Hallo,
in rund 10 Tagen steht mein zweiter Unterrichtsbesuch der Schulleitung zur Verbeamtung auf Lebenszeit an. Er erfolgt im Fach Deutsch, in einer Berufsschulklasse des 3. Lehrjahres.
Problematisch ist, dass ich im Moment kein Deutsch unterrichte, weil ich dann nach den Pfingstferien alle Stunden für eine Ganzschrift benutzen werde.
Um nun nicht einfach eine völlig isolierte Stunde anzubieten, dachte ich mir, das momentane Thema aus Gemeinschaftskunde, nämlich Krieg, Frieden und Friedensbegriff, aufzugreifen.
Spontan fiel mir Trakls Grodek ein ( http://www.allnacht.de/autoren/trakl/grodek.php ), die Frage ist nur, wie ich das einer Berufsschulklasse rüberbringen soll.
Glaubt ihr, das ist machbar? Habt ihr Ideen oder Alternativvorschläge zu diesem Thema?
Stehe gerade noch ganz am Anfang und bin für allen Input dankbar.
UB Deutsch Thema Krieg/Frieden
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So, um das etwas zu konkretisieren:
Meine erste Überlegung ist die, das expressionistische Mittel der Kontrastierung in den Vordergrund zu stellen. Dazu müssen die Schüler...
1. (im Sinne eines integrativen Grammatikunterrichts) die Verbindungen aus Adjektiv und Nomen herausfinden und auf Kärtchen schreiben...
2. an einer Pinwand in Klassen ordnen (mindestens 3: beschreibend/verstärkend, kontrastierend [teils Oxymorone] und Doppelung [Tautologie])...
3. 2-3 unmittelbar folgende Verbindungen aus Subst.&Adj. in ihrem Verhältnis untersuchen (auch wieder viele Kontraste).
4. Die erzielte/gewünschte Wirkung der Kontraste beschreiben.Man hätte dann am Ende einen ersten (sehr einfachen!) Deutungsansatz, nämlich den Kontrast Idylle/Natur und Krieg/Technologie, den man in Gemeinschaftskunde schön weiterführen könnte (Technologisierung des Krieges im WKI bis Golfkrieg II, Totaler Krieg).
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Hallo Heike,
du hast ein paar Punkte angesprochen, die mir selber noch Sorgen machen bzw. für die ich noch keine befriedigenden Antworten habe.
1. Zum Expressionismus: Nein, die Schüler kennen die Epoche nicht (das ist auch nicht in den Bildungsplänen angesteuert). Ich dachte an induktives Erarbeiten, d.h. wenn wir die Rolle des Kontrasts bei Trakl gesehen haben, würde ich ihn (kurz) als Epochenmerkmal einführen.
2 Der Einstieg: Wie wäre es, das Gedicht als stillen Impuls einfach auf den Overhead zu legen? Da das ganze sehr kryptisch wirkt, würden bestimmt bald Reaktionen kommen wie "was soll denn das?". Dann kann man besprechen, was so kryptisch wirkt, einzelne Fragen versuchen zu klären, mit dem sicheren Resultat, dass der genaue Zugang verborgen bleibt. Mit dem Hinweis, dass jetzt ein "Schlüssel" benutzt werden muss, würde ich in die Gruppenarbeit überleiten.
3. Das Niveau: Tja, eigentlich sitzen in der Klasse viele gute Schüler. Ich weiß aber nicht, wie viel davon noch erscheinen werden, da diese jetzt vorgezogene Abschlussprüfung hatten und Mitte Juni verabschiedet werden (hatte leider keine Möglichkeit, das noch rechtzeitig zu klären). Deshalb die Frage: Soll ich die Kategorien vorgeben? Hatte gerade noch die Befürchtung, das sei zu billig, aber jetzt gehe ich in Richtung von Heikes Bedenken.
4. Der Schluss?! Wie wäre ein expressionistisches Bild, das den Krieg thematisiert?* Man könnte zum einen so auf typische Stilmittel des Expressionismus zu sprechen kommen (die "wechselseitige Erhellung der Künste"), zum anderen das Thema Krieg/Frieden bzw. den WK I als Fanal für ein neues Kriegsverständnis anreißen und in der kommenden Unterrichtseinheit fortführen.* Wenn jemand einen Tipp hat, bitte!!!
Danke schonmal an Heike und in der Hoffnung, dass ihr mich weiter unterstützt...
Gruß
Timm -
Hallo Timm,
ganz spontan, nur einem Bauchgefühl folgend:- Nimm lieber das expressionistische Bild als Einstieg, daran kann man dann sehr gut die Epochenmerkmale erarbeiten.
Allerdings ist dann der Schluss schwieriger , vielleicht kommt mir noch eine zündende Idee.
Liebe Grüße, Hermine
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Zum besseren Verständnis meine Bilderfavoriten, alles Otto Dix.
http://www.skidmore.edu/academ…r/weimarculture/dix13.GIF
http://www.vib-bw.de/tp8/sose_…t/Express-Weimar/dix3.JPG
@ Heike: Das Bild soll...
