Als Fachpraxislehrerin eingesetzt.

  • Ich bin verbeamtete Lehrerin mit einer Lehrbefähigung für zwei Theoriefächer (Biologie und Ernährungslehre) an einer Berufsschule in Thüringen. Aufgrund des bestehenden Lehrermangels werde ich seit einigen Jahren als Fachpraxislehrkraft in der Schulküche eingesetzt und bin somit für den praktischen Unterricht mit den Schülern verantwortlich. Ich habe der Schulleitung mehrfach mitgeteilt, dass mir der Fachpraxisunterricht weniger liegt und ich mich als Fachlehrerin eher im Theorieunterricht sehe, was auch meiner Ausbildung im Lehramtsstudium entspricht. Leider wurde meine Bitte, wieder ausschließlich im Theorieunterricht tätig zu sein, aufgrund des anhaltenden Lehrermangels wiederholt abgelehnt. Daher stellt sich mir nun die Frage, ob es mir als Fachlehrerin überhaupt gestattet werden kann, im Fachpraxisunterricht eingesetzt zu werden?

  • Verstehe ich das richtig: Du bist Fachlehrerin für Ernährungslehre und wirst für den Praxisunterricht in genau diesem Fach eingesetzt?

    Gibt es bei euch denn einen Unterschied zwischen Theorie- und Praxislehrern?

    Kennst du die Unterrichtssituation an deiner Schule? Wäre eine andere Verteilung denkbar, bei der du mehr Theorieunterricht gibst?

    Bei uns ließe da wenig machen, wir differenzieren aber auch nicht zwischen Theorie-/Praxislehrkräften.

  • Verstehe ich das richtig: Du bist Fachlehrerin für Ernährungslehre und wirst für den Praxisunterricht in genau diesem Fach eingesetzt?

    Ich sehe darin auch nichts Ungewöhnliches.


    Auch Biologie ist ja kein reines Theorie-Fach, habt ihr keine Biolabore?

  • Verstehe ich das richtig: Du bist Fachlehrerin für Ernährungslehre und wirst für den Praxisunterricht in genau diesem Fach eingesetzt?

    Gibt es bei euch denn einen Unterschied zwischen Theorie- und Praxislehrern?

    Kennst du die Unterrichtssituation an deiner Schule? Wäre eine andere Verteilung denkbar, bei der du mehr Theorieunterricht gibst?

    Bei uns ließe da wenig machen, wir differenzieren aber auch nicht zwischen Theorie-/Praxislehrkräften.

    Richtig, ich werde als Fachlehrerin für den Praxisunterricht herangezogen. Laut Schulordnung werden zwischen Theorie- und Praxislehrern unterschieden. Praxislehrkräfte müssen u. a. drei Unterrichtsstunden mehr die Woche unterrichten. Eine Verteilung ist nicht möglich, da es zwei unterschiedliche Fächer sind mit unterschiedlichen Rahmenlehrpänen.

    Ich sehe darin auch nichts Ungewöhnliches.


    Auch Biologie ist ja kein reines Theorie-Fach, habt ihr keine Biolabore?

    Da stimme ich dir zu. Allerdings handelt es sich bei mir um zwei verschiedene Schulfächer mit jeweils eigenen Rahmenlehrplänen. Das ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen dem Fach Biologie und dem Binden von Sträußen in der Schulgärtnerei.

  • Richtig, ich werde als Fachlehrerin für den Praxisunterricht herangezogen. Laut Schulordnung werden zwischen Theorie- und Praxislehrern unterschieden. Praxislehrkräfte müssen u. a. drei Unterrichtsstunden mehr die Woche unterrichten.

    Ja bei uns müssen auch reine Werkstattlehrer (so heißen die hier am BK) auch mehr unterrichten, das liegt daran, dass sie nichts mit Klausuren und Prüfungen am Hut haben.

