• Ich würde gerne bei meiner aktuellen, recht heterogenen Lerngruppe mehr Freiarbeit anbieten, damit individueller gearbeitet werden kann. Ich bin bislang unzufrieden mit den Versuchen.


    Probleme:

    - Unruhe (zu schnell fertig mit einer Übung oder keine Lust mehr? und dann hin- und herlaufen und was Anderes holen)

    - Arbeit zu zweit: kann gut sein, wenn wirklich gemeinsam gearbeitet wird oder auch wieder nur Gaudi und zu laut, wenn geredet oder gekichert wird. Irgendwie muss man aber kommunizieren zu zweit, sonst ist es ja auch keine Partnerarbeit...

    - wenn ich erklären oder kontrollieren soll, wird wieder rumgelaufen und ich rede

    - Kinder, die sich schlecht konzentrieren können machen zu wenig, sind eher un- als motiviert


    Es ist mir einfach zu viel Gewusel und der Lernertrag, zumindest bei einigen, noch zu gering.


    Auffallend: es gibt Kinder, die das gut können und still und fröhlich vor sich hinarbeiten und solche, denen es schwer fällt und die es auch nicht aus ihren alten Klassen kennen. Es gibt z.B. tatsächlich Kinder, die mit 9 oder 10 Jahren noch nie einen LÜK-Kasten benutzt haben.


    Ich habe früher schonmal Wochenplan mit einer Klasse probiert und hab es wieder aufgegeben, weil manche einfach zu wenig gemacht haben und dafür war mir dann die Vorbereitung zu aufwendig.


    Macht ihr überhaupt noch Freiarbeit? Bringt das Punkte? Wenn ja, wie funktioniert das in größeren Gruppen? Ich hab ja sogar verhältnismäßig kleine Klassen... Oder braucht's einfach mehr Geduld und Gewöhnung?

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    ja, ich mache Wochenplanarbeit in Kl.6, wobei es sich meist um mehr als eine Woche handelt.

    Je nach Lerngruppe läuft es unterschiedlich, aber das muss ich wohl nicht extra schreiben (?).

    Mir ist es wichtig, dass die Kinder in ihrem eigenen Tempo arbeiten, bei manchen muss ich dafür sorgen, dass sie tatsächlich arbeiten. Nichts Neues also :)

  • In meiner eigenen Klasse mache ich seit 2,5 Jahren viel Projekt- bzw. Freiarbeit. Die SuS sind daran gewöhnt und machen nach der Instruktionszeit ihr Ding. Allerdings sind manche, weil sie einfach furchtbar faul waren, dabei schon mal ordentlich auf die Nase gefallen. Andererseits gibt es Schüler, die für sich alleine und in eigenem Tempo mit der Freiarbeit großartig zurecht kommen. Mir geht es also in meiner eigenen Klasse ein wenig wie dir.


    Bei anderen Klassen habe ich mich noch nicht getraut, es auszuprobieren. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich in den L-Klassen nur eine Stunde Englisch habe und es sich dort nicht lohnt, ein Projekt auszuarbeiten und über mehrere Wochen zu verteilen. Damit kommen die SuS in einer Stunde in der Woche auch nicht zurecht. Bei der 8. Klasse, die ich zusätzlich in Deutsch habe, konnte ich so etwas auch noch nicht machen, da sie es absolut nicht gewohnt sind und darauf vertrauen, dass man ihnen alles vorkaut. Die können leider fast gar nichts allein. Da muss man Aufgabenstellungen teilweise jedem einzeln und 5x hintereinander erklären.


    Letztlich hängt es sehr von den Klassen bzw. SuS ab. Super ist, wenn sie es schon kennen, oder sich zumindest darauf einlassen. Wenn man es dann oft genug macht, bekommen die SuS Routine darin und dann klappt es auch. Ich versuche den SuS immer recht viel zuzutrauen, aber man kennt ja seine SuS auch und weiß wie viel geht. Schade finde ich bei mir am FZ immer, dass solche Freiarbeit bzw. Projekte sehr wenige machen und somit wenige SuS damit in Berührung kommen und so auch keine Erfahrung darin sammeln können. Die meisten KuK bei uns arbeiten stupide Buch und AH oder Arbeitsblätter ab. Ich lass mich davon aber in Zukunft nicht abbringen und probiere mich hier und da mal aus und sag meinen SuS auch, dass ich mit ihnen gerne etwas neues versuchen möchte. Die Methode des Schreibgesprächs z.B. hat in der besagten 8. Klasse mega funktioniert, obwohl die eigentlich gar nicht gerne viel schreiben. Da war ich selbst sehr überrascht, wie viel Spaß sie hatten. Man muss einfach viel ausprobieren und dran bleiben und wenn´s nicht klappt, versucht man sich eben an der nächsten Methode.

