Eltern meckern oft über Sitzplätze

  • "Ihr Kind möge sich auf den Unterricht konzentrieren, nicht auf den Sitznachbarn. Wenn die Kinder einander nichts zu sagen haben, gelingt das umso besser."

    Prinzipiell okay, aber in der Praxis ist es aber oft so, dass manche (nicht alle) andere durch ihr unruhiges Verhalten richtig stören und die Nachbarn sich nicht mehr konzentrieren können. Mich würde als Eltern nerven, wenn mein Kind ein ganzes Schuljahr lang neben einem Kind sitzen muss, das ständig Unruhe verbreitet. Und die Kinder nervt das ja oft auch. Deswegen sollte in meinen Augen immer wieder die Sitzordnung geändert werden, wenn es nicht möglich ist, Kinder mit großen Problemen immer wieder einzeln zu setzen.

    Auf jeden Fall muss in einem solchen Fall eine Lösung gefunden werden und da darf man die Eltern nicht einfach abspeisen nach dem Motto: "Da muss ihr Kind damit leben."

  • das erwarte ich auch von einem frechdachs!😝

    ich bin leider nur schriftlich einer, da mir nur alleine schlagfertige argumente einfallen. obwohl ich mittlerweile älter als viele eltern bin, machen mich die selbstbewussten herrschaften echt nervös.

    Nachdem du aber ja die Standardargumente der Eltern die zu dir kommen kennst, könntest du dir für diese gute mündliche Antworten erst einmal überlegen und dann auf einem „Spickzettel“ notieren, den du vor solchen Gesprächen noch einmal durchliest, sowie zur Sicherheit dabei hast als kleinen „Fahrplan“ und Gesprächsstrukturhilfe. Vor und während für mich schwierigen Gesprächen mache ich das immer und habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Vor allem geht es mir im Anschluss an schwierige Gespräche damit besser, weil ich eher das Gefühl habe, bei mir geblieben zu sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In einer Klasse, in der es so viel Unruhe gibt und die Eltern so viel mitmischen wollen, geht ein Klassenrat nach hinten los, da kommen die Kinder ja dann mit ganzen Listen und die, die wenig wortgewandt sind, ziehen wieder den Kürzeren.


    Wenn die Schüler:innen nur neben ihrem Wunschkind leise arbeiten, haben sie Grundsätzliches nicht verinnerlicht - und die Eltern heizen es an.

    Dann ist es unruhig in der Klasse und noch mehr Eltern stellen Forderungen.


    Ich mag auch keine Token-Systeme, für eine kurze Zeit finde ich es aber gut.


    Dazu habe ich auch Konsequenzen, z.B. Nachdenk-Zettel, die Kinder ausfüllen, die häufiger Unterricht stören oder die Konflikte provozieren oder austragen.

    Hilft das nicht, gibt es andere Konsequenzen.


    Der Hinweis „Ich sehe nicht alles“ führt ja dazu, dass die Kinder den Eindruck bekommen, sie könnten sich schlecht verhalten und es sei egal. Ich sehe auch nicht alles, aber was ich sehe, erhält entsprechende Konsequenzen.

  • Prinzipiell okay, aber in der Praxis ist es aber oft so, dass manche (nicht alle) andere richtig drangsalieren oder stören. Mich würde als Eltern nerven, wenn mein Kind ein ganzes Schuljahr lang neben einem Kind sitzen muss, das ständig Unruhe verbreitet. Und die Kinder nervt das ja oft auch. Deswegen sollte in meinen Augen immer wieder die Sitzordnung geändert werden, wenn es nicht möglich ist, Kinder mit großen Problemen immer wieder einzeln zu setzen.

    Sagt auch keiner, dass man niemals nie nicht die Sitzordnung ändert. Nur halt nicht auf Elternwunsch.

  • und dann auf einem „Spickzettel“ notieren

    Den Gedanken hatte ich auch.

    Innerlich kannst du dann Bingo spielen.


    Alternativ kannst du dir eine Standard-Antwort überlegen, dass du vor dem Termin oder der Terminvergabe gerne wüsstest, worum es gehen soll.