... Anlass sein, Ergebnisse der Stunde noch einmal zusammenzufassen (in prägnanter Visualiserung)
... ein kleiner Einstieg sein, um auf Epochenmerkmale hinzuweisen (wie gesagt, die Behandlung von Epochen und deren Merkmale ist in der beruflichen Schule kein Lehrplanziel, man darf aber wohl trotzdem andeuten, dass es so etwas gibt)
... Grundlage sein, über die Merkmale des "modernen" Krieges zu sprechen.Danke für die Hinweise bzgl des Übergang zur Untersuchung, ich denke, man kann die Schüler sanft in der Einstiegsphase auf die Kombination Adj/Subst lenken.
Ich zerbreche mir morgen weiterhin den Kopf, hab' nur Prüfungsaufsicht...
Im Übrigen werde ich das Gedicht auf jeden Fall selbst am Anfang vorlesen!
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Zitat
aber was sollen die Schüler dann an dem Bild "erarbeiten", wenn sie noch gar keine Grundlage haben? Hm...da kommt doch eher nur allgemein-Gefasel.
Versteh ich nicht so ganz- spontan hätte ich gesagt, ein Bild wirkt hinführender, als die Schüler sofort mit dem Gedicht zu erschlagen- und die Kontrastierung ist bei den Bildern von Timm so gut ersichtlich - die hellen gegenüber den dunklen Farben etc.- da kann man auch ohne große Vorkenntnisse draufkommen.
Und dann hätten die Schüler schon mal eine Grundlage, um sich dem Gedicht zu nähern.
Und da das Thema in Gemeinschaftskunde ja auch Krieg und Frieden ist, könnte man das ja am Schluss in irgendeiner Form aufgreifen.Liebe Grüße, Hermine
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Sehe das auch so wie Hermine. Nur, wenn ich das Bild am Anfang nehme, fehlt mir ein brauchbarer Schluss und ich befürchte, der Anfang wird zu lang. Letzteres wiegt m.E. schwerer, denn ich habe auch gute Erfahrungen gemacht, ein Bild/eine Karikatur am Ende nochmal aufzulegen und die Erkenntnisse Revue passieren zu lassen und aus neuer Sicht zu beleuchten...
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Hallo Timm,
das Problem versteh ich- persönlich finde ich es nur "etwas mit der Tür ins Haus gefallen"- wenn man gleich mit dem Gedicht anfängt.
Wie wäre es zum Schluss mit einem anderen Bild, wäre die Stunde dann zu sehr "bilderüberladen?"
Es stimmt, der Anfang wäre zu lang, allerdings hab ich gute Erfahrungen mit dem 5- Minuten-Brainstorming gemacht. Man darf es nur nicht verlaufen lassen...
Liebe Grüße, Hermine -
Mittwoch in einer Woche. Ich habe aber einen großen Vorteil: Ich hab' bis dahin noch 3 Parallelklassen in Deutsch, 2 am Freitag, eine am Montag, d.h. ich kann das in mehreren Variationen durchspielen (!!!) - ich werde Bericht erstatten.
Bei uns in B-W ist die Verbeamtung eine sogenannte zweistufige Beurteilung:
1. Der Fachberater vom Oberschulamt kommt unangesagt. Eigentlich gibt es dafür einen 3-Wochenzeitraum, meiner stand aber plötzlich vor der Tür. Gemeinschaftskunde lief sehr gut, hatte ganz aktuell auf die Madrider Anschläge reagiert. Anschließend war von mir Wirtschaftskunde geplant. Da ich das aber fachfremd unterrichte, musste ich eine Deutschstunde aus dem Hut ziehen (oder er wäre nochmal gekommen, was ich nun gar nicht wollte!) - dementsprechend "toll" fiel der zweite Teil aus.
2. Auch die Schulleitung werkelt ein Gutachten aus. Dazu müssen sie zweimal in den Unterricht kommen. Die meistens SLs sagen das an - meiner Gott-sei-Dank auch! Den ersten Besuch habe ich in Gemeinschaftskunde hinter mir - lief gut.Wenn das Ganze dann so um 2,5 oder besser ausfällt, darf ich mich in 1,5 Jahren statt dreien auf die Lebenszeitverbeamtung freuen...
Danke schonmal für eure liebe Hilfe, macht auch echt (hoffentlich nicht nur mir) Spaß, so etwas übers Forum zu entwicklen...
Gruß
Timm
P.S.: Dafür ist der Amtsarztbesuch nur einmalig vor der Einstellung auf Probe; das ist also erledigt!
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Liebe Heike,
soooo, jetzt versteht Herminchen das auch *mit dem Kopf nick*Bei mir kam es irgendwie so an, als würde das Gedicht auf den Projektor geknallt und dann erst nebenher vorgelesen. Das fände ich nicht so schön bzw. wirklich arg unvermittelt.
