Körperliche Auffälligkeiten als Lehrer

  • Allerdings finde ich, dass weder das Bild noch die Nennung von § 3 GG an dieser Stelle passen bzw. hilfreich sind.

    Was könnte besser passen als § 3 GG?
    Ich "les'" ihn dir vor:

    Zitat von §3 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschlan

    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.


    Es darf keine Benachteiligungen oder Bevorzugungen wegen körperlicher Merkmale geben. Dass diese Benachteiligungen, Sticheleien, Pöbeleien etc. dennoch geschehen spricht nicht gegen das Recht - sondern dafür, dass man vehement auf dessen Einhaltung pochen muss.

    Selbstverständlich werden Menschen nach Äußerlichkeiten beurteilt und Menschen reagieren auf "Normabweichung" gerne auch mit Spott - um sich selbst zu erhöhen. Was sie jedoch charakterlich verzwergt.

    Und "unter der Oberfläche" sind wir sowieso gleich. Am Ende bleibt dasselbe Skelett übrig.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Die TE kann sich - sollten sich Schüler oder KuK abfällig äußern - darauf berufen und den Schulleiter im Falle von ungebührlichem Verhalten ihr gegenüber auffordern, hier einzuschreiten und sich den oder die Delinquenten zur Brust zu nehmen und ihnen die Konsequenz für abfällige Äußerungen deutlich zu machen. Sollte er das nicht tun, gibt es die Möglichkeit, den Personalrat und die Schwerbehindertenvertretung einzuschalten. Die ist nicht nur für Rollstuhlfahrer zuständig.
    Meist genügt jedoch auch ein strenger Blick. Oder der Hinweis, dass jeder jederzeit durch einen Unfall oder andere Ursachen "aus der Norm" fallen kann.

    Als ich im Technikunterricht sitzend an einem Werkstück etwas demonstrierte, hörte ich die Worte: "Platte" "Landefläche" und Gekicher hinter mir. Ich hab' mich dann nur rumgedreht und gemeint, dass ich Jungs kenne, die mit 25 gar keine Haare mehr auf dem Kopf haben. "Schaun' mer mal, wie ihr in 10 Jahren ausschaut."
    Damit war das Thema vom Tisch.

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  • Und weil das in einer Norm geschrieben steht, halten sich Schülerinnen und Schüler daran? Also wirklich. Wenn man es nicht geschafft hat eine ordentliche Beziehung aufzubauen und man von der Klassen "angegriffen" wird, dann schwingt man das GG? Wo genau hilft das denn weiter? Das würde mich als Schüler überhaupt gar nicht interssieren. Wenn eine Lehrkraft unsympatisch ist, dann ändert das die Verfassung sicherlich nicht. Völlig egal ob eine Behinderung vorliegt oder nur der Kleidungsstil merkwürdig ist.


    Als ich im Technikunterricht sitzend an einem Werkstück etwas demonstrierte, hörte ich die Worte: "Platte" "Landefläche" und Gekicher hinter mir. Ich hab' mich dann nur rumgedreht und gemeint, dass ich Jungs kenne, die mit 25 gar keine Haare mehr auf dem Kopf haben. "Schaun' mer mal, wie ihr in 10 Jahren ausschaut."
    Damit war das Thema vom Tisch.

    Selbstbewusstsein und sich selbst nicht so wichtig nehmen ist aber ein guter Rat. Das ist bei der Beziehungsarbeit immer hilfreich.

  • Nein. Ist es nicht.

    Und genau sowas (sagt das Bild) sollte nicht passieren.

    Das Bild sagt erst mal gar nichts, da sind Skelette und Wörter drauf. Wir interpretieren es und zwar offenbar verschieden:

    Wie du selbst bestätigt hast: das von mir unterstrichene ist nicht die Aussage des Bildes.


    Ich lese es hier im Sinne der Aussage "Schön wäre es, wenn körperliche Auffälligkeiten egal wären."

    1. Sagt wer?

    2. Eben, so liest du es.


    Wenn ich es in der Stadt an einer Hauswand finden würde, hätte es wahrscheinlich auch für mich diese Aussage und man könnte nicken und sagen, oh, ja, das stimmt ja total. Eigentlich sind wir alle gleich! Falls ich vorher tatsächlich noch nie darüber nachgedacht haben sollte.


    In diesem Kontext suggeriert der Appell aber offenbar für einige etwas Beschwichtigendes, dass man sich nicht so aufregen solle, weil ja alle so gleich seien. Das hilft aber der betroffenen Person überhaupt nicht, weil sie die Diskriminierung erfährt und nicht ausübt.