    Aber hier ist es eng verzahnt, sowohl in Chemie, als auch in Elektrotechnik unterrichte ich bei Bedarf auch die Praxis. Ist mir sogar lieb, da ich so Theorie und Praxis eng verzahnen kann. Ein Problem erkenne ich bei dir darin nicht.

    Die Werkstattlehrer unterstützen uns, aber am Ende unterrichten einen Großteil der Praxis alle Lehrkräfte mit.


    Sieh es so herum, hier erhalten die Werkstattlehrer A9/A10, da bin ich mit A13 dan sehr gut bezahlt dagegen.


    Anderes Thema ist das hier

    dass mir der Fachpraxisunterricht weniger liegt

    Aber wenn ein Mangel da ist, sollte man von einer studierten Lehrerin erwarten, dass sie das abbilden kann.

  • Verstehe ich das richtig: Du bist Fachlehrerin für Ernährungslehre und wirst für den Praxisunterricht in genau diesem Fach eingesetzt?

    Gibt es bei euch denn einen Unterschied zwischen Theorie- und Praxislehrern?

    Kennst du die Unterrichtssituation an deiner Schule? Wäre eine andere Verteilung denkbar, bei der du mehr Theorieunterricht gibst?

    Bei uns ließe da wenig machen, wir differenzieren aber auch nicht zwischen Theorie-/Praxislehrkräften.

    In welchem Bundesland bist du tätig? Ich wundere mich etwas, da ich bislang der Meinung war, dass es in den meisten - wenn nicht allen - Bundesländern an den beruflichen Schulen sowohl Theorie- als auch Praxislehrkräfte gibt, gerade in den Bereichen Technik, Gastronomie oder eben Ernährung/Hauswirtschaft. Oder meinst du mit "wir" deine Schulform, also das allgemeinbildende Gymnasium?


    Hier in NDS benötigen die Lehrkräfte für Fachpraxis an den BBS u. a. kein Studium, sondern mind. den Realschulabschluss, eine einschlägige Fachschulausbildung oder eine entsprechende Meisterprüfung sowie danach noch eine mind. zweijährige hauptberufliche Tätigkeit in diesem Bereich. Diese Lehrkräfte werden hier (fast) ausschließlich im entsprechenden Fachpraxisunterricht z. B. von Berufseinstiegs- und Berufsfachschulklassen eingesetzt und erhalten, wenn sie verbeamtet werden, im Gegensatz zu den BBS-Theorielehrkräften lediglich A10 (bis Juli 2024 sogar nur A9!). Sie haben auch eine höhere Unterrichtsverpflichtung, nämlich 27,5 Stunden (Theorielehrkräfte: 24,5 Stunden), lassen aber bspw. keine Klausuren/Klassenarbeiten schreiben; sprich: Korrektur von schriftlichen Leistungsnachweisen entfällt.

    Die Ausbildung zur Lehrkraft für Fachpraxis findet hier in NDS ähnlich wie die für "direkte Quereinsteiger*innen" berufsbegleitend statt.


    Ich habe es an meiner und den umliegenden berufsbildenden Schulen zwar bislang noch nicht mitbekommen, dass eine Theorielehrkraft im Fachpraxisunterricht "Hauswirtschaft" eingesetzt wurde, halte es aber für nicht für ausgeschlossen; erst recht nicht, wenn die Lehrkraft aus dem Bereich "Ernährungslehre" kommt und in der betreffenden Schule nicht die entsprechenden Fachpraxislehrkräfte zur Verfügung stehen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Aber wenn ein Mangel da ist, sollte man von einer studierten Lehrerin erwarten, dass sie das abbilden kann.

    Als meine Stelle damals ausgeschrieben wurde, war sie explizit für meine Theoriefächer vorgesehen. Im Vorstellungsgespräch wurde dieses Thema jedoch mit keinem Wort erwähnt. Erst an meinem ersten Arbeitstag, als ich meinen Stundenplan erhielt, erfuhr ich, dass es bereits seit Längerem einen Mangel im Praxisfach gab und ich wurde gebeten, kurzfristig einzuspringen. Das ist nun fünf Jahre her. Aus meiner Sicht ist das nicht fair.

