Tests korrigiert und zurückgegeben - Mutter mischt sich ein - Was tun?

  • In meiner 7 habe ich vor kurzem einen Test schreiben lassen (angekündigt) und nach bestem Wissen und Gewissen korrigiert. Ich bin darin keinesfalls geübt (Ref, 1. Sem.) und sowieso ja nicht unfehlbar, aber ich habe viele, viele Stunden über den Tests zugebracht und sie schließlich benotet an die S zurückgegeben. Nun bekomme ich heute einen Test mit einem kurzen Brief einer Mutter von einem S in die Hand gedrückt: "Meine Mutter ist auch Lehrerin [gleiches Fach] und findet, dass ich noch eine 2 kriegen soll!"
    8o
    Was mach ich denn nun? Das Beste daran ist ja, dass jene besagte Mutter auch noch befreundet ist mit meiner Ausbildungslehrkraft, mit der ich nicht sonderlich gut klarkomme.
    Ihr "alten Hasen" mit Erfahrung und Routine, wie verhaltet ihr euch in einer solchen Situation? Was könnt ihr mir raten? (Und ich brauche euren Rat gerade sehr dringend...)


    Zerknirschte Grüße von
    Heike.
    :(

  • Anderes Bundesland (Bayern), deshalb kann ich vielleicht nicht viel helfen. Aber Eltern, die so etwas besser wissen, gibt's auch hier.
    Ich persönlich würde das ignorieren, aber ich habe auch eine dicke Haut, und kam mit meinen Ausbildungslehrern gut aus.


    Mich selbst würde in dieser Situation allerdings interessieren (Selbstzweifel, Selbstzweifel), ob die Note tatsächlich nicht passend ist, und ich würde einer befreundeten Lehrkraft Test und Vorgeschichte zeigen und um ihre Meinung bitten.


    Ohne die Art des vorhergehenden Unterrichts zu kennen, und ohne die Klassensituation zu kennen, kann man von außen nur sehr, sehr begrenzt sagen, ob eine Note passt. Ist die Klasse stark, schwach, steht sie unter Stress; war der Unterricht vorher sehr gut oder nur notdürftig (was passiert und manchmal nicht zu vermeiden ist)?
    Allein die Tatsache, dass eine Lehrkraft das gleiche Fach unterrichtet, und sei es auch in der gleichen Schulart (vielleicht ist das hier ja auch gar nicht der Fall), gibt ihr noch lange nicht die Möglichkeit, eine Leistung zu bewerten. (Verschiedene Leistungen miteinander zu vergleichen, die unter den gleichen Bedingungenzustande gekommen sind: Das schon.)


    In unseren Fachsitzungen (Deutsch, Englisch) benoten wir probehalber Schulaufgaben, und zwar auch immer unterschiedlich - nicht weil die Lehrer willkürlich benoten, sonder weil ihnen verschiedene Dinge verschieden wichtig sind. Solange die Schüler wissen, was von ihnen verlangt wird, sehe ich kein Problem.


    Was war denn die monierte Note, eine 4? 5? Eine 3 wäre lächerlich.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Lass dich nicht verunsichern.


    Welche Art von Test war es?
    Hast du Punkte vergeben?
    Hast du eine Notenskala verwendet?


    Deine Notengebung muss transparent und nachvollziehbar sein, sie muss alle Schüler "über einen Kamm scheren".


    Falls du deine Noten nicht mit dem kaukasischen Spezialwürfel erstellt hast, besteht kein Grund zur Sorge

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • guten abend in die runde!
    euch erstmal einen herzlichsten dank für eure antworten.


    also, um die noch offenen fragen zu beantworten:
    es handelt sich um einen 20minütigen test in religion, den ich nach dem punktesystem bewertet habe. jener besagte S hat von mir eine 3 bekommen; die mutter hat sich nun auf die zwei eher offenen aufgaben gestürzt, da - wo ihrer meinung nach - sohnemann zu wenig punkte bekommen hat.


    ich muss mich arg zusammenreissen, um nicht an irgendwelche verschwörungstheorien zu glauben... manchmal überkommt mich der gedanke, meine mentorin könnte mit der mutter ... 8o


    gruß,
    heike.

    • Offizieller Beitrag


    Also wenn ich mir das Zitat des Schülers nochmal vor Augen halte, dann würde ich mir mal folgendes überlegen:
    Weißt Du denn, dass das seine Mutter gesagt hat? Manche Schüler wissen nämlich den Beruf ihrer Eltern ganz gut zu instrumentalisieren. Und wir sind uns ja darüber einig, dass wenn in Deutschland ein Aufsatz quer durch die Lehrerschaft gereicht wird, das Notenspektrum voll ausgenutzt wird.
    Lass Dich nicht verrückt machen - ich würde dem Schüler höflich sagen, dass seine Mutter als Lehrerin dann sicherlich auch weiß, wer die Noten gibt und wie sie zustandekommen und inwieweit man als Elternteil darauf Einfluss haben kann bzw. darf. Ich denke, die besagte Mutter weiß ganz gut, dass das, was sie da tut, nicht in Ordnung ist - vorausgesetzt der Schüler hat die Wahrheit gesagt.


    Und ansonsten kann man bei offenen Aufgaben eben immer darüber streiten, welche Note nun angemessen ist. Bei einem klaren Erwartungshorizont kannst Du die Note doch sicherlich gut begründen - und damit wäre das Thema für mich in diesem Fall dann erledigt.