    Kommt dann „Sitzordnung“, kannst du das Gespräch ablehnen, kommt ein anderer Grund, kannst du im Gespräch darauf verweisen, dass die Sitzordnung aus pädagogischen Gründen erfolgt und du sie reiflich überlegt hast und regelmäßig/ nach Notwendigkeit wechselst.

    Danach kannst du darauf verweisen, dass es in dem Gespräch ja um etwas anderes gehen sollte.

  • ....dass die Sitzordnung aus pädagogischen Gründen erfolgt und du sie reiflich überlegt hast und regelmäßig/ nach Notwendigkeit wechselst.

    So würde ich vorgehen. Außerdem darfst du den Eltern prinzipiell nicht den Eindruck vermitteln, dass man mit dir verhandeln kann. Wenn ein Vorschlag von Eltern vernünftig ist, dann okay, aber letztendlich muss das mit deinem Konzept übereinstimmen.

    Dieses Probieren zum Verhandeln habe ich öfter in der Notengebung erlebt. Nachdem ein Elternteil mir gegenüber nach dem Schuljahr zugegeben hat, er habe es einfach einmal probiert, bin ich da sehr sensibel geworden und habe diese Möglichkeit bei solchen Gesprächen oft einbezogen.

    Deswegen ist es wirklich von Vorteil, sich vorher sein Konzept zu überlegen und das auch zu vertreten.

  • "ich sehe nicht alles" würde ich natürlich nie vor kindern sagen.


    beim klassenrat habe ich gemerkt, dass man mit einem gespräch über die sitzordnung endlose spitzfindigkeiten und unzufriedenheiten provoziert, die die kinder sonst als normal akzeptiert hätten. viele finden es auch superspannend und weiden sich dran, wenn die probleme anderer in der klasse besprochen werden. daher finde ich gespräche nur mit den betreffenden kindern oft sogar hilfreicher.

  • Ich spreche mit betroffenen Kindern, sofort, wenn es brennt,


    bekomme ich aber den Eindruck, es ginge um Kleinigkeiten und darum, Zeit zu schinden, bekommen die Kinder „Zeit“ im Rahmen der 2. Pause oder zu anderen besonders „günstigen“ Zeiten, also wenn es mir passt. Oft haben sich die Sachen dann längst in Luft aufgelöst.

  • beim klassenrat habe ich gemerkt, dass man mit einem gespräch über die sitzordnung endlose spitzfindigkeiten und unzufriedenheiten provoziert, die die kinder sonst als normal akzeptiert hätten. viele finden es auch superspannend und weiden sich dran, wenn die probleme anderer in der klasse besprochen werden. daher finde ich gespräche nur mit den betreffenden kindern oft sogar hilfreicher.

    Verstehe ich und so sollte es auch nicht ablaufen.

    Dieses Problem trat dann auf, wenn ich zu viel den Kindern überlassen habe. Deswegen bin ich dazu übergegangen, den "Klassenrat" selbst zu moderieren. Da ging es auch nicht um einzelne Kinder, mit denen ich auch einzeln besprochen habe, sondern um allgemeine Probleme, die viele betreffen.

    In diesem Fall wäre es dann die allgemeine Unruhe. Ich wollte nie, dass Kinder namentlich genannt werden, sondern allgemein Probleme der Klasse beschrieben werden. Aus diesem Grund schrieb ich: "eine Art Klassenrat". Die Regeln zum Gespräch im Stuhlkreis müssen natürlich klar sein.

    Das, was du beschreibst, muss man in meinen Augen sofort unterbinden, denn das ist keine faire Kommunikation und wir wollen ja auch nicht das Mobbing fördern.

  • Ich unterscheide hier schon, ob ich eine erste Klasse bekomme, oder ob eine höhere Klassenstufe Wünsche äußert. Dabei schaue ich aber nur auf die Kinder, nicht auf die Eltern. Ausnahme: Körperliche Einschränkungen, die weiter oben schon genannt wurden (Hören/Sehen/Platzbedarf).

    Aber letztendlich ist es doch die "pädagogische Entscheidung" der Lehrkraft, die die Klasse als Ganzes sieht. Diesen Blick haben die Eltern nicht und die dürfen mir da bitteschön auch nicht reinreden.

    Meine Erstklässler haben sich zum Schulbeginn ihre Plätze bisher immer selbst ausgesucht. Das klappt meist, alles weitere regele ich, wenn es irgendwelche Probleme gibt.

  • Ich bin ja nicht vom Fach, kann also nur aus Mamaeinblicken sagen, wie es bei meiner Tochter läuft:

    Klassenlehrerin legt fest, wer neben wem sitzt. Punkt.

    Nach ein paar Wochen wird wieder gewechselt. Punkt.

    Darüber wurde auch nie auf einem Elternabend und auch nicht innerhalb der Elternnachrichtegruppe diskutiert.

  • ihr scheint entweder tolle klassen oder eine tolle autorität zu haben

    Zugegeben: Bei mir handelte es sich um eine 8. Klasse, die ja oft eher träge und schläfrig sind... keine Grundschulklasse. Es ging bei der Klasse vor allem um die Wünsche der Eltern, die sich bessere Aufmerksamkeit und bessere Noten ihrer Kinder erwünschten durch das vorn-Sitzen.

  • ihr scheint entweder tolle klassen oder eine tolle autorität zu haben - ..

    Nein, aber vielleicht andere Probleme? Es geht ja hier um Austausch, nicht darum, dass man selbst immer alles toll macht.


    Im Grunde machst du dir, meines Erachtens, in einem Punkt das Leben selbst schwer: du spekulierst über die Gründe und ärgerst dich darüber. Weil du aber nicht ganz sicher bist, traust du dich auch nicht, mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Vielleicht gibt es aber auch ganz andere Erklärungen. Zum Beispiel will Jasons Mutter gar nicht, dass Jason nicht neben einem Roma sitzt, sondern dass Jason zu Hause erzählt hat, dass er wieder neben Kevin sitzen will?


    Eine Idee wäre übrigens noch, 'aktiv zuzuhören'. Also statt erklären oder rechtfertigen nur wiederholen. "Ich habe gehört, dass Sie sich wünschen, dass Jason in der ersten Reihe sitzt." Verbunden mit einer Gegenfrage könntest du wieder zum Kind und der Verantwortung der Eltern kommen. "Ja, dass er nicht gut hört, ist mir auch schon aufgefallen. Waren Sie schon beim HNO-Arzt, um das mal checken zu lassen?"

  • In einer Klasse, in der es so viel Unruhe gibt und die Eltern so viel mitmischen wollen, geht ein Klassenrat nach hinten los, da kommen die Kinder ja dann mit ganzen Listen und die, die wenig wortgewandt sind, ziehen wieder den Kürzeren.

    ...

    Also Klassenrat ist gerade kein Wunschkonzert sondern gelenktes Gespräch und funktioniert nach meiner Erfahrung gut, auch in schwierigen Klassen. Muss man aber strukturiert vorgehen und die Regeln beherrschen, damit nicht eine Anklagerunde daraus wird.

  • Meine Lösung in solchen Fällen: nummerierte Tische (Edding auf Trans-dc-fix) und vor Betreten des Klassenraums ein nummeriertes Plastikbällchen ausem Sack ziehen.


    Ging schnell und kam immer gut an - bis in die Oberstufe hinein.

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Meine Lösung in solchen Fällen: nummerierte Tische (Edding auf Trans-dc-fix) und vor Betreten des Klassenraums ein nummeriertes Plastikbällchen ausem Sack ziehen.


    Ging schnell und kam immer gut an - bis in die Oberstufe hinein.

    Das löst doch aber absolut nichts in extrem schwierigen Klassen, in denen es nicht nur um ein bisserl Unlust und „och, ich MAG aber nicht neben Heinz- Uwe sitzen“ geht, sondern eine Sitzordnung verschiedenste Stärken und Schwächen ausbalancieren soll und muss sowohl beim Lernen, als auch beim Verhalten, damit unter Umständen ein Lernen überhaupt erst möglich wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • löst doch aber absolut nichts in extrem schwierigen Klassen

    Okay, da bin ich raus.

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

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