Warum können 5 klässler nicht schreiben

  • Hallo ihr lieben,
    nachdem ich gerade meine letzte Klassenarbeit korrigiert habe frage ich mich ersthaft: Warum können die nicht schreiben?
    Meine Frage geht auch ganz klar an die Primarstufenkollegen - gut ich bin an einer HS aber irgendetwas muss doch verdammt schief gehen - schon in der Primarstufe....
    und - was soll ich jetzt machen? wie bringe ich diesen Kids das Schreiben bei???


    völlig frustriert
    Isa

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Isa,
    als Deutschlehrerin hatte ich das auch schon mal gepostet:
    die Antworten waren meist:
    a) Kinder müssen in diesem Alter noch nicht perfekt rechtschreiben können (stimmt, aber zwischen perfekt und dem, was meine Kleinen fabrizieren, liegen Welten)
    b) eine Mutter erklärte mir, dass in manchen unserer Grundschulen (BY). Rechtschreibung nur in Diktaten und Klassenarbeiten, nicht aber in den Aufsätzen bewertet würden.
    c) Eine andere Mutter erzählte, dass in einer Grundschule ein halbes Jahr vor dem Übertritt ins Gymnasium nicht mehr Deutsch, sondern nur noch Mathe geübt wurde.


    Du siehst, es gibt leider viele Erklärungsmöglichkeiten.


    Mein Tipp, das mache ich in der Fünften mit den Klassenarbeiten jetzt immer: Streich die Rechtschreibung nur als falsch an, korrigiere aber nicht positiv d.h. schreib nicht die richtige Lösung hin!
    Die sollen die Kinder dann nach der Rausgabe der Arbeit selbst mittels eines Wörterbuchs herausfinden.
    Hausaufgabe ist in meiner Klasse also nach der Herausgabe eine Musterlösung des eigenen Aufsatzes zu produzieren.
    Ist für die Kids zwar mühsam, aber zeigt schon tolle Erfolge!
    Liebe Grüße, Hermine

  • hallo isa,


    wie hermine schon sagte, haben wir dieses thema schon diskutiert.
    ich habe gerade noch einmal nachgelesen und gesehen, dass du dich damals an der diskussion beteiligt hast...
    da ich gerade an den zeugnissen sitze, habe ich die rechtschreibleistungen meiner kids noch einmal unter die lupe genommen und kann sagen: sie können schreiben!
    natürlich gibt es auch rechtschreibschwache kinder in meiner klasse, die jedoch in ihrem letzten grundschulhalbjahr gezielt an ihren fehlerschwerpunkten arbeiten werden...
    habe aus diesem grund letzte woche noch einmal die hamburger schreibprobe durchgeführt, an deren auswertung ich gerade sitze...
    euch einen schönen sonntag wünscht eine


    grundschullehrerin

  • Klar, ich weiß schon - aber verwunderlich ist es doch oder....
    in meiner Klasse - so kommt es mir auf jeden Fall vor - können die wenigsten schreiben.
    Ich würd es ihnen so gerne beibringen - suche aber immer noch die geeigneten Methoden.....
    l.g
    Isa

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Grundschullehrerin,
    was ist die Hamburger Schreibprobe?
    Vielleicht könnte Isa ja anhand derer ihre Kids trainieren...
    wie gesagt, meine Methode war/ist sehr fruchtbar- was aber auch darauf hindeutet, dass die Kids zwar schreiben könnten, aber furchtbar unkonzentriert sind.
    Deshalb noch meine wirklich ganz naive Frage: Wird den Kindern auch beigebracht, sich zu konzentrieren und gezielt auf Fragen zu antworten?
    Die größte Schwachstelle in meiner Klasse ist nämlich, dass auf eine von mir gestellte Frage die Kids immer mehr und mehr ausschweifen, und oft sehr unpassende Kommentare von sich geben... und bei 31 Kindern kann man leider nicht auf jeden Kommentar einzeln antworten und gleichzeitig mit dem Stoff weitermachen...
    Kennt jemand Konzentrationsübungen?
    Liebe Grüße, Hermine

