Benotung bei zu schwerer Klassenarbeit

  • Hallo Leute,


    ich habe folgendes Problem:


    ich habe vor Beginn der Ferien eine KA in Deutsch schreiben lassen (Thema Kurzgeschichten). Beim Korrigieren merkte ich jetzt schnell, dass die Mehrheit der Schüler doch arge Probleme hatte. Ich war mir darüber im Klaren, dass die Arbeit nicht leicht ist, bin aber davon ausgegangen, dass viele Schüler die Herausforderung meistern. Das war nicht der Fall. Selbst sehr starke Schüler gerieten ins Schlingern, so dass ich mir vorwerfe, einfach mit einem zu hohen Anspruch an die KA gegangen zu sein.
    Die Benotung erfolgte nach Punkten und ich habe mich an die "50% Klausel" gehalten.
    Kann/darf ich diese Grenze von 50 % auf ca. 47 % senken? Es handelt sich dabei nur um 1 Punkt, den ich jeweils für jede Note herabsetzen würde. Aber ich bin total unsicher, wie da die Rechtslage ist. Habe in den Richtlinien und in der Ascho noch nichts gefunden.
    Genehmigen lassen müsste ich mir die Arbeit aber in keinem Fall.


    LG
    Sanne

  • Von der Rechtslage in NRW habe ich keine Ahnung, aber in der Praxis handhabe ich Situationen der geschilderten Art immer schülerfreundlich, ohne mich um etwaige Vorschriften zu kümmern. Von vielen Kollegen weiß ich das ähnlich.


    Anders sieht es bei mir aus, wenn eine Arbeit nicht zu schwer war, sondern die Vorbereitung der Schüler nicht ausreichte. In diesem Fall ziehe ich den geplanten Notenschlüssel immer durch.


    Es kommt wohl etwas aufs Fingerspitzengefühl an, in deinem Fall spricht vieles für ein klein wenig Großzügigkeit. Und was die 50%-Grenze betrifft kann ich mir nicht vorstellen, dass die in irgendeiner Ordnung festgezurrt sein soll (außer bei der IHK-Abschlussprüfung).

  • Hallo Sanne,


    du legst doch den Schlüssel fest, der dann der Bewertung zugrunde liegt. Natürlich kannst du diesen auch ändern, wenn du aus den von dir erwähnten Gründen erkennst, dass die Anforderungen zu hoch waren.


    Allerdings tue ich mich mit Punktsystemen bei Deutscharbeiten etwas schwer. Damit vermittelt man eine Scheinobjektivität, die es m.E. nicht gibt.


    Beste Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Hallo Sanne,


    wirklich kein Drama - du bewertest, und laut unserer Fachleiter muss auch eine "sehr gute" Arbeit keineswegs fehlerfrei sein. Die meisten Lehrer, die ich kenne, haben zwar eine ungefähre Bewertungsvorstellung im Kopf, passen die aber den tatsächlich erbrachten Schülerleistungen an. Das mit der 50% Klausel hab ich noch nie verstanden - du entscheidest doch, wieviel Punkte es wofür gibt, oder? Wenn du also die grundlegende Punkteverteilung so setzt, dass es recht viele Punkte für grundlegende Dinge wie Gliederung, Stil, Rechtschreibung usw. gibt, sollten die meisten auf 50% kommen. Meine ersten Klausuren waren meistens zu lang, sodass Schüler den letzten Teil nicht mehr geschafft haben - also nehmen wir ihn bei der Bewertung etwas zurück.


    Gruß,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Die 50%-Regel ist durchaus üblich.
    Allerdings ist nirgendwo amtlich vorgeschrieben, welche Note du für 50% geben must :D


    Manche zurren die 50% mathematisch exakt bei 3/4 fest (wie ich an der Hauptschule), andere gehen hier auf 4 oder noch schlechter oder legen - was ich für verwerflich halte - ihrer Notenskala eine Gauss'sche Normalverteilung zu Grunde.


    An einem Berufskolleg gab's mal ein Grundsatzurteil eines Verwaltungsgerichtes (wurde in der Tageszeitung gemeldet und ich hab' den Artikel nicht aufbewahrt):
    Urteil: Eine lineare Punkteskala muss linear 1:1 auf die Notenskala umgerechnet werden. Finde ich logisch.


    Ein Beispiel für eine lineare Notenskala (und ein zugehöriges Berechnungsprogramm für beliebige Punktzahlen) findest du hier:
    http://www.autenrieths.de/ftp/noten.xls

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo,


    vielen Dank für eure ausführlichen Antworten!


    Ich habe mir die ganzen Situation und eure Argumente noch einmal durch den Kopf gehen lassen und mich für die Herabsetzung der Punkte entschieden.


    Basta! :D


    Nun kann ich Sonntag wesentlich entspannter in den Urlaub fliegen!!


    LG
    Sanne

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