Informationen zur Einführung des Grundschullehramtes an der RWTH Aachen

  • Neu in Aachen, noch dieses Jahr:

    Einführung des Grundschullehramtes am Standort Aachen.


    Die RWTH Aachen und die Bergische Universität Wuppertal beabsichtigen die Einführung des Studiengangs „Grundschullehramt“ mit dem Unterrichtsfach „Sachunterricht“ (ergänzend zu den Pflichtbestandteilen „Sprachliche Grundbildung“, „Mathematische Grundbildung“ und „Bildungswissenschaften“). Der Start des Angebots soll zum Wintersemester 2025/2026 mit einer Kapazität von 80 Studienplätzen im Bachelor und zum Master of Education zum Wintersemester 2028/2029 mit 64 Studienplätzen erfolgen.


    Das Studium (Lehre und Prüfungen) soll im überwiegenden Teil in Präsenz am Standort Aachen angeboten werden.
    Das Bewerbungsverfahren wird nach jetzigem Stand Mitte Mai starten.

  • Ich freue mich sehr für die Region Aachen, gleichzeitig bin ich jedoch sehr skeptisch.

    Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert das Lehramt für die Grundschule an der RWTH Aachen bekommt so stiefmütterlich wie die Uni die Lehramtsausbildung seit Jahren allgemein behandelt. Wenn die Grundschullehrämtler dann in der Fachwissenschaft in total weltfremde Vorlesungen von Diplom-Mathematikern gesetzt werden, befürchte ich, dass die Ausbildung nicht ergiebig sein wird. Es müssen dann auch wirklich Didaktiklehrstühle usw. geschaffen werden. Außerdem finde ich strategisch es nicht so sinnvoll, dass als einziges Drittfach ausgerechnet das einzige Fach angeboten wird, das im Grundschullehramt ohnehin vergleichsweise überlaufen ist. Wie erfolgreich die Kooperation mit Wuppertal wird und das praktisch funktionieren soll, muss man sicherlich abwarten. Die Uni hat ja zumindest einen Lehramtsschwerpunkt.

    Vorbild für die Einrichtung neuer Grundschullehramtsstudiengänge sollten mMn Konzepte mit hoher Theorie-Praxis-Verzahnung und intensiver fachdidaktischer Lehre sein. Da gibt es ja auch super Beispiele und erste Versuche der Neugestaltung in den letzten Jahren (z.B. die staatliche Uni Greifswald mit diesem Modellstudiengang) oder die private EUFH in Rostock und Berlin mit einem sehr grundschulpädagogisch und -didaktisch ausgerichteten Studium.

  • Wie erfolgreich die Kooperation mit Wuppertal wird und das praktisch funktionieren soll, muss man sicherlich abwarten. Die Uni hat ja zumindest einen Lehramtsschwerpunkt.

    Genau das. Vielleicht sollte man erstmal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Stadt und Städteregion brauchen den Studiengang, es war ein schwieriger Weg bis dahin.

  • Vorbild für die Einrichtung neuer Grundschullehramtsstudiengänge sollten mMn Konzepte mit hoher Theorie-Praxis-Verzahnung und intensiver fachdidaktischer Lehre sein.

    Die Tendenz der letzten Jahrzehnte ging doch eigentlich in die Richtung, dass die fachwissenschaftliche Ausbildung gestärkt wird was ja u.a. letztlich in der Abschaffung der PHs (zumindest in NRW) mündete, das wäre doch, meiner Meinung nach, wieder ein ungünstiger Schritt zurück.

    Eine hohe Theorie-Praxis-Verzahnung beispielsweise hat man ja im Referendariat plus vorher Praxissemster

  • Ich spreche ausdrücklich nicht von einem Studium auf Schulniveau oder einem dualen Studium. Die wissenschaftliche Ausbildung ist zweifelsohne auch wichtig. Aber sie muss eben verhältnismäßig sein und auch wirklich die fachlichen Hintergründe der Fachdidaktik abbilden und nicht völlig aus der Luft gegriffen sein. Daher verstehe ich nicht, was daran verkehrt sein soll, sich eine Theorie-Praxis-Verzahnung wie an den obigen Hochschulen und eine qualifizierte didaktische Ausbildung zu wünschen. Was nützt einer Grundschullehrkraft das dritte Seminar in Sprachgeschichte, während der äußerst komplexe Schriftspracherwerb nur im Rahmen einer einführenden Vorlesung abgehandelt wird?

