Bayern führt Sprachtest für 4 1/2jährige ein

  • Bayern führt Sprachtest für 4 1/2järige ein, s. Die Welt.


    Bislang führt meines Wissens nur Hamburg derartige Tests durch, und in Sachsen sind sie dem Grundsatz nach beschlossen (?).


    Die Hamburger Test sind allerdings, anders als in Bayern vorgesehen, für wirklich alle Kinder verbindlich, und es werden nicht nur sprachliche Fertigkeiten, sondern auch das Zahlenverständnis und motorische Fähigkeiten überprüft.


    In Bayern sind offenbar - s. Artikel - Ausnahmen für Kinder vorgesehen, denen seitens der KiTas bescheinigt wird, dass kein Förderbedarf besteht.

  • In NRW gibt es seit ca 15 Jahren die Delfin 4 Sprachtests. Seit einigen Jahren werden sie aber nur noch bei den Kindern durchgeführt, die keine KiTa besuchen.

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    Lustige Anekdote: Meine Abiturient*innen unterhielten sich letztens über diese Sprachtests und konnten nicht nachvollziehen, warum die einzige, die diesen Sprachtest gemacht hat / sich daran erinnert, gemacht zu haben, eine super blonde, super urdeutsche Schülerin ist (religiös sehr strenge Familie, Richtung Evangelikal (bzw. evangelikal Punkt)
    Ich habe dann gefragt: "Warst du im Kindergarten?" (Irgendwie hatte ich ein 99%-Gefühl). Nein, war sie nicht.
    Alle anderen (die tatsächlich alle einen türkischen Migrationshintergrund haben, also in der beteiligten Runde) waren im KiGa (und haben vermutlich den Test im Rahmen des Kindergartens gemacht).

    und weitere Anekdote: in der Gruppe sind 1-2 Schüler (ja, nur männlich), die ich jetzt 2 Monate vorm Abi durch jeden Grundschulsprachtest durchfallen lassen würde.

  • In NRW gibt es seit ca 15 Jahren die Delfin 4 Sprachtests. Seit einigen Jahren werden sie aber nur noch bei den Kindern durchgeführt, die keine KiTa besuchen.

    Werden in NRW Kinder, bei denen Förderbedarf festgestellt wird, zum KiTa-Besuch bzw. weitergehenden Fördermaßnahmen verpflichtet?


    Der Erfolg des „Hamburger Modells“ ist offenbar seiner Konsequenz und Verbindlichkeit geschuldet.

  • In NRW gibt es seit ca 15 Jahren die Delfin 4 Sprachtests. Seit einigen Jahren werden sie aber nur noch bei den Kindern durchgeführt, die keine KiTa besuchen.

    Das ist in NdS ähnlich, „Fit in Deutsch“ wurde früher mit allen durchgeführt, inzwischen nur noch mit einzelnen.

  • Werden in NRW Kinder, bei denen Förderbedarf festgestellt wird, zum KiTa-Besuch bzw. weitergehenden Fördermaßnahmen verpflichtet?

    Würden die Kinder dann auffällig, würden sie zur Förderung verpflichtet,

    dazu wurde schon vor Jahren die Sprachförderung in die Schulpflicht mit einbezogen.


    Früher gab es pro Kind 1 Stunde und mit einer Kleingruppe konnte man dann tägliche Förderung umsetzen. Das geht heute nur, wenn es mehrere Kinder wären.

  • Bislang führt meines Wissens nur Hamburg derartige Tests durch

    Nö. BW zum Beispiel auch.


    Das Problem ist oftmals, dass die Tests und/oder Anwender nicht zwischen einem Sprachförderbedarf und einem Sprachtherapiebedarf differenzieren können.

  • Diese Sprachstandserhebungen sind seit diesem Schuljahr neu und starten bei uns an der Schule nächste Woche. Der Kindergarten führt Sprachtests durch und stellt dann Befreiungen aus für Kinder, die keine sprachlichen Auffälligkeiten zeigen. Alle anderen müssen an der Sprachstandserhebung teilnehmen, die Beratungslehrer und Schulpsychologen durchführen.

    Kinder, die diesen "Test" nicht "bestehen", müssen im Vorschuljahr einen Vorkurs zur Sprachförderung besuchen. Vorkursstunden sind bei uns im Landkreis rar gesät und eigentlich gedacht für Kinder mit Migrationshintergrund und geringen Deutschkenntnissen. Es ist fraglich, was mit Kindern passiert, die Kindergärten besuchen, an denen es bisher keinen Vorkurs gab und ob der Vorkurs jetzt auch für Kinde mit Deutsch als Muttersprache und Sprachauffälligkeiten geöffnet wird.