Kam bei mir falsch an, sorry.
Und in dem Zusammenhang wäre dann das Bild als Schluss wirklich besser geeignet.
Liebe Grüße, Hermine -
Also, hab' die Stunde gestern zweimal gehalten.
Bei der ersten Stunde habe ich nicht auf die Zeit geschaut. Die Klasse, die allem sehr skeptisch gegenüber steht, hat ganz toll gearbeitet. Sie haben die Einteilung individuell pro Gruppe anders gemacht, als ich wollte, aber alle kamen zum Ergebnis "Kontrast." Lief echt super und die Schüler meinten nur nach meinem Lob, dass sie schon für was zu haben seien, wenns so interessant rübergebrach wird...
Bei der zweiten Klasse habe ich die Zeit noch beobachtet, haben ca 55 Minuten gebraucht. Der Anfang war etwas zäh, aber auch die haben alles rausgekriegt.
Das Bild war übrigens bei beiden Klassen ein Selbstläufer.
Ich werde wohl die Klasse am Mittwoch früher in die Mittagspause schicken und 10 Minuten früher anfangen, dann bin ich auf der sicheren Seite. Normalerweise sind die Schüler bei UBs ja etwas konzentrierter und schneller....
Danke Hermine, danke Heike, ihr habt einen wichtigen Anteil am (bisherigen) Gelingen!
Viele Grüße und schönes Wochenende
Timm
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Natürlich drück ich auch ganz fest die Daumen, ne Freundin von mir hat am Freitag schon eine 1 in der Lehrprobe bekommen, also scheint mein Däumchendrücken wohl was zu bringen
Für mich bitte im Moment lieber Obst oder so, darf grad keine Schoki essen *heul*
Liebe Grüße, Hermine
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Ehrlich gesagt, ob für die Jungs aus der 3. BFS Trakl geeignet ist? Wie wärs mit einem modernen Text plus Film? Platoon, Borchert, Nachkriegsliteratur ....
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Hallo,
hatte am Mittwochabend noch Besuch und bin am Donnerstagfrüh gleich als Trauzeuge auf eine Hochzeit gefahren. Sorry, dass ich erst jetzt antworte...
Also, die Stunde lief ganz gut durch. Der stellvertretende Schulleiter wollte eigentlich früher raus, weil er noch einen Termin hatte, schien aber sichtlich interessiert und blieb fast 10min länger. Mit einem freundlichen Handschlag und "danke fürs Zuschauen" hat er sich verabschiedet.
Probem war, dass nur 10 Schüler da waren. Gerade in der Einstiegsphase ist es gut, wenn es mehr sind, um die entsprechenden Ideen zusammenzubekommen. Ging aber trotzdem, weil ein Schüler eine tolle Stütze für mich war.
Mal schauen, was der stellvertretende SL bei der Nachbesprechung meint; dauert aber noch fast 2 Wochen - wir haben nämlich Ferien in BW!!! (Ich werde aber nochmal posten).
Also, Heike und Hermine, ich schick mal die erste Portion virtuelle Schokolade und hoffe, dass nach den Ferien noch Anlass zum Nachsenden besteht...
@ Dr EGG: Lies einfach mal meine Beiträge durch: In der Klasse, die man am "bildungsfernsten" bezeichnen würde, lief die Sache am besten. Ich weiß nicht, warum du dir da Sorgen gemacht hast:
a) Trakl zu "veraltet"? Gerade das Fehlen vieler lyrischer Merkmale und das Kryptische reizen die Schüler.
b) Trakl zu schwer? Nun, wie unser verehrter Doktor Kohl sagte: "Es zählt `was hinten rauskommt", soll heißen es haben vier Klassen die Stunde "geschafft" und in den Gruppen wirklich motiviert und ergebnisorientiert gearbeitet. Kann dazu nur allgemein sagen: Mutet euren Schülern etwas zu und gebt ihnen gleichzeitig das Vertrauen, dass sie es auch schaffen können, dann werden sie euch öfter positiv überraschen!!! -
So,
die Nachbesprechung hat etwas gedauert, aber heute Mittag war ich beim stellvertrenden Schulleiter. Naja, kurz und knapp: Er war sehr angetan. Außer, dass ich während des Unterrichtsgesprächs mehr verschiedene Schüler beteiligen soll, hatte er nichts zu kritisieren. Meinte, es habe ihn selber interessiert, obwohl er für Deutsch und vor allem Gedichte bis heute nicht viel über gehabt habe.
Danach hat er mich noch sehr wohlwollend zu meinen Lehrauftragswünschen befragt.
Vielen Dank nochmal Heike und Hermine für eure liebe Mitwirkung. Beim momentanen Temperaturhoch ist virtuelles Eiskonfekt vielleicht angemessener als Schoki, deswegen habt ihr ersters in rauen Mengen verdient...! -
Tusch!
Glückwunsch! Das hört sich doch super an!Liebe Grüße, Hermine
*in virtuellem Eiskonfekt schwelgend*
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