kommissarische Abteilungsleitung Gesamtschule

  • Guten Abend zusammen,


    ich würde mich freuen, durch das Forum einen Rat zu bekommen bzw. mich auszutauschen.

    Zu mir: Ich bin Oberstudienrätin (A14) und arbeite mit einer 2/3-Stelle an einer Gesamtschule in NRW. An meiner Schule bin ich die LRS-Beauftragte, Ausbildungsbeauftragte für die Studienrefis und habe zusammen mit einem Kollegen eine Klassenleitung. Zum Privaten: Ich bin verheiratet und habe 2 Kinder.


    Meine SL hatte mich zu einem Gespräch gebeten, um mit mir über meine weitere Tätigkeit an unserer Schule zu sprechen. Ich hatte keine Idee, worum es der SL ging. In diesem Gespräch fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könnte, für 1,5 Jahre die Abteilungsleitung der Jahrgänge 5/6 kommissarisch zu übernehmen, da unsere Kollegin, die dafür die Funktionsstelle hat, in Elternzeit geht. Ich sei ihre erste Wahl und sie hätte vollstes Vertrauen, dass ich diese Aufgabe übernehmen könnte. Ich war überrascht, aber habe mich bzw. meine Arbeit wertgeschätzt gefühlt und habe mir ein paar Tage Bedenkzeit erbeten. Ich habe bisher viel überlegt, was dafür, was dagegen spricht. Schlussendlich ist es vermutlich deutlich mehr Arbeit als bisher, da ich wie oben erwähnt, auch noch andere Aufgaben an der Schule habe, aber es wäre eben für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit, in einen anderen (verwaltenden) Bereich von Schule hineinzuschnuppern und Erfahrungen zu sammeln, um evtl. herauszufinden, ob ich mir einen Job in der (erweiterten) SL langfristig (evtl. auch woanders) vorstellen könnte. Eine unverbindliche Chance ohne die Verpflichtung, die Funktionsstelle langfristig übernehmen zu müssen. Ich glaube schon, dass meine Stärken u.a. im Verwalten und Organisieren liegen, es macht mir Spaß. Aber ich habe natürlich auch großen Respekt davor, dass mich diese Tätigkeit überfordern könnte, denn: 1. habe ich weitere Aufgaben an der Schule und sowohl meine Arbeit als ABB als auch meine Klassenleitung liegen mir sehr am Herzen und da könnte ich dann wohl definitiv weniger Zeit rein stecken, 2. habe ich zwei Kinder und einen Mann, für die ich Zeit haben möchte, 3. hatte ich schon mal mit einer Burn-Out-Problematik zu kämpfen (jetzt geht es mir aber wieder sehr gut und ich arbeite gern), 4. hat mein Vater, zwei Tage nachdem mich meine SL gefragt hat, ob ich die Aufgabe übernehmen möchte, eine Krebsdiagnose mit sehr schlechter Prognose bekommen. Insbesondere der letzte Punkt belastet mich natürlich gerade sehr. Kann ich diese zusätzliche verantwortungsvolle Aufgabe schaffen, wenn man evtl. eben nicht 100% bei der Sache sein kann? Vielleicht sind hier Abteilungsleiter/innen vertreten, die die Situation realistisch einschätzen können und mit mir ihre Erfahrungen teilen wollen? Ich habe natürlich auch mit unserer schwangeren AL gesprochen, die mir ehrlicherweise sagte, dass sie in ihrem ersten Jahr lernen musste, nicht mehr oder weniger 24/7 zu arbeiten. Ihre Familie machte ihr klar, dass das so nicht ginge und sie hat an ihrem Zeitmanagement gearbeitet und z.B. zu Hause nichts mehr gemacht, was mit der Abteilung zu tun hat. Die Frage ist, kriegt man das hin, wenn man totaler "Anfänger" auf dem Gebiet ist?