  • noch einmal hallo ihr beiden,


    hermine hat recht, ich sollte kurz erklären, was die hamburger schreibprobe ist.
    die hamburger schreibprobe ist ein "instrument zur individuellen lernstandsbestimmung" und es gibt ihn für die klassenstufen 1 bis 9. geprüft wird, welche rechtschreibstrategien (alphabetische, orthografische, morphematische) die kinder in welchem maße beherrschen. erschienen ist er im verlag für pädagogische medien (vpm).
    nähere infos gibt es u.a. hier:


    http://www.peter-may.de/Komponenten/hsp.htm


    natürlich kann man sich auch die texte der kinder ansehen und anhand dieser texte fehlerschwerpunkte sowie rechtschreibstrategien ermittlen.
    der einsatz der hsp ist jedoch sehr effektiv, im handbuch sind außerdem noch sinnvolle übungsformate beschrieben...


    ebenfalls hilfreich ist die arbeit mit einer lernwörterkartei, ich kann mir jedoch vorstellen, dass die umsetzung an einer weiterführenden schule sehr schwierig ist (es sei denn, die kindern haben regelmäßig die möglichkeit zur freien arbeit).


    das nachschlagen im wörterbuch wird in den grundschulen ebenfalls trainiert, stellt es doch eine der tragfähigen grundlagen des rechtschreibung dar. während der arbeit mit dem wörterbuch entdecken viele kinder "nebenbei" z.b. doppelmitlaute nach kurzen selbstlauten und verinnerlichen so einige wichtige rechtschreibregeln (rechtschreibregeln selber zu erkennen ist viel effektiver als einen merksatz aufsagen zu können).


    damit ihr nicht zu viel lesen müsst, belasse ich es (erst einmal) dabei,
    einen schönen nachmittag wünscht eine


    grundschullehrerin

  • @ hermine:


    entschuldige, ich habe eine deiner fragen gar nicht beantwortet.
    ich kann dir nur erzählen, wie es in meiner klasse läuft.
    nach längeren arbeitsphasen machen meine schüler gerne einige brain-gym-übungen (z.b. die "denkmütze", sehen kannst du sie hier: http://www.hochweber.ch/kinesiologie/BG1.pdf ).


    sich in gesprächssituationen richtig zu verhalten fiel meinen schülern im zweiten schuljahr noch schwer. viele kinder erzählten am liebsten von ihren ganz persönlichen erlebnissen und kamen so schnell vom thema ab. das gemeinsame erarbeiten von gesprächsregeln hat (in meiner klasse) dazu beigetragen, besser zuzuhören und auf die beiträge und fragen der anderen gezielter einzugehen...
    lit.-tipp: potthoff, steck-lüschow, zitzke: gespräche mit kindern. berlin 1995.


    so, jetzt aber an die zeugnisse...

  • @ grundschullehrerin


    Kannst Du mir kurz erzählen, wie die Schüler überhaupt schreiben lernen. die meisten meiner Schüler sind nach der Methode Schreiben nach hören unterrichtet worden.
    In meiner Fehleranalyse sehe ich immerwieder Fehler, die daher kommen, dass sie schreiben wie sie es hören.
    Wann und wie werden die Rechtschreibregeln eingeführt! ?
    liebe Grüße
    ISA

  • hallo isa,


    nur ganz kurz, da ich wirklich arbeiten muss...


    meine schüler lernen einen grundwortschatz mit hilfe der lernwörterkartei.
    rechtschreibregeln erkennen sie in der regel selber, wenn sie z.b. in der freien arbeit spiele und übungen zu langen und kurzen vokalen wählen.
    texte kontrollieren und korrigieren üben wir mit einer textkorrekturkarte. dazu gehört, die wörter zu verlängern (auslautverhärtung), wörter umzuformen, wörter zu zerlegen, die wortart zu bestimmen usw.
    zu beginn dauert diese korrektur noch sehr lange und wir kontrollieren nur wenige wörter. mit der zeit überlegen die kinder schon beim schreiben, ob es ein verwandtes wort mit a gibt, wie die mehrzahl heißt usw.
    einige kinder können das natürlich besser als andere, geübt wird es von allen kindern...


    noch fragen?


    einen schönen abend wünscht eine


    grundschullehrerin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Isa,


    um grundsätzliche Fragen zu klären, könntest du einen Blick in die neuesten Richtlinien und Lehrpläne der Primarstufe werfen. Für NRW stehen die zum kostenlosen Download (nach unkomplizierter Registrierung) bereit:
    https://www.ritterbach-interak…verlag/schulwelt/news.asp
    Stichwort: Lehrpläne online - Primarstufe