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

  • Ich mache seit ca zehn Jahren in jeder Klasse Wochenplanarbeit, es gab bis jetzt nur eine Klasse, da habe ich es schnell wieder aufgegeben, weil die einfach so frei nicht ruhig arbeiten konnten.


    Ich habe zwei- oder dreifach differenzierte Wochenpläne, der Umfang und Schwierigkeitsgrad ist unterschiedlich, sodass jedes Kind die Möglichkeit hat, fertig zu werden. Ich finde das nämlich ganz schlimm, wenn langsame oder schwächere Schüler nie fertig werden, es ist so demotivierend.

    Ich führe das immer sehr kleinschrittig ein und arbeite zu Beginn auch mit einer Vehaltensampel, sodass die Kinder eine optische Rückmeldung haben, wie es ihnen gelingt, die Regeln zu befolgen. Die erste Woche machen wir zwar "Wochenplan", aber gemeinsam, das heißt, alle bearbeiten die gleiche Aufgabe und haken sie danach gemeinsam mit mir ab. Wenn alle das Prinzip verstanden haben, dürfe sie ihre Aufgaben ab dann selbst wählen. Jede fertige Aufgabe wird mir gezeigt, ist der gesamte Plan fertig, gibt es einen Sticker außen auf den Wochenplan-Schnellhefter. So habe ich immer schnell eine Kontrolle, wer seine Arbeit schafft und wer nicht. Wer am Ende der Woche schon fertig ist, darf lesen, spielen oder Zusatz-ABs machen.


    Im Laufe der Zeit führe ich dann noch Kleinigkeiten dazu ein, wie freie Platzwahl in der Wochenplanzeit, Kinder dürfen dann auch am Boden oder vor der Tür (bei offener Tür) arbeiten, und manchmal hören wir leise Musik dazu. Ist eigentlich immer eine total schöne Zeit, wenn die Klasse gelernt hat, leise zu arbeiten.

  • Ich mache das gerne. Man muss die Klassen darauf trainieren, Rechenschaft herstellen, ein glasklares Classrooom-Management betreiben und vor allem muss die Differenzierung wirklich sitzen. Dann ist das eine tolle Arbeitsform.

  • Mein Kollege, bei dem ich mehrere Stunden alleine und mit ihm drin bin, macht das auch. Er hat einen Plan, den die Schüler in beliebiger Reihenfolge abarbeiten. Erst wenn x Pflichtaufgaben erledigt sind, darf man Küraufgaben (AntonApp, Malbilder...) machen.

    Es ist ziemlich leise in dieser Zeit, nur ich laufe herum und die Schüler arbeiten ca. 25 Minuten. Ich komme dabei nicht zum Sitzen, weil ständig jemand was braucht.

    Mathe ist ausgeschlossen davon, hier haben die Schüler individuelle Arbeitspläne. Lediglich der Bereich "Größen" kommt im Wopl vor.

  • ...

    Im Laufe der Zeit führe ich dann noch Kleinigkeiten dazu ein, wie freie Platzwahl in der Wochenplanzeit, Kinder dürfen dann auch am Boden oder vor der Tür (bei offener Tür) arbeiten, ...

    Dann hab ich zu viel auf einmal an Entscheidungen freigegeben. Danke für die Erläuterung!

  • Ich mache es komplett anders und sehr viel weniger als früher.


    Es ist eher so, dass es zeitweilig, das heißt in Mathe in Übungsphasen, in SU bei bestimmten Themen, Aufgabenpläne gibt (mehr als 1 Woche) und ich dennoch täglich entscheiden kann, ob daran gearbeitet wird oder es für alle/ eine Gruppe etwas anderes gibt.


