Hallo!
Hat jemand von euch schon einmal etwas zum Thema "Soap opera" gemacht?
Habe mit meiner Klasse vor Medien, Werbung, Soaps zu machen, weiß aber nicht so recht, wie ich es angehen soll...
Für Tipps wäre ich sehr dankbar!
Lg Cleo
Hallo!
Hat jemand von euch schon einmal etwas zum Thema "Soap opera" gemacht?
Habe mit meiner Klasse vor Medien, Werbung, Soaps zu machen, weiß aber nicht so recht, wie ich es angehen soll...
Für Tipps wäre ich sehr dankbar!
Lg Cleo
Hallo Cleo,
von Marlies Hübner (Deutschdidaktikerin) gibt es einen Aufsatz über die Serie Marienhof und deren Umsetzung. Wenn dich sowas interessiert, dann schaue ich nochmal die genauen Literaturangaben nach.
lg
Josephine
Hallo Cleo!
Welche Schulform, welche Klasse, welches Fach?
w.
Ketzerische Zwischenfrage
Ich würde gern eine vielleicht ketzerische Zwischenfrage stellen - warum überhaupt das Thema soap opera behandeln?
Ich kann mir da zwei grundsätzliche Vorgehensweisen vorstellen, die ich aber beide nicht so prickelnd finde.
1. Die Schüler bringen sich mit ihren (positiven) Seherfahrungen ein; dann ist der Unterricht schön schülerzentriert, weil ja alle heute soaps gucken & man was Gemeinsames hat, worüber man sprechen kann. Aber: muß das sein? Sollte Schule nicht eher Anregungsraum sein, wo die Schüler mit Sachen konfrontiert werden, die sie nicht eh alle schon kennen?
2. Oder man macht das Ganze kritisch: Die Schüler sollen gegen die Manipulationen (du bringst das Thema ja mit Werbung zusammen, was in der Tat naheliegt: product placement, merchandise, etc.) der soaps geimpft werden. Das ist zwar löblich, klingt mir aber nach der etwas vermieften 70er-Jahre-Pädagogik à la "Comics machen dumm." (Und sonderlich erfolgreich war die ja seinerzeit auch nicht.) Die Kulturwissenschaften sind gerade dabei, die Grenzwälle zwischen U-Kultur und E-Kultur einzureißen - und da finde ich solche 'Entlarvungsinterpretationen' für sich etwas abgestanden...
Nichts für ungut, nur ein kleiner Zwischenruf. Mich interessiert halt, was damit bezweckt wird .
gruß, ph.
Lieber Zwischenrufer,
du outest dich gerade als jemand, der sich zwar den 70ger-Jahre-Mief "Soaps machen dumm" nicht anhängen lassen möchte, gleichzeitig aber auch kein gutes Haar an den Soaps entdecken/ lassen kann. Ein wenig Gegengerufe:
- das grundsätzliche narrative Format der Soaps, mehrere Handlungsstränge ineinander zu verflechten und nicht jede Episode mit Closure enden zu lassen, ist erstens erfolgreich wie selten und wird von vielen auch als die "realistischere " Erzählform gesehen, da es eben nie ein "glücklich bis ans Ende ihrer Tage" gibt, sondern nur ein vorläufiges Ende, dass danach relativiert und wieder aufgehoben wird. Allein die Gegenüberstellung "Worin unterscheiden sich Film und Soap" lohnt sich, um eine ganze Menge über Erzählformen zu verstehen.
- Im Fremdsprachenunterricht - und z.T. auch im Deutschunterricht - erlauben Soaps ganz hervorragend die "Simulation Generale", bei denen jeder SuS einen Charakter führt, die sich in immer wechselnden Gruppenarbeiten begegnen, auf bestimmte Einflüsse reagieren ("In unserer Straße soll ein Heim für Drogensüchtige aufgemacht werden"), sich gemeinsam entwickeln. Ich hab das in Französisch als Schülerin mal miterlebt, es funktioniert fantastisch, geraqde weil die SuS mit dem Format recht gut vertraut sind.
