Folgen für schlecht erteilten fachfremden Unterricht

  • Hallo zusammen,


    welche Folgen hat schlechter Unterricht für eine Lehrkraft (verbeamtet, NRW, am BK) zur Folge, den sie FACHREMD (und gegen ihren Willen) erteilen muss?

    Zur Situation: Fachfremder Unterricht an sich ist nicht das Problem! Bei dem Fach handelt es sich jedoch um ein Fach, gegen das die Lehrkraft nicht nur eine absolute Abneigung verspürt, sondern auch nicht versteht. Die Abteilungsleitung legt den Einsatz der Lehrkräfte fest. Leider ist AL nicht auf die Einwände eingegangen und hat nur beschwichtigt, dass es sich wahrscheinlich (aber wir kennen diese Aussagen) nur um ca 1-2 Monate handeln würde - außerdem sei der Stoff mit dem Buch leicht zu vermitteln. Ich habe mich mit dieser Aussage abfinden müssen, da AL dies so abgetan hat und eine andere Wahl habe ich ja eh nicht.

    Leider ist das eigene Verständnis für den Stoff nicht gegeben und überfordert mich. Nach dem Blick ins Buch noch mehr als nach reiner Vorstellung.


    Meine Frage: Welche rechtlichen Konsequenzen könnten für mich als Lehrkraft daraus entstehen, falls es zu Beschwerden kommt, weil ich den Stoff unzureichend oder gar nicht vermitteln kann? Was hab ich zu befürchten?

    Danke für eure Antworten.

  • "Unfähigkeit ist kein Dienstvergehen."

    Jeder Beamte sei aber verpflichtet, "sich um eine ordnungsgemäße Dienstausübung zu bemühen, also gegebenenfalls notwendige, ihm aber fehlende Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. So ist der Beamte insbesondere verpflichtet, sich fachlich beraten zu lassen und die Hilfestellungen (Weisungen) seiner Vorgesetzten umzusetzen, soweit ihm dies möglich ist".

    Inwiefern es eine Rolle spielen sollte, ob es sich um ein studiertes oder "fremdes" Fach handelt, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

  • Du siehst keinen Unterschied darin, ob man ein Fach fachfremd oder nach Studium unterrichtet?

    Es geht ja darum, dass schlechter Unterricht kein Dienstvergehen ist, egal ob nun im studierten Fach oder in einem anderen.

  • Also bei uns ist es ein Kündigungsgrund. Als Lehrperson werde ich dafür bezahlt, dass junge Menschen meinen Unterricht schlauer verlassen als sie gekommen sind. Wenn das nicht gelingt und das nachweislich an mir liegt, reicht das für eine Abmahnung und irgendwann für eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

  • Antimon Meinste echt jetzt entsprechend Plattenspieler s Zitat könnte deine Schulleitung von dir verlangen fachfremd z.B. Russisch zu unterrichten?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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    • Offizieller Beitrag

    Sorge dafür, dass du schriftlich remonstrierst /schriftlich darauf hinweist, dass du in diesem Fach keine Kompetenz hast und du Befürchtungen hast, Schaden einzurichten.

    Der Stundenplan ist die schriftliche Dienstanweisung dagegen, aber du hast alles getan, was du konntest.


    Ausnahmen: Reli und Experimentalfächer bzw. Sport wegen Versicherungsschutz (Gott übernimmt keine Haftung, wenn du nicht geschickt/berufen wurdest)

  • Antimon Meinste echt jetzt entsprechend Plattenspieler s Zitat könnte deine Schulleitung von dir verlangen fachfremd z.B. Russisch zu unterrichten?

    Bei uns wurden schon Leute genötigt, fachfremd Informatik zu unterrichten. Wenn sich da irgendjemand beschwert, kann die Lehrperson selbstverständlich auf die LCH Standesregeln verweisen, dass die Schulleitung sie zu schlechtem Unterricht genötigt hat, der durchaus ein Kündigungsgrund ist.

  • Es geht ja darum, dass schlechter Unterricht kein Dienstvergehen ist, egal ob nun im studierten Fach oder in einem anderen.