    Dazu gibt es im Plan freiere Aufgabe (zur Auswahl), wenn man die Pflicht erledigt hat. Insgesamt ist es also sehr gelenkt, aber wer kann und mag, kann viele Freiheiten bekommen.

    Die derzeitige Lerngruppe bildet das nicht ab und braucht sehr, sehr viel Anleitung.

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    - Kinder, die sich schlecht konzentrieren können machen zu wenig, sind eher un- als motiviert

    Wenn sie sich deshalb schlecht konzentrieren können, weil sie von äußeren Reizen abgelenkt werden, ist das logisch, denn die vielen äußeren Reize (Partner unterhalten sich oder kichern, Kinder laufen umher, holen sich Aufgaben, Kinder kommen zu dir, du sprichst mit ihnen) lenken sie ab. Sie werden dadurch immer wieder aus ihrer Aufgabe und einem beginnenden Gedankengang herausgeholt und müssen immer wieder dahin zurückfinden.


    Eine ADHSlerin in meinem Familienkreis (unaufmerksamer Typ, nicht der impulsiv-hyperaktive) wurde niemals auch nur mit einer Aufgabe im Wochenplan fertig: Die Hürde, zu beginnen, ist groß, sie brauchte einen Anreiz von außen dafür und eine ruhige Umgebung. Beides lag niemals vor. Neben ihr hätte dauernd eine Erwachsene sitzen und nur mit ihr arbeiten müssen - am besten in einem anderen Raum. Die Lehrerin meinte, sie sei unmotiviert und könne sich schlecht konzentrieren.


    Und wenn in der Kita niemand den Verdacht geäußert hätte, wäre niemand drauf gekommen und niemand hätte eine Diagnostik begonnen, nicht jede Variante aus den neurodiversen Spektren erkennt man sofort, die sitzen da auch undiagnostiziert vor einem.


    Ich persönlich habe einiges an Wochenplanarbeit hinter mir, das war zu meiner Studien- und Ausbildungszeit unglaublich wichtig - und ich mag es nicht. Es ist mir zu laut, zu wuselig, ich bekomme bei so großen Gruppen einfach nicht immer mit, wenn jemand nicht arbeitet, weil zu viele Kinder entweder sich nicht an die Regeln halten oder ständig fragen, weil sie die Aufgabenstellungen nicht lesen etc. Mein Eindruck war auch, dass nicht unbedingt viel dabei herauskommt, also nur noch für Übungsphasen, wenn die Inhalte schon gut sitzen. Im Moment lasse ich meine 6. an so etwas ähnlichem arbeiten - aber aus der Not heraus. Die sind in der Doppelstunde, die wir haben (6. / 7.) einfach nicht mehr aufnahmefähig, quatschen nur und rufen mir ständig laut dazwischen. Dann sollen sich lieber alle mit Aufgaben beschäftigen.

  • Ich mache es manchmal zu einem bestimmten Thema, neulich z.B. Geometrie. Meist erstelle ich ein Übungsheft, in dem jeder nach seinem Tempo arbeitet und da sind dann auch Aufgaben dabei, die man z.B. an einer bestimmten Station (z.B. Geobrett) erledigen soll. Ich habe von Eltern Rückmeldung, dass Kinder dann zu Hause erzählen: Heute war der schönste Schultag. Meine Klasse mag es, auszuwählen, was sie zuerst machen dürfen und in eigenem Tempo.

    Wenn ich gesundheitlich etwas angeschlagen bin, kann ich mich in der Klasse ziemlich zurücknehmen. Es gibt einen Tagesplan. Ich schreibe an die Tafel, was am Vormittag in verschiedenen Fächern (auch Kunst oder SU) erledigt werden soll und helfe individuell. Schnelle dürfen sich i-pads holen, lesen, malen, helfen, whatever.


    "Machst du Musik an?" höre ich dann auch oft. Ich habe CD´s mit entsprechender leiser Entspannungsmusik (Wie früher :rotwerd: ).

    Allerdings habe ich Zweifel, dass meine Klasse regelmäßig, also jede Woche, so einen Plan durcharbeiten wollte. Dadurch dass ich die Freiarbeit nicht so oft und zu Übungszwecken einsetze und die Kinder relativ selbstständig an den Aufgaben schaffen können, mögen sie es so, glaube ich.

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