Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte – Erfahrungen und rechtliche Schritte?

  • meine schulleitung sagte mir mal, dass mehrarbeit nur vergütet werden kann, wenn es unterricht ist. eine mathestunde mehr wird also bezahlt oder abgebummelt, aber z.b. mehrmals 30 minuten aufsicht vertreten oder schulfeste, einschulungen an samstagen, schulkonzerte etc. leider nie.

    Der Fokus ist ein leicht anderer: Lediglich zusätzlicher Unterricht löst auch wirklich Mehrarbeit aus. Diese ist entsprechend zu vergüten bzw. in Rücksprache durch weniger Unterricht an anderer Stelle auszugleichen. Natürlich sind auch zusätzliche Aufsichten, Schulfeste usw. Arbeitszeit. Diese Arbeitszeit kann (und muss!) durch die Lehrkraft aber eigenverantwortlich durch kürzen an anderer Stelle ausgeglichen werden (z.b. entsprechend verringerte Vorbereitungszeit für Unterricht), wobei eben auch jetzt schon die eigene Arbeitszeiterfassung helfen kann. Dadurch fällt hier auch schlicht keine anrechenbare Mehrarbeit an, die noch einmal separat abzugelten wäre.

  • Wir haben nicht 50 Tage mehr frei als andere Arbeitende, sondern 20. Du hast vergessen, von den 250 Tagen die Urlaubstage abzuziehen.

    Sorry, das stimmt natürlich, tut mir Leid. Ich hatte aber auch explizit nicht von "50 Tage mehr frei" gesprochen. Dennoch ist der Hinweis von dir vollkommen richtig und wichtig!

    Ändert nichts daran, dass Überstundenzuschläge anfallen – selbst beim Abbau dieser Stunden.

    Es sind keine abrechnungsfähigen Überstunden im Sinne von angeordneter Mehrarbeit angefallen.

  • Diese Arbeitszeit kann (und muss!) durch die Lehrkraft aber eigenverantwortlich durch kürzen an anderer Stelle ausgeglichen werden.

    So heißt es immer. Doch mir missfällt es, nicht optimal vorbereitet in den Unterricht zu gehen. Ich möchte, dass für meine Unterrichtsplanung genügend Zeit verbleibt und nicht aufgrund zusätzlicher Aufgaben qualitativ leiden muss.

  • So heißt es immer. Doch mir missfällt es, nicht optimal vorbereitet in den Unterricht zu gehen. Ich möchte, dass für meine Unterrichtsplanung genügend Zeit verbleibt und nicht aufgrund zusätzlicher Aufgaben qualitativ leiden muss.

    Wenn aber vom Dienstherren eben diese Aufgaben gefordert wird, dann muss eben an anderer Stelle gespart werden. Ob dir das gefällt oder nicht. Ansonst beutest du dich selbst aus, ohne dass es dafür eine triftigen Grund gäbe.

  • s3g4

    Vollkommen richtig. Um aber mit meinem Gewissen wieder im Reinen zu sein , verschriftlichen ich das Ganze in Form einer Überlastungsanzeige. In dieser zeige ich auf, dass die Vorbereitungszeit meine einzige Variable ist, die ich nach unten schrauben muss um meine Arbeitszeit einzuhalten. Daher kann ich die Qualität des Unterrichts nicht mehr garantieren und weise personalrechtliche Maßnahmen aus diesemn Gründen schon im Vorfeld zurück. Das Ganze in Kopie an den Personalrat mit der Bitte um Unterstützung. Original über den Dienstweg an die Dienststelle.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Hallo,


    ich nutze auch das Modell von Chemikus und rechne mit 1800 Stunden Arbeitszeit pro Jahr, d.h. etwa 45 (± X saisonale Belastungsvariation) Stunden pro Woche bei ca. 40 Schulwochen. Im Vorfeld buche ich schon mal bekannte Veranstaltungen (Unterricht inkl. Vor-/Nachbereitung, Konferenzen, Korrekturphasen (mit Erfahrungswert), Projekttage etc.) ein. Das mache ich für jede Woche individuell ein halbes Jahr im Voraus. Dann kann ich sehen, was jede Woche noch zur individuelle Arbeitszeitverteilung übrigbleibt und was noch in der unterrichtsfreien Zeit zu leisten wäre, und danach plane ich dann meine restlichen Dienstpflichten.


