Englisch ist scheiße… Beleidigung im Arbeitsheft

  • Hallo ihr,

    Ich würde gerne mal fragen, wie ihr als Grundschullehrer folgende Situation handhaben würdet oder ob euch so etwas auch schon mal passiert ist.

    Ich habe eine vierte Klasse in englisch, nur diese eine Stunde in der Woche. Ich finde eigentlich, dass ich einen recht motivierenden englischunterricht mache, Ich denke auch, die meisten Schüler mögen mich und das Fach englisch.

    Jedoch hat vor ein paar Tagen ein Schüler ins Arbeitsheft geschrieben: Englisch bei Frau sowieso ist scheiße! Haha!

    Das ich das lesen würde, ist ihm eigentlich klar, da ich ja die Hefte kontrolliere.

    Wie würdet ihr da reagieren? Ich meine, er muss ja meinen Unterricht nicht mögen, aber was veranlasst ihn, so etwas beleidigendes zu schreiben? Vielleicht ist wichtig zu erwähnen, dass ich ihm Gegensatz zur Klassenlehrerin nicht so streng bin und er sich vielleicht mehr Durchsetzungsvermögen meinerseits wünscht? Also so eine Art Grenzen austesten?


    Hmm, ich weiß auch nicht, ich würde einfach gerne mal eure Gedanken dazu wissen, ist euch so etwas auch schon passiert?


    Lg Isabell

  • Ich würde mich als erstes mal damit abfinden, dass alle meine Schüler meinen Unterricht toll finden. Das ist kein Beliebtheitswettbewerb, sondern Unterricht, den man nach den Vorgaben plant und durchführt. Wenn das jemand scheiße findet, dann können wir gern diskutieren, was das konkret bedeutet. Im Rahmen meiner Reflexion denke ich dann auch gern darüber nach, aber wenn es darum geht, dass man sich vielleicht bei mir anstrengen muss, dann kann man das auch gern scheiße finden.


    Meine Vorgehensweise wäre: Schüler fragen, ob sowas im Arbeitsheft stehen sollte und ihn dann noch nach konkreten Problemen fragen. Über die darf er gern auch noch nachdenken, damit er in der nächsten Stunde dazu was substantielles sagen kann über das es sich lohnt, ins Gespräch zu kommen. Vielleicht gibts ja tatsächlich einen Hinweis, mit dem man was anfangen kann.

    Findet er Dich und Deinen Unterricht einfach so "scheiße", dann würd ich ihn bitten, das doch nicht ins Arbeitsheft zu notieren, da es dort nun wirklich nichts zu suchen hat. Und dann weiter im Text. Dich muss nicht jeder Schüler lieben.

  • ich würde einfach gerne mal eure Gedanken dazu wissen, ist euch so etwas auch schon passiert?

    Nein. Aber es wäre für mich auch kein Grund, das als großes Problem hier im Forum zu posten... Und beleidigt wäre ich schon mal gar nicht. Rede mit dem Kind, vielleicht erkennst du die Ursache?

  • Scheiße finden darf jeder alles. Wo ist da die Beleidigung?

    Ich würde dir zustimmen, wenn da stehen würde "Englisch ist scheiße". Dann könnte man noch über die Wortwahl ins Gespräch gehen und darüber, ob so etwas im Arbeitsheft stehen sollte.

    Problematisch finde ich die Personalisierung, da ja explitizt von "Englisch bei Frau XY..." die Rede ist. Hier würde ich durchaus mit dem Schüler ins Gespräch gehen und über Möglichkeiten zur konstruktiven Kritik und - altersgemäß angepasst - über ad hominem Attacken reden. Aber ich bin kein GS-Lehrer und kann deshalb nicht kompetent sagen, ob und in welcher Form dies in der Primarstufe angemessen ist.

  • Ich würde es versuchen nicht persönlich zu nehmen, aber mit dem Kind reden. Bei so etwas meine ich: "Wehret den Anfängen!" Lässt man es durchgehen bzw. ignoriert man es, dann verschwindet so etwas nicht einfach, sondern das geht dann irgendwie weiter. Das ist schlechter Stil, deswegen muss dem Kind bewusst werden, warum es unhöflich ist, so etwas in ein Englischheft zu schreiben, das die betroffene Lehrkraft einsammelt und sieht.


    Dass man mal über Lehrer schimpft, ist normal, geschieht doch oft zuhause, egal ob es gerechtfertigt ist oder nicht.