  • Das ist nun fünf Jahre her. Aus meiner Sicht ist das nicht fair.

    Was sagt die Gewerkschaft und/oder der Personalrat dazu?


    Was genau empfindest du als nicht fair?


    Lehrkräfte dürfen ja sogar fachfremd eingesetzt werden um die Unterrichtsversorgung sicher zu stellen.

  • Tja, "fair" oder nicht, ich glaube nicht, dass rein rechtlich irgendwas dagegen spricht (oder wie du es in deinem Ausgangsbeitrag ausdrückst "es nicht gestattet ist"), wenn du mit einigen deiner Unterrichtsstunden im Fachpraxisunterricht eingesetzt wirst.

    Wurde denn eine Stelle für Fachpraxis Hauswirtschaft/Ernährung schon mal ausgeschrieben, seit du an dieser Schule bist? Oder wird sich einfach darauf verlassen, dass du auch Fachpraxisunterricht übernimmst?

    Ich würde an deiner Stelle mal den Personalrat mit ins Boot holen.

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  • Was sagt die Gewerkschaft und/oder der Personalrat dazu?


    Was genau empfindest du als nicht fair?


    Lehrkräfte dürfen ja sogar fachfremd eingesetzt werden um die Unterrichtsversorgung sicher zu stellen.

    Findest du nicht, dass man der Bewerberin gegenüber ehrlich sein sollte und ihr im Vorstellungsgespräch klar mitteilen müsste, dass sie kaum vom Schulamt ausgeschriebenen Theoriefach unterrichten wird, sondern hauptsächlich in der Schulküche tätig sein wird? Personalrat war ich noch nicht. Möchte erst mal hier paar Erfahrungen und Meinungen hören.

  • Ok, da gebe ich dir recht, dass dies im Vorstellungsgespräch hätte erwähnt werden sollen. Allerdings wundere ich mich, dass deine Stelle damals überhaupt als "Theoriestelle" ausgeschrieben wurde, wenn klar war, dass eigentlich eine Fachpraxislehrkraft für Hauswirtschaft gebraucht wurde.

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  • Das frage ich mich ebenfalls. Ich habe den Eindruck, dass bei der Stellenausschreibung möglicherweise etwas flexibel gehandhabt wurde.

    Was steht denn in deinem Vertrag bzw. wie ist dein Dienstverhältnis?

  • Sorry, wenn ich es evtl. überlesen habe, aber: Unterrichtest du die Stunden einer Theorie- oder ein Fachpraxislehrkraft? (Das hilft die ggf. nicht weiter bei deinem Ziel, wenn du aber die Stundenzahl einer Theorielehrerin unterrichtest, wirst du durch weniger Arbeit belohnt.)

    Wenn du nicht mit deinem offiziellen Deputat eingesetzt wirst, solltest du dich bei dem PR informieren und auch ggf. remonstrieren.

    PS dazu: Es gibt ja Statistiken zum Lehrkräfteeinsatz, den Klassen etc. und da würde der Einsatz einer Theorielehrkraft in der Fachpraxis die Statistik verhauen, oder?


    In der Technik kann ich als Theorielehrer nicht in der Fachpraxis eingesetzt werden. Ich kenne da aber nicht die genaue Rechtsquelle. Für die Ernährung kann ich das aber nicht beurteilen, ob es erlaubt ist.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Noch eine Ergänzung. Das habe ich gesucht und gefunden, weil ja hier im Forum der fachfremde Unterrichtseinsatz so beiläufig als unumstößliche Pflicht gesehen wird.


    In RLP findet sich in der Dienstordnung der Passus:


    Der Lehrkraft ist der Unterricht in den Fächern zu übertragen, die ihrer Ausbildung entsprechen. Wird die Lehrkraft bei Bedarf auch in anderen Fächern eingesetzt, so ist ihr Einverständnis anzustreben.