- zurück zu den positiven Seiten der Soaps, zwar kommen Soaps aus der Werbung, werden aber gern und oft dazu genutzt, politische Botschaften zu transportieren, vor allem von den Briten. Nach dem zweiten Weltkrieg half die erfolgreiche Radio-Soap "The Archers" (läuft glaub ich immer noch), Modernisierungen im Farmwesen zu verbreiten. Z.Zt. arbeitet der politische Arm von BBC World daran, im ehemaligen SOviet-Block Radiofachleute auszubilden, wobei sie u.a. mit den Russen gemeinsam eine Soap entwickeln, die gerade in den gottverlassenen Dörfern im Hinterland Kenntnisse und Mut zur Selbsthilfe und Eigenständigkeit bei Alltagsproblemen verbreiten soll - man mag politisch dazu stehen, wie man will, ich halte es aber für eine gute Gelegenheit, mit SuS selbst eine Folge zu einem Problemthema zu designen.
Langer Rede kurzer Sinn: Soaps sind mit Recht ein sehr erfolgreiches Format, weil Leute diese Art, Geschichten zu erzählen, offensichtlich mögen. Zu verstehen, was die Attraktionen des Genres sind und wie man sie (handlungs- und ideologieorientiert ) nutzbar machen kann, ist für mich ein sinnvolles Ziel von Unterricht und "Media Literacy"/ Medienkompetenz.
w.
Zitatdu outest dich gerade als jemand, der sich zwar den 70ger-Jahre-Mief "Soaps machen dumm" nicht anhängen lassen möchte, gleichzeitig aber auch kein gutes Haar an den Soaps entdecken/ lassen kann.
Ja, ich halte soap operas in der Tat für den Bodensatz der TV-Unterhaltung... (Halt, ich habe daily talks und Gerichtsshows vergessen - na gut, ein knapper 3. Platz für GZSZ und Konsorten.) Mein Problem mit den von mir oben skizzierten Alternativen: (1) will ich nicht und (2) funktioniert m.E. nicht.
Zitat...das grundsätzliche narrative Format der Soaps, mehrere Handlungsstränge ineinander zu verflechten und nicht jede Episode mit Closure enden zu lassen, ist erstens erfolgreich wie selten und wird von vielen auch als die "realistischere " Erzählform gesehen, da es eben nie ein "glücklich bis ans Ende ihrer Tage" gibt, sondern nur ein vorläufiges Ende, dass danach relativiert und wieder aufgehoben wird.
Aber das hier beschriebene narrative Muster läßt sich auch an hochwertigeren TV-Serien betrachten: Emergency Room, 24 oder meinetwegen Buffy (die hatten wir ja schon mal). Ich bin nicht gegen Fernsehen im Zusammenhang mit media literacy, aber warum gerade soaps ?
ZitatIm Fremdsprachenunterricht - und z.T. auch im Deutschunterricht - erlauben Soaps ganz hervorragend die "Simulation Generale", bei denen jeder SuS einen Charakter führt, die sich in immer wechselnden Gruppenarbeiten begegnen, auf bestimmte Einflüsse reagieren ("In unserer Straße soll ein Heim für Drogensüchtige aufgemacht werden"), sich gemeinsam entwickeln. Ich hab das in Französisch als Schülerin mal miterlebt, es funktioniert fantastisch, geraqde weil die SuS mit dem Format recht gut vertraut sind.
Das klingt sehr gut, und das finde ich auch spannend, aber hier ist soap ja nicht Unterrichtsthema, sondern quasi implizite Voraussetzung der Unterrichtsarbeit
Zitat...ich halte es aber für eine gute Gelegenheit, mit SuS selbst eine Folge zu einem Problemthema zu designen.
Da hast du ja nebenbei einen schönen Vorschlag für cleo geliefert!
ZitatZu verstehen, was die Attraktionen des Genres sind und wie man sie (handlungs- und ideologieorientiert ) nutzbar machen kann, ist für mich ein sinnvolles Ziel von Unterricht und "Media Literacy"/ Medienkompetenz.
(und hier auch gleich die Lernzielformulierung )
hm...
*immernochnichtrechtüberzeugtaberdiepositiongrundsätzlich einsehend*
gruß, ph.
Hallo Cleo,
ein ganz wichtiger Hinweis zu deinem Vorhaben: Es ist rechtlich nicht zulässig, Videos, die du nicht bei der Landesbildstelle entliehen oder für die du keine Genehmigung des Senders hast, im Unterricht zu zeigen.
Bei uns ist schon mal eine Lehrprobe vom SL deshalb abgebrochen worden, weil jemand 10 min. aus der "Trueman Show" gezeigt hat.
Du hast im Prinzip nur ein "Zitierrecht" von 1:30 min.