    Aber dass man so etwas bewusst in ein Heft schreibt, das die Lehrkraft sieht, hat eine andere Qualität und sehe ich auch als versuchte Beleidigung und Wut an der Lehrkraft ablassen. Hier ist eine Grenze überschritten. Und das muss dem Kind klar werden.


    Ähnlich ist doch auch, wenn die Kinder beleidigende Briefchen, Notizen über Mitschüler schreiben. Das kommt in der Grundschule vor. Da greift man ja auch als Lehrkraft ein. Für mich gehört das zur Erziehungsarbeit.

  • Ähnlich ist doch auch, wenn die Kinder beleidigende Briefchen, Notizen über Mitschüler schreiben. Das kommt in der Grundschule vor. Da greift man ja auch als Lehkraft ein. Für mich gehört das zur Erziehungsarbeit.

    Das Gespräch mit dem Kind wäre wirklich die erste Konsequenz. Nicht mit den anderen Kindern der Klasse und nicht mit den Eltern. Das Kind hat Gründe, und wenn es nur Provokation ist. Das meiste in diesem Alter ist nicht so ernst gemeint, wie es auf den ersten Blick aussieht und ist schnell aus der Welt geschafft.

  • Ich würde darunter schreiben: Damit du die Möglichkeit hast, mir genaueres zu erklären, treffen wir uns am Freitag, den.... um 13.15 Uhr vor dem Lehrerzimmer oder ....nach dem Unterricht.

  • Ich meine, er muss ja meinen Unterricht nicht mögen, aber was veranlasst ihn, so etwas beleidigendes zu schreiben? Vielleicht ist wichtig zu erwähnen, dass ich ihm Gegensatz zur Klassenlehrerin nicht so streng bin und er sich vielleicht mehr Durchsetzungsvermögen meinerseits wünscht? Also so eine Art Grenzen austesten?

    Darüber würde ich mir jetzt keine Gedanken machen und auch nicht nachfragen. Du machst deinen Stil und gut ist. Prinzipiell würde ich eine klare Linie fahren.

    Dem Kind muss klar gemacht werden, wo seine Grenzen sind, wenn es diese nicht von sich aus erkennt. Wie ich schon oben schrieb, Schülern passt öfter mal etwas nicht. Bei mir haben sicher auch Schüler über irgendetwas gestöhnt, mitbekommen habe ich es dann, wenn es um Hausaufgaben ging.

  • Ich würde dem keine Bedeutung beimessen und es überlesen. Vielleicht ist das Kind in Englisch überfordert, dann darf es das Fach auch doof finden. Vielleicht hatte es Stress zu Hause und musste irgendwas niederschreiben, was ihm in den Kopf kam. Du wirst immer Schüler haben, die deinen Unterricht oder dein Fach nicht mögen, die schlecht gelaunt sind, die Probleme zu Hause haben und die einfach mit deiner Person nicht zurecht kommen. Normal. So lange hierbei keine Grenzen überschritten werden (offene Anfeindungen, Gewalt, persönliche Beleidigungen), lass ich das laufen.

  • Könnte man vielleicht den Kraftausdruck aus dem Betreff nehmen? Ich finde es unschön, so etwas lesen zu müssen (ich sage es auch nicht und meine Schüler und Kinder dürfen auch nicht).

  • Ich würde dem keine Bedeutung beimessen und es überlesen. Vielleicht ist das Kind in Englisch überfordert, [...].

    Sollte man nicht gerade dann als Pädagoge das Gespräch suchen, statt den Frust zu ignorieren? Ich meine, das Fach Englisch wird der Schüler so schnell nicht los, da sollte man meiner Meinung nach herausfinden, ob Überforderung dahinter steckt und Hilfe anbieten, statt es zu überlesen.

  • Ich würde mir das Kind herholen, ihm das Arbeitsheft zeigen und ihm sagen, dass er meinen Unterricht nicht mögen muss, dass sowas im Arbeitsheft aber nichts verloren hat. Dann würde ich ihn fragen, was er denn so Scheiße findet. Entweder fällt ihm nichts ein und ihm ist der Eintrag peinlich, oder er hat Gründe und ihr kommt ins Gespräch.


    Wenn er dann aufhört, würde ich es dabei belassen.

    Wenn er weiter solche Sachen ins Arbeitsheft schreibt, würde ich ihn schriftlich formulieren lassen, was in seinen Augen Scheiße ist und was er sich wünschen würde (ernstgemeinte, realisierbare Wünsche) -> als Hausaufgabe mit Elternunterschrift.

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