    Wenn ich mir in meinem dritten Schuljahr die schwächsten Schüler anschaue, die ja vermutlich mal dein HS-Klientel werden, so kann ich pauschal nur sagen, dass die meisten Kinder nicht oder gar nicht üben und auch keine Unterstützung von zu Hause bekommen. Dann gibt es natürlich auch noch die Rechtschreibschwachen, die ich ebenfalls der HSP unterziehe. Danach bekommen sie spezielle Übungen. Aber, wie gesagt, ohne häuslichen Fleiß, ist bei diesen Kindern nicht viel zu holen. Ich merke ganz deutlich, wer von zu Hause eine anregende Umgebung geschaffen bekommt (und zwar schon vor der Einschulung). Darunter sind auch Kinder, die bis nachmittags in den Hort gehen, aber sie wurden angeleitet, ihre Aufgaben gewissenhaft zu erledigen und üben von sich aus.


    Gruß
    strucki

  • @strucki
    heißt das also für dich:
    ein schüler hat nur gute chancen, wenn er ein Zuhause hat, was hinter ihm steht.
    ich glaub daran - zumal ich eine tochter im ersten schuljahr habe und täglich sehen kann, wie wichtig häusliche Unterstützung ist.
    Aber heißt das für unsere Schüler - unser Schulsystem plant die mithilfe des Elternhauses mit ein und wenn sie fehlt, hat der Schüler das Nachsehen.
    In der HS baue ich nicht mehr auf das Elternhaus - alles was ich von und mit den schülern möchte, muss ich in Eigenregie hinbekommen.
    Manchmal kaufe ich sogar Hefte für meine Schüler, weil sie sonst nie welche hätten!!!
    Mal ganz
    ehrlich - diese Elterngenerationen ist doch schrecklich, oder?
    nicht alle - ganz klar, aber irgendwie ist das doch Körperverletzung!!!


    liebe Grüße
    ISA

    • Offizieller Beitrag

    Ganz so provokant hatte ich das nicht gemeint, aber mir schäumt zur Zeit so einiges an Wut hoch und wenn ich dann lese, das Bildungssystem solle alles Schuld sein, frage ich mich, welche Erziehungspflichten die Eltern denn überhaupt noch ernst nehmen. Es entspricht - leider, leider - den Tatsachen, dass ein Kind aus sozial- und/oder bildungsschwachen Verhältnissen ohne Unterstützung und Engagement keine Chance auf eine gymnasiale Karriere hat. Die momentane Diskussion darüber, dass unsere Empfehlungen für die weiterführende Schule genau diese Prägung hat, lässt einen wichtigen Punkt außer Acht:
    ein Kind mit normaler Intelligenz und Leistung aus einem solchen familiären Hintergrund (ich möchte betonen, dass es auch wohl situierte Familien gibt, die sich nicht um ihre Kinder kümmern und diese bildungsmäßig verhungern lassen) bekommt nätürlich sehr viel schwerer eine entsprechende Empfehlung fürs Gymnasium, weil der Grundschullehrer ja schon vier Jahre die Erfahrung gemacht hat, dass dieses Kind auf sich allein gestellt ist! Also erspare ich diesem Kind doch lieber den Misserfolg und empfehle es für eine andere Schulform, in der es auch ohne häusliche Hilfe zu Recht kommt. Immer mit dem Wissen, dass es MIT Hilfe durchaus mehr leisten könnte.
    - war das irgendwie verständlich? ich sitze hier nämlich mit grippekopf und versuche mich ein bisschen von meinem fieber abzulenken -


    Ich plane die Mithilfe des Elternhauses nur noch beschränkt ein, weil ich es als selbstverständlich ansehe, dass sich Eltern wenigstens rudimentär für das Schulleben ihrer Kinder interessieren. (Anmerkung: Ich arbeite NICHT in einem sozialen Brennpunkt und habe KEINE Kinder in der Klasse, die der deutschen Sprache NICHT mächtig sind!!!)
    D.h. ich erwarte die Kontrolle der Vollständigkeit (nicht der Richtigkeit) der Hausaufgaben. Das schafft ungefähr die Hälfte. Die andere Hälfte der Kinder hat dann auch regelmäßig keine HA, bringt verabredete Dinge nicht mit, zahlt erst nach langem Ermahnen Beträge für Ausflüge usw. Also findet für mich zu Hause auch keine Erziehung zu Pflichterfüllung und Verlässlichkeit statt. Das erwarte ich allerdings!