Viele Grüße,
Bonny
Eine Genehmigung des Senders wäre ja evtl möglich zu bekommen. (Und wenn nicht, dann gibt es ja noch die Möglichkeit der vorbereitenden Hausaufgabe, die zumindest die meisten Schüler nur allzu gerne machen würden.)
Aber um mal auf eine bestimmte Soap zu sprechen zu kommen, die oben schon erwähnt wurde: Marienhof!
Ich denke, diese eignet sich sehr gut, um bestimmte soziale Probleme anzusprechen. Da wurde schon sehr viel thematisiert: Drogen- und Alkoholprobleme, Behinderungen, Ausländerhaß, Schulprobleme, das erste Mal, HIV-Virus etc... alles Dinge, die heutzutage (leider) aus der Gesellschaft nicht wegzudenken sind.
Im Sinne der heutigen Medienpädagogik sollten auch Soaps einen Platz im unterricht haben, weil es eben gerade das ist, was Jugendliche sehen. In Hinblick auf schülerorientierten Unterricht haben diese Soaps sehr wohl eine Berechtigung. Dabei sollte aber auch auf eine kritische Beleuchtung wert gelegt werden.
Ich könnte mir weiterhin auch vorstellen, Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" im Unterricht zu thematisieren.
Also Cleo: Super Idee, würde ich unbedingt umsetzen.
Ach ja philosophus:
Ich hab gerade letztens im Seminar gelernt, daß der Lehrer offen sein muß für die Medienwelt der Schüler und keine bestimmten Sendungen ablehnen darf. Er sollte sogar die Medien als Miterzieher anerkennen! Also bitte nicht zu ketzerisch!
ZitatIch hab gerade letztens im Seminar gelernt, daß der Lehrer offen sein muß für die Medienwelt der Schüler und keine bestimmten Sendungen ablehnen darf. Er sollte sogar die Medien als Miterzieher anerkennen!
Wie ist denn hier "anerkennen" gemeint?
(a) anerkennen = Faktizität zur Kenntnis nehmen
oder
(b) anerkennen = gut finden, akzeptieren ???
(a) versteht sich von selbst - aber ist hier wirklich (b) gemeint? Und wenn ja, welche "Rolle" hat der Miterzieher dann zu spielen? (Heißt das, Guido Knopp hat prinzipiell gegenüber dem Geschilehrer recht? )
Mit der Medienwelt der Schüler auseinandersetzen (d.h. wissen, was geguckt wird) und nicht apriori alles für schlecht halten - d'accord, aber darüberhinaus würde ich das für Anbiederei halten, die sich die Schüler wohl auch verbitten würden.
Zuletzt: was ist heutige Medienpädagogik? Und ganz pragmatisch: wenn dem, was die Schüler sehen (im Sinne von Schülerorientierung), ein Platz eingeräumt wird, muß anderes entfallen (was die Schüler sich vielleicht nicht von alleine ansehen). Bin ich echt der einzige, der das als potentielle 'Verarmung' des Unterrichts empfindet?
Mann, Philo, was hat dich denn heut gebissen? Seit wann so kulturpessimistisch? Ist dir heut morgen Adorno in den Kaffee gefallen?
Mal ein bisschen sachlicher: Erstens verstehe ich dein saumieses Bild von den Interessen der Schüler nicht - ich will zwar nicht behaupten, dass alle meiner lieben Kleinen sich mit Begeisterung auf Goethe stürzen, aber da ist eine ganze Menge mehr an Neugier, als du ihnen in deinen Kommentaren zutraust, es kommt durchaus kein billiger Schwachsinn dabei heraus, wenn man die SuS bei der Auswahl der zu behandelnden Medientexte mitspielen lässt.
Zweitens, erinnerst du dich an die "Fight Club" Debatte? Den hatten die lieben Kleinen von sich aus ausgewählt, und - um deiner Angst der Stoffverarmung zu begenen - wenn ich ganz ehrlich bin, halt ich im Moment Fightclub auch für wichtiger als Werther, wenn ich mich entscheiden müsste.
Drittens, ich kann ja deine Fernseh-Abneigung verstehen, mich kotzt auch das allermeiste an, aber das heißt nur ganz begrenzt, dass es den SuS anders geht. Ich halt's dann für pädagogisch sinnvoller, wenn die SuS mit dem Lehrer heiß diskutieren müssen, um ihn vom Wert einer Sendung zu überzeugen, aber grundsätzlich sehe ich nichts Verwerfliches darin, die "Medienwelt der Schüler" intensiv mit einzubeziehen.
