Seiteneinstieg nach 50

  • Hallo Alle zusammen:


    Könntet Ihr mir eine Einschätzung geben wie meine Aussichten wären als älterer Seiteneinsteiger, so mit Ende 50? Und wie ich als Lehrer unter Kollegen aufgenommen werden würde?


    Mein Hintergrund: Lebe seit 25 Jahren in den USA, besitze PhD in VWL, und arbeite seit fast 20 Jahren als Universitätsprofessor. Ich denke, dass ich qualifiziert wäre Wirtschaft, Mathematik, Englisch, und Spanisch zu unterrichten. Ich denke, dass meine Präferenz Gymnasium wäre.


    Ich bin an einer öffentlichen Uni in einen konservativen Bundestaat und die Veränderungen machen den Beruf hier nicht mehr sehr attrativ.

    Die Idee wäre über 10-15 Jahre mein Arbeitsleben ausklingen zu lassen. Gibt es diese Möglichkeit mit dem Fachkräftemangel in Deutschland?

  • An welches Bundesland hättest du gedacht? Je nachdem, unterscheiden sich deine Möglichkeiten stark.


    Die Idee wäre über 10-15 Jahre mein Arbeitsleben ausklingen zu lassen.


    Wenn du dieses Ziel verfolgst, würde ich dir stark von einem Seiteneinstieg in der Schule abraten.

  • Das Alter spielt keine Rolle, solange du lernfähig und lernbereit bist.

    Du darfst halt nicht in den Fehler fallen, zu meinen, dass du aufgrund deiner Lebenserfahrung oder deiner vorherigen Tätigkeit alles besser weißt. Das passiert leider einigen älteren Anfängern.


    Bezüglich deiner Fachanerkennung musst du wissen, dass das in Deutschland über formale Nachweise läuft. Eine Qualifikation ohne formalen Nachweis wird leider nicht anerkannt. Allerdings sollten sich nach deiner Kurzbiographie ziemlich sicher Unterrichtsfächer ableiten lassen.

  • so mit Ende 50?

    Die Idee wäre über 10-15 Jahre mein Arbeitsleben ausklingen zu lassen.


    Ende 50 und noch 15 Jahre Arbeitsleben? Ich hoffe doch nicht, dass das nötig sein wird.


    Inwiefern es möglich ist, keine Ahnung. Ich kenne schon ältere Seiteneinsteiger, aber wie alt die nun genau waren weiß ich nicht, meist aber doch noch unter 50, also Ende 40.


    Ich denke, dass ich qualifiziert wäre Wirtschaft, Mathematik, Englisch, und Spanisch zu unterrichten. Ich denke, dass meine Präferenz Gymnasium wäre.

    Es zählt einzig und allein, was aus einem universitäten Abschluss abgeleitet werden kann. Das wäre aber sicherlich möglich.

    Gymnasien ist der Lehrermangel aber deutlich geringer als an anderen Schulformen. Daher würde ich mal noch die berufsbildenden Schulen ins Rennen werfen. Bzw. dir allgemein den Tipp geben, auch andere Schulformen anzuschauen.

  • Hallo Alle zusammen:


    Könntet Ihr mir eine Einschätzung geben wie meine Aussichten wären als älterer Seiteneinsteiger, so mit Ende 50? Und wie ich als Lehrer unter Kollegen aufgenommen werden würde?


    Mein Hintergrund: Lebe seit 25 Jahren in den USA, besitze PhD in VWL, und arbeite seit fast 20 Jahren als Universitätsprofessor. Ich denke, dass ich qualifiziert wäre Wirtschaft, Mathematik, Englisch, und Spanisch zu unterrichten. Ich denke, dass meine Präferenz Gymnasium wäre.

