Was tut ihr, wenn ein Schüler (8. Klasse, wiederholt die Klasse bereits) fast nie Hausaufgaben macht? Ich habe bereits eine Benachrichtigung nach Hause geschickt, Elterngespräche geführt, er musste einmal nacharbeiten, was an unserer Schule gängige Praxis ist, es hilft aber alles nichts. Und nun?
Ich muss nun doch irgendwie reagieren, oder?
Was tut ihr in solchen Fällen?
Schüler macht fast nie Hausaufgaben: Was tun?
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Um das bewerten zu können, solltest du vielleicht noch ein paar Infos ergänzen:
1. In welchem Fach unterrichtest du ihn?
2. Wie steht er in deinem Fach und in den anderen Fächern?
3. Wie verhält er sich bei den Kollegen? -
1. Ich unterrichte ihn in Deutsch.
2. Er steht bei mir 4. In Mathe ist er, glaube ich, besser. In Englisch 4 oder 5. Nebenfächer weiß ich nicht.
Er ist generell sehr kompliziert und steht kurz vor der Klassenkonferenz. Er ist ein intelligenter Schüler und musste die Klasse nur wiederholen, da er wirklich fast nichts getan hat. Die familiäre Situation ist bei ihm wirklich sehr sehr kompliziert und daraus erklärt sich auch sein Verhalten
3. Er fällt bei fast jedem Lehrer auf.
Was das Verhalten des Schülers betrifft, überlegen wir uns gerade im Kollegium, was wir tun können. Aber für die nicht gemachten Hausaufgaben muss ich mir als Fachlehrerin selbst etwas überlegen, damit die anderen Schüler sehen, dass sowas nicht folgenlos bleibt. Die Klasse ist sehr schwierig und je mehr dieser Schüler (ich nenne ihn mal A.) sich erlaubt, desto mehr probieren es die anderen auch.
Eine andere Lehrerin hat es so gemacht, dass sie ihm nach der 5. oder 6. nicht gemachten Hausaufgabe pauschal eine 6 für Hausaufgaben eingetragen hat, die sie später mitbewerten wird. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das darf und wäre mit der Lösung auch nicht ganz glücklich.
Was ich sagen will: Es geht bei A. nicht nur um die Hausaufgaben, aber dies ist gerade das vorrangige Problem, bei dem ich schnell reagieren muss, da die Schüler gespannt verfolgen, was sie sich im Unterricht erlauben können.
Ich hoffe, ich konnte mich noch halbwegs verständlich ausdrücken - sorry, ich bin grade total total müde -
@ Referendarin,
wenn es Dir um Abschreckung geht, hilft nur eins: Nach mehrmals nicht gemachten Hausaufgaben, nachsitzen lassen und ihn in dieser Stunde die Hausaufgaben nacharbeiten lassen.
Achtung: In NRW darf man Hausaufgaben nicht benoten. Was aber geht: Schriftliche Überprüfung der Hausaufgaben. Da darf man auch benoten. Allerdings muss der Stoff der Hausaufgaben im Unterricht so ausführlich behandelt sein, dass die HA reinen Übungs-/Vertiefungscharakter hat.
Gruß von der Sonne
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In B-W ist es rechtlich möglich, die Hausaufgaben über das Mündliche zu benoten. Du rufst den Schüler auf und fragst ihn über die Hausaufgaben ab. Wenn nichts kommt, gibt das eine sechs. Passiert das mehrmals, kannst du ihm dann auch locker mündlich eine 5 geben, auch wenn er sonst besser ist. Ich mag es persönlich nicht, wenn man Schüler so vor der Klasse bloßstellt. Allerdings stelle ich meine Bedenken in solchen Fällen hintenan. Es ist einfach ein wirkungsvolles Signal an den Schüler und die Klasse.
Bei entsprechender schlechter mündlicher Note spielt der Schüler mit seiner Versetzung (in B-W würde er sogar aus der Schule fliegen), für manche ist dieses harte Signal immer noch der Anlass für eine Umkehr. -
Vorsicht! Ich habe das so gelernt: Man kann die Hausaufgaben eines Schü nur dann benoten, wenn man die Hausaufgaben aller Schü benotet. Ansonsten ist es ungerecht und rechtlich nicht sauber.
Gruß Annette
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Das ist ja der Trick: Schriftlich müssen alle benotet werden, mündlich kann man einen Einzelnen drannehmen.
Das ist 100% (für BW jedenfalls) korrekt, da in meinem "damaligen" (Ausbildung 01/03)Seminarpaper für Schulrecht als Alternative so erwähnt! -
Ah, danke! Dann habe ich da wohl was nicht richtig gelernt: Ich dachte das gilt sowohl mündlich als auch schriftlich! Danke für die Info.