    Klassenfahrten habe ich bisher nicht wirklich einberechnet, weil mir kein vernünftiger Wert eingefallen ist: Nur meine Unterrichtsstunden wären sicherlich zu wenig, 5*24h sind es offensichtlich auch nicht, 45h rechnerischer Durchschnitt für eine Woche erscheint mir auch unterbewertet.


    Daher die Frage: Was haltet ihr für eine plausible Arbeitszeit? Es geht nicht um Mehrarbeit, sondern nur darum, wie viele von den 1800 Stunden für die Klassenfahrt draufgehen, arbeitszeitrechtliche Aspekte werden hier auch nicht berücksichtigt.

    Grüße


    TeW

    --

    Keine Daten, keine Quellen? Kein Interesse.

  • Bei Klassenfahrten zähle ich einfach die Stunden, die ich zusammen mit meinen Schülern bin, Aufsicht führe, organisiere, etwas mit ihnen unternehme. Lediglich meine Schlafenszeiten fallen raus und die Zeiten, die ich ganz für mich alleine habe. Z.B. ich bin abends bevor ich schlafe 1Stunde alleine auf meinem Zimmer. Oder die Schüler laufen in Gruppen durch die Stadt und ich sitze alleine im Café.

    Wenn ich aber mit meiner Kollegin im Café sitze und wir überlegen, mit welchem Bus wir morgen zu Aktivität X kommen und wie wir bezüglich des Fehlverhaltens von Y und Z vorgehen wollen etc., dann ist es Arbeitszeit. Genauso als ob ich dieses Gespräch im LZ führen würde.


    Da können schon mal 17 Stunden am Tag zusammen kommen.

  • So heißt es immer. Doch mir missfällt es, nicht optimal vorbereitet in den Unterricht zu gehen. Ich möchte, dass für meine Unterrichtsplanung genügend Zeit verbleibt und nicht aufgrund zusätzlicher Aufgaben qualitativ leiden muss.

    Das ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Man kann auch wirklich gut vorbereiteten Unterricht leisten, ohne dafür stundenlange Vorbereitungen treffen zu müssen (mal plakativ: Pareto-Prinzip ;) ). Und gleichzeitig sind die sogenannten "zusätzlichen Aufgaben" eben keine "Extra-Aufgaben", die willkürlich on top kommen, sondern gehören i.d.R. zum normalen Aufgabenumfang einer Lehrkraft von vorneherein dazu und sind als solche in der Arbeitszeit mit einzuplanen.


    Dass es in Berufen mit mehreren Aufgaben (also so ziemlich jedem Beruf) zu Konflikten zwischen diesen Aufgaben kommen kann, ist nahezu unumgänglich. Gleichzeitig schützt das auch davor, sich in unnötigen Details zu verlieren.

  • Das ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Man kann auch wirklich gut vorbereiteten Unterricht leisten, ohne dafür stundenlange Vorbereitungen treffen zu müssen (mal plakativ: Pareto-Prinzip ;) ).

    Absolut!

    Vor allem, wenn man schon ein paar Jahre Berufserfahrung hat.


    Ein Beamter im Rathaus wird auch im Laufe seiner Arbeitsjahre immer schneller und wird sicherlich nicht nach 10 Jahren für das Verfassen eines Briefes gleich "lang" brauchen wie zu Zeiten als Berufsanfänger. Man wird immer routinierter und schneller. In jedem Beruf. So sollte es auch im Lehrerberuf sein.

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