anderen haben natürlich auch ihre Sprechanlässe im Unterricht, aber die sind einfach so extrem viel weniger, dass ich den Unterschied schon deutlich merke. Wobei ich das aber auch auf die inhaltliche Gestaltung der Bücher schiebe, das Découvertes ist etwas lebensuntauglich und alltagsfern im Gegensatz zu Taxi.
Meine Arbeiten gestalte ich meisten gemischt, Teile mit Grammatikübungen und einen großen Block mit kommunikativen Sachen, die aber stärker gewertet werden.
Gruß,
namenlose -
namenlose
wie kommen die Schüler denn mit "taxi" denn mit den ganzen Homophonen zurecht? Dass sie sprechen können kann ich mir gut vorstellen aber wie es ohne viel Übung gehen soll die Schreibung gleicher Lautungen zu unterscheiden ist mir ein Rätsel.Remus
Die romanischen Sprachen kann man meiner Meinung nach in dieser Hinsicht mit Englisch nicht ganz vergleichen da hier die Beherrschung bestimmter Strukturen (Verben u.a.) grundlegende Voraussetzung zur Produktion korrekter sprachlicher Äußerungen ist. Und diese Strukturen müssen geübt werden da sie a) häufig unregelmäßig sind b)die Graphie zur Lautung dezidiert gelernt werden muß.LG
Maria Leticia -
Zitat
namenlose schrieb am 05.01.2005 10:27:
In der Tat ist es mir wichtiger, wenn sie mehr sprechen können und da gelegentlich Fehler machen, als wenn sie nur einen Satz und den dann grammtisch korrekt rausbringen.
namenloseWenn es nach mir ginge, wäre mir das auch wichtiger aber mein Job ist es, die Schüler auf die Oberstufe/ aufs Abi vorzubereiten und da sind die Fehlerindices im Schriftlichen genau vorgegeben und da sollen sie bestehen können. Ob ich persönlich das jetzt gut finde steht auf einem anderen Blatt.
Découvertes ist gegenüber den grottigen Spanischbüchern für mich immer der totale Lichtblick.
LG
Maria Leticia -
Hallo,
ja, die Refs tun mir in der Tat auch sehr Leid, sie haben gemischte Arbeiten angeboten- aber die FL besteht auf ausschließlich kommunikativen Arbeiten- zum Einen mehr Arbeit für den Ref zu erstellen und zum Anderen auch deutlich mehr zu korrigieren.
Ich selbst schreibe nur gemischte Arbeiten- Vokabelteil, in dem die SuS selbst Erklärungen schreiben müssen, Grammatikteil und dann immer einen relativ schwer gewichteten freien Teil (In dem die Sus, ganz gleich aus welcher Klasse, immer am schlechtesten sind.)
Vielleicht bin ich auch deswegen etwas "altmodischer", weil ich noch mit Grausen meinen ersten Frankreichaufenthalt in Erinnerung habe- ich hab am ersten Tag gesprochen, wie ich es gelernt hatte- kein Mensch hat mich verstanden und sich auch nicht die Mühe gemacht, mich zu verstehen!
Meine Kleinen sprechen übrigens auch mit Découvertes eifrig und lassen sich auch gern zum 30x phonetisch verbessern, aber es schludert auch jetzt schon ganz schön mit der Schreibung und ich kann mir ganz schlecht vorstellen, wie und warum das bei einer kommunikativen Klasse besser sein sollte.
Lg, Hermine -
Zitat
weil ich noch mit Grausen meinen ersten Frankreichaufenthalt in Erinnerung habe...kein Mensch hat ...sich ... die Mühe gemacht, mich zu verstehen!
Für mich ist das der Grund, in dem Land keinen Urlaub mehr zu machen. Meine Francophobie ist schon ausgeprägt genug. Und wen ich auch frage - alle berichten das gleiche. Und in Quebec ist das nicht anders!
Gruß,
Remus -
Naja, die armen Québécois müssen sich aber auch in einem Meer von Englischsprachigen behaupten...
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