Kollegen die nur nehmen

  • Hallo zusammen,


    Letztes Jahr habe ich ein Fach von einer pensionierten Kollegin übernommen – ohne jegliche Übergabe. Ich musste mir das gesamte Material eigenständig erarbeiten und habe dafür enorme Zeit investiert. Neben meinen drei Abenddiensten saß ich oft bis 3–4 Uhr morgens an der Vorbereitung, auch an den Wochenenden, um qualitativ hochwertigen Unterricht zu gewährleisten.

    Nun gibt es eine Kollegin, die dieses Fach im nächsten Schuljahr ebenfalls unterrichten möchte. Allerdings erwartet sie, dass man ihr alles erklärt und sämtliche Materialien liefert, ohne dass sie selbst nennenswerten Aufwand betreibt. Obwohl sie promoviert ist, übernimmt sie Materialien, indem sie sie einfach fotografiert und mit ihrem „Dr.“ versieht, anstatt sich eigene Arbeitsblätter zu erstellen. Das habe ich bereits in anderen Fächern beobachtet. Aus diesem Grund habe ich ihr mündlich mitgeteilt, dass ich nicht gestatte, dass sie meine Materialien verwendet.

    Der Unterricht in diesem Fach funktioniert auch deshalb gut, weil ich viel zusätzliche Zeit zwischen meinen Vormittags- und Abendstunden in die Wartung und den Service der Geräte investiere – auch das habe ich mir autodidaktisch beigebracht, da es mir niemand gezeigt hat.

    Die Kollegin ist bereits in anderen Abteilungen durch ihr Verhalten aufgefallen, und nun gibt es auch in unserer Abteilung Probleme. Grundsätzlich bin ich für eine gute Zusammenarbeit im Team, aber ich habe bereits zu viele negative Erfahrungen gemacht, um hier naiv zu sein. Zusätzliche Problematik: Während meiner OBAS-Zeit war sie offiziell als meine Mentorin eingetragen, hat jedoch nur ein einziges Mal an einem meiner Unterrichtsbesuche teilgenommen – mit der Begründung, dass sie wegen Hund, Katze oder Pferd verhindert sei. Dennoch hat sie für diese „Betreuung“ eine Entlastungsstunde erhalten. Meine Überlegung: Ich spiele mit dem Gedanken, mich rechtlich beraten zu lassen, um meine Arbeit zu schützen und mich möglicherweise aus diesem Fach zurückzuziehen. Ich sehe nicht ein, meine Nerven weiter mit dieser Thematik zu belasten. In der Industrie hätte ein solches Verhalten Ihrerseits vermutlich eine Abmahnung zur Folge gehabt.


    Fragen: Welche Möglichkeiten habe ich?


    Kann ich mich aus dem Fach zurückziehen bzw. kann ich gezwungen werden dieses Fach zu unterrichten?

    Wie kann ich meine Materialien rechtlich schützen?

    Im Vorwort des Skripts stehen schon Dinge bezüglich Copyright und Verwendung ohne Erlaubnis.


    Was denkt ihr?

  • Ich denke zunächst einmal darüber nach, warum fast der gesamte Text fett gedruckt sein muss, mit sich verändernder Schriftgröße. Ist das gewollt? Zumindest stört es massiv den Lesefluss, durch die Unruhe und den unnötigen „Lärm“ der Formatierung..


    Inhaltlich: Wenn du ein Fach fachfremd übernommen hast und der Bedarf weiterhin vorhanden ist, hast du es realistisch bis zur Rente/ Pension an der Backe. Ich verstehe nicht, warum dein angespanntes Verhältnis zu einer Kollegin direkt derart drastische Konsequenzen haben soll oder muss (Fach aufgeben wollen, Copyright). Aber gut, wenn dir das derart wichtig ist mit dem Copyright und du das offenkundig dementsprechend zu eskalieren bereit bist, dann lass dich anwaltlich beraten zu deinen rechtlichen Möglichkeiten.


    Persönlich würde ich dir allerdings empfehlen, erst einmal darüber nachzudenken, wie viel deiner Wut/ Reaktionen/ Überlegungen dem offenbar bereits seit deiner OBAS- Zeit angespannten Verhältnis geschuldet ist und einem Bedürfnis, dass sie es nicht „schon wieder“ gefühlt auf deine Kosten etwas leichter habe, was du dieses Mal „endlich“ unterbinden willst und was du auch bei jeder anderen Person im Kollegium genau so handhaben würdest, weil es deine Art ist mit derartigen Fragen umzugehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Neben meinen drei Abenddiensten saß ich oft bis 3–4 Uhr morgens

    Das hast du von dir aus gemacht. Mein Rat dazu: mach sowas nicht. Der Nutzen steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.

