Eltern meckern oft über Sitzplätze

  • Grr, kennt ihr das? In eurer schwierigen Klasse ist es zu unruhig und ihr tüftelt eine neue Sitzordnung aus. Sofort hagelt es Nachrichten von Eltern, die darum bitten oder fordern, ihr Kind wieder vom neuen (nicht leistungsstarken / unruhigen / bildungsfernen / nichtdeutschen) Sitznachbarn wegzusetzen, oft unter Vorwand (Kind hört an der einen Seite schlecht / sieht nicht gut / verschlechtert sich / weint zu Hause wegen des ach so rüpelhaften neuen Nachbarn etc. pp...)! Es kann halt nicht jeder neben Sophie von und zu Fleißhausen sitzen. Ich sage bei Elternabenden immer gleich, dass ich die Sitzordnung nach pädagogischen Gesichtspunkten bestimme. Trotzdem nimmt das Fordern und Betteln der Eltern kein Ende. Habt ihr einen guten Schnack, der sowas im Keim erstickt?

  • Vielleicht ein paar Gegenfragen überlegen...


    ...Stellen Sie sich vor, eine andere Mutter würde mich fragen, ob ich ihr Kind von Ihrem Sohn wegsetzen kann. Wie sollte ich Ihrer Ansicht nach reagieren?

    ...In der Klasse stehen 14 Doppeltische und ich muss 28 Kinder daran verteilen. Nach welchen Kriterien würden Sie den Sitzplan erstellen?


    Wenn das nicht im Elterngespräch gefragt wird, sondern per Textnachricht, dann kann man wahrscheinlich nur einen Standardtext verfassen oder die Nachrichten komplett ignorieren. Ich bin erstaunt, was die Schule meines Kindes alles zu ignorieren in der Lage ist. Einfach nicht antworten.

  • Bei unserem Sohn wechselt die Sitzordnung immer zu den Ferien. Sie dürfen angeben, neben wem (Mehrfachnennungen möglich) sie sitzen wollen. Da sie nicht nur 2-er, sondern teilweise auch 3er-Tische haben, sitzt auf der einen Seite ein Wunschpartner und auf der anderen eben der, der ihm guttut oder der, dem er guttut.

    (hab‘s jetzt mit „männlicher Form“ geschildert, Jungen sitzen auch neben Mädchen)

    Klar, er kam auch schon nach Hause und hat etwas gejammert, aber das war schnell vergessen.

    Die Klassenlehrerin hat das Modell an einem Elternabend vorgestellt und gut.

    Ob es Proteste von anderer Seite gab, kann ich nicht beurteilen. Habe als EB aber noch nichts diesbezüglich zugetragen bekommen.

    Klappt seit der 1. Klasse und nun sind sie in der 4.

  • kennt ihr das?

    Jein.

    kann halt nicht jeder neben Sophie von und zu Fleißhausen sitzen.

    Vielleicht kommt es bei uns so selten vor, weil wir diese Kinder nicht im Umfeld haben … und entsprechende Eltern auch nicht.


    Man kann äußern, dass in der Klasse alle Kinder lernen, mit allen Kindern auszukommen.

    Man kann auch wöchentlich wechseln oder alle 2 Wochen.

    Man kann die Plätze losen oder wünschen oder das abwechseln (einmal bestimmt die Lehrkraft, dann wieder die Schüler:innen oder das vermischen: die Kinder sortieren sich hinter den Stühlen neu, bis jeder einen Platz hat und keiner mehr meckert, die Lehrkraft kann ein Veto setzen - ja, das dauert dann auch mal eine Weile und man muss überlegen, ob man es als Lerneinheit auffassen will oder an welcher Stelle man abbricht, weil die Kinder nicht in der Lage sind zu einigen, mit der Konsequenz, dass die Lehrkraft entscheidet.


    Warum die Eltern entscheiden wollen, will sich mir so gar nicht erschließen, sie sind selbst gar nicht in der Schule und sehen die Bedingungen nicht UND können ganz viel wünschen, aber ich bin nicht der Weihnachtsmann, der im übrigen auch nicht jeden Wunsch erfüllt.