    Ich würde mich über einen Austausch freuen. Ich weiß, dass es mir nicht mehr Geld bringt, dafür aber mehr (interessantere?) Arbeit, die vielleicht auch eine Tür öffnen kann? An meiner Schule ist die Aufgabe natürlich perspektivlos, da die Funktionsstelle, wie gesagt, besetzt ist. Einen weiten Weg zur Arbeit habe ich übrigens nicht, falls das eine Rolle spielt. Fahre mit dem Rad :)


    Viele Grüße

  • Ich muss ehrlich sagen, dass die Punkte 2.,3. und 4. für mich stark gegen die kommissarische Leitung sprechen.

    Gerade weil du ja sagst, du brauchst wahrscheinlich ein Jahr im dich einzuarbeiten und dann, wenn du das gemacht hast, kommt die Kollegin wieder.


    Könntest du deine anderen Aufgaben für die Zeit abgegeben?

  • Danke für deine Antwort! Die Klassenleitung kann ich nicht abgeben, die ABB-Tätigkeit theoretisch schon, aber ich fänd es schade, wenn ich sie dann ggf. nach 1,5 Jahren nicht wieder zurückbekäme, denn das mache ich wirklich sehr gerne!

  • Wenn du es nicht schon weißt, finde heraus, ob die SL vieles von dem, was in der Abteilung anfällt, selbst erledigt und für die Abteilungsleitung wenige oder viele Dinge übrig bleiben. Z.B.: Führt die Abteilugnsleitung das Aufnahmeverfahren im Sommer durch? Oder organisiert sie nur, dass der Chor singt, wenn die neuen fünften Klassen kommen?
    Gibt es regelmäßige Termine der Abteilungsleitung?


    Mit D und E hast du eine hoge Korrekturbelastung. Gibt es die Möglichkeit, irgendeine Entlastung zu schaffen, z.B. durch die Unterrichtsverteilung im nächsten Jahr?


    Gibt es vielleicht die Möglichkeit, sich die Aufgabe zu zweit zu teilen? ist zwar nicht jedermanns Sache, aber das würde die zusätzliche Baustelle verkleinern.


    Ich drücke die Daumen für deinen Vater.

  • Ich hätte auf die Anfrage der SL ähnlich reagiert wie du und ich sehe auch meine Stärken ähnlich. Daher habe ich auch eine Funktionsstelle in der Schule übernommen - ebenfalls mit Familie im Hintergrund. Ich bereue es auch nicht, aber ich muss sagen, dass ich unterschätzt habe, was wirklich an Arbeit dran hängt. Also das muss unbedingt vorher richtig klar sein und das darf man sich dann auch nicht schönreden (wie ich es immer mache :)). Stichwort für mich wäre auf jeden Fall auch "Entlastung". Du machst eine A15er-Aufgabe ohne A15? Dann aber doch bitte gegen zusätzliche Entlastung aus dem Leitungstopf.

    Alles Gute!

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Danke für eure Antworten.

    Ich glaube, die SL würde die Klasseneinteilung für die neuen 5er übernehmen, ansonsten bleiben alle anderen Aufgaben bei der AL. Es gibt jede Woche an einem Nachmittag eine SL-Sitzung, zu der man hin muss und eine fixe Stunden zwischen AL und dem BL der Abteilung.

    Es gibt wohl auch Entlastungsstunden, aber ich weiß nicht genau, wie viele.

    Daran, sich die Aufgabe mit jemandem zu teilen, hatte ich auch schon mal gedacht. Kann gut klappen, kann auch Mist sein 😬

  • Was umfasst denn diese Aufgabe dann?

    Aufnahmegespräche, EP-Konferenzen, WP1-Wahl?


    Falls du sie machst, solltest du auf jeden Fall in dem Rahmen SL-Entlastung bekommen, der in etwa geldwert der Besoldung der AL-Stelle entspricht.