    Es geht aber auch darum, dass auch bei fachfremdem Unterricht von der Lehrkraft zu verlangen ist, dass sie sich aktiv bemüht, fehlende Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Vor diesem Hintergrund zurück zur Ausgangsfrage:

    Meine Frage: Welche rechtlichen Konsequenzen könnten für mich als Lehrkraft daraus entstehen, falls es zu Beschwerden kommt, weil ich den Stoff unzureichend oder gar nicht vermitteln kann? Was hab ich zu befürchten?

    Es wird einem niemand vorwerfen können, mal fachliche Fehler zu machen. Das gilt insbesondere im fachfremden Unterricht. Gleichzeitig wird man sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen können "Sorry, das Fach habe ich nicht studiert, also muss ich hier jetzt gar nicht abliefern und kann tun und lassen, was ich will". Insofern dürfte hierfür

    Der TE fragte ja, ob es ein Dienstvergehen sein kann, wenn er nichts vermittelt. Das finde ich eine durchaus nachvollziehbare Frage.

    oftmals durchaus "Ja" die Antwort sein.

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    Naja, es gibt doch einen Unterschied, ob man von mir (SoWi-Lehrerin) verlangt, Geschichte und Erdkunde in der Sek1 zu unterrichten (obwohl ich keine Vorbildung habe), meinetwegen auch Spanisch zu unterrichten, weil ich zwei Unikurse hatte und Fremdsprachenlehrerin bin und also eine kurze zweimonatige Elternzeit überbücke, damit die Anfänger*innen nicht komplett alleine sind, oder...

    die Lehrkraft nicht nur eine absolute Abneigung verspürt, sondern auch nicht versteht.

    [..]

    Leider ist das eigene Verständnis für den Stoff nicht gegeben und überfordert mich. Nach dem Blick ins Buch noch mehr als nach reiner Vorstellung.

    Also, auch jenseits von der experimentellen Frage: Auch im Klassenraum kann ich keine Naturwissenschaft unterrichten.
    Es würde mich jetzt total reizen, es zu verstehen, aber ich habe wirklich kein Verständnis in meinem Gehirn dafür. Hausaufgabenbetreuung oder den Kids zeigen, dass alle Fächer wichtig sind, dass alles machbar ist, das kann ich. Das Ganze unterrichten, nee.
    Wir diskutieren hier oft genug über Schäden, die Grundschulleute, die kein Mathe-Verständnis (ob durch mangelnde Ausbildung oder nicht) haben, anrichten, es gibt einfach Fälle, wo man es nur schlimmer macht.

  • Einspruch zu Protokoll geben, nochmals ein Gespräch suchen (ich kenne mich da nicht aus, gibt es bei euch nur die AL oder geht das höher? Wenn ja, geh den Weg höher.) und schriftlich klar machen, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst, ein Fach zu unterrichten, das du, auch nach eingehendem Studium der Inhalte, nicht verstehst und nicht vermitteln kannst. Ich finde, das ist nochmals was anderes als wenn du sagst: "Kann ich nich, weil kenn ich nich, mach ich nich."


    Es wäre sicher leichter, wir wüssten, welches Fach du unterrichten sollst. Vielleicht gibt es ja total gute Hilfen, die dir diese Übergangszeit erleichtern könnten, vielleicht würde es Menschen hier auf den Plan rufen, die Ahnung haben? Dazu käme mit Sicherheit die Hilfe vor Ort bei deinen Leuten, die das unterrichten.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Inwiefern es eine Rolle spielen sollte, ob es sich um ein studiertes oder "fremdes" Fach handelt, kann ich nicht ganz nachvollziehen

    Inwiefern das keine Rolle spielt, kann ich nicht nachvollziehen

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 ()

  • Beitrag von Wolfgang Autenrieth ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Don't feed .... ().
  • Also bei uns ist es ein Kündigungsgrund. Als Lehrperson werde ich dafür bezahlt, dass junge Menschen meinen Unterricht schlauer verlassen als sie gekommen sind. Wenn das nicht gelingt und das nachweislich an mir liegt, reicht das für eine Abmahnung und irgendwann für eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

    Ich würde da mitgehen, wenn es sich um das studierte Fach handeln würde, in welchem man die Fakultas erlangt hat. Jedoch - auch wenn es rechtlich anders aussieht - kann nicht von einer Lehrkraft erwartet werden, jedes Fach zu beherrschen, nur weil man Lehrer ist. Immerhin erwartet man auch nicht von einem Urologen, die Fähigkeit einen Hirntumor zu entfernen.

