Zugriff auf alte, nicht kompetenzorientierte Lehrpläne?

  • Guten Abend zusammen,


    ich interessiere mich für alte Lehrpläne, besonders für die Fächer Mathematik, Latein, Geschichte aus der Zeit vor dem "Pisa-Schock", in denen nicht die Kompetenzorientierung der heilige Gral war, sondern die Orientierung an fachlichen Inhalten. Dabei ist mir das Bundesland nicht so wichtig, gerne aber NRW, BW und Bayern, um mal einen Rahmen zu setzen.


    Dabei fiel mir auf, dass man über herkömmliches Suchen über Suchmaschinen wie Google gar nicht mal an so viele Ergebnisse kommt. Aus meinem eigenen Ref weiß ich, dass der Lehrplan Latein NRW SEK I aus dem Jahr 1993 trotz aller Kompetenzorientierung heutzutage immer noch recht hohes Ansehen genießt, weshalb ich ihn mir damals über eine Uni-Bib-Leihe beschafft habe. Deshalb meine Frage an euch: Ist das beabsichtigt? Ist es zudem richtig, dass in der Zeit vor der Jahrtausendwende hier in NRW weitestgehend über Erlasse und nicht über eigentliche Lehrpläne sichergestellt worden ist, was in der Schule fachlich gemacht wurde? Das kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen, zumal man recht leicht ganz alte Lehrpläne aus der Zeit vor dem Krieg findet.


    Was sind die besten Bezugsquellen, wenn ich etwas in alten Lehrplänen stöbern möchte?

  • Ich bin gerade wenig Zeit, für Baden-Württemberg fand ich folgendes (1994)


    https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/5421157


    bzw.


    https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2004-2015


    Den von 1984 fand ich auf die Schnelle nur in Buchform oder kurz mit Überschriften. (Vermutlich liegt er irgendwo noch in meiner Schule herum.)


    Aktuell ist 2016 (teilweise in Version 2) gültig.



    (1996 habe ich als Lehrerin an einer Gesamtschule in NRW angefangen und meine KollegINNen stöhnten gewaltig über den Bildungsplan. Für mich war alles neu und ungewohnt. )

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  • Seid ihr jetzt alle auf meiner oben verlinkten Seite? :D


    Ich las gerade


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  • Kris24 BW scheint fleißig dokumentiert zu haben, ich danke dir. Wir "leihen" uns hier in NRW übrigens auch gerne mal Unterrichtsreihen oder ABs von eurer Landesseite :D


    Ich aus Österreich auch 😂

    Ja, es gibt zu jedem Fach einiges. Immer wenn ich fachfremd unterrichten musste, wurde ich fündig.

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  • Unibibliotheken und auf jeden Fall alle beieinander hat man in der Deutschen Bibliothek, wenn's denn wichtig ist...


    Edit: Sachsen hat eigentlich auch heute noch konkrete Ziele und Inhalte im Lehrplan.

    Wir auch. Früher gab es bei uns noch den genauen Ablauf inkl. empfohlener Stundenzahl. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, Schulen haben mehr Entscheidungsmöglichkeiten, Umzug von Familien wird dadurch erschwert. Aber konkrete Ziele und Inhalte werden schon genannt.

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  • Wir auch. Früher gab es bei uns noch den genauen Ablauf inkl. empfohlener Stundenzahl. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, Schulen haben mehr Entscheidungsmöglichkeiten, Umzug von Familien wird dadurch erschwert. Aber konkrete Ziele und Inhalte werden schon genannt.

    Ah ja, das ist interessant. Weil oben im Ausgangsthread Bayern genannt wurde, meine These ist ja seit Jahren, dass die Kompetenzlehrpläne sich nicht unbedingt positiv auf den Leistungsstand auswirken, daher hab ich Sachsen erwähnt.

  • ...die Orientierung an fachlichen Inhalten.

    ...nennt sich Fachkompetenz.

    Die alten Lehrpläne waren m.E. sehr wohl kompetenzorientiert mit dem Schwerpunkt auf Fachkompetenz.


    Ansonsten... wie weit zurück darf es denn sein?

    Die Lehrplanwerke der DDR von 1972 und 1987 sollten noch verfügbar sein (z.B. hier https://www.amazon.de/Allgemeinbildung-Interpretation-Lehrplanwerks-sozialistischen-wissenschaftlichen/dp/B079Y5S1FX?tag=lf-21 [Anzeige] ). Dazu gab es entsprechende Handreichungen für verschiedene Fächer mit fertig ausgearbeiteten Stunden.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ah ja, das ist interessant. Weil oben im Ausgangsthread Bayern genannt wurde, meine These ist ja seit Jahren, dass die Kompetenzlehrpläne sich nicht unbedingt positiv auf den Leistungsstand auswirken, daher hab ich Sachsen erwähnt.

    Die Abschaffung der verpflichtenden Grundschulentscheidung über den Zugang zu weiterführenden Schulen hatte vermutlich die negativen Folgen für die Leistung an unseren Gymnasien zu Folge. Wir hatten grundsätzlich mindestens ein Viertel mit Nichtgymnasialempfehlung (ca. 1/4 davon noch nicht einmal mit Realschulempfehlung). Anfangs durften wir an weiterführenden Schulen nicht erfahren, wer dazu gehört (wir vermuten, dass die Zahl damals deutlich höher lag. Die Unterstufe war geprägt von überforderten Kindern. In einer Klasse waren wir uns Lehrer einig, dass 2/3 die geforderte Leistung nicht erreichen konnten. Nur kann man nicht so viele "abschulen". Gute Schülerinnen und Schüler brachten ebenfalls weniger Leistung, weil sie ja immer noch überdurchschnittlich waren. Eltern schimpften, wenn der Schnitt zu schlecht war.)


