Auf der Suche nach Alternativen

  • Hallo zusammen,


    ich bin aktuell auf der Suche nach einer Alternative zum Schuldienst und würde mich über einen Austausch freuen.


    Zu mir: Offiziell bin ich noch nicht ganz mit dem Studium fertig, aber ich habe schon die letzten Jahre viel an Schulen gearbeitet. Ich habe GS-Lehramt studiert (Mathe, Deutsch, SU, Reli) und das mit durchschnittlichen Noten (also eine Weg zurück in die Uni kommt für mich nicht in Frage). Vor meinem Studium habe ich (ungelernt) im Einzelhandel gearbeitet. Bald startet mein Referendariat, aber ich sehe mich da aktuell noch nicht wirklich.


    Warum ich gehen möchte: Ich denke, dass ich einfach nicht für die Rolle gemacht bin. Der Weg in die Schule ist seitdem die Weihnachtsferien vorbei sind nur noch eine Qual. Mir fehlt einfach die Führungspersönlichkeit (oder wie man das nennt) eine Klasse anzuleiten und habe mir bisher durchgehend eingeredet, dass es ja noch kommen würde, wenn ich mehr Erfahrungen sammle oder noch mehr Fortbildungen besuche. Leider ist dem nicht so. Ich denke, dass ich weder meinen Schülern, meinen Kollegen, noch mir selbst einen Gefallen tue, wenn ich meine Zukunft auf die Schule ausrichte.

    Mein Stress macht sich mittlerweile schon gesundheitlich bemerkbar und es für mich langsam notwendig mich woanders umzuschauen.


    Mein Plan ist es dem Referendariat eine Chance zu geben und mir allerdings auf Dauer etwas anderes zu suchen. Leider gibt es nicht so viele Auswahlmöglichkeiten mit meinem Master. Eine Ausbildung/Zweitstudium wären für mich aus finanzieller und zeitlicher Sicht leider erst einmal keine Alternative. Habt ihr eventuell Vorschläge zu Alternativen zur Schule?


    Liebe Grüße, eine etwas verwirrte Nadine :)

  • Ja, meine Gedanken sind etwas chaotisch. Mal habe ich gute, mal habe ich katastrophale Schulwochen. Aktuell bin ich nervlich ziemlich am Ende und möchte nicht vorschnell irgendwelche Entscheidungen treffen. Daher möchte ich erst einmal das Referendariat antreten und mich parallel umschauen.

  • Mal ernsthaft: Du arbeitest aktuell ohne Referendariat als Vertretungslehrerin? Da hat man dich kalt erwischt, du kannst es (noch) nicht, woher auch?


    Im Referendariat wirst du lernen, wie der Beruf wirklich funktioniert. Dabei und in den folgenden Berufsjahren wird sich auch deine Lehrerpersönlichkeit formen. Ich würde nicht aufgeben, bevor du dem Referendariat nicht wenigstens eine Chance gegeben hast.

  • Mal ernsthaft: Du arbeitest aktuell ohne Referendariat als Vertretungslehrerin? Da hat man dich kalt erwischt, du kannst es (noch) nicht, woher auch?


    Im Referendariat wirst du lernen, wie der Beruf wirklich funktioniert. Dabei und in den folgenden Berufsjahren wird sich auch deine Lehrerpersönlichkeit formen. Ich würde nicht aufgeben, bevor du dem Referendariat nicht wenigstens eine Chance gegeben hast.

    Kann ich nur unterstreichen.

  • Erkundige dich nach den Regelungen in deinem Bundesland über die Zulassung zum Referendariat nach einer "Pause" zwischen Studium und Refbeginn.

    Als ich das Studium abgeschlossen hatte, war der Lehrerarbeitsmarkt "dicht". Motto: "Keine Chance, aber nutze sie!" Es ergab sich dann eine interessante Alternative in der Druckerei, in der ich mein Studium durch Ferienjobs finanziert hatte. So hatte ich dann dort eine Ausbildung absolviert und als Systemoperator gearbeitet. Nach 3 Jahren stellte es sich heraus, dass die "Alternative" doch nicht so interessant war und man mir falsche Versprechen gegeben hatte. Ich hab' dann doch noch das Referendariat absolviert und anschließend - bis zu meiner Pensionierung - als Lehrer gearbeitet.
    Fazit: Je ne regrette rien. Wäre ich dort geblieben, wäre ich arbeitslos geworden. Die Druckerei und das Berufsbild gibt es nicht mehr. Heute kann ich eine "auskömmliche" Pension genießen.