  • Es geht aber auch darum, dass auch bei fachfremdem Unterricht von der Lehrkraft zu verlangen ist, dass sie sich aktiv bemüht, fehlende Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Vor diesem Hintergrund zurück zur Ausgangsfrage:

    Es wird einem niemand vorwerfen können, mal fachliche Fehler zu machen. Das gilt insbesondere im fachfremden Unterricht. Gleichzeitig wird man sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen können "Sorry, das Fach habe ich nicht studiert, also muss ich hier jetzt gar nicht abliefern und kann tun und lassen, was ich will". Insofern dürfte hierfür

    oftmals durchaus "Ja" die Antwort sein.

    Deswegen habe ich in meinem Ausgangspost erwähnt, allein dass es sich um fachfremden Unterricht handelt, ist kein Problem. Das habe ich bereits an meiner vorherigen Schule getan. Es waren zwar auch komplett anderes Fächer, als die von mir studierten, aber ich habe die Thematik verstanden. Somit war es kein Problem sich da einzuarbeiten.

  • Also, auch jenseits von der experimentellen Frage: Auch im Klassenraum kann ich keine Naturwissenschaft unterrichten.
    Es würde mich jetzt total reizen, es zu verstehen, aber ich habe wirklich kein Verständnis in meinem Gehirn dafür. Hausaufgabenbetreuung oder den Kids zeigen, dass alle Fächer wichtig sind, dass alles machbar ist, das kann ich. Das Ganze unterrichten, nee.
    Wir diskutieren hier oft genug über Schäden, die Grundschulleute, die kein Mathe-Verständnis (ob durch mangelnde Ausbildung oder nicht) haben, anrichten, es gibt einfach Fälle, wo man es nur schlimmer macht.

    Danke, Chilli! Genau darum geht es!


    Zitat

    Sorge dafür, dass du schriftlich remonstrierst /schriftlich darauf hinweist, dass du in diesem Fach keine Kompetenz hast und du Befürchtungen hast, Schaden einzurichten.

    Der Stundenplan ist die schriftliche Dienstanweisung dagegen, aber du hast alles getan, was du konntest.

    Ausnahmen: Reli und Experimentalfächer bzw. Sport wegen Versicherungsschutz (Gott übernimmt keine Haftung, wenn du nicht geschickt/berufen wurdest)

    Ist Remonstration in dem Falle angemessen? Es ist tatsächlich nicht rechtswidrig mich für dieses Fach einzuplanen.

    Die Argumente von AL waren, es sei nicht schwierig dies mit dem Buch zu unterrichten (für mich leider doch!) und es wäre nicht schlimm, die Schüler würden im nächsten Jahr das Thema noch einmal behandeln. Mir ist schon Bange davor vor der Klasse zu stehen.

  • Du arbeitest an einem BK. Aus deinem Post ist es da mangels Details schwierig herauszulesen, um welche Art von fachfremden Unterricht es sich handelt.

    Bist du immer noch im weitesten Sinne in deinem Fachgebiet unterwegs? Bspw. ist es normal, dass ein Maschinenbauer auch KFZ-Berufe oder GWS (Gas-Wasser-Scheiße-Sanitär) dort unterrichtet, wo es Bezüge zu Metall gibt.

    Auch ist es gar nicht so unüblich, dass ein Wirtschafts- oder Elektrolehrer auch mal Mathe in einer BF unterrichtet, auch wenn es nicht seine Fakultas ist. In eher basalen Schulformen ist das dann auch was anderes als im beruflichen Gymnasium.

    Ein BWLer, der "Informatik" unterrichtet, wo es nur um Office geht, wäre auch eher normal.


    Das mal als ein paar Beispiele für fachfremden Unterricht, der einigermaßen normal ist.


    Wenn das bei dir aber deutlich über diese (beispielhaft) benannten Szenarien hinausgeht, würde ich tatsächlich ein Remonstration als Option sehen, wenn du wirklich diesen Unterricht überhaupt nicht kompetent erteilen kannst. Das hat ja auch - je nach Schulform - ggf. Konsequenzen bzgl. Abschlussprüfungen, Übergängen etc.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

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