    Gruß
    Jules

  • lieber bolzbold, danke für deine antwort!
    es handelt sich jedoch nicht nur um den mündlichen kommentar (weitergegeben vom sohn - wie wahrheitsgetreu auch immer), sondern auch noch um einen kurzen brief der mutter.
    ich habe mir beide aufgaben noch einmal angesehen und finde es nach wie vor gerechtfertigt, dass der schüler jeweils nicht die volle punktzahl bekommen hat - besonders wenn ich da an manche antworten anderer kinder denke... oder ist es etwa nicht ok, alles auch in relation zueinander zu sehen?


    solche sachen machen mich stinkig! X(
    ... und verunsichern mich zu gleichen teilen...


    *knirsch*


    heike.

    • Offizieller Beitrag


    Nein, nicht mehr knirschen! (Und ich lese demnächst genauer!)
    Du hast mit der Relation genau den richtigen Punkt getroffen. Die Mutter des Schülers setzt eine individuell für sie geltende Bezugsnorm an. Wenn Du die "soziale Norm" anlegst (das bedeutet hier die Leistung im Vergleich zu den anderen Schülern der Klasse), dann ist das Thema durch - in positiver Hinsicht.
    Mann, die Mutter ist Lehrerin...
    Wenn es hart auf hart kommt, könntest Du ihr sogar mangelnde Professionalität vorwerfen, weil sie die einfachsten Dinge nicht kennt bzw. bei sich und ihrem Sohn offenbar andere Maßstäbe anlegt. Abgesehen davon ist das Verhalten der Mutter völlig unkollegial - wo gibt es denn sowas? Es fehlt nur noch, dass demnächst meine Kollegen ankommen und für ihre Kinder, die ich unterrichte, Sondernoten verlangen. Gott sei Dank bin ich an einer Schule, wo das nicht der Fall ist...


    Nein, mal im Ernst: Solange DU die Noten rechtfertigen kannst und trotzdem noch in den Spiegel sehen kannst, dann ist alles in Butter. Mach Dir keinen Kopf mehr darüber. Du bist im Recht und die Mutter - Lehrerin hin oder her - hat Unrecht. Entweder liegt sie fachlich, pädagogisch oder eben kollegial daneben. Sie kann es sich gewissermaßen aussuchen.


    Gruß
    Jules

  • Also, bei uns in Bayern ist das im 1. RefJahr so:
    Du erstellst einen Test, zeigst ihn vor dem Schreiben der betreuenden Lehrkraft oder Seminarlehrer/in, die gucken, ob die Fragestellung ok ist. Dann schreibst du den Test und korrigierst ihn. Dann zeigst du die Korrektur wieder der entsprechenden Lehrkraft und erst dann gibst du den Test raus. Auf diese Weise bist du als Ref super abgesichert und hast Rückendeckung. Es ist halt am Anfang so, dass man noch nicht ganz so zielsichere Fragen stellt oder sich mit seinen Fragen in "Teufels Wurstküche" begibt.


    In deinem Fall möchte ich das aber natürlich nicht sagen, da bei euch das System wohl anders läuft. Hast du wirklich ein so schlechtes Verhältnis zu deiner Mentorin, dass du ihr den Test nicht zeigen kannst?


    Eines solltest du noch bedenken: Wenn du einmal bei so einer Sache nachgibst, bist du verloren! Dann kommt dauernd jemand daher, und will was ändern.


    Also, durchhalten!
    Schöne Grüße von Gela

  • gut, dass es dieses forum gibt! :)


    ich danke euch allen für eure antworten. nun bleibt für mich nur noch eine frage offen... antworte ich der mutter? wenn ja, wie: über ihren sohn? per antwortschreiben?
    irgendetwas muss ich wohl tun. nur wie soll es aussehen?


    liebe grüße in die runde!


    heike.

  • "LIebe Frau Kollegin,


    ich danke Ihnen für Ihr Interesse an meinem Unterricht, möchte aber doch zu bedenken geben, dass nicht alle Tests in allen Klassen aus verschiedenen Gründen gleich bewertet werden können. Da Sie ja bereits eine erfahrene Lehrerin sind, wird Ihnen dies bekannt sein.
    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie noch eine schöne Adventszeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen...


    xxx"


    Das fiel mir grad so spontan ein - so ähnlich tät ich das machen


    Viele Grüße! (also echte, nicht wie die da oben!! :D )
    venti :)

  • venti, ich danke dir ernsthaft für den vorschlag... mal ganz vorsichtig zurückgefragt: das ist sicher nicht zu frech und anmaßend? ?(

  • Naja, finde auch, dass bei venti einige konfliktträchtige Formulierungen enthalten sind.
    Wie wärs mit etwas in dieser Art:


    Liebe Kollegin,


    vielen Dank für Ihr Interesse. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass sich gerade in den bemängelten Aufgaben meine Unterrichtsschwerpunkte widerspiegeln, die Ihr Sohn leider nicht ganz beherrscht hat. Sollten Sie deswegen genaueren Klärungsbedarf haben, kann ich Ihnen Näheres gerne in meiner Sprechstunde am .... erläutern.
    Ansonsten wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch.


    MfG


    ...


    Also wenn die Frau nicht sehr viel Freizeitüberschuss hat, wird sie nicht auftauchen und der Fall ist erledigt. Ansonsten knallst du ihr halt deinen Erwartungshorizont um die Ohren...
    :D

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Hallo Heike und Timm,
    gut, dann die abgeschwächte Version. (Man nennt das "Schreibkonferenz" in der Grundschule, wenn alle an einem Text arbeiten) - Aber noch weiter würde ich es jetzt nicht abschwächen. Der Vorschlag von Timm mit der Sprechstunde ist doch sehr konstruktiv.
    Ich hoffe, es hat sich dann damit erledigt!


    Viele Grüße und einen schönen Abend!
    venti :D

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