Auf der Suche nach Alternativen

  • Ich will mal einen anderen Blick einwerfen. Wir werden in unserem Bildungsgang gerade von zwei Studenten unterstützt, die mit einem recht großen Stundenumfang mit dabei sind (ich meine beide 19 von 25,5 Unterrichtsstunden). Und die machen ihre Arbeit wirklich richtig gut. Beide haben von Anfang an eigenverantwortlich unterrichtet, bekommen von uns aber auch jede Unterstützung, die sie sich wünschen. Unser Ausbildungsbeauftragter hat auch eine entsprechende Begleitung angeboten, der eine hat sie angenommen, der andere abgelehnt. Beides ist in Ordnung. Aber ganz wichtig ist auch, dass wir die beiden behandeln wie jeden anderen Kollegen auch. Unterricht, Notenvergabe, Pausenaufsicht, Aufgaben in der Bildungsgangarbeit und Klassenleitung. Ich denke, das drückt auch Wertschätzung aus, auch wenn es natürlich auch Arbeit ist. Wir haben aber auch eine enge Zusammenarbeit im Bildungsgang, wo sich auch die schon lange etablierten Kollegen immer wieder Unterstützung aus dem Team holen. Das senkt natürlich die Hemmschwelle auch für die, die neu dabei oder weniger erfahren sind.


    Ich habe im Studium selber Vertretungsunterricht gemacht und für mich war es nicht immer so toll. Das lag aber auch daran, dass ich vor allem spontane Krankheitsfälle vertreten habe. Das ist Murks, da lernt man nichts draus und der Unterricht, so man ihn denn so nennen möchte, ist auch ein Graus. Wenn Berufsanfänger aber von Anfang an einen klaren Stundenplan für das Jahr haben, in ihre Fächer reinfinden und im Team die Unterstützung finden, dann glaube ich schon, dass diese Tätigkeit sehr bereichernd sein kann und am Ende vielleicht sogar mehr bringt als das Referendariat, das mich jetzt als Pädagoge nicht wirklich weiter gebracht hat.

  • Wir hatten und haben an meiner Schule immer mal wieder Student*innen als Vertretungskräfte. Die werden von uns m. E. gut unterstützt und arbeiten gerne bei uns. Die allermeisten von ihnen haben dann auch ihr Referendariat bei uns (erfolgreich) gemacht und eine ganze Reihe dieser jungen Kolleg*innen sind mittlerweile als Planstelleninhaber*innen Teil unseres Kollegiums :) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Daher glaube ich auch, dass es einfach nicht mein Ding ist.

    Ich habe einen festen Stundenplan und fast immer nur feste Kleingruppe (also ich nehme für Förderstunden immer ein paar Kinder mit in den Förderraum), aber ich glaube, dass ich einfach nicht dazu geeignet bin größere Gruppen anzuleiten. Ich hatte heute 8 Kinder gehabt und war zwischendrin echt überfordert, obwohl es ja im Vergleich zu den 28-30 Kindern in den Klassen nichts ist. Im Förderunterricht sind halt meist die etwas "schwierigeren" Kinder, die oft im Unterricht ablenken und bei mir dann teilweise Sachen nachholen müssen, aber dennoch sind es ja wirklich wenig Kinder. Vor der ganzen Klasse als Vertretung stand ich nur wenige Male. Das waren auch eher unschöne Erfahrungen, aber ich hatte mir damals eingeredet, dass es sich mit der Zeit legen würde. Wirklich Hilfe von Seiten der Schule/des Kollegiums habe ich bisher nur wenig bekommen, aber ich verstehe, dass bei dem Personalmangel nicht viel Zeit bleibt, um irgendwas gemeinsam zu besprechen.


    Mir ist es schon mittlerweile ziemlich unangenehm zuzugeben, dass ich in der Schule (obwohl ich im Vergleich zu einem Klassenlehrer echt wenige Aufgaben habe) nicht wirklich klarkomme.

  • Die Anzahl der Kinder ist nicht entscheidend. Ich kam schon in einer Klasse von 30 "Pubertieren" problemlos zurecht und war in so einer komischen Fördergruppe von 5 Unterstufenschülern den Tränen nah... Es liegt auch viel daran, wie die Gruppe zusammengesetzt ist und welche "Hebel" man hat. Gerade wenn es nicht das Klassensetting ist (oder man nur als Vertretung drin ist und daher keine gute Beziehungsarbeit möglich ist), kann es sehr schwierig werden.

  • Oh ja, ich erinnere mich an eine Studienkreis-Lerngruppe aus lustlosen, nervigen 10-Jährigen... Oder eine Freizeit von Kindern mit und ohne Behinderung und ich sollte sie zum Einschlafen bewegen :sterne:


    *in Erinnerungen schwelg* ich mache den Job aber bis heute gerne.

  • Da bin ich etwas beruhigt, dass es euch auch in Kleingruppen so ergeht. Ich dachte es würde nur an mir liegen.


