Kollegen die nur nehmen

  • Kann ich gut verstehen. Ich würde manchmal auch gerne zu meiner Kollegin sagen: Bin ich deine Mentorin?

    Es ist doch ein geben und nehmen. Aber wenn nix kommt. Ich habe jetzt gesagt, sie muss das nächste Thema vorbereiten und die Klassenarbeit. Bisher habe ich auch alle Arbeiten in diesem Schuljahr aufgesetzt: 4mal Deutsch, 3mal Mathe, 2mal Su.

  • Finde es erstaunlich, wie selbstverständlich es hier viele finden, wenn das Urheberrecht umgangen wird. Würdet ihr dieselben Antworten geben, wenn es darum geht, ein Lehrwerk zu kopieren und mit seinem Namen zu versehen?

    Selbstverständlich finde ich das nicht. Sobald wirtschaftliche Aspekte damit zusammen kommen (--> Lehrwerk), gibt es sicher auch einen anderen Handlungsdruck für den Betroffenen, der die gewählten Handlungsoptionen beeinflusst.


    Und wie soll der/die TE seine Zusammenarbeit verweigern, wenn besagte Kollegin das Material ungefragt abfotografiert?

    Das Abfotografieren ist ja nicht der einzige Aspekt der angesprochen wurde...


    Also auch wenn "sich nicht aufzuregen" prinzipiell fast immer gesünder sein mag, ist es ebenso häufig ein wenig hilfreicher Ratschlag. Das Verhalten der Kollegin ist falsch und ich würde mich auch ärgern.

    Kann ich verstehen, aber das ist so eine grundsätzliche Lebensentscheidung... in wie weit lasse ich mir meine emotionale Gesundheit von anderen diktieren.

    Ich bin da immer für eine realistische Kosten-Nutzen-Betrachtung. Klar, ich kann alle technischen Mittel ergreifen und die rechtliche Schiene fahren, um das Ganze zu unterbinden. Gewinne ich da in Summe für mich bei oder nicht? Das ist so die Frage, die jeder individuell für sich selbst beantworten muss.

    Ich hab da immer als warnendes Beispiel diese Gartenzaunstreitereien vor Augen, wo sich Nachbarn über Jahrzehnte gegenseitig das Leben zur Hölle machen und alle nur verlieren.


    Das ist jetzt auch weniger ein Aufruf nichts zu tun, sondern eher dafür, für sich selbst nochmal diese Kosten-Nutzen-Analyse zu machen.

  • Wenn man sich einfach entscheiden könnte, eine emotionale Reaktion zu haben oder nicht zu haben, wäre das Leben sehr viel einfacher.


    Natürlich kann man für sich selber Prozesse und Wege, mit Konflikten umzugehen, finden, aber dann in der Praxis auch immer Ruhig und besonnen zu reagieren, ist trotzdem harte Arbeit.


    Es hat auch niemand gesagt, dass das Ignorieren von Urheberrecht in Ordnung ist, nur dass man realistischerweise hier wenig dagegen tun kann und es die Investition von Zeit und "mental load" nicht wert ist.


    Schüler merken das meiner Erfahrung nach durchaus. Schlechter Unterricht wird nicht alleine dadurch gut, dass man gute Materialien verwendet.

  • Schüler merken das meiner Erfahrung nach durchaus. Schlechter Unterricht wird nicht alleine dadurch gut, dass man gute Materialien verwendet.

    Im besten Fall wird der Unterricht vielleicht besser als ohne geklautes Material und man hat weniger aufzuarbeiten, wenn man die Klasse wieder übernimmt. Leute, die sich auf Kosten anderer durchschlunzen, sind selten getresst und öfter mal toxisch "selbstbewusst", aber vermutlich nicht wirklich glücklich im Beruf. Sie sind ja zum Glück selten, so dass man sich gut an die kollegialen halten und sie weitgehend ignorieren kann. Früher hab ich mich auch von heulenden und klagenden Reffis ausnutzen lassen. Das war schnell vorbei.