Wie hab ich mir denn deinen Medien-Lehrplan vorzustellen? Zum Einstieg in der 5. Klasse gucken wir Das literarische Quartett, ab dann gibt's nur noch ARTE, und wer zwischenduch einschläft, fliegt raus. Und dann haben wir erreicht, dass sie NIE WIEDER einen kulturell wertvollen Film sehen wollen - so wurde mir mal Tarkovsky vermiest, was ich dem entsprechenden männlichen Wesen bis heut übel nehme. Das kann's doch nicht sein, oder?
Noch zwei Gegenthesen: Zum einen wissen wir nicht, was die Lütten aus ihrer Kultur machen - unsere Eltern hatten Ärger wegen den Beatles, wir mussten den "Star Wars Schund" verteitigen (oder Comics, nicht wahr?), und wenn ich jetzt GZSZ nicht raffe ,dann ist das wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass ich ALT werde und das gar nicht raffen soll.
Zum anderen von jemandem, der ungefähr die Hälfte seiner Bildung immer aus der Populärkultur gezogen hat (sag jetzt nichts, ich weiß, was du denkst), die großen Gedanken der Zeit schagen immer in guter Populärkultur durch. Kaum ein Genre verwurstet soviele moderne Literaturtheorien wie der englische neue Krimi, postmoderne Kulturtheorie hat energsiche Spuren in Star Trek hinterlassen, un d Theorien der Gesellschaft lassen sich bereits in Hanni und Nanni nachweisen. Ohne Scheiß, es gibt eine MJenge Quellen für gute Gedanken. LAss die SuS erst mal erzählen, was sie denn in dem Kram eigentlich finden - dann kannst du immer noch meckern.
Mit unverbesserlichem Kulturoptimismus,
w.
@ wolkenstein
Ich würde jedes deiner gewählten Beispiele (engl. Krimi, Star Trek, Fight Club & sogar Hanni und Nanni [obwohl ich gestehen muß, daß ich da Lektüre-Lücken habe ]) sofort akzeptieren und habe weiter oben ja auch die eine oder andere Sendung ins Spiel gebracht - nur: es gibt m.E. himmelweite qualitative Unterschiede zwischen guter Populärkultur à la Star Trek, Fight Club et al. und einer daily soap wie GZSZ - und zwar sowohl auf inhaltlicher wie auf formaler Ebene.
Über das Klischee-Gegen-Bild vom freudlosen Dauer-ARTE-Gucker, der nur Bergmanns und Tarkowskijs duldet, hülle ich mal den Mantel des Schweigens; mir geht's nicht um U gegen E (hab ich ja auch weiter oben geschrieben), sondern um "schlecht gemacht" vs. "gut gemacht". Und in die Schublade des "Nur-was-bei-Goethe-steht-ist-gut" will ich mich hier auch nicht sperren lassen, denn das habe ich nirgendwo behauptet. (Bin ja selber mit Batman groß geworden & verpasse nix von Alan Moore im Comicladen.)
Mein grundsätzliches Problem ist nicht, daß die Kiddies Soaps gucken, mein Problem ist eher: Wenn sich Schule den gesellschaftlichen Realitäten anverwandelt (ohje, das klingt jetzt schon stilistisch nach Adorno ), fällt sie als Alternativ-Angebot zum Miterzieher "Medienwelt" aus. Ja, das ist irgendwo kulturpessimistisch, und zwar in dem Sinne, daß ich nicht auf die Selbstregulation der Kultur allein vertraue.
Sorry, da war ich etwas arg bausch- und bogig, was ich hiermit zurücknehme. Auf mein Zeitargument bist du allerdings nicht eingegangen -. so, wie meine Mutter nie und nimmer hätte erkennen können, was denn an Star Trek gut gemacht ist, fehlt uns vielleicht die Antenne für die Qualitäten von GZSZ. Sollen's mir die SuS doch erklären. Und wenn gar nix anderes hilft, taugt's immer noch als schlechtes Beispiel, dass man verbessern kann - die Deutschstunde, in der die platten Dialoge aufgepeppt werden, könnte richtig spannend werden.
w.
Zitatso, wie meine Mutter nie und nimmer hätte erkennen können, was denn an Star Trek gut gemacht ist, fehlt uns vielleicht die Antenne für die Qualitäten von GZSZ.