    Seit ein paar Jahren musste die Empfehlung vorgelegt werden, meine genannten Zahlen stammen aus dieser Zeit. Die Empfehlung stimmte fast immer (wir Lehrer kannten sie anfangs nicht, erfuhren es erst bei entsprechenden Konferenzen), die GrundschulkollegINNen tun einen sehr guten Job, die Eltern sehen nur ihr eigenes Kind und meinten zu oft, wenn Kinder und LehrerIn sich nur genug anstrengen, reicht es. Leider reichte es selten weiter als Klasse 8. Wir verloren immer mindestens eine Klasse und die betroffenen Schülerinnen und Schüler 2 Jahre (und ihr Selbstbewusstsein).


    Ich bin gespannt, wie es ab nächsten Jahr wird. Ich bin mir sicher, dass es nicht an unseren Bildungsplänen lag. Dann schon eher an der Kürzungen der Stunden von G9 auf G8.

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  • Ich glaube nicht mal, dass Eltern ihre Kinder immer für "besser" halten als sie sind, sondern dass sie jede Chance ermöglichen wollen. Dass das für euch anstrengend ist, glaube ich gern, man müsste dann eben doch konsequent abschulen nach der Orientierungsstufe. Einen "zu schlechten Schnitt" dürfte es eigentlich auch nicht geben. Unverschämt, dass auf die Lehrkräfte abzuwälzen.

  • Interessant dazu: in Berlin hat ein Drittel das freiwillige Probejahr am Gymnasium nicht geschafft, das Eltern wählen konnten, deren Kinder keine Empfehlung bekamen. Nun wird sich statt des Schnitts von 2,2 (in allen Fächern wohlgemerkt), auf die Hauptfächer beschränkt und es gibt einen Probeschultag mit Tests, den wohl bloß 2-3 von 100 Kindern bestanden haben.


    https://www.spiegel.de/panoram…11-43dd-aaa0-4e15f0b90e0b

  • Ich glaube nicht mal, dass Eltern ihre Kinder immer für "besser" halten als sie sind, sondern dass sie jede Chance ermöglichen wollen. Dass das für euch anstrengend ist, glaube ich gern, man müsste dann eben doch konsequent abschulen nach der Orientierungsstufe. Einen "zu schlechten Schnitt" dürfte es eigentlich auch nicht geben. Unverschämt, dass auf die Lehrkräfte abzuwälzen.

    Das stimmt sicher auch. Allerdings erklären bereits unsere GrundschulkollegINNen, welche Möglichkeiten es zum Abitur gibt. Es muss ja nicht das Gymnasium sein. Dank Grundschulworkshops habe ich gute Gespräche mit den KollegINNen. Sie reden sich den Mund fusselig (und wollen später wissen wie ihr Sorgenkind sich bei uns schlägt).


    "Abschulen" (ich mag das Wort nicht) geht oft erst, wenn das Kind zweimal hintereinander sitzen geblieben ist. Dann muss es gehen. Das ist oft erst nach Klasse 7 oder 8 (bei Schülerinnen und Schülern mit Realschulempfehlung) der Fall (mit Werkrealschulempfehlung früher).

    Erstens können Realschulen auch nicht plötzlich mehrere Klassen in verschiedenen Jahrgangsstufen aus dem Boden stampfen, es gibt also wenige bis keine Plätze und schon gar nicht an der bevorzugten Schule, zweitens wollen die Kinder nicht ihre Freunde verlassen und die Eltern gehorchen, drittens sind manche Eltern auch überfordert, Realschulen aufzusuchen (Klassenlehrer, Sozialarbeiter und SL springen ein und suchen Plätze). Mich nervt am meisten der Satz, unser Kind hat versprochen, sich noch mehr anzustrengen, wenn die Lehrer es ebenfalls tun, dann reicht es sicher. (Ach nee, ich strenge mich sonst nicht an, gib keine Extrastunden nach der 6. Stunde, um zu helfen. Aber ich kann dies nicht täglich tun, noch nicht einmal wöchentlich, weil ich noch andere Klassen habe.)


    Zum Glück gibt es bei uns kein Drittelerlass o.ä., ich kann theoretisch einen Schnitt von 5,x zurück geben (das hatte ich allerdings noch nie). Aber Eltern sind beim Schnitt unter 3,5 oft der Meinung, dass dies nicht sein könne, dass die ganze Klasse so schlecht sei, dann wird Druck auf den LehrerIn gemacht. Manche KollegINNen geben nach. Es gibt daher den Spruch "nur ein sehr guter (beliebter) Lehrer kann sich schlechte Noten erlauben".

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  • In Berlin genauso. ;)

    Ich gebe zu, ich verwende das Material recht selten, ich bin dann immer überrascht, was es alles gibt.


    Ich bin daher überrascht, dass viele von euch die Seite kennen. Gibt es das in anderen Bundesländern oder Österreich nicht?

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