    Ich gehe oft von dem Bild aus, das ich von meiner Mutter (nicht berufstätig) habe, die es auch ohne große Paukerei geschafft hat, dass ich so langweilige Dinge wie Rechtschreibung gelernt habe. Bei uns wurde viel gespielt, gesprochen und gelesen. TV durfte ich nur wenig gucken. Vielleicht liegt es doch daran?
    Doch auch die leistungsstarken Kinder in meiner Klasse mit bis abends beruftätigen Eltern müssen das ja irgendwie geregelt bekommen. Die machen am WE auch Ausflüge und haben Oma und Opa zu Besuch, spielen nachmittags mit Freunden etc. Ich weiß immer nur, was in den anderen Familien auffällig falsch läuft, was aber machen die anderen - so augenscheinlich nebenbei - richtiger?
    Aufgrund dieses Mangels an sozialer Kompetenz und Arbeitshaltung, habe ich viel weniger Zeit für meine 'Bildungsvermittlung'. Einen Großteil des Schulmorgens brauche ich für die Erziehungsarbeit. Deshalb müssen die Eltern schwieriger Schüler die erklärten Lerninhalte auch schon mal aufarbeiten. Ein ewiger Diskussionsstoff, denn die Eltern sind genauso uneinsichtig wie ihre Kinder ...


    Die jetztige Elterngeneration ist leider mein Jahrgang und frage mich oft, ob ich nicht auch manchmal überfordert wäre. Hatten unsere Eltern mehr Disziplin? Wir sind ja doch freier erzogen worden, vielleicht ist das jetzt der Nachteil, dass wir unseren Kindern die notwendige Strenge und Ordnung (Orientierung) nicht mehr weiter geben können.


    sehr nachdenklich
    strucki

  • Ich hab doch auch keine Ahnung - in meinem Job an der HS hab ich es nur - wirklich nur mit diesen Schülern zu tun. Meine Eltern arbeiten in der Regel nicht - leben vom Sozi und haben nur lust auf TV und ich weiss auch nicht -auf jeden Fall haben sie keine Lust auf ihre Kinder.


    Ich weiß nicht - ich bin auch Mutter - und berufstätig (mein Mann und ich sind beide in der Schule - meine Tochter geht nach der Schule in der Hort! ) und ich erlebe jeden Tag so oder so dass Kindererziehung und Begleitung eine große Verantwortung ist und von den Eltern im günstigsten Fall eine positive Geisteshaltung voraussetzt , die sehr wenige zu haben scheinen.
    In meinem persönlichen Umfeld - und ich kenne ne Menge Lehrer bzw Akademikerkinder erlebe ich so häufig, dass diese kinder ihren Nachmittag vor dem TV verbringen oder vor dem Computer und wenig spielen können.
    Meine Tochter kann noch spielen - und ich bin stolz darauf.


    Kann es vielleicht daran liegen, dass so viele Menschen ihre Kinder ohne Überzeugung bekommen, dass Kinder in Deutschland häufig Existenssicherung sind.


    Was können wir tun , was müßte passieren, damit es anders wird? was war bei uns anders???
    Meine Mama war alleinerziehend und hat gearbeitet und dennoch???


    ebenso nachdenklich wie traurig
    Isa


    ?(?(

  • hallo isa,


    es ist schon erschreckend, wie schnell sich die zeiten ändern...
    als ich vor mittlerweile über zwanzig jahren in die grundschule ging, hätte sich keiner getraut... (anstelle der punkte hätte ich jetzt auch ganz viele beispiele auflisten können)
    ich sehe sehr wohl auch positive seiten - finde es z.b. toll, dass viele kinder sehr viel selbstbewusster sind als früher und oft sehr gut ihre meinung vertreten können.
    trotzdem weiß ich nicht, in welche richtung wir steuern und wie es in zwanzig jahren aussehen wird...
    ich glaube, ich koche jetzt lieber etwas leckeres