  • Was nützt einer Grundschullehrkraft das dritte Seminar in Sprachgeschichte, während der äußerst komplexe Schriftspracherwerb nur im Rahmen einer einführenden Vorlesung abgehandelt wird?

    Hast du das in deinem Studium so erlebt? Ich nicht.

  • Teilweise schon, auch wenn die Frage oben bewusst zugespitzt war - ist meiner Erfahrung nach abhängig vom Fach, dem Stellenwert der Didaktik am jeweiligen Institut und davon, wie grundschulbezogen die Forschungsschwerpunkte der am Institut tätigen Personen waren.

  • Die Tendenz der letzten Jahrzehnte ging doch eigentlich in die Richtung, dass die fachwissenschaftliche Ausbildung gestärkt wird was ja u.a. letztlich in der Abschaffung der PHs (zumindest in NRW) mündete, das wäre doch, meiner Meinung nach, wieder ein ungünstiger Schritt zurück.

    Eine hohe Theorie-Praxis-Verzahnung beispielsweise hat man ja im Referendariat plus vorher Praxissemster

    Was nützt einer Grundschullehrkraft das dritte Seminar in Sprachgeschichte, während der äußerst komplexe Schriftspracherwerb nur im Rahmen einer einführenden Vorlesung abgehandelt wird?

    Ich habe genau in der Zeit studiert, als die Pädagogischen Hochschulen aufgelöst bzw. in die Universitäten intergriert wurden. Natürlich fehlten zu Beginn diverse Praxisanteile, aber die Stundenpläne konnten die Student*innen so zusammenstellen, dass "das dritte Seminar in Sprachgeschichte" nicht zur Debatte stand. Es wurde weiterhin alles angeboten, was für den Studiengang wichtig war. Einige Profs, vor allem in Mathematik, hatten natürlich Probleme, sich auf die "Primimäuschen" (sorry) einzustellen. Da gab es schon Vorbehalte, sich auf "dieses Niveau" hinab zu bewegen.

    So denken sicher immer noch einige "Koryphäen" an der RWTH Aachen...

    Die "elitären" Fakultäten, deren Profs sich weiterhin "für was Besseres" halten wollen, müssen ja keine Grundschullehrkräfte ausbilden.


    Die UNi hat sich lange gewehrt, den Studiengang Primarstufe überhaupt in Erwägung zu ziehen. Wenn der jetzt doch angeboten wird, dann sicher nicht mit der Absicht zu scheitern. Deshalb ja wohl auch die Zusammenarbeit mit Wuppertal.

  • Also als jemand der dort Diplom studiert hat und mitansehen musste, wie da die Lehrämtler 'mitliefen', hoffe ich wirklich, dass die RWTH in den letzten 20 Jahren dazugelernt hat. Ich mochte die RWTH gerne, aber das war nicht schön und nicht ok...


    Von daher ist es gut, dass sie das mit einer Uni zusammen machen, die Lehramt-Profi ist.

  • Es darf ja auch gerne Inhalte im Studium geben, die nicht direkt für die Praxis relevant, wobei man den Schwerpunkt dann interessensgeleitet wählen kann. Wenn aber aufgrund der begrenzten Studienzeit und Leistungspunkte nun mal nur ein Entweder-Oder möglich ist, würde ich bei dem (zugegebenermaßen zugespitzten) Beispiel immer für ein Vertiefungsseminar im Schriftspracherwerb plädieren, bevor der nur in einer Grundlagenvorlesung und/oder einem Grundlagenseminar abgehandelt wird...

    Ein Studium ist keine Berufsausbildung. Humboldtsches Bildungsideal und so.

    Das hat auch niemand infrage gestellt...

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