    Obwohl sie promoviert ist, übernimmt sie Materialien, indem sie sie einfach fotografiert und mit ihrem „Dr.“ versieht, anstatt sich eigene Arbeitsblätter zu erstellen

    Verstehe nicht was daran falsch sein soll.

    In der Industrie hätte ein solches Verhalten Ihrerseits vermutlich eine Abmahnung zur Folge gehabt.

    Eine Abmahnung? Weswegen denn?

  • Hallo,


    danke für die Antwort. Entschuldige, ich habe die Nachricht auf meinem Handy verfasst, korrigiere ich.


    Also, es ist nicht meine Art mit derartigen Fragen umzugehen, es gibt Kollegen, die genau so viel Zeit investieren, gerne ins Gespräch gehen, was man optimieren kann etc. Aber dann gibt es dann noch die Kollegen, die ich eingangs beschrieben habe, die gerne andere für sich arbeiten lassen, um 12:40 Uhr Feierabend machen während die Zuarbeiter bis 20 Uhr schuften. Sich dann mit fremden Werk zu schmücken, dies als das eigene Werk zu titulieren, und sich nicht mal die Mühe machen es richtig abzuschreiben, sondern einfach ein Foto zu machen ist nicht nur unfair gegenüber anderen Kollegen sondern unverschämt.

  • Also, es ist nicht meine Art mit derartigen Fragen umzugehen, es gibt Kollegen, die genau so viel Zeit investieren, gerne ins Gespräch gehen, was man optimieren kann etc. Aber dann gibt es dann noch die Kollegen, die ich eingangs beschrieben habe, die gerne andere für sich arbeiten lassen, um 12:40 Uhr Feierabend machen während die Zuarbeiter bis 20 Uhr schuften. Sich dann mit fremden Werk zu schmücken, dies als das eigene Werk zu titulieren, und sich nicht mal die Mühe machen es richtig abzuschreiben, sondern einfach ein Foto zu machen ist nicht nur unfair gegenüber anderen Kollegen sondern unverschämt.

    Wenn es nicht deine übliche Art ist so zu reagieren: Wie geht es dir damit, der Wut so viel Raum und Macht über dein Handeln zu geben? Fühlt sich das richtig/ gut/ noch nach dir an? Wie könntest du das vielleicht für dich gesünder, stressärmer, eskalationsärmer lösen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()


  • 1. Welche Möglichkeiten habe ich?

    2. Kann ich mich aus dem Fach zurückziehen bzw. kann ich gezwungen werden dieses Fach zu unterrichten?

    3. Wie kann ich meine Materialien rechtlich schützen?

    1. Die Kollegin ignorieren, niemand kann dich zwingen, deine Unterrichtsvorbereitungen an sie weiter zu geben und die beste Art mentaler Hygiene ist in so einem Fall, maximale Distanz zu wahren.

    2. Nein, die Schulleitung entscheidet über den Unterrichtseinsatz. Der kannst du natürlich den Wunsch mitteilen.

    3. Rechtlich effektiv gar nicht, praktisch nur indem du dafür sorgst, dass die Kollegin deine Materialien gar nicht hat. Warum sollte sie auch? Kollegialer Austausch ist ein Geben und Nehmen, wenn jemand nur nimmt, stelle ich mein Geben auch ein.

  • Warum gibst du ihr denn überhaupt dein Material, wenn du es eigentlich nicht möchtest?


    Alternativ, triff doch klare Vereinbarungen mit ihr. Du bekommst mein Material, dafür erstellst du die nächsten 2 Klausuren oder die nächste Sequenz oder dergleichen...


    Ich würde mich an solchen Themen nicht emotional abarbeiten. Wichtig ist, dass dein Unterricht läuft. Ob andere mein Material nutzen oder nicht, ist mir persönlich ziemlich egal... und wenn ich wiederum Fremdmaterial nutze, setze ich auch oben mein Kürzel und "meinen" Header drauf, damit die Arbeitsblätter für die Schüler einheitlich und zuordbar sind. Dass Kollegen das umgekehrt auch tun, finde ich normal.

  • Jetzt mal losgelöst von dem Groll.


    Ich habe alle meine Materialien dem Kollegium zentral zugänglich gemacht. Jeder darf es sich kopieren und verwenden. Manche andere haben dort auch ihr Zeug abgelegt. Wenn mich jemand fragt, ob ich da was habe, dann gebe ich das gerne weiter. Auch wenn von der anderen Person niemals was bekommen würde.


    Es entsteht mir dabei weder ein Nachteil, noch have ich Arbeit damit.


    Ich kenne Lehrkräfte, die sich überall rausziehen und am liebsten immer in den Ferien wären. Die können mein Zeug auch nutzen. Was kümmerts mich denn? Die SL weiß in der Regel ziemlich genau Bescheid was so passiert und wer wie tickt. Für so blöde Grabenkriegen habe ich keine Zeit und keine Lust.