    Nimmt es zur Kenntnis oder sag, dass du nochmal drüber nachdenkst. Dann kannst du es beim nächsten Umsetzen berücksichtigen.

    Kind hört an der einen Seite schlecht / sieht nicht gut / verschlechtert sich / weint zu Hause wegen des ach so rüpelhaften neuen Nachbarn etc. pp...)!

    Wenn das Kind schlecht hört, könnte ein Attest helfen, dann muss der Schulträger die Akustik prüfen und ggf. verbessern. Zudem könnten Hörgeräte hilfreich sein.


    Wenn das Kind nicht gut sehen kann, könnte eine Sehhilfe helfen, sollte dies nicht ausreichen, würde ich den mobilen Dienst (spezialisierte Förderschullehrkräfte zur Beratung) vorschlagen, gemeinsam für dieses Kind zu überlegen, welche Hürden der Unterricht bereithält und was man machen kann - der Sitzplatz ist dann ein Thema.


    Wenn das Kind weint, muss man wohl in das Gespräch gehen, ob dieses Kind in letzter Zeit Schwierigkeiten mit diesem Kind hatte und wie man das Kind anderweitig stärken kann … oder ob die Einwände berechtigt sein könnten.


    Vielleicht kommt es bei mir auch weniger vor, weil die Eltern sich die Antworten schon denken können und wissen, dass ich über manches nachdenke, vieles ermögliche, aber es immer ein Miteinander sein muss, das für alle fair ist und nicht einzelne bevorzugt.

    Und sie wissen, dass ich als Lehrkraft entscheide, wie ich es mache, die Eltern können da nicht ständig mitreden,

    sie haben auch bei anderen Berufsfeldern nicht die Möglichkeit, große Änderungen zu erwirken oder Wünsche erfüllt zu bekommen.

  • Grr, kennt ihr das? In eurer schwierigen Klasse ist es zu unruhig und ihr tüftelt eine neue Sitzordnung aus. Sofort hagelt es Nachrichten von Eltern, die darum bitten oder fordern, ihr Kind wieder vom neuen (nicht leistungsstarken / unruhigen / bildungsfernen / nichtdeutschen) Sitznachbarn wegzusetzen, oft unter Vorwand (Kind hört an der einen Seite schlecht / sieht nicht gut / verschlechtert sich / weint zu Hause wegen des ach so rüpelhaften neuen Nachbarn etc. pp...)! Es kann halt nicht jeder neben Sophie von und zu Fleißhausen sitzen. Ich sage bei Elternabenden immer gleich, dass ich die Sitzordnung nach pädagogischen Gesichtspunkten bestimme. Trotzdem nimmt das Fordern und Betteln der Eltern kein Ende. Habt ihr einen guten Schnack, der sowas im Keim erstickt?

    Ich verwende gerne eine quasi-zufällige Sitzordnung. Namen auf Karteikarten schreiben, im Beisein der SuS mischen und ziehen. Bekannte Bermudadreiecke werden aber durch erneutes Ziehen vermieden. Das Ganze dann jede Woche oder alle zwei Wochen neu.


    Die SuS lernen sich untereinander besser kennen, und in Partner- und Gruppenarbeitsphase gewinnt man viele Erkenntnisse über die SuS durch die wechselnde Sitzordnung. Anfangs irritiert es die SuS etwas, aber nach ein paar Wochen finden die meisten die Methode sogar ganz angenehm. Diskussion mit Eltern? Fehlanzeige.


    VG, XeleX

  • oder die Nachrichten komplett ignorieren. Ich bin erstaunt, was die Schule meines Kindes alles zu ignorieren in der Lage ist. Einfach nicht antworten.

    Das ist ein Universaltip. Solchen Eltern darf man gar nicht erst das Gefühl geben, dass auf so einen Quatsch reagiert würde. Schon gar nicht per Mail.

