Alles anzeigenIch wundere mich so oder so, wie das jemand machen kann, was ich seit dem Lehrermangel an meiner Schule beobachte: Da übernehmen Studentinnen oder gerade mal mit dem Studium fertige Leute die Vertretung für Krankheitsfälle oder andere Ausfälle, was zu guten Zeiten die mobilen Reserven (fertige Lehrer, die turnusgemäß drankamen) gemacht haben und die jetzt nicht mehr so üppig gesät sind.
Die unbedarften Studentinnen steigen voll eigenverantwortlich in den Unterricht ein. Wo schon Vertretungsunterricht für fertige Lehrer eine Herausforderung ist und nicht gerne gemacht wird.
Die Situation an Schulen wird von Studentinnen, die dann plötzlich eigenverantwortlich in eine Vertretung hineingeworfen werden, völlig unterschätzt. Die, die das machen, sehen es als Erfahrung und die Möglichkeit schon im Beruf etwas Geld zu verdienen. Wahrscheinlich erreicht man dadurch nur, dass einige abspringen. Denn das ist die völlige Überforderung als Vertretungslehrerin einzuspringen ohne Erfahrung und Referendariat, nur die Idealsituationen vom Studium her im Hinterkopf.
Da gut durchzukommen gelingt nur wenigen und letztendlich sind sie desillusioniert. An meiner Schule hatte z.B. nach einiger Zeit Vertretung der Klassenlehrerin in einer schwierigen Klasse die Studentin dermaßen genug, dass sie erst einmal etwas anderes machte und das Referendariat aufschob.
Ich hätte diese Vertretungen in dem Stadium der Ausbildung nicht machen können; ich wäre gnadenlos untergegangen und hätte mir wahrscheinlich auch überlegt, ob ich für den Beruf geeignet wäre.
Deswegen stimme ich state_of_Trance und Seph zu.
Ich will mal einen anderen Blick einwerfen. Wir werden in unserem Bildungsgang gerade von zwei Studenten unterstützt, die mit einem recht großen Stundenumfang mit dabei sind (ich meine beide 19 von 25,5 Unterrichtsstunden). Und die machen ihre Arbeit wirklich richtig gut. Beide haben von Anfang an eigenverantwortlich unterrichtet, bekommen von uns aber auch jede Unterstützung, die sie sich wünschen. Unser Ausbildungsbeauftragter hat auch eine entsprechende Begleitung angeboten, der eine hat sie angenommen, der andere abgelehnt. Beides ist in Ordnung. Aber ganz wichtig ist auch, dass wir die beiden behandeln wie jeden anderen Kollegen auch. Unterricht, Notenvergabe, Pausenaufsicht, Aufgaben in der Bildungsgangarbeit und Klassenleitung. Ich denke, das drückt auch Wertschätzung aus, auch wenn es natürlich auch Arbeit ist. Wir haben aber auch eine enge Zusammenarbeit im Bildungsgang, wo sich auch die schon lange etablierten Kollegen immer wieder Unterstützung aus dem Team holen. Das senkt natürlich die Hemmschwelle auch für die, die neu dabei oder weniger erfahren sind.
Ich habe im Studium selber Vertretungsunterricht gemacht und für mich war es nicht immer so toll. Das lag aber auch daran, dass ich vor allem spontane Krankheitsfälle vertreten habe. Das ist Murks, da lernt man nichts draus und der Unterricht, so man ihn denn so nennen möchte, ist auch ein Graus. Wenn Berufsanfänger aber von Anfang an einen klaren Stundenplan für das Jahr haben, in ihre Fächer reinfinden und im Team die Unterstützung finden, dann glaube ich schon, dass diese Tätigkeit sehr bereichernd sein kann und am Ende vielleicht sogar mehr bringt als das Referendariat, das mich jetzt als Pädagoge nicht wirklich weiter gebracht hat.