    Damals (und ich denke auch noch heute) galt die Regel, dass zwischen Studienabschluss und Refbeginn nicht mehr als 5 Jahre liegen dürfen. Andernfalls muss ein "Kolloqium" absolviert werden, in dem man die fachliche Kompetenz aus dem Studium nachweisen muss. Im Prinzip handelt es sich um eine Wiederholung des Examens im Schnelldurchlauf.

    Je nachdem, ob das Ref in deinem BL als Bestandteil des Studiums oder als Appendix gilt, kommt erschwerend hinzu, dass der Nichtantritt evtl. als Studienabbruch gilt. Damit ergeben sich Auswirkungen auf die Anerkennung des Studiums als Ausfallzeit bei der Rentenberechnung. Das will gut überlegt sein. Im Lebenslauf macht sich die Angabe beider Staatsexamina auch besser.


    Zur Frage nach "Alternativen":
    Diese taucht in verschiedenen Lehrerforen und FB-Gruppen so regelmäßig auf wie Regenwolken am Himmel. Ich habe über die Jahre die Vorschläge gesammelt und gruppiert. Da steht das nun auf meiner Website. Kannst du nachlesen. Bedien dich:


    Lehrerberuf, Lehrereinstellung, Berufsalternativen


    Sind Lehrer faule Säcke? Ist Mann/Frau als Lehrkraft oder Schulleitung geeignet? Welche Selbstbefragungsinstrumente gibt es?


    In dieser Link-Bibliothek findet ihr mehr als 250 Linktipps mit Informationen zum Themenbereich "Lehrerberuf und Lehrereinstellung" sowie zu Berufsalternativen + Tipps zu außerschulischen Jobs für 'Aussteiger', Tipps für Einstellungschancen + Aufstiegsmöglichkeiten und Bewerbungsverfahren für Funktions- und Schulleitungsstellen.


    Zu entdecken sind auch Angebote der Gewerkschaften + Lehrerverbände sowie eine Liste mit (Spiel-)Filmen über das Lehrerdasein und den Schulbetrieb.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Mein Plan ist es dem Referendariat eine Chance zu geben und mir allerdings auf Dauer etwas anderes zu suchen.

    Ich schließe mich da state_of_Trance vollumfänglich an. Gerade im Referendariat lernst du erst das ganze "Handwerkszeug" im Umgang mit typischen Schulsituationen kennen und kannst dies in zunehmende Handlungskompetenz umbauen. Diese wiederum macht viele noch herausfordernde Situationen wesentlich handhabbarer.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass schwierige Situationen in der Schule mit der Zeit und auch mit Anleitung handhabbarer werden, aber momentan geht es mir wirklich zunehmend schlechter und ich kann mir nur schwer vorstellen das die nächsten 40 Jahre auszuhalten. Ich kann mir durchaus vorstellen ab und an ein paar Stunden zu unterrichten, aber leider ist man im Lehrerberuf nicht wirklich flexibel und darf nicht (oder zumindest nur mit sehr wenigen Stunden) noch woanders angestellt sein. Aktuell überlege ich daher auch, ob ich vielleicht mit einer reduzierten Stundenzahl als angestellt Lehrerin arbeiten kann und auf die Verbeamtung verzichte.

  • Eine Ausbildung/[...] wären für mich aus finanzieller und zeitlicher Sicht leider erst einmal keine Alternative.

    Wieso das? Da bekommst du doch eine Ausbildungsvergütung.

    Besser als arbeitslos oder krank ist das doch auf jeden Fall.


    Wenn du dir sicher bist, dass die Schule nicht in Frage kommt, dann bring das Verzögern der Umschulung doch nichts.

    Alle schulnahen Berufe, die direkt mit Schülern zu tun haben, teilen einen Großteil der Problemfelder, die manche Leute mit dem Lehrerberuf haben, nur dass sie schlechter bezahlt werden.