    Gerade die letzte Formulierung schränkt einen willkürlichen Einsatz doch deutlich ein. Vielleicht gibt es in der DO deines BLs einen ähnlichen Passus? Ob du damit am Ende Erfolg hättest, weiß ich nicht.


    Meiner Ansicht nach kann man durchaus argumentieren, dass der Praxis-Unterricht nicht der Ausbildung entspricht. Wobei die SL das sicher andersherum sehen würde.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
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  • So wie ich es verstehe, ist es aber bei der Fragestellerin genauso. Dann müsstest du als Techniklehrer Vogelhäuschen bauen und das schon seit 5 Jahren.

    Ich weiß nicht, ob es bei ihr genauso ist. Der Fachpraxisunterricht ist gerade in Bezug auf die Fachkunde bei den verwendeten Geräten und der Sicherheit im Umgang damit deutlich unterschiedlich. Um es mal ganz krass zu formulieren: Wenn ein BWL-Lehrer Tastschreiben unterrichtet, ist es eine ganz andere Dimension, als die Metall-Fachtheorielehrerin, die an der Drehmaschine unterrichten soll. Fachpraxisunterricht an der BBS ist was ganz anderes als das Bauen von Vogelhäuschen ;)

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  • Ich weiß nicht, ob es bei ihr genauso ist. Der Fachpraxisunterricht ist gerade in Bezug auf die Fachkunde bei den verwendeten Geräten und der Sicherheit im Umgang damit deutlich unterschiedlich. Um es mal ganz krass zu formulieren: Wenn ein BWL-Lehrer Tastschreiben unterrichtet, ist es eine ganz andere Dimension, als die Metall-Fachtheorielehrerin, die an der Drehmaschine unterrichten soll. Fachpraxisunterricht an der BBS ist was ganz anderes als das Bauen von Vogelhäuschen ;)


    Ich bin verbeamtete Lehrerin mit einer Lehrbefähigung für zwei Theoriefächer (Biologie und Ernährungslehre) an einer Berufsschule in Thüringen. Aufgrund des bestehenden Lehrermangels werde ich seit einigen Jahren als Fachpraxislehrkraft in der Schulküche eingesetzt und bin somit für den praktischen Unterricht mit den Schülern verantwortlich.

    Aber Kochen ist auch etwas anderes als Biologie. Den Bezug zu Ernährungslehre vermag ich ja noch herzustellen.

  • Aber Kochen ist auch etwas anderes als Biologie. Den Bezug zu Ernährungslehre vermag ich ja noch herzustellen.

    Den Bezug zur Ernährung sehe ich auch. Ich will mich aber bezüglich des fachpraktischen Unterrichts in der Küche nicht aus dem Fenster hängen, ob das zumutbar ist oder nicht. In technischen Fächern an BBSen (und da besonders im Metall- und Elektrobereich) sehe ich das als sehr problematisch an, weil die Gefährdung in der Fachpraxis sehr groß ist und die praktischen Tätigkeiten weit von der eigenen universitären Ausbildung entfernt sind. Auch wenn ich in Praktika mal geschweißt, gebohrt etc. habe, kann ich das trotzdem nicht praktisch unterrichten.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
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  • Aber Kochen ist auch etwas anderes als Biologie. Den Bezug zu Ernährungslehre vermag ich ja noch herzustellen.

    Aber um das Fach "Biologie" geht es doch m. E. im Fall der TE gar nicht, sondern nur um ihre berufliche Fachrichtung "Ernährungslehre", wo sie in der Fachpraxis eingesetzt wird statt in der Fachtheorie, oder? Oder habe ich das falsch verstanden und sie unterrichtet ausschließlich "Fachpraxis Ernährung" und Bio überhaupt nicht? Ich hatte es so aufgefasst, als wenn es nur um einen Teil ihres Stundeneinsatzes geht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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