  • Finde es erstaunlich, wie selbstverständlich es hier viele finden, wenn das Urheberrecht umgangen wird. Würdet ihr dieselben Antworten geben, wenn es darum geht, ein Lehrwerk zu kopieren und mit seinem Namen zu versehen?

    Ich habe eine andere Meinung zum Urheberrecht. Mein Kram ist Open Educational Resources (OER), ich vermarkte meine Materialien nicht, daher kann jeder damit machen was er will. Von mir aus auch seinen eigenen Namen drauf schreiben. Mein Name steht auf den Arbeitsblättern gar nicht drauf. Wozu auch? Wenn es nur um die Wiedererkennung geht, ist das ziemlich einfach. Das Design ist überall gleich, das erkennt jeder sofort wieder.


    Geändert werden Sachen wahrscheinlich eher gar nicht, weil ich nur von einer weiter Person bei uns weiß, die mit LaTeX umgehen kann.

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 ()

  • Also ich habe mich im Lauf der Zeit dann auch geärgert, dass Kolleginnen immer gerne mein Material genommen haben (mit positiver Rückmeldung), aber von einigen kaum etwas zurückkam. Bei uns ging es jetzt nicht um Hilfe für Unerfahrene, sondern um Materialaustausch. Das habe ich ein paar Jahre mitgemacht. Irgendwann war dann meine Gutmütigkeit bzw. Großzügigkeit zu Ende.


    Mit der Zeit habe ich nämlich mitbekommen, dass ich für andere quasi eine Arbeitserleichterung und ein Freizeitfenster geschaffen habe, während ich das nicht hatte, weil eben wenig oder nichts zurückkam. Zudem hatten sie dann auch noch ein von mir optimiertes Material für den Unterricht in der Hand. Es gab auch welche, die selbst immer wieder super Material und Ideen hatten, gerne von anderen nahmen, aber selbst nur auf Aufforderung, wenn man es zufällig mitbekam, bereit waren, auszutauschen.


    Also habe ich die Konsequenz gezogen und nur noch mit denen ausgetauscht, wo es ein Geben und Nehmen war. Diese Art war wirklich bereichernd und wir haben uns gegenseitig sozusagen optimiert ohne dass wir unsere individuellen Ansätze aufgaben.

  • Nun gibt es eine Kollegin, die dieses Fach im nächsten Schuljahr ebenfalls unterrichten möchte. Allerdings erwartet sie, dass man ihr alles erklärt und sämtliche Materialien liefert, ohne dass sie selbst nennenswerten Aufwand betreibt.

    Du empfindest evtl. wegen der ganzen Vorgeschichte, wo sie deine Mentorin war, nicht neutral.

    Unabhängig davon: Ich würde unter diesen Bedingungen (Erwartungshaltung und Forderungen ohne Angebot zum Austausch) mein Material nicht hergeben. Das muss schon anders kommuniziert und sollte nicht eingefordert werden.


    Aber wenn du Material hergibst, dann macht derjenige das draus, was für ihn passt.

    Mit dem Kennzeichnen von Materialien: In der GS hatte jeder so seinen eigenen Arbeitsblattkopf. Oft übernimmt man das Material auch nicht eins zu eins, sondern adaptiert es an seine Vorstellungen. Bei uns ist zwar kein Kürzel drauf, aber je nach Lehrkraft eine andere Kopfzeile.

  • Bei mir kippt es mal hierhin, mal dahin.


    Wenn so gar nichts im eigenen Kollegium zurückkommt, finde ich es unfair.


    Gleichzeitig stehen viele meiner Materialien online für alle, die mögen, da kommt von vielen auch nichts, von wenigen ein Danke, von noch weniger aber auch tolles Material.

    Da bin ich fast fest davon überzeugt, dass das Tauschen vor 20 Jahren viel beigetragen hat und erst in den letzten 10 Jahren dann doch alles monetarisiert wurde - hätte man anders haben können.