Gruß Annette
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Darf ich ihn denn in NRW mündlich über die Hausaufgaben abfragen?
Aber es hat sich heute zum Guten gewendet, da seine nicht gemachten Hausaufgaben auch Thema seiner Klassenkonferenz sein werden und dort überlegt werden soll, wie man weiter vorgeht. In den nächsten Unterrichtsstunden werde ich es erst einmal nur notieren, wenn er die Hausaufgaben nicht hat und nichts weiter machen bis zur Konferenz.
Allerdings weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, wenn die anderen Schüler dann fragen, warum er nicht nacharbeiten muss o.ä. Kann ich einfach auf die Konferenz verweisen: "Das klären wir in der Konferenz"? (Klingt ja abschreckend genug.) Oder dürfen die anderen Schüler gar nicht erfahren, dass der Schüler eine Klassenkonferenz bekommen wird? Fällt sowas unter die Schweigepflicht? -
Hallo Referendarin!
Ich frag mal ganz naiv. Du sagst, du hast schon Elternbriefe geschickt, Elterngespräche usw. geführt. Hast du auch schon mit dem Schüler selbst unter vier Augen gesprochen? Für mich hat sich dies - auch bei Härtefällen- fast immer bewährt. Mein Gefühl ist, nach allem was ich hier gelesen habe, dass er bei harten Maßnahmen - die natürlich notwendig und wichtig sind- voraussichtlich noch mehr zu macht. Ist natürlich schwer per Ferndiagnose, aber könnte es nicht sein, dass er den anderen dann beweisen muss, wie egal ihm deine Sanktionen sind und wie cool er da drübersteht?
Gruß Cleo -
Hallo Cleo, ja ich habe schon öfter mit ihm unter 4 Augen gesprochen. Das habe ich anfangs sehr oft versucht, ich habe oft mit ihm gesprochen, bevor ich Briefe nach Hause geschrieben habe, etc. Momentan blockt er aber bei jedem Lehrer ab. Gespräche mit ihm bringen momentan nicht mehr so viel, da er sich von jedem angegriffen fühlt und alle Lehrer und sogar die Schulleitung anpflaumt. Aber das hat auch Ursachen, die außerhalb der Schule liegen und die meiner Meinung nach ganz anders angegangen werden müssten. Aber dazu haben wir ja demnächst eine Klassenkonferenz. Das größte Problem ist, dass die anderen Schüler erwarten, dass wir Lehrer auf sein Verhalten reagieren. Denn wenn sie sehen, dass er fast nie Hausaufgaben macht, fragen sie sich, warum sie denn überhaupt Aufgaben machen, wenn es für ihn keine Konsequenzen hat, sie nicht zu machen.
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Hi Silke, ich habe auch einen schüler, der gerne, bis gar nicht HA macht!
Ich lasse ihn die Arbeiten in Form von Übungsstunden " Nachsitzen" in der schule machen. Den Eltern habe ich erklärt, dass Übung sein muss!!!!
Wenn nicht zu Hause, dann in der Schule!
Neulich sagte er, dass er doch bitte in der schule seine HA machen möchte, eben weil es für ihn einfacher ist!liebe Grüße
Isa -
Weiß vielleicht jemand die genaue Stelle in den Vorschriften, die besagt, dass man Hausaufgaben nicht benoten darf (NRW). Ich hab mich da ein wenig in die Nesseln gesetzt, weil Schüler mit mir über die Konsequenzen nichtgemachter Hausaufgaben diskutiert haben und mir rausgerutscht ist, dass man keine 6 dafür geben darf. Ich wollte natürlich keine Kollegen reinreißen, manchmal sollte ich einfach lernen, die Klappe zu halten. Aber ich sollte wenigstens den genauen Wortlaut der Vorschrift wissen, falls mich da nochmal jemand fragt.
Grüße,
Birgit (manchmal einfach zu vorlaut)
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Bestehen Konsequenzen denn ausschließlich darin, Sanktionen zu erteilen?
mal ganz provokativ fragend *g*
Mia
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Zitat
Bestehen Konsequenzen denn ausschließlich darin, Sanktionen zu erteilen?
Hallo Mia,
ja, ich kann die Frage vollkommen verstehen. Das frage ich mich auch ständig. Aber im Seminar haben wir bisher, trotz Nachfrage, nichts über den Umgang mit schwierigen Schülern gelernt und an meiner Schule geht man eben immer nur den Weg der Sanktionen. Bei uns wird fast alles über Disziplin und Strafen geregelt, so dass es einerseits sehr schwer ist, mit den Schülern anders als frontal zu arbeiten. Das nehmen sie oft nicht ernst. Außerdem nehmen sie nur Sanktionen wahr. Ich wäre für andere Vorschläge sehr dankbar.