    Insgesamt wurde das Verfahren ziemlich im Hauruck-Verfahren eingeführt. Bis Januar wurden die Verfahren erst ausgearbeitet und dann die Beratungslehrer geschult. Die müssen die Tests zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit erledigen - erstmal ohne Ausgleich. Vielleicht bekommen sie im nächsten Schuljahr eine Ermäßigungsstunde dafür.

    Allein an unserer Schule wurden 25 Kinder zum Test eingeladen. Für unsere Beratungslehrerin bedeutet das 5 zusätzliche Nachmittage jeweils à 2,5 h. Sie ist aber noch für einige weitere Schulen zuständig und kommt so auf etwas mehr als 3 Wochen nachmittägliches Testen.

  • Nö. BW zum Beispiel auch.


    Das Problem ist oftmals, dass die Tests und/oder Anwender nicht zwischen einem Sprachförderbedarf und einem Sprachtherapiebedarf differenzieren können.


    Deshalb können Kinder, die diesen Sprachtest gar nicht bestehen können (z. B. aufgrund einer Behinderung), davon befreit werden. Für die wäre ja auch der danach verpflichtende Vorkurs nicht das geeignete Förderinstrument.

  • Deshalb können Kinder, die diesen Sprachtest gar nicht bestehen können (z. B. aufgrund einer Behinderung), davon befreit werden. Für die wäre ja auch der danach verpflichtende Vorkurs nicht das geeignete Förderinstrument.

    Es werden diesen Vorkursen oder ähnlichen Förderprogrammen aber - teilweise infolge dieser Tests - viele Kinder zugeführt, die eine Sprachentwicklungsstörung haben.
    Denen schadet das ja in der Regel auch nicht. Aber es reicht eben auch nicht aus, da das Problem viel grundlegender ist und nicht (nur) an zu wenig sprachlicher Anregung liegt.

    Deshalb sollten diese Tests bzw. ihre Anwender das unterscheiden können. Um das aber auch in den nicht eindeutigen Fällen verlässlich tun zu können, benötigt man vertieftes Wissen über Voraussetzungen des Spracherwerbs, Sprachentwicklungsverläufe, Störungsbilder und Diagnostik.

  • diesen Vorkursen oder ähnlichen Förderprogrammen aber - teilweise infolge dieser Tests - viele Kinder zugeführt, die eine Sprachentwicklungsstörung haben.
    Denen schadet das ja in der Regel auch nicht. Aber es reicht eben auch nicht aus, da das Problem viel grundlegender ist und nicht (nur) an zu wenig sprachlicher Anregung liegt.

    Es hilft ja nichts, die Schule hat nur diese Möglichkeit.

    Eine Empfehlung, sich um eine Therapie zu kümmern, ist davon nicht ausgeschlossen, führt aber nur zum Erfolg, wenn die Eltern bereit sind, dem nachzugehen und sich zu kümmern.

  • Wer führt denn die Tests in den Kindergärten durch?

    Also in BW ist das ja normalerweise HASE im Rahmen der ESU und wird von den Medizinischen Assistentinnen des Gesundheitsamtes durchgeführt. Bei Kindern, die darin auffällig waren, dann noch der SETK.

    Und wo erhalten die Kinder dann Förderung oder Therapie?

    Also in BW sind neben den logopädischen/sprachtherapeutischen Praxen und der Interdisizplinären Frühförderung weitere Möglichkeiten die Sonderpädagogische Frühförderung oder die Schulkindergärten, die beide organisatorisch an die SBBZ mit entsprechendem Förderschwerpunkt angeschlossen sind.

  • Wir haben eine Grundschulförderklasse und da tummelt sich alles. Von sehr stark verhaltensauffällig bis große sprachliche Defizite und meine Kollegin soll das alles innerhalb eines Jahres bis zur Einschulung in die Regelgrundschule richten. Gerade der hiesige Jahrgang ist sehr schwierig, der vorherige war positiv anders und viel besser zu händeln. Bei vielen Kindern denke ich, dass sie eigentlich in einer ganz anderen Einrichtung gefördert werden müssten, aber gefühlt landet ein großes Sammelsurium bei uns. Meist sind es doch Sozialpädagogen, die die GFK leiten und ich frage mich, inwieweit diese Ausbildung abdeckt, was eigentlich alles verlangt wird.

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