    Etwa wie wenn du Lästereien aufgrund deiner grünen, feuchten Haut erfährst, hier nachfragst, was du machen sollst, wenn dir das im Kontext Schule auch passieren sollte und dann schreibt jemand: reg dich nicht auf, wir sind doch alle gleich. Ja nee, du bist halt grün und weißt aus Erfahrung, dass alle anderen anfangen zu flüstern, sobald du das erste Mal in den Raum hüpfst. Da können unsere Skelette noch so gleich sein, die sehen die Schüler ja gerade nicht.

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    In diesem Kontext suggeriert der Appell aber offenbar für einige etwas Beschwichtigendes, dass man sich nicht so aufregen solle, weil ja alle so gleich seien. Das hilft aber der betroffenen Person überhaupt nicht, weil sie die Diskriminierung erfährt und nicht ausübt.

    Nein. Tut es nicht. Das Bild ist ein Appell, daran zu denken, dass alle Gleich sind ... und sie auch so zu behandeln. Der Meinung war übrigens oben zu Beginn der Diskussion über das Bild auch Chilli.


    Du interpretierst da vielleicht was anderes rein - und andere auch. Und aufgrund eurer Interpretation wollt ihr Wolfgang also vorschreiben, dass sein Bild nicht zum Thema passt?

  • Ja, eben, Interpretation. Chili schrieb in jedem Beitrag "für mich" liest sich das hier so und so. Und ich denke, ich kann nachvollziehen, was sie meint, für mich gesprochen.


    Vorgeschrieben hat hier m.E. niemand jemandem etwas. Ich verstehe zwar immer noch nicht, an wen sich Wolfgangs Appell richten soll, aber wahrscheinlich sollte es einfach nur nett gemeint sein.

  • Quittengelee : Dein Beitrag Nr. 64 greift so ein bisschen das auf, was ich Anfang des Threads schrieb - danke dir!

    Natürlich ist Diskriminierung aufgrund Aussehen oder Behinderung absolut nicht in Ordnung, aber es hilft Betroffenen nur bedingt, wenn immer nur über den Idealzustand gesprochen wird, da Betroffene intuitiv oder durch eigene Erfahrungen in der Vergangenheit wissen, dass wir als Gesellschaft da (noch) nicht sind.

  • (…) da Betroffene intuitiv (…) wissen, dass wir als Gesellschaft da (noch) nicht sind.

    Das ist Schmarrn, den du an der Stelle- egal wie gut gemeint - schreibst. Solange ich Diskriminierung behinderter Menschen weder bezeuge, darüber lese, davon höre, noch selbst erlebe, weiß ich nicht, dass es diese gibt. Das ist dann auch keine Frage einer Intuition, die magischerweise in Wissen mündet.


    Menschen mit und ohne Behinderung wachsen aber ja nicht im luftleeren Raum auf, sondern sind Teil dieser Gesellschaft, in der Exklusion an vielen Stellen als normal erachtet und hingenommen wird. Ergo ist allen auch ganz allgemein klar, dass es Diskriminierung verschiedenster Gruppen gibt.

    Wer dann darüber hinaus einer von Diskriminierung besonders häufig betroffenen Gruppe angehört (Menschen mit Behinderung, PoC, queere Menschen, …) weiß unabhängig davon, was individuell tatsächlich erlebt wird, dass man Teil einer besonders häufig diskriminierten Gruppe ist. Auch das ist keine Frage der Intuition.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Was soll das sein?

    Wenn man groß Normen schwingt, sollte man diese auch richtig bezeichnen.

    Jo sind Artikel, keine Paragraphen. Das GG hilft aber in den seltensten Fällen überhaupt weiter, weil die einzelnen Art von Bundes- bzw. Landesgesetzen/-Verordnungen überhaupt erst greifbar gemacht werden.

  • Was soll das sein?

    Wenn man groß Normen schwingt, sollte man diese auch richtig bezeichnen.

    Korinthen widerlegen nicht die Aussage :aufgepasst:

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Das ist Schmarrn, den du an der Stelle- egal wie gut gemeint - schreibst. Solange ich Diskriminierung behinderter Menschen weder bezeuge, darüber lese, davon höre, noch selbst erlebe, weiß ich nicht, dass es diese gibt. Das ist dann auch keine Frage einer Intuition, die magischerweise in Wissen mündet.


    Menschen mit und ohne Behinderung wachsen aber ja nicht im luftleeren Raum auf, sondern sind Teil dieser Gesellschaft, in der Exklusion an vielen Stellen als normal erachtet und hingenommen wird. Ergo ist allen auch ganz allgemein klar, dass es Diskriminierung verschiedenster Gruppen gibt.