  • Ich hatte mal eine Klasse, wo gefühlt 90% angeblich Probleme mit den Augen hatten und mich die Eltern permanent gebeten haben, dass ihr Kind bitte vorn sitzen soll. Gab es eine schlechte Note, war die Ursache dafür natürlich, dass das Kind in der letzten Reihe saß... Vorn waren aber insgesamt nur 8 Plätze. Da habe ich einmal an alle Eltern geschrieben, dass, wenn mir kein nachweislich medizinischer Grund schriftlich vorliegt, das nicht berücksichtigen kann bei 28 (oder so) SuS. Es gab lediglich bei zwei Kindern einen Nachweis (einmal Sehen, einmal Hören), dann habe ich das natürlich berücksichtigt und wir haben bei der Sitzordnung rotiert und jeder saß mal vor/mittig/hinten - danach war Ruhe.

  • ihr scheint entweder tolle klassen oder eine tolle autorität zu haben - wenn ich bei meiner jetzigen klasse sitzpartner aussuchen lasse, gibt es keinen moment, in dem es mal ruhig in der klasse ist.

    ja, bei mails habe ich genau die standardargumente, die ihr aufgeführt habt. oft ist es aber so, dass eltern ein gespräch wünschen. das ist ja auch wieder zeitlicher und nervlicher aufwand. und in dem gespräch geht es dann vor allem um den sitzplatz und wie unglücklich das kind damit sei. ich weiß dann nie, wie ich den flehenden augen dann standhalten soll und traue mich nur höflich anzudeuten, dass es diskriminierend ist, dass das kind das dritte in folge ist, das nicht neben dem roma-jungen, der kein deutsch kann, sitzen soll. klar ist es nicht nur spaßig fürs kind, weil das deutsche kind dann weder quasseln noch abgucken kann. aber genau die paar blonden sonnenkartoffelkinder mit den ambitionierten eltern muss ich neben meine NDH-kinder verteilen. es treibt mich echt zur weißglut, wie ich die uhr danach stellen kann, wann dann wieder ganz freundliche eltern mit ganz wichtigen bitten zu mir kommen.. 😤 schriftlich kann ich sowas, aber mündlich bin ich viel zu lasch, gerade wenn die eltern diesen seit einigen jahren hippen säuselton draufhaben.

  • Lisas Eltern möchten, dass sie neben Marie sitzt. Maries Eltern möchten, dass sie auf keinen Fall neben Lisa sitzt....und schon geht´s los.

    Die Lehrkraft gibt die Sitzordnung nach ihrem pädagogischen Ermessen vor. Läuft es nicht, wird geändert. Eine regelmäßige Rotation finde ich bei jüngeren Schülern sinnvoll.


    Aber selbst in der Berufsschule ändere ich manchmal spontan die Sitzordnung, da häufig Berufsschüler aufgrund ihrer Firmenzugehörigkeit nebeneiander sitzen. Da sie Blockunterricht haben, kennen sie häufig noch nicht einmal die Namen der Mitschüler auf der gegenüberliegenden Seite.

  • ich sage dann manchmal verzweifelt: "mensch, was soll ich denn machen, die wünsche sind mathematisch unmöglich, es gibt nur eine erste reihe und nicht jeder sitznachbar ist ein primus!" - und dann komme ich mir unprofessionell vor, weil das passivagressiv und genervt klingt, aber ohne ein "machtwort".

  • Ich kommuniziere schon, dass gewisse Dinge nicht zur Diskussion stehen ("Machtwort").

    Dazu gehört die Notengebung, Methoden, Klassenorganisation, Unterrichtsinhalte, gesetzliche Vorschriften usw.

    "Wünsche" müssen durch ein ärztliches Attest belegt werden.

  • das erwarte ich auch von einem frechdachs!😝

    ich bin leider nur schriftlich einer, da mir nur alleine schlagfertige argumente einfallen. obwohl ich mittlerweile älter als viele eltern bin, machen mich die selbstbewussten herrschaften echt nervös.

  • Wenn das Schuljahr begann, hat sich jeder hingesetzt, wo er wollte. Nach jedem Ferienabschnitt habe ich die Kinder komplett umgesetzt mit neuen Partnern und wenn es die Größe und die Umstände zuließen an ganz anderen Orten im Klassenzimmer (es gibt ja manchmal begründete und unbegründete Wünsche vom vorne sitzen).

    Wenn Eltern, die das System noch nicht kannten, mit einem Wunsch nach Umsetzung kamen, habe ich das so kommuniziert, dass nach den nächsten Ferien so oder so umgesetzt wird. Das war ein Punkt, den ich gleich im Elternabend erklärte.