  • Genau, Aufnahmegespräche, Leitung der sämtlicher Konferenzen und DB der Abteilung, WP-Wahlen, Ordnungsmaßnahmen, Organisation Kennenlerntag/Einschulungsfeier, Gespräche mit Grundschulen vor Klassenbildung, Kurseinteilung und Listenerstellung, Organisation diverser Veranstaltungen für Jg. 5 bzw. 6 wie z.B. Nikolaus, schönster Klassenraum, etc., Organisation der Schnuppper-Tage für die Grundschüler, … Dann wöchentliche SL- bzw. Teamsitzungen und, wenn ich es richtig verstanden habe, wird auch in Ferienzeiten zumindest anteilig Anwesenheit erwartet (braucht man vermutlich teilweise auch, um die Aufgaben abarbeiten zu können).


    Entlastungsstunden gibt es schon, ich meine um die 4 Stunden.

    Korrekturen habe ich z.Zt. drei.

    Dann hab ich, wie gesagt, noch die Klassenleitung, betreue die Referendare (ab 1.5. kommen neue) und bin LRS-Beauftragte. Da kümmere ich mich um die Testungen, Nachteilsausgleiche, etc.


    Ist natürlich insgesamt dann schon ein ganz schönes Brett, das man nebenbei zu bohren hätte …

  • Bist du wegen der Kinder in Teilzeit? Dann könnte eventuell der Vater der Kinder für diesen Zeitraum reduzieren und da mehr übernehmen. Du hättest die 4 Entlastungsstunden on top, so dass sich das vermutlich auch finanziell ausgehen würde, und könntest deine berufliche Entwicklung (Karriere) vorantreiben. Aber das müsst ihr selber wissen, ob das eine Option wäre und ob du in eurer Beziehung mal „dran“ wärst.

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Genau. Es ist ein dickes Brett zu bohren - selbst dann, wenn schulisch und familiär alles rund läuft. Aus langjähriger Erfahrung kann ich aber dazu sagen, dass viel zu häufig eben nicht alles rund läuft - dann wird die von Dir beschriebene Kombi zu einem echten Problem. Das war bei mir letztlich der Grund, wieso ich den Karriereschritt, den ich vor zehn Jahren erstmals überlegt hatte, erst gemacht habe, als die Rahmenbedingungen das halbwegs hergaben. Halbwegs deswegen, weil es nach wie vor mal schulisch, oder mal familiär, oder sogar in Kombination nicht rundläuft. Aber mittlerweile geht es.

    Ich sehe ad hoc nicht, wieso Du ohne Not dieses Angebot annehmen solltest, wenn Du dadurch nur mehr Stress und vielleicht - ich überspitze drastisch - ein bisschen Ego-Streicheln bekommst.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Insbesondere der letzte Absatz von Bolzbold trifft den Nagel im Grunde auf den Kopf!

    Denn ich bin mit dem zufrieden, was ich gerade habe, warum sollte man sich also deutlich mehr Stress aufhalsen? Schlussendlich wäre die ganze Sache ja auch ohne Perspektive für mich.


    Einen schönen Sonntag allen!

  • Entlastungsstunden gibt es schon, ich meine um die 4 Stunden.

    Vier Anrechnungsstunden für die Abteilungsleitung 1 ist ein schlechter Witz. Das Doppelte sollte der Fall sein mindestens & die Klassenleitung abgeben.


    Ich finde die Arbeit macht Spaß, die Verantwortung ist schon deutlich höher, das merkt man, aber wenn einen das System Schule interessiert, es ist auch (positiv) anspruchsvoll & spannend.


    Wenn du das so ohne Vorkenntnis übernimmst (was möglich ist), solltest du aber ein gutes Beratungsteam haben. Ist das auch irgendwie gerade erst neu oder ggf. nicht vorhanden, ist das am Anfang schon viel.




    Wenn du generell Interesse an Schulleitung perspektivisch hast- dann mach diese Aufgabe. Wenn nicht, würde ich es nicht machen. Dann bringt es dir nämlich in dem Sinne nicht.

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