    Besonders putzig ist, wenn einem jemand auf einer schulübergreifenden Konferenz vieles blockt und ablehnt, dann aber Material lobt und anbietet, dass man selbst erstellt und online gestellt hat. Ist mir wirklich schon passiert ^^

  • Hallo,


    vielen Dank für die viele Antworten. Bitte seht mir nach, dass ich nicht auf jede Antwort reagiere. Was ich zu der Person ergänzen möchte:

    Es ist schon im letzten Schuljahr vorgekommen, dass sie ein anderes Fach von mir übernommen hat und, da meine Wenigkeit an anderer Stelle wichtiger scheint, war ich mit der Vorbereitung des "neuen" Faches zu sehr beschäftigt. Aber als ich dann zufällig eine Kopie für das Fach im letzten Jahr gesehen habe, welches mir sehr bekannt vorkam (war ja auch meins), suchte ich das Gespräch mit anderen Kollegen, ob sie auch bereits Opfer gewesen sind. Und tatsächlich war es so, dass die ABs einfach abfotografiert wurden und einfach in ein WORD-Dokument eingefügt wurden. Ausschneiden, anderer Name drauf und fertig war es.


    Ich arbeite übrigens auch mit Latex, womit ich ein Alleinstellungsmerkmal in unserem AK habe. Noch eine Entschuldigung mehr, keine word Dateien zum Teilen zu haben ;)


    Ich meine, machen wir uns nichts vor, es gibt Kollegen, von denen ich aus Erfahrung weiß, dass Teilen für beide Seiten gewinnbringend sein kann, aber was mit dieser Kollegin gerade läuft, damit werde ich nicht klarkommen. Uns wurde im Studium die Sache mit dem Urheberrecht so sehr, nicht zuletzt nach Guthenberg und Co, eingetrichtert, dass ich das jetzt im Schuldienst nicht einfach abwerfen kann und will.


    Es kam noch die Frage auf, warum ich das Fach abgeben will. Es läuft darauf hinaus, dass wir zusammen die Klasse im Praktikum betreuen müssen, so möchte es die Bildungsgangleitung. Grund: Doppelbelegung aufgrund von Krankheit etc. Meine Krankheitstage kann man in 5 Jahren an einer Hand abzählen. Der Kollege fehlt mindestens 5 Tage pro Monat. So viel dazu. Die Geräte, die ich im Unterricht benutze, bräuchten eigentlich einen Service-Vertrag, der Träger möchte/kann das aber nicht zahlen. So würde es bei 10 Geräten schon ordentlich ins Geld gehen, wenn wir das selbst zahlen müssten. Dann wäre für andere wichtige Dinge kein Geld mehr vorhanden. Das mache ich jetzt noch nebenbei, ja selbst Schuld, weil es Spaß macht problemorientiert zu arbeiten, und dabei den Etat zu schonen. Ich schweife ab...

    Jetzt möchte sie gerne nächstes Jahr mit dabei sein, möchte nach dem Motto "Hast du mal was für mich" alles serviert bekommen, verlangt dann bestimmt, dass alles reibungslos funktioniert, weil sie selbst von der Technik wenig Ahnung hat. Also im Endeffekt noch mehr Arbeit, da man nicht unmittelbar eingreifen kann.

  • Ahja, ich gebe nichts her, meine Schülis haben jetzt ein Skript bekommen, ausgedruckt, nicht digital, und ich warte nur auf den Moment, bis Teile davon auf irgendwelchen Blättern mit anderem Namen auftauchen.

    Und ja: Ich habe Ihr kommuniziert, dass ich nicht möchte, dass mein Material ohne Einwilligung auf anderen Blättern auftaucht.

  • Im Süden muss es auch eine Trauerrand-Vorschrift geben, da ja im WSC auch viele Materialien diesen aufzeigen (Thema, Name, Klasse, Datum).

    Bei Klassenarbeiten, aber sonst gibt es keine feste Vorschrift.

    Meine Arbeitsblätter sind nicht als meine zu erkennen.

  • Ich kenne es gar nicht, dass man seinen Namen draufschreibt. Ganz schön dreist, auf fremde Sachen seinen Namen zu setzen, warum lässt sie es nicht anonym?