    Wer dann darüber hinaus einer von Diskriminierung besonders häufig betroffenen Gruppe angehört (Menschen mit Behinderung, PoC, queere Menschen, …) weiß unabhängig davon, was individuell tatsächlich erlebt wird, dass man Teil einer besonders häufig diskriminierten Gruppe ist. Auch das ist keine Frage der Intuition.

    Ich sehe durchaus Einschränkungen von behinderten Personen. Ist das Diskriminierung?

    Z.B. könnten Gehbehinderte nicht bei uns unterrichten, weil die meisten Klassenräume nur über Treppen erreichbar sind und es keine Aufzüge gibt.


    Oder wenn Bahnhöfe nicht für Rollstuhlfahrer geeignet sind, weil die Aufzüge mal wieder defekt sind.


    Leider gibt es auch noch überall Idioten wie Rassisten oder eben auch Leute, die sich über Behinderungen lustig machen. Da kann die Gesellschaft nichts für, ist aber leider Tatsache.


    Wir haben z.B. einen Kollegen mit einer Gehbehinderung, so dass er eine komische Gangart hat. Diese wird manchmal von Schülern nachgeäfft. Ist das Diskriminierung?

  • Nein, das ist Nachäffen. Machen Schüler mit allen, auch mit den Schönsten und Nettesten.

    Solange du an den irdischen Leib gefesselt bist, wird den immer irgendwer lächerlich finden. V.a. dann, wenn letzterer in einer weniger mächtigen Position als das Gegenüber ist.

  • Was genau hat dein Beitrag mit meinem Beitrag zu tun, dass du diesen zitierst? Sind die Fragen in deinem Beitrag an mich adressiert? Wenn ja: Warum?


    Zitat

    Leider gibt es auch noch überall Idioten wie Rassisten oder eben auch Leute, die sich über Behinderungen lustig machen. Da kann die Gesellschaft nichts für, ist aber leider Tatsache.

    Wir alle sind „die Gesellschaft“ , inklusive der Idioten oder Rassisten, die du davon abgegrenzt betrachten möchtest, die aber definitiv viel zu viele sind als dass das angemessen wäre. Insofern können wir als Gesellschaft dann auch etwas für die Vielzahl an Rassisten, die manche von uns offenkundig lieber rhetorisch ausgrenzen als effektiv etwas dagegen zu tun, was Rassismus reduziert, für den wir als Gesellschaft mitverantwortlich sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nein, das ist Nachäffen. Machen Schüler mit allen, auch mit den Schönsten und Nettesten.

    Ja und nein. Letztlich hat gerade das Nachäffen körperlicher Behinderungen oft auch etwas mit einem bestimmten Klima und einer bestimmten Haltung zu tun, in der es als nicht so schlimm erachtet wird Behinderungen nachzuäffen, ins Lächerliche zu ziehen, als dumm zu bezeichnen. In demselben Klima werden z.B. queere Menschen oder auch PoC regelmäßig entwertet im Namen des Spaßes, weil das Gruppen sind, bei denen viele in der Gesellschaft dies unwidersprochen hinnehmen, solange sie nicht selbst betroffen sind. Insofern ist dieses Nachäffen dann eben doch zumindest ein Hinweis auf zugrundeliegende Haltungen, die Diskriminierung begünstigen bis tolerieren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mal zurück zur Frage der TE:

    Es kam bereits der Rat, möglichst offen - ich würde denken sogar offensiv - mit der körperlichen Auffälligkeit umzugehen.

    Falls man Lust drauf hat, kann man auch Quatsch damit machen z. B. mal im Piratenlook mit Augenklappe auflaufen.


    Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, sehr deutlich meine Makel und Fehlerhaftigkeiten zu offenbaren. Bisweilen muss man dennoch blöde Bemerkungen oder sogar Häme einstecken, für die es - unabhängig von tatsächlichen Auffälligkeiten - nur den Rat geben kann, es nicht persönlich zu nehmen. Da arbeiten sich evtl. die SuS an dir ab, um Frust abzubauen oder Ähnliches.


    Gleichwohl ist’s dann m. E. geboten, in ein Gespräch darüber zu gehen, dass verbale Verletzungen sehr schlimm sein können und keinesfalls in Ordnung sind, auch wenn man selbst damit klarkommt.

    Ich schmeiße jedenfalls konsequent Leute sofort aus dem Unterricht, die sich in irgendeiner Form über Mitschüler:innen lustig machen oder diese beleidigen und zwar zunächst ohne Diskussion - die kommt dann später.


    Die ganzen Dinge sind aber natürlich auch sehr altersabhängig, ich habe es vornehmlich mit SuS ab Klasse 8 zu tun.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

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