    Falls die Schweiz auch eine Option wäre … Wirtschaft und Recht ist das meistgewählte Schwerpunktfach an Gymnasien und auch an Berufs-/Berufsmaturitätsschule könntest du unterrichten. Du bräuchtest auch nicht notwendigerweise ein zweites Fach. Nachteil: Sehr wahrscheinlich müsstest du Credits in Recht nachholen - das mussten alle Wirtschaftslehrer, die ich kenne und die nicht in der Schweiz studiert haben. Das geht normalerweise aber auch berufsbegleitend, ebenso wie das pädagogische Studium an einer PH.


    Aber auch hier gilt, wie in Deutschland - für die Anerkennung zählen nur formale Kriterien: Egal welche Erfahrung du hast, anerkannt wird dir nur das, was auf dem Papier steht. Dein (Haupt-)Fach muss dem Fach entsprechen, in dem du deine Diplom- oder Masterarbeit geschrieben hast. Doktor hilft eventuell bei der Anstellung, für die Anerkennung zählt nur der Studienabschluss.

  • Falls die Schweiz auch eine Option wäre … Wirtschaft und Recht ist das meistgewählte Schwerpunktfach an Gymnasien

    Für meine Schule gesprochen: Mit dem Alter und dem Lebenslauf Null Chancen. Die Bewerbung würde nicht mal zur Durchsicht an den Fachvorstand weitergereicht werden.

  • Vielen Dank für alle Antworten! Berufsbildende Schulen wären wohl auch eine Möglichkeit (gibt es einen Unterschied zu Fachgymnasien)? Meine geografische Präferenez wäre wohl der Nordwesten plus Berlin.

  • Für meine Schule gesprochen: Mit dem Alter und dem Lebenslauf Null Chancen. Die Bewerbung würde nicht mal zur Durchsicht an den Fachvorstand weitergereicht werden.

    Bei uns schon 😉 Wir hatten schon Neueinsteiger, die älter waren.

  • Ganz ehrlich: mit dem Lebenslauf wäre der Wechsel mit 50+ an die Schule die härteste aller Möglichkeiten, selbst wenn man damit eine Stelle findet. Man wird irgendeine Nachqualifizierung in Form eines Seiten- oder Quereinstiegs machen müssen, weil du die formalen Voraussetzungen nicht mitbringst, du hast also selber noch mal erheblichen Prüfungsstress als "Auszubildender", außerdem hat die Arbeit an der Schule mit pubertierenden Schülern wenig mit der Arbeit mit Studenten an der Uni zu tun, der ganze Bereich der Erziehungsarbeit kommt da neu obendrauf.

    Wenn du das wirklich willst, wird sich wahrscheinlich eine Möglichkeit finden, aber richte dich darauf ein in den ersten Berufsjahren außerhalb der Ferienzeiten 50+ Stunden pro Woche zu arbeiten, das wäre also das absolute Gegenteil vom "Ausklingenlassen des Berufslebens".

    Mit deinen Qualifikationen wäre Plan A eigentlich ein Lehrauftrag an einer deutschen Universität oder eine Stelle im Bereich einer inhaltlich passenden Stiftung oder ähnliches.

  • außerdem hat die Arbeit an der Schule mit pubertierenden Schülern wenig mit der Arbeit mit Studenten an der Uni zu tun, der ganze Bereich der Erziehungsarbeit kommt da neu obendrauf.


    ... und an ein Gymnasium mit Bullerbü-Charakter zu kommen, ist zwar prinzipiell möglich aber - wie oben schon gesagt- nicht unbedingt wahrscheinlich. Da nimmt das mit dem Erziehungsauftrag nochmal ganz andere Dimensionen an.

  • Vielen Dank für alle Antworten! Berufsbildende Schulen wären wohl auch eine Möglichkeit (gibt es einen Unterschied zu Fachgymnasien)?

    Recherchiere mal in den jeweiligen Bundesländern, die dich interessieren. Das Schulsystem funktioniert in jedem Bundesland etwas anders, auch der Quereinstieg wird unterschiedlich geregelt.