Das Problem ist aber eine andere Vorgehensweise durchzuziehen, wenn das Kollegium hauptsächlich anders arbeitet.
Was kann ich denn sonst noch tun? Ich freue mich wirklich über Tipps, da ich von der Hauptsächlich-Sanktionen-Methode nicht überzeugt bin, aber andere Sachen bisher auch nicht geklappt haben. Und die Tipps in meinem Kollegium beziehen sich vor allem auf Sanktionen.
Es kommt übrigens noch hinzu, dass der Schüler momentan auch in seinem sonstigen Verhalten immer krasser und provozierender wird und das nicht nur bei mir. Bisher hat nichts langfristig geholfen: Gespräche mit ihm, auch persönliche Gespräche darüber, was er nach der Schule machen möchte (am Anfang des Schuljahres hat er noch nicht ständig abgeblockt), ignorieren, mit ihm diskutieren, Gespräch mit den Erziehungsberechtigten (sehr komplizierte familiäre Situation, sind total überfordert),... Die Klasse schwankt immer: Entweder ist sie absolut genervt von ihm oder sie bewundert ihn und versucht sein Verhalten nachzumachen.
Welche Möglichkeiten gibt es denn generell noch? -
Nachdem du deine Ausgangssituation an der Schule geschildert hast, fürchte ich leider, dass du als Referendarin nicht viel wirst ausrichten können.
An meiner Schule verhält es sich ähnlich - Kollegen und Schulleitung versuchen ausschließlich über Sanktionen Herr der Lage zu werden: Jetzt zum Halbjahreswechsel findet gerade ein munterer Schülerwechsel quer durch alle Klassen aufgrund von Ordnungsmaßnahmen statt. Jegliche Konstanz, die gerade mal langsam am Entstehen war, wird wieder zunichte gemacht.Und obwohl ich in einer gänzlich anderen Position bin als du, ist es schwierig an den seit Jahrzehnten verwurzelten pädagogischen Traditionen etwas zu ändern. Es wird halt so gemacht und wenn die Maßnahme nicht wirkt, liegt's halt an dem bösen, bösen Schüler. Das muss man mit den Kollegen (!) kleinschrittig vorgehen und geduldig sein bis sich mal Lernerfolge einstellen.
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich dir, als Referendarin, nur empfehlen, deine Kräfte nicht darauf zu verschwenden, gegen Windmühlen anzukämpfen.
Aber das heißt auch, mach dich nicht verrückt, wenn bestimmte Dinge nicht funktionieren. Es liegt nicht an dir! Und so wie sich mir die Situation darstellt, ist das kein Bereich, auf den du Einfluss hast.
In Bezug auf diesen Schüler hast du ja schon geschrieben, wird eine Klassenkonferenz stattfinden, in der vermutlich irgendwelche Sanktionen beschlossen werden. Bleibt abzuwarten, ob sich etwas ändert oder nicht. Vermutlich nicht, bei dem schwierigen familiären Hintergrund, den du angedeutet hast. Und mal ehrlich: Die Probleme, die manche Schüler haben, rechtfertigen oft nicht das Theater, das um solche Belanglosigkeiten wie Hausaufgaben gemacht wird.
(Das sag ich jetzt als Sonderschullehrerin, deinen Fall kann ich natürlich nicht beurteilen.)
Aber wie damit umzugehen ist, ist primär Sache des Klassenlehrers. Wenn ihr nicht auf der gleichen Wellenlinie schwimmt, versuche dir ein dickes Fell zuzulegen und ignoriere die Dinge, die du (vorerst) nicht verändern kannst. Probiere das aus, was in deinem Kollegium gemacht wird. Wenn etwas funktioniert, dann ist es gut und du kannst die Methode in dein Repertoire aufnehmen. Wenn etwas nicht funktioniert, weißt du, dass du nach dem Ref. anders arbeiten musst.In Bezug auf die restliche Klasse denke ich aber auch, dass du dich nicht zu sehr daran aufreiben solltest. Ich habe es bislang nicht erlebt, dass eine Klasse sich ein Beispiel an schwierigen Schülern nimmt und halte es auch für unwahrscheinlich, dass es in deinem Fall passiert.
Egal, wie die Notengebung konkret gehandhabt wird, weiß einfach jeder Schüler, dass die Hausaufgaben in irgendeiner Form Einfluss auf die Note haben werden. Und sei es nur durch mangelnde häusliche Übung. In normalen Klassen reicht das absolut aus und es wird sich nicht die befürchtete Rebellion einstellen. Vielleicht wird mal ausgetestet, was passiert, wenn man die HA nicht macht, aber in der Regel hat das ja sofort negative Konsequenz kleinerer Art (Schimpfen, fehlende HA werden mit Strich eingetragen, evtl. misslungene HA-Überprüfungen bzw. Arbeiten).