Hm, das ist ein gewichtiges Argument, fürchte ich. Auch wenn's mir ganz und gar nicht schmeckt, weil ich schon glaube, daß sich da Kriterien angeben ließen. Aber sowas kann man nicht par ordre de mufti entscheiden - sondern müßte es eben zeigen, und schwupps sind die soaps im Unterricht.
ZitatUnd wenn gar nix anderes hilft, taugt's immer noch als schlechtes Beispiel, dass man verbessern kann - die Deutschstunde, in der die platten Dialoge aufgepeppt werden, könnte richtig spannend werden.
Wieder eine spannende Idee, die cleo hoffentlich weiterbringt.
Naja, ich habe den thread wohl genug mit meinem kulturkritschen Lamento okkupiert. Auch das kann man sicher gelungen machen, ohne in die von mir eingangs skizzierten Fallen zu tappen. (Btw: Adorno wäre sehr für die Behandlung von dailiy soaps in der Schule, er ist gewissermaßen der Vater der 'kritischen Entlarvungspädagogik'.)
Hmh, grummel, grummel,
wollte eigentlich keine Grundsatzdiskussionen auslösen über U- bzw. E-Literatur... Außerdem hatte ich nicht vor, endlos Soaps anzugucken, damit die Schüler danach johlend und begeistert meinen Unterricht verlassen und jedem erzählen, wie cool ich bin, weil sie in meinen Unterricht Fernseh gucken dürfen... Keineswegs - ich werde mich mit Medien, Werbung (Lehrplan!) beschäftigen und inwieweit wir davon manipuliert werden oder nicht. Wenn ich mir Lindenstraße angucke, weil dies bei mir während des Ref-Stresses eine wohltuende Wirkung hat, weiß ich trotzdem, dass diese Serie- gut gemacht oder nicht - eher als "niveaulos" und simpel gestrickt zu bezeichnen ist, vor allem im Vergleich zu einer guten Literaturverfilmung, ist doch klar. Aber ist es nicht wichtig, die SuS zu sensibilisieren was für ein "Käse" sie sich da ansehen, hinter die Strukturen zu kommen und nicht einfach nur zu glotzen, sondern sich auch immer bewusst zu sein, hey, das unterhält mich jetzt, aber es gibt durchaus Filme o. Ä. mit mehr Anspruch.
Gerade diese Entlarvung der Einfachheit und Kalkulierbarkeit solcher Soaps soll Inhalt meines Unterrichts sein. Das hält die Kids nicht vom Gucken ab, kann aber einen wichtigen Beitrag zur Medienkompetenz leisten. Warum dies nicht in den Unterricht holen?!
Gerade die Beschäftigung mit Dingen, wie z.B. Unterhaltungsliteratur kann den Unterschied zur sog. "hohen" Literatur" akzentuieren.
Wollen wir brave Bildungsbürger oder kritische Konsumenten? Oder beides?!
Gruß Cleo
P.S. Danke für die Anregungen!
Sorry, Cleo,
wollten deinen Thread nicht kapern. Mir geht nur manchmal der Gaul durch, wenn ich sehe, mit welcher arroganten Selbstverständlichkeit sich das meiste Lehrbuchmaterial immer noch über den "niederen" Kultursektor lustig macht und dabei nicht mal merkt, dass die Kritik am Thema vorbei geht und sie das Kind mit dem Bade ausschütten. Ich glaub nicht, dass deine SuS größtenteils davon überzeugt sind, sich hohe Kultur anzutun, wenn sie soaps gucken. "In den Unterricht holen" ist gut. Aber dann auch so "beleuchten", dass man verstehen kann, wie sie eigentlich gemeint sind. Was ich damals sehr nützlich und einleuchtend fand, war die resource-theory, die unterstellt, dass alles, was im Alltagsleben fehlt, in den soaps im Überfluss vorhanden ist:
Monotonie - ständiger Wechsel
emotionale Armut - emotionaler Überfluss (Liebe, Hass usw.)
materielle Knappheit - Überfluss (gerade bei den Glam-Serien)
eingeschränkte soziale Beziehungen - vielfältige soziale Beziehungen
Frustration/Kompexität - Lösbarkeit/Überschaubarkeit
usw.
Dieses "Baden im einfacheren Leben" ist die beste Erklärung, die mir bislang für die Faszination Soaps untergekommen ist. Und wenn man mit SuS die Art der "Resourcen" betrachtet, die in einer Serie besonders zelebriert wird, kann man ganz gut auf Zielpublikum zu sprechen kommen und dann den Bogen zur Zielgruppenwerbung schlagen.
Grüße,
w.
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