    An berufsbildenden Schulen ist es m.E. leichter, eine vernünftige, passende Stelle direkt zu finden als am Gymnasium. An Gymnasien ist der Bedarf oft nicht so hoch wie in anderen Schularten und man wird außerdem in aller Regel nach Studienabschluss im Quereinstieg eingestellt und nicht nach Berufserfahrung oder sonstigen Qualifikationen. Bei dir wäre das VWL, wenn ich es richtig sehe, daraus lässt sich erst mal kein Fach direkt fürs Gymnasium ableiten?


    Aber ich weiß es auch nicht genau, Sissymaus, Humblebee oder Finnegans Wake oder s3g4 können vielleicht besser weiterhelfen.


    Edit: das Alter spielt jedenfalls keine Rolle beim Quereinstieg.

  • Vielen Dank für alle Antworten! Berufsbildende Schulen wären wohl auch eine Möglichkeit (gibt es einen Unterschied zu Fachgymnasien)? Meine geografische Präferenez wäre wohl der Nordwesten plus Berlin.

    Wenn du mit "Nordwesten" die Bundesländer Niedersachsen (das würde ja sehr gut zu deinem Nickname passen ;) ) , Bremen und Hamburg sowie ggf. Schleswig-Holstein meinst: In allen diesen Bundesländern sind die "Fachgymnasien" bzw. "Beruflichen Gymnasien" ein Teil der Berufsbildenden/beruflichen Schulen. Sprich: Sie befinden sich unter einem Dach mit anderen BBS-Bildungsgängen wie der Berufsschule und beruflichen vollzeitschulischen Bildungsgängen, z. B. Berufsfachschulen.


    Ich würde für NDS schätzen, dass dir VWL als berufliche Fachrichtung "Wirtschaft(swissenschaften)" anerkannt würde. Nur könnte es evtl. schwierig werden, weil du kein weiteres Fach studiert hast, das anerkannt werden könnte (vielleicht aber Englisch durch deinen langjährigen Auslandsaufenthalt).

    Bzgl. des Quereinstiegs in NDS kannst du dich auf dieser Website einlesen: Quereinstieg: Bildungsportal Niedersachsen oder auch die zuständigen Mitarbeiter*innen in Braunschweig kontaktieren (siehe ebenfalls die o. g. Website).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • So oder so wird die Anerkennung "nur" für die Möglichkeit des Quereinstiegs oder berufsbegleitenden Seiteneinstieg reichen. Direkt an einer Schule zu arbeiten, wird nicht gehen, weil der TE keine Prüfungsberechigung hat. Selbst in Mangelfächern können wir nur Leute brauchen, die auch Abiturprüfungen abnehmen können. Und da bin ich mir nicht sicher, ob dem TE wirklich klar ist, dass er diese Prüfungsberechtigung erst erwerben muss.

    Spanisch ist zB durchaus gesucht, aber niemand wir auf Basis von "ich spreche gut Spanisch" eingestellt, auch da braucht man anrechenbare Studienleistungen. Der TE sieht sich dafür qualifiziert, da wird der Begriff aber eindeutig falsch verwendet und ist wohl eher Synonym für "ich halte mich für in der Lage...". Qualifiziert für Unterricht in Mathe, Spanisch, etc. ist man durch das 2. Staatsexamen.

  • Ich stimme da zu, dass es an BBSen leichter sein könnte einzusteigen.


    Und jetzt kommen die Details, die wir hier nicht endgültig beantworten können:

    In Deutschland läuft die Anerkennung von Fächern oft sehr formal ab. Aus einem VWL-Studium lassen sich Wirtschaft und eventuell(!) Mathe ableiten. Deine Kenntnisse in Spanisch und Englisch sind wahrscheinlich aus dem praktischen Gebrauch heraus und nicht aus einem Studium? Da wird eine Fachableitung kaum möglich sein. (Hat ja oben kodi erwähnt.)


