Prozess gegen den Bonner Kinderpsychiater Michael Winterhoff

  • Der seit seinem Buch von 2008 "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" bekannt gewordene und von Anfang an umstrittene Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff steht nun vor Gericht.


    Auslöser war wohl u.a. diese ARD-Doku:

    Die Story (vom 11.8.21)Warum Kinder keine Tyrannen sind


    Durchaus Interessant, weil Winterhoff zu seiner Zeit recht "angesagt" war. Er hatte halt einfache "Lösungen" für schwierige Probleme - anscheinend gehörten dazu auch Medikamente...


    Auch hier im Forum wurde natürlich über Winterhoffs Thesen in verschiedenen Threads diskutiert, Beispiele:

    Deutschland verdummt, Schüler auf dem Niveau von Kleinkindern (Thread von 2019)

    Winterhoff-Vortrag (Thread von 2019)

    Persönlichkeiten Statt Tyrannen (Thread von 2010)

  • Harter Tobak,

    ich kenne das Buch nicht und habe nun nur den Artikel gelesen. Wenn das so ist, wie es dort steht, definitiv heftig.


    Von daher Danke pepe für den Hinweis.

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    Ich habe die ersten beiden Bücher gelesen (oder vielleicht sogar auch das dritte) und fand die Analysen und Fallbeispiele durchaus schlüssig. Nun sind wir ja wieder anderthalb Generationen weiter und die Auswirkungen der Handys und sozialen Netzwerke haben gefühlt zu einer Kernschmelze im sozialen Miteinander geführt.

    Dass sich Winterhoff womöglich falsch verhalten hat, macht seine Thesen nicht per se unglaubwürdig. Ich habe durchaus einige "Tyrannen" erlebt - wobei man heute im Zuge der "Pathologisierungswelle" vermutlich wegen Stigmatisierung kritisiert würde.

  • Klingt gruselig. Ich kenne die Bücher nicht, aber es geht ja in den Prozessen um was völlig anderes.


    Und ich sehe den Zusammenhang zu Schule durchaus, wenn Externe nicht auf die zweifelhafte Behandlung des Psychiaters aufmerksam gemacht hätten, wäre es nicht dazu gekommen, eine Systematik dahinter zu vermuten.


    Edit:

    8 min. Interview mit Kai von Klitzing (inzw. glaube ich ehem. Direktor der Ki-Ju-Psychiatrie in Leipzig) der beklagt, dass Winterhoff zu oft öffentlich gehört wurde und gleichzeitig nie im wissenschaftlichen Kontext, auf Tagungen etc. zu sehen gewesen war.


    https://www.deutschlandfunkkul…terhoff-das-bild-100.html

  • Was genau ist Dein Anliegen, pepe?

    Aktualisierung, Information - Vor allem für die jungen Kolleg*innen... Was dagegen @Bolzbold?

    Dass sich Winterhoff womöglich falsch verhalten hat, macht seine Thesen nicht per se unglaubwürdig

    Seine populären "Zustandsbeschreibungen" konnten viele - Lehrkräfte und Eltern - durchaus bestätigen oder zumindest nachvollziehen. Aber ich finde, er ist ein gutes Beispiel dafür, dass man selbsternannte Spezialisten für vermeintlich universelle Problemlösungen nicht - wie sagt man heute - hypen sollte. Gerade in pädagogischen Fragen gibt es keine Pauschallösungen, wie sie z.B. auch durch Norbert Sommer-Stumpenhorst, Manfred Spitzer u.v.a.m. verbreitet wurden.

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    Ich auch, wer nicht... Aber jede/r einzelne von ihnen musste individuell gesehen, beurteilt und für eine Klassengemeinschaft "verträglich gemacht" werden. Standardrezepte? Fehlanzeige.

    Dann sind wir ja fast schon wieder bei der guten alten Individualpsychologie.


    Edit:
    Mittlerweile gibt es auch einen Artikel bei der Zeit (mit Bezahlschranke). Der ist schon recht aufschlussreich. Man bekommt den Eindruck, als habe Winterhoff ebenfalls narzisstische Anwandlungen - gerade so wie er sie bei seinen PatientInnen beschrieben hat.

  • Soll die Justiz ihre Arbeit machen, von außen kann man kaum beurteilen, was an der Sache dran ist.


    Ganz grundsätzlich halte ich persönlich Abstand von "Experten", die in ihrem Fachgebiet eine Bekanntheit im Wesentlichen durch populärwissenschaftliche Bücher und Talkshowauftritte erlangt haben, egal ob es nun ein Psychologe Winterhoff oder ein Philosoph Precht ist.

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