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Der Rat von s3g4 ist für die mittel- bis langfristige Wahrung der Psychohygiene und dann auch der eigenen Gesundheit richtig und wichtig.


    In meiner aktuellen Funktion hätte ich mannigfaltige Anlässe, Grabenkriege zu führen. Mit zunehmender Erfahrung kommt aber auch die "Weisheit", dass man sich gut überlegt, welche Konflikte man führen muss und welche man nicht führen muss oder führen sollte.

    Hinzu kommt die Einsicht, dass man in den Fällen, in denen man eine Situation nicht ändern kann (Menschen kann man nicht ändern, das können nur sie selbst), nur seinen eigenen Umgang mit der Situation verändern kann. Das hat mir in der Regel nachhaltig geholfen, weil ich mich nicht mehr über Dinge aufrege, über die man sich isoliert betrachtet durchaus aufregen könnte.

  • Das hat mir in der Regel nachhaltig geholfen, weil ich mich nicht mehr über Dinge aufrege, über die man sich isoliert betrachtet durchaus aufregen könnte

    Sich aufregen ist eh nicht hilfreich.

  • Ich stelle auch immer mein Material bereit und teile das gerne. Es macht mich ja auch ein Bisschen Stolz, wenn andere das benutzen. Und Schüler gehen vor. Die können ja nichts für die Faulheit mancher Kollegen.

    Aber mit fremden Unterrichten zu arbeiten ist wie mit einem fremden Spickzettel eine Klausur zu schreiben, oder? Mir geht das jedenfalls so. Gute Unterrichte werden das nicht...

    Sag doch der Kollegin, dass Du gerne Unterrichte mit ihr tauschen möchtest. Wobei... dann bekommst Du vermutlich nur Material Deiner anderen Kollegen.

  • Fragen: Welche Möglichkeiten habe ich?

    Wenn sie dich so triggert, beschränke die Zusammenarbeit auf das professionell dienstlich Nötige.


    Dein eigenes Material kannst du mit Namen und Copyright kennzeichnen. Fall du es digital teilst, kannst du es als Bild-PDF teilen, sodass die Nachbearbeitung zumindest erschwert ist.

    Wenn du Material nicht teilen willst und sie abfotografiert, gibt es auch die Möglichkeit das Material im Hintergrund mit entsprechenden Mustern zu hinterlegen, die dann einen Moiree-Effekt erzeugen und die Fotografie wertlos machen. SW-Kopien kann man durch die Nutzung entsprechender Farben massiv erschweren.


    Die Frage ist halt, ob sich der Aufwand für einen selbst lohnt.


    Ich persönlich würde mich jetzt nicht ärgern, wenn jemand mein Material verwendet, aber schon einen entsprechenden Spruch drücken, wenn er es als sein eigenes ausgibt. Dies auch durchaus in einer Situation, wo andere das mitbekommen. ;)

    Aber es würde mich jetzt nicht groß emotional beschäftigen.

  • Ich habe im Lauf der Jahre mehrfach mitbekommen, dass KuK sich von SuS die Ordner haben geben lassen und mein Material durchkopiert haben. Dabei hätten sie mich einfach nur fragen müssen. Manchmal habe ich meine eigenen Tafelbilder irgendwo wiedergesehen. :) Anfangs fand ich es schräg, dann wars mir egal und heute laden sie sowieso eherwas aus dem Internet herunter. Ich hatte auch tolle Kollegen, mit denen ich jahrelang unspektakulär Material hin- und hergetauscht habe und deren Sachen für mich auch wirklich brauchbar waren. Heute habe ich mehr als genug gutes Material, tausche aber immer noch regelmäßig Sachen aus und gebe gern Material an junge KuK weiter, so sie das denn wollen.

  • Hallo,


    danke für die Antwort. Entschuldige, ich habe die Nachricht auf meinem Handy verfasst, korrigiere ich.


    Also, es ist nicht meine Art mit derartigen Fragen umzugehen, es gibt Kollegen, die genau so viel Zeit investieren, gerne ins Gespräch gehen, was man optimieren kann etc. Aber dann gibt es dann noch die Kollegen, die ich eingangs beschrieben habe, die gerne andere für sich arbeiten lassen, um 12:40 Uhr Feierabend machen während die Zuarbeiter bis 20 Uhr schuften. Sich dann mit fremden Werk zu schmücken, dies als das eigene Werk zu titulieren, und sich nicht mal die Mühe machen es richtig abzuschreiben, sondern einfach ein Foto zu machen ist nicht nur unfair gegenüber anderen Kollegen sondern unverschämt.

    Ich kann dich so gut