    Mit diesem Profil könnte ein(e) BBS/BK eine Möglichkeit zum Einstieg bieten. Dafür müsste das Fach Wirtschaft in irgendeiner Form des Quer-/Seiteneinstiegs geöffnet sein. Das hängt dann wieder von den Bundesländern und den lokalen Bedarfen ab. Grundsätzlich ist dein Profil mit - wahrscheinlich - sehr guten Englisch- und Spanisch-Kenntnissen keine so schlechte Voraussetzung, weil du eventuell(!) auch mal fachfremd eingesetzt werden könntest (oder die Bereitschaft zumindest anbieten).


    Jetzt ist in jedem BL der Einstieg anders organisiert von Kurz-Ausbildung bis hin zu einem normalen Ref. Von Verbeamtung im Anschluss bis hin zum Angestellten-Dasein (und bei letzterem dann verschiedenen Einstufungen abhängig von der Art des Einstiegs). Verbeamtung geht ja leider nicht mehr, aber die spätere Einstufung als Angestellter macht finanziell auch noch einmal viel aus. Du musst vorher klar darin sein, dass du wahrscheinlich im Vergleich zu verbeamteten Lehrkräften deutlich weniger verdienen wirst und das für den gleichen Job. Das kann Frust verursachen.


    Außerdem: Eine wie auch immer gestaltete pädagogische Ausbildung bedeutet eben, für einen gewissen Zeitraum "Lehrer-Azubi" zu sein und das ist nach der Professoren-Tätigkeit ein harter Einschnitt.


    Zu Alternativen: Neben BBS und Gym könnte auch eine mittlere Schulform Möglichkeiten bieten. Da werden auch manchmal berufliche Fachgebiete unterrichtet (in RLP "Wirtschaft und Arbeit" auf den Gebieten Wirtschaft, Ernährung oder Technik).


    Zu dem Ausklingen: Unser Job ist spannend, kreativ etc., aber manchmal behördenhaft und häufig stressig. Ausklingen ist schwierig ;)

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • So oder so wird die Anerkennung "nur" für die Möglichkeit des Quereinstiegs oder berufsbegleitenden Seiteneinstieg reichen. Direkt an einer Schule zu arbeiten, wird nicht gehen, weil der TE keine Prüfungsberechigung hat. Selbst in Mangelfächern können wir nur Leute brauchen, die auch Abiturprüfungen abnehmen können. Und da bin ich mir nicht sicher, ob dem TE wirklich klar ist, dass er diese Prüfungsberechtigung erst erwerben muss.

    Das stimmt natürlich. Ich war jetzt gedanklich vom (direkten) Quereinstieg ausgegangen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich stimme da zu, dass es an BBSen leichter sein könnte einzusteigen.


    Und jetzt kommen die Details, die wir hier nicht endgültig beantworten können:

    In Deutschland läuft die Anerkennung von Fächern oft sehr formal ab. Aus einem VWL-Studium lassen sich Wirtschaft und eventuell(!) Mathe ableiten. Deine Kenntnisse in Spanisch und Englisch sind wahrscheinlich aus dem praktischen Gebrauch heraus und nicht aus einem Studium? Da wird eine Fachableitung kaum möglich sein. (Hat ja oben kodi erwähnt.)

    Meine aus den USA stammende Kollegin konnte ihren direkten Quereinstieg in Politik und Englisch machen, obwohl sie Politik und Germanistik studiert hat. Sie ist aber ja "native speaker".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Meine aus den USA stammende Kollegin konnte ihren direkten Quereinstieg in Politik und Englisch machen, obwohl sie Politik und Germanistik studiert hat. Sie ist aber ja "native speaker".

    Ich bin auch Muttersprachler in deutsch. Also kann ich das auch unterrichten? Keine gute Idee 😜


    @TE: hier wurde bereits viele benannt. Wenn du genauer weißt in welches Bundesland du gehen möchtest, kann auch näher ein Einstieg erörtert werden.

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