  • Ich weiß leider aktuell nicht die Richtung und möchte nichts überstürzen. Falls ich es mir doch anders überlegen sollte und doch in der Schule bleiben möchte bzw. zurück möchte, wäre es bestimmt sinnvoller das Ref zu machen. Mir geht es leider aktuell wirklich schlecht, weshalb ich wahrscheinlich nichts überstürzen sollte.

  • Im Ref verdient man ja auch nicht gerade üppig.


    Du hättest meiner Meinung nach auch die Möglichkeit, etwas anderes zu beginnen oder zu probieren und könntest das Ref auch aufschieben.


    Wichtig ist, dass es Deadlines gibt, zu denen man das Ref abgebrochen haben muss, damit es nicht als Fehlversuch gilt und man dann nicht mehr angestellt wird - auch nicht als Vertretungskraft.


    Wie wäre es, wenn du dich bei der Studienberatung oder beim Arbeitsamt über weiter Möglichkeiten informierst?

  • Ich wundere mich so oder so, wie das jemand machen kann, was ich seit dem Lehrermangel an meiner Schule beobachte: Da übernehmen Studentinnen oder gerade mal mit dem Studium fertige Leute die Vertretung für Krankheitsfälle oder andere Ausfälle, was zu guten Zeiten die mobilen Reserven (fertige Lehrer, die turnusgemäß drankamen) gemacht haben und die jetzt nicht mehr so üppig gesät sind.

    Die unbedarften Studentinnen steigen voll eigenverantwortlich in den Unterricht ein. Wo schon Vertretungsunterricht für fertige Lehrer eine Herausforderung ist und nicht gerne gemacht wird.

    Die Situation an Schulen wird von Studentinnen, die dann plötzlich eigenverantwortlich in eine Vertretung hineingeworfen werden, völlig unterschätzt. Die, die das machen, sehen es als Erfahrung und die Möglichkeit schon im Beruf etwas Geld zu verdienen. Wahrscheinlich erreicht man dadurch nur, dass einige abspringen. Denn das ist die völlige Überforderung als Vertretungslehrerin einzuspringen ohne Erfahrung und Referendariat, nur die Idealsituationen vom Studium her im Hinterkopf.

    Da gut durchzukommen gelingt nur wenigen und letztendlich sind sie desillusioniert. An meiner Schule hatte z.B. nach einiger Zeit Vertretung der Klassenlehrerin in einer schwierigen Klasse die Studentin dermaßen genug, dass sie erst einmal etwas anderes machte und das Referendariat aufschob.

    Ich hätte diese Vertretungen in dem Stadium der Ausbildung nicht machen können; ich wäre gnadenlos untergegangen und hätte mir wahrscheinlich auch überlegt, ob ich für den Beruf geeignet wäre.

    Deswegen stimme ich state_of_Trance und Seph zu.


    Ansonsten würde ich mich bei der Studienberatung oder beim Arbeitsamt, wie Palim vorschlägt, informieren, was man mit dem Studium noch anfangen kann. Vielleicht wird etwas anerkannt oder kann ein Studium oder eine Ausbildung draufsatteln, wenn man in einem ähnlichen Bereich arbeiten möchte.

    Wir hatten z.B. Refs, die waren Erzieher, haben dann GS studiert, sind in der Praxis nicht klar gekommen und haben dann wieder als Erzieher gearbeitet.

    Vielleicht gibt es im erzieherischen- pädagogischen Feld etwas, was besser zu dir passt.

  • Es ist echt traurig, aber du scheinst durch deine Vertretungstätigkeit schon desillusioniert worden zu sein, bevor du überhaupt anfangen konntest, richtig zu arbeiten. Das ist aber leider erwartbar, wie meine Vorredner schon schrieben.

    Ich würde die jetzigen Tätigkeiten an der Schule sobald als möglich beenden und wieder im Einzelhandel jobben, um das Studium zu beenden. Dann würde ich richtig ins Ref starten und zwar mit dem Gefühl, mit dem du vor ein paar Jahren das Studium begonnen hast!


    Die Suche nach Alternativen würde ich an dieser Stelle beenden. Wenn du irgendwann irgendwas anderes machen willst, dann wirst du einen anderen Weg finden. Da jetzt schon nervös rumzusuchen, irgendwas offen halten aber nichts Genaues wissen, obwohl du noch roundabout 2 Jahre für deinen Berufsabaschluss brauchst, bringt m.E. überhaupt keine Punkte.