    euch allen einen schönen abend wünscht eine


    grundschullehrerin

  • Jahrelang hat man Eltern eingeredet, die Erziehung gehöre in die Hände von "Experten": Erzieherinnen, Lehrerinnen, Psychologen, Ärzte...(alle auch dann "Experten", wenn sie gar keine eigenen Kinder haben ;) ) Plötzlich fällt allen auf, wie sehr sich viele Eltern aus der Erziehung zurückgezogen haben ("das können die Lehrer/Erzieherinnen...ja doch besser") .Ich kenne übrigens eine ganze Reihe Eltern, die sich nicht nur sehr für die Schule interessieren, sondern auch, wenn man sie denn lässt, aufgaben in der Schule übernehmen. Aber ist es nicht so, dass Lehrer sich höchst ungern "in die Karten" gucken lassen? Der Unterricht hinter geschlossenen Türen ist die Regel, selbst Kollegen, die hospitieren wollen, sind meist unerwünscht.
    Eltern, die hospitieren wollen, werden in aller Regel damit verscheucht, dass gesagt wird, da gäbe es nichts zu sehen, da der Schüler/das Kind sich ja dann doch anders verhalten würde.
    Mein Alltag als Mutter von 4 schulpflichtigen Kindern (ich bin nicht berufstätig, parke meine Kinder nicht stundenlang vor dem Fernseher und bilde mir ein, mich liebevoll um sie zu kümmern) besteht im wesentlichen darin, Lücken, die in der Schule entstanden sind, zu schließen. Mal ganz ehrlich: ist es meine Aufgabe, meinem Sohn zu erklären, wie die Zeiten im Englischen gehen? Was das Wort "Personalpronomen" bedeutet? Was ein "Infinitiv" ist? Und wenn das wirklich meine Aufgabe ist, was machen dann die Eltern, die das einfach nicht wissen, die nie Englisch (Französisch/Latein...) in der Schule hatten?
    Ich bin sicher, es gibt eine Menge uninteressierte Eltern, denen es nichts ausmacht, ihre Kinder Gewaltvideos zu gestatten und denen es schnurzpiepegal ist, was aus der Schullaufbahn ihrer Kinder wird, aber viele sind interessiert und wären leicht zu motivieren, wenn man sie denn ließe und Ernst nähme (Schreibt man das groß?? :rolleyes:


    ovli

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ovli,
    ich denke, hier werden zwei ganz verschiedene Aufgabenbereiche miteinander vermischt. Natürlich ist es nicht deine Aufgabe, deinen Kindern den Lehrstoff beizubringen und ich persönlich halte es auch nicht für sehr sinnvoll, Eltern im Unterricht hospitieren zu lassen, weil sie da genau das sehen würden, die je nach Lehrer mehr oder weniger gute Vermittlung eines mehr oder weniger interessanten Lehrstoffes, vielleicht noch je nach Klasse, vermischt mit einem kleinen Quäntchen (mehr ist bei über 30 Schülern pro Klasse nicht drin) Erziehungsauftrag in Form von : "Sei doch jetzt bitte mal ruhig o. ä."
    Aber genau da beginnt meiner Ansicht nach die Aufgabe der Eltern, die bedauernswerter Weise oft überhaupt nicht wahrgenommen wird:
    -Warum ist es in einer neunten Klasse nicht selbstverständlich, dem Mitschüler zu zuhören, wenn er was zu sagen hat?
    -Warum verpetzen die Schüler lieber noch andere Schüler ("der hat aber genauso geschwätzt/gestört/gegessen und der bekommt keine Strafe, nur weil Sie ihn nicht dabei gesehen haben." ) als selbst die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen?
    - Warum schaffen es Fünftklässler nicht mal bei einer Klassenarbeit ruhig zu sitzen?


    Dürfen die Kinder sich zuhause auch dermaßen unfair aufführen? Wohl leider schon, denn sonst wären sie sich doch in der Schule nicht so sicher, dass sie damit durchkommen.
    Und ich bin leider davon sehr überzeugt, wenn ich doch Eltern in meinen Unterricht einladen würde, wären a) die Kinder brav wie nie und b) wenn doch nicht, käme von den Eltern nur ein schwaches "Zuhause ist er aber nie so."
    Abgesehen davon, dass die Eltern solcher Schüler zu 90% nie in der Sprechstunde auftauchen, und auch telefonisch und per Brief schlichtweg nicht zu erreichen sind - und ich kann/will sie schließlich nicht polizeilich vorladen...