    Leider mache ich den Job momentan nicht mehr gerne, wenn ich ehrlich bin. Seitdem die Weihnachtsferien vorbei sind, wünsche ich mir einfach nur, dass mein Vertrag bald endet (tut er glücklicherweise bald auch). Es macht mich echt traurig, dass meine Leidenschaft für den Beruf so schnell verloren gegangen ist.

  • Ich hatte heute 8 Kinder gehabt und war zwischendrin echt überfordert...

    Hast du überhaupt Ideen an die Hand bekommen, wie man mit Störungen umgeht? Vom Studium her oder mit Leuten, mit denen du gerade arbeitest? Auch für Störungen in Kleingruppen braucht es Strategien und Regeln, die besprochen werden und umgesetzt werden müssen. Das lernt man mit der Zeit.

    An deiner Stelle würde ich mich mit "Umgang mit Störungen" beschäftigen, Literatur dazu lesen. Man ist dem nicht hilflos ausgeliefert und darauf angewiesen, dass die Kids sich von sich aus an die Regeln halten. Man muss sie dazu erziehen.

  • Das stimmt, es macht eigentlich wenig Sinn sich durchzuquälen, aber momentan sehe ich nirgends Alternativen. Ich habe den Beruf ja auch nicht umsonst ausgewählt. Es gab ja eine Zeit, in der ich voller Freude dabei war und ich hoffe, dass diese Freude im Referendariat wieder entfacht wird. Ansonsten würde ich es dann endgültig sein lassen. Es wäre auch den Kindern nicht fair gegenüber.


    Momentan fühle ich mich auch an der Schule, an der ich aktuell bin nicht wohl und hoffe, dass die andere Schule im Ref ein besseres Arbeitsumfeld für mich ist.

  • Ich hatte mich schon ein wenig privat mit Störungen beschäftigt und hatte von Anfang an klare Regeln und ein Belohnungssystem aufgestellt, aber mit der Durchsetzung klappt es bei mir leider nicht. Es fällt mir leider grundsätzlich schwer die Gruppen anzuleiten.


    Zum Beispiel:


    Ein Schüler von mir spricht grundsätzlich immer rein und ärgert andere Kinder bei der Arbeit oder fängt an zu singen (nicht besonders jugendfreie Lieder).

    Ich verweise dann immer wieder auf die Regeln. Manchmal spreche ich auch nochmal in einem persönlichen Gespräch mit ihm, aber es zeigt keine Wirkung. Ein Smileysystem hatte ich von Anfang an eingeführt, aber ihm ist es egal, ob er nun einen traurigen oder glücklichen Smiley hat. Ich habe auch versucht ihn bestimmte Aufgaben zu geben (zum Beispiel mein Assistent zu sein), damit er sich nicht langweilt, aber darauf hatte er überhaupt keine Lust. Ihn in seine Klasse zu schicken ist ebenfalls keine Option, da es eine Belohnung für ihn wäre (in einer großen Gruppe kann er nämlich ungestört Quatsch machen). Ich habe auch schon mit der Klassenlehrerin und den Eltern gesprochen, aber es zeigt keine Wirkung. Mehr Optionen bleiben mir nicht. Die Stunden, in denen er mit dabei ist, sind also praktisch nicht durchführbar, weil er keine Sekunde ruhig ist.


    Ein anderer Schüler geht an meinen Ordner (da sind die ABs drin und die Listen, auf denen ich die Schüler abhake) und teilweise auch an mein Lehrer-iPad.

    Auch da habe ich immer wieder versucht Gespräche zu führen, aber das war absolut wirkungslos. Mittlerweile hake ich die Schüler immer nachträglich ab, nehme immer nur die ABs für die Stunde mit in den Raum und lasse mein iPad im Lehrerzimmer.


    Es belastet mich leider sehr. Ich fühle mich an der Schule ziemlich allein und machtlos. Ich denke, dass weder die Schüler noch die Kollegen mich als (Vertretungs-)Lehrkraft oder zumindest Hilfskraft wahrnehmen.


    Hättest du denn weitere Empfehlungen?

    Ich darf grundsätzlich keine Strafen verhängen (also Pausenverbot zu erteilen oder sie eher nach Hause zu schicken steht mir nicht zu).

  • Fördergruppen sind nicht immer einfacher. Die Schüler fühlen sich manchmal eher "privat" und nicht unbedingt in einer Unterrichtssituation.. Wenn ich mal in den Genuss von Teamstunden komme, die sich dann aufgrund von Krankheiten im Kollegium wieder sehr schnell auflösen, wollen viele Kinder in die Kleingruppe, weil sie denken, man könne da lockerer seine Zeit verbringen. Ausserdem handelt es sich meist um die schwierigsten Schüler der Klasse. 8 Kinder sind für eine Förderung auch zu viel. Lass dich nicht davon desillusionieren. Vermutlich funktionieren gut geplante Unterrichtsstunden mit einer Klasse ganz anders. Ich hatte anfangs auch große Probleme.... Aber jetzt komme ich meist auch mit schwierigen Klassen gut klar. Meist, nicht immer. Also letztes Jahr hatte ich in einem 2stündigen Fach in einer Klasse mit einigen Schülern richtig zu tun. Habe aber schon gehört, dass sie mit ihrem Verhalten auf dem Gümmi nicht weit gekommen sind.