    Ich habe nur auf meinen Skripten meinen Namen stehen. Sonst nie.


    Ok auf Klausuren gibt es ein Feld, in dem man seinen Namen eintragen kann. Da steht aber normalerweise nicht meiner drin 🤣


    Im Süden muss es auch eine Trauerrand-Vorschrift geben, da ja im WSC auch viele Materialien diesen aufzeigen (Thema, Name, Klasse, Datum).

    Was für'n Ding?

  • Normale Klassenarbeiten z.B. unterliegen nicht dem Schöpfungsrecht, d.h. man darf sie von Kollegen auch übernehmen, sie sind nicht geschützt: https://www.bmbf.de/SharedDocs…_blob=publicationFile&v=4

    Zur Sache an sich möchte ich gar nicht mehr viel sagen, da schließe ich mich vielen an: Ich kann verstehen, dass es ärgert und würde es irgendwann auch ansprechen, aber grundsätzlich wirst du die Kollegin nicht ändern, sondern musst deinen Umgang mit der Situation optimieren.

    Zu der immer wieder aufkommenden Frage, ob das ein Urheberrechtsverstoß besteht, möchte ich an einen Argumentationsstrang erinnern, der im "Eduki-Thread" vor einiger Zeit aufgekommen ist. Dort gingen einige von uns davon aus, dass Material, das im Rahmen der normalen Arbeitszeit für den eigenen Unterricht erstellt wurde gar nicht privat vermarktet werden dürfe, weil es genau genommen dem Dienstherr gehöre. Ich weiß nicht, ob das juristisch korrekt ist, aber es klang für mich erst einmal plausibel. Das würde auch nochmal unterstreichen, dass wir von einem Urheberrechtsverstoß zum Nachteil der TE weit weg sind.

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Im Süden muss es auch eine Trauerrand-Vorschrift geben, da ja im WSC auch viele Materialien diesen aufzeigen (Thema, Name, Klasse, Datum).

    Nein, es gibt keine Vorschriften. Das fanden aber viele schön übersichtlich, dass sie es so gemacht haben. Ich würde einmal sagen, es hat sich so eingebürgert. Zumal auch oft die Kopiervorlagen von (bayerischen) Lehrer - Verlagen (pb Verlag, Prögel Verlag, Auer) so aussahen. Mir selbst hat das nicht getaugt und ich habe es anders gemacht, denn mich hat es eher in der Gestaltung eingeschränkt.

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    Dort gingen einige von uns davon aus, dass Material, das im Rahmen der normalen Arbeitszeit für den eigenen Unterricht erstellt wurde gar nicht privat vermarktet werden dürfe, weil es genau genommen dem Dienstherr gehöre. Ich weiß nicht, ob das juristisch korrekt ist, aber es klang für mich erst einmal plausibel. Das würde auch nochmal unterstreichen, dass wir von einem Urheberrechtsverstoß zum Nachteil der TE weit weg sind.

    Das war auch mein erster Gedanke bei der Frage. Ich wüsste aber gerade auch nicht, wo ich die Info her habe.

  • Ich stelle mein Material grundsätzlich gerne zur Verfügung. Aber ja, wenn jemand meint, nur schnorren zu müssen ohne irgendwas zurückzugeben, werde ich auch irgendwann mal sauer. Ganz drollig fand ich den Kollegen, der aus guten Gründen nicht mehr bei uns ist, der mein Material unverändert auch mit meinem Namen im Header an seine Klassen rausgegeben hat und nicht geschnallt hat, dass der die Tochter unseres Stundenplaners im Unterricht sitzen hat, der wiederum Klassenlehrer einer meiner Schwerpunktfachklassen ist ... und naja ... dann wusste auch die Schulleitung, dass da jemand selbst genau gar nichts auf die Kette bekommt. Ich sag mal so: Man kann die Schnorris schon gegen die Wand fahren lassen. Braucht einfach eine kleine Prise Boshaftigkeit, die ich im passenden Moment aber ohne Skrupel auspacken kann. :evil:

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