    Es sei denn, dein Gefühl sagt: Ausbildung zur Glasaugenbläserin, DAS ist es! Dann könntest du genau so gut auch gleich neu anfangen. Aber wenn dein Gefühl sagt: irgendwie hab ich mir den Beruf anders vorgestellt, dann mach weiter, weil dieses Gefühl ist definitiv richtig. Du wirst gerade vom systematischen Lehrkräftemangel maßlos ausgenutzt. Normal wäre in deiner Situation "zwei Wochen Praktikum mit Mentorin, wo ich lediglich hinten drin sitze und mal eine Station für eine Stationenarbeit vorbereite, die hinterher bei nem Kaffee ausgewertet wird."

  • Im Ref verdient man ja auch nicht gerade üppig.


    Du hättest meiner Meinung nach auch die Möglichkeit, etwas anderes zu beginnen oder zu probieren und könntest das Ref auch aufschieben.

    Das halte ich für eine schlechte Idee. Was soll man da ohne Umschulung mit einem Lehramt Grundschule schon spontan finden. Ich würde wirklich ganz stark dafür plädieren erst einmal den Beruf richtig zu erlernen, und zwar im Referendariat. Wenn sie ihn dann immer noch nicht mag, dann kann man sich den Alternativen zuwenden.

  • Danke, für die zahlreichen Antworten!


    Aufschieben kommt für mich momentan nicht in Frage. Ich hatte mich schon im letzten Semester beworben und nur meine Letztwahl als Ort bekommen. Zwei Freundinnen von mir hatten keine ihrer Ortswünsche bekommen. Daher habe ich auch den Master etwas aufgeschoben, um noch eingeschrieben zu bleiben. Jetzt habe ich zwar auch nicht meine Erstwahl bekommen, aber trotzdem einen Ort in meiner Nähe. Das würde ich sehr gerne nutzen, um nochmal ganz sicher zu sein, ob es nicht vielleicht doch etwas für mich ist. Ich persönlich finde das Gehalt auch ganz in Ordnung, da ich im Einzelhandel nach Abzug der Steuern ähnlich viel verdient hatte. Daher würde es wahrscheinlich für die nächsten Monate keinen Unterschied machen, ob jetzt in der Schule oder wieder im Einzelhandel arbeite. Meine jetzige Stelle läuft zum Glück in knapp zwei Monaten aus.


    Ich muss sagen, dass ich noch "Glück" mit meinen Stellen bisher hatte. Ich hatte in den meisten Stunden nur Kleingruppen. Leider waren die allerdings auch für mich nur schwer zu koordinieren, da manche Kinder sich wohl im Rahmen einer kleinen Gruppe etwas zu heimisch fühlen und ich leider Gequatsche und so kaum verhindern oder unterbrechen konnte. Die Tatsache, dass ich selbst Kleingruppen nicht wirklich anleiten kann, macht mich momentan noch unsicherer was meine Berufswahl angeht.


    Eine konkrete Vorstellung für eine neue Ausbildung habe ich noch nicht. Beim Arbeitsamt war ich bereits, aber das hatte mir absolut nicht geholfen und mich eher noch mehr verunsichert.

  • Mal ernsthaft: Du arbeitest aktuell ohne Referendariat als Vertretungslehrerin? Da hat man dich kalt erwischt, du kannst es (noch) nicht, woher auch?


    Im Referendariat wirst du lernen, wie der Beruf wirklich funktioniert. Dabei und in den folgenden Berufsjahren wird sich auch deine Lehrerpersönlichkeit formen. Ich würde nicht aufgeben, bevor du dem Referendariat nicht wenigstens eine Chance gegeben hast.

    Ich kann das hier nur unterstreichen!

    Gerade auch im Lehrberuf gewinnt man durch Erfahrung und mit jeder Klasse.

    Ich hatte an der Uni so gut wie nichts über Klassenführung und wirkliche Didaktik gelernt. Das kam erst mit der Zeit und so wird man bei vielem immer gelassener und besser und fühlt sich dann auch wohler.


    Ich wünsche dir viel Erfolg fürs Ref. Und schau, auch wenn es schwer ist, dass du unvoreingenommen daran gehst.
    Du hast dann ja auch Ausbildungsunterricht und in der Regel im ersten Quartal keinen eigenständigen Unterricht.

Werbung