  • Ich würde diese beiden Chaoten nicht mehr mitnehmen. Sag doch zur Klassenlehrerin, dass sie die ganze Gruppe sprengen und du die anderen nicht fördern kannst. Die ist natürlich froh, wenn sie die an dich abgeben kann.

    Oder geht das nicht?

    Ansonsten: Vor die Tür setzen.

  • Ich war schon an ein paar Schulen. Die erste (da war ich zwischen dem Studium und dem Abitur) war wirklich wundervoll. Es war eine "Bilderbuchschule" am Rande einer Kleinstadt. Ein tolles Kollegium, sehr nette und hilfsbereite Eltern und Schüler, die mich direkt angenommen und respektiert hatten. Damals hatte ich das Bild im Kopf, dass das normal sei und bin voller Motivation ins Studium gestartet. Im Studium hatte ich zwei Pflichtpraktika. Eines knapp 2 Monate und eines etwa 4 Monate lang. Das zweimonatige Praktikum war ganz gut. Es war zwar eine Schule in einer schwierigen Ecke, aber meine Betreuerin hat mich dafür viel unterstützt. Das zweite Praktikum hatte Höhen und Tiefen, aber aushaltbar und ich hatte danach eine Stelle an der Schule bekommen.

    Und jetzt bin ich an einer anderen Schule, die mir leider gar nicht gefällt.


    Also ich hab für die wenigen Jahre schon einige Schulen kennengelernt, aber am Ende kann ich mir die Schule leider sowieso nicht aussuchen.

  • Fürs Ref vielleicht nicht, aber dass in NRW regelmäßig in Richtung Grundschulen abgeordnet wird, weil der Mangel dort so groß ist, wirst du mitbekommen haben. Und da wird längst nicht nur in Brennpunkte abgeordnet.

  • Danke für die Tipps, Zauberwald.


    Leider darf man an unserer Schule generell niemanden vor die Tür schicken, wegen der Aufsichtspflicht.


    Das hatte ich auch schon mit einer Lehrerin besprochen, dass ich zwei Schüler nicht mehr mitnehmen möchte oder zumindest nur getrennt. Das fand sie anscheinend alles andere als prickelnd, da sie mir lautstark im Lehrerzimmer verkündet hat, dass sie dann dafür sorgen wird, dass jemand anderes meine Stelle übernehmen würde und ich gefälligst meinen Job zu machen habe. Das war etwa 2-3 Wochen nach den Ferien. Seitdem geht es mir auch besonders schlecht. Ich hatte dabei wirklich mit den Tränen zu kämpfen und sie hat immer weiter gemacht und mir Dinge an den Kopf geworfen, dass ich noch nicht reif genug sei, ich einfach zu faul sei, grundsätzlich nicht geeignet sei und so weiter. Seitdem gehe ich auch nur noch für Kopien und um meine Sachen ins Fach zu räumen ins Lehrerzimmer.

  • Danke für die Tipps, Zauberwald.


    Leider darf man an unserer Schule generell niemanden vor die Tür schicken, wegen der Aufsichtspflicht.


    Das hatte ich auch schon mit einer Lehrerin besprochen, dass ich zwei Schüler nicht mehr mitnehmen möchte oder zumindest nur getrennt. Das fand sie anscheinend alles andere als prickelnd, da sie mir lautstark im Lehrerzimmer verkündet hat, dass sie dann dafür sorgen wird, dass jemand anderes meine Stelle übernehmen würde und ich gefälligst meinen Job zu machen habe. Das war etwa 2-3 Wochen nach den Ferien. Seitdem geht es mir auch besonders schlecht. Ich hatte dabei wirklich mit den Tränen zu kämpfen und sie hat immer weiter gemacht und mir Dinge an den Kopf geworfen, dass ich noch nicht reif genug sei, ich einfach zu faul sei, grundsätzlich nicht geeignet sei und so weiter. Seitdem gehe ich auch nur noch für Kopien und um meine Sachen ins Fach zu räumen ins Lehrerzimmer.

    Du kannst die Tür auflassen und einen in Sichtweite setzen. Das Verhalten dieser Lehrerin ist unmöglich und sie weiß genau, wie schwer sie es dir macht. In meinem Kollegium würde sich niemand so verhalten. Am besten gehst du dort weg und machst dein Ref. woanders, habe ich jetzt nicht im Kopf. Lass dir dem Beruf dort nicht vermiesen. Probiere das Ref. und dann siehst du weiter.

  • Danke, ich bin zum Glück bald weg, da mein Vertrag ausläuft. Ich zähle wirklich die Sekunde bis dahin.


    Für das Ref habe ich mich schon beworben, aber noch keine Schulzuteilung bekommen. Wäre das die Schule, an die ich gehen müsste, würde ich den Platz auch definitiv nicht annehmen.

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