    Zum Glück gibt es aber bei mir an der Schule genauso engagierte Eltern wie du, die regelmäßig zu mir in die Sprechstunde kommen und immer wieder fragen:"Was kann ich mit meinem Kind üben, wie kann ich es fördern,
    obwohl ich kein Französisch kann?" Mir ist bis jetzt immer noch etwas Sinnvolles und Effektives eingefallen und ich habe noch nie deswegen Eltern Französisch nachlernen lassen.
    Und die Eltern meiner Fünften haben sich sogar bereit erklärt, beim Streichen des Klassenzimmers zu helfen und die Farben mit zu finanzieren!
    Trotzdem muss ich leider sagen, dass ein Großteil der Eltern der Meinung ist, in der Schule hat eine Rundumbetreuung stattzufinden und sie müssten sich um ihre Sprößlinge überhaupt nicht mehr kümmern. Sowas ärgert einen als Lehrer dann natürlich!
    Liebe Grüße, Hermine


    Ja, Ernst nehmen schreibt man groß.

  • Hallo zusammen,
    Ich hatte gestern Elternsprechtag und habe so meine Erfahrungen gemacht.
    Alle Eltern waren da, denn sie haben gleichzeitig das Zeugnís ihrer Kinder bekommen.
    Neben den tätsächlichen Ausführungen zum Leistungsstand der Kinde musste ich immer wieder auf fehlende Materialien, HA, verdreckte kinder, die immer zu spät kommen hinweisen.
    Nicht immer angenehm :rolleyes:
    Meine eltern haben gestern immer wieder einen satz gesagt:
    Mein kind ist jetzt in der 5. KLasse, jetzt muss er mit seinem Zeug selber klar kommen.
    Meine Schüler sind im schnitt 10 Jahre alt und meiner Meinung nach benötigen Kinder ganz lange Zeit Begleitung und anbspruch und können ihr Zeung nicht alleine regeln.
    Die eltern sind arbeiten - gut- aber die kinder sind den ganzen langen Tag sich ganz allein überlassen.
    ein Vater erzählte, er habe seine Tochter letzte Woche 3 Tage allein gelassen, weil er auf Montage war- das müsse sie auch langsam
    (mit 10 Jahren) abkönnen.
    Gestern abend habe ich mich nicht mehr gefragt, warum meine klasse so ist, wie sie ist........ :(


    Als Mutter einer schulkindes allerdings bin ich immer in dem Dilemma, nicht zu wissen, was zu viel und was zu wenig ist.
    Nun bin ich vom Fach und weiss, was alles passieren kann und ich denke Lehrereltern neigen dazu, ihre kinder zu überfordern - aber es ist sehr schwer für uns.


    Wir bleiben im Gespräch über Schule, wir vermitteln Methoden ( so heftet man was ein, so könnte man ein Arbeitsblatt bearbeiten, so packt man seine Tasche, den Trick könnte man beim Zahlenhaus verwenden)
    Gelegentlich biete ich meiner Tochter Zusatzmaterial an ( Beispiel: Ich hab Montessoriematerialien für meinen Schüler gebastelt ( goldene Perlen) und dann für meine Tochter auch!
    Wir kaufen beim Verlag das Buchstabenhaus als Plakat und hängen es über den Schreibtisch, wir üben Lesen, indem wir uns was vorlesen etc.


    Wir lassen einfach Schule ein Teil unseres Lebens werden!


    Häufig denke ich, dass man in der Schule viele Anregungen bekommt, die auch an anderer Stelle weitergeführt werden müssen und gerade das bleibt bei meinen Schülern aus.


    sehr nachdenklich
    ?(
    Isa

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Isa,
    ich denke auch, dass es unmöglich und unverantwortlich von Eltern ist, das Kind mit 10 Jahren vollkommen alleine zu lassen.
    In meiner Neun sitzen viele 16(!)jährige Schüler drin, die nach außen supercool tun und wenn man ein bisschen an der Fassade kratzt, dann kommt immer ein kindliches, sehr zerbrechliches Wesen zum Vorschein, dass sich eigentlich nur etwas mehr Unterstützung wünschen würde und zwar von Lehrern (die mit der großen Schülerzahl gnadenlos überfordert sind) und durch Eltern (die der Meinung sind, sie könnten ihre Kinder durch Nichtstun zum Selbständigsein erziehen)
    Und meiner Meinung nach ist genau dies das Problem, das auch du, Isa, ansprichst: Die Aufgabenverteilung!
    Viele Lehrer erwarten von den Eltern ein Übermaß an häuslicher Förderung (bei mir bekommt meine Fünf nichts auf, was die Kinder nicht auch in der Schule alleine erledigen könnten) und die Eltern erwarten dafür von den Lehrern die Super-Erziehung und dass die Kids als "fertige" Menschen die Schule verlassen.
    Lg, Hermine

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