Besonders schnell merken das die Schüler, wenn die Hausaufgabe sinnvoll ist und nicht nur eine "machteuchmalGedankenumdasunddasAufgabe". Besser gibt man Übungsaufgaben auf, die konkret auf die Klassenarbeit o.ä. vorbereiten, Aufgaben, auf denen die nächste Stunde aufbaut, je nach Thema und Fach auch reizvolle Aufgaben.
Nach Möglichkeit sollte man wirklich immer am Anfang der Stunde auf die Hausaufgabe eingehen, damit die Schüler merken, dass der Lehrer zur Kenntnis nimmt, dass sie die Hausaufgaben gemacht haben.
In normalen Regelschulklassen reicht das eigentlich vollkommen aus.
Ich habe übrigens bei dir nur die Befürchtung rausgehört, dass du ein HA-Problem in der Klasse kriegen könntest, aber eigentlich noch keins (bis auf diesen Schüler) hast. Hab ich doch richtig verstanden, oder?Mit meiner Frage habe ich auch nicht dich persönlich angesprochen, sondern mir ist aufgefallen, dass in deinem Thread nur noch über Sanktionen diskutiert wurde und daher wollte ich dem Ganzen mal einen Stoß in eine andere Richtung geben.
Das hat mich doch allmählich zu sehr an meiner derzeitige Situation in meinem Kollegium erinnert und das kenn ich sonst aus dem Forum doch überhaupt nicht!
Lieben Gruß
Mia -
Leider hab ich aber bezüglich meiner Frage (in der es natürlich auch um Sanktionen ging, wobei ich offenkundig nicht davon überzeugt war, wie die Kollegen da vorgehen) noch keine Antwort bekommen.
Wo genau finde ich die Vorschrift, die besagt, dass Hausaufgaben nicht benotet werden dürfen? (NRW)
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Birgit
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@ Birgit: ich habe da was gefunden
http://www.bildungsportal.nrw.…Hausaufgaben/benoten.html
Ich schreibe mir immer auf, wer keine HA gemacht hat und lasse das in die Sonstige Mitarbeitsnote einfließen.
LG
ramapas -
"Hausaufgaben werden deshalb in der Regel nicht zensiert, sollten jedoch unter pädagogischen Aspekten Anerkennung finden"
ist der Wortlaut. Aber das ist doch sehr schwammig, oder?
Im Seminar oder an meiner Schule meinte neulich jemand, "in der Regel nicht zensiert" bedeute doch, dass man sie in Ausnahmefällen zensieren könnte. Ist das zulässig?
Wie sieht es in NRW mit mündlichem Abfragen der Hausaufgaben aus? Ich glaube, im Hauptseminar gehört zu haben, dass das erlaubt sei.
@ Mia: Ja, ich fürchte auch, dass ich mich hauptsächlich an das halten muss, was die Schüler gewöhnt sind. Ich glaube, dass es noch an vielen Schulen so läuft, dass hauptsächlich Sanktionen eingesetzt werden. Oder irre ich mich da?
Nein, ich habe kein Hausaufgabenproblem, aber wir haben momentan alle Probleme mit der Klasse. Ich kenne die Klasse erst seit diesem Schuljahr, habe aber gehört, dass die Klasse
im letzten Schuljahr mehr oder weniger okay war, aber sie sich seit diesem Schuljahr total verändert hat. Ob es nur an der Pubertät liegt (8. Klasse) oder daran, dass viele Schüler neu in die Klasse kamen, weiß ich nicht. Jedenfalls machen einige Schüler A. (dem schwierigen Schüler) vieles nach.
Der Hälfte der Klasse imponiert sein Verhalten und sie versuchen ihn zu imitieren, die andere Hälfte der Klasse ist von seinem Verhalten genervt und erwartet, dass sich etwas ändert. Sie warten regelrecht auf Sanktionen.
Die Klasse ist momentan sehr schwierig. Es ist total auffällig: Der Rest der Klasse arbeitet halbwegs normal mit, dann macht A. provozierende Bemerkungen, bringt die anderen zum Lachen, motzt ... und dann fangen die anderen auch an.
Was kann man denn, sowohl in Bezug auf nicht gemachte Hausaufgaben und auch in Bezug auf das sonstige Verhalten schwieriger Schüler machen, außer Sanktionen zu geben?
Auch wenn es an meiner Schule vielleicht nicht machbar ist, weil vieles über Strafen gelöst wird, interessiert es mich doch.
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