    Begründet habe ich das - und das war auch meine Überzeugung - einmal wegen der Klassengemeinschaft, jeder muss einmal mit jemand zusammenarbeiten, den er nicht so gut kennt und wegen der insgesamten Arbeitsruhe in der Klasse. Ich habe auch darauf geschaut, dass jeder einmal neben jedem gesessen ist (wenn es nicht funktioniert hat, habe ich natürlich wieder versetzt). Zumindest war erst einmal die Chance da. Beim Zusammenstellen habe ich erstmal gelost, wenn es noch egal war. Die Kinder durften auch Wünsche äußern, ich habe es dann berücksichtigt, wenn die Umstände es zuließen.

    Probleme hatte ich diesbezüglich dann keine mit den Eltern, weil sie wussten, dass so oder so wieder umgesetzt wird.

    Wechselnde Partnerarbeit mit Mitschülern fördert auch der sogenannte Verabredungskalender. Den fanden meine Schüler immer ganz toll.

  • jeden mal neben jeden zu setzen würde bei mir nie klappen.. ich bin froh, wenn ich überhaupt EINE sitzordnung finde, bei der sich nicht ständig die halbe klasse schwatzend oder rufend nach hinten umdreht! daher kann schon eine berechtigte reklamation wegen schlechter ohren etc. die fragile relative ruhe zum kollaps bringen.

  • jeden mal neben jeden zu setzen würde bei mir nie klappen.. ich bin froh, wenn ich überhaupt EINE sitzordnung finde, bei der sich nicht ständig die halbe klasse schwatzend oder rufend nach hinten umdreht! daher kann schon eine berechtigte reklamation wegen schlechter ohren etc. die fragile relative ruhe zum kollaps bringen.

    Oje... Dann würde ich erst einmal (verschiedene) Methoden ausprobieren, um längerfristig eine gewünschte Arbeitsruhe in die Klasse zu bringen. Z.B. durch Lob, Rückmeldung, Challenges usw. Was hast du denn schon diesbezüglich ausprobiert?

  • Die Bedenken der Eltern ernst zu nehmen, heißt ja nicht, dass ihre Wünsche eins zu eins umgesetzt werden, sondern dass du sie, insofern nachvollziehbar, bei deinen pädagogischen Überlegungen berücksichtigt hast.

    Zum Beispiel:

    1. "Waum kann mein Kind nicht neben seinem besten Freund sitzen?"

    Kinder sollen auch lernen, mit anderen Kindern zusammenzuarbeiten. Es soll kein Kind ausgelassen wekarden, nur weil es (noch) keinen Freund in der Klasse gefunden hat. In der Pause dürfen Kinder natürlich mit allen Kindern spielen - außerhalb der Schule sowieso.

    2. "Warum darf mein Kind nicht vorne sitzen?"

    Die Sitzplatzauswahl ist begrenzt. Ich stelle schon sicher, dass ihr Kind alle wichtigen Unterrichtsinhalte mitbekommt. Die Notenvergabe ist nicht abhängig von der Sitzplatzauswahl - jedes Kind kann grundsätzlich eine 1 bekommen.

    3. "Warum muss mein Kind neben dem Kind sitzen, das den Unterricht stört oder nur wenig Deutsch kann?"

    Das ist keine Bestrafung für Ihr Kind. Ich achte darauf, dass kein Kind andere Kinder vom Lernen abhält. Ich habe dafür eindeutige Regeln und Maßnahmen, die den Kindern auch transparent gemacht wurden. Mein Unterricht berücksichtigt alle Bildungsvorgaben und selbstverständlich erhalten sprachlich starke Kinder regelmäßig Anlässe im Rahmen des Unterrichts, ihre schriftlichen wie mündlichen Kompetenzen noch weiter auszubauen.

  • klar lobe ich z.b. die fensterreihe, die zuerst leise war etc.... mit challenges, tokensystemen etc. will ich aber nicht anfangen, da ich es nicht schaffe, alles zu sehen und es gerecht durchzuziehen und zu verwalten. mit gewissen sitzordnungen klappt es ja, wären da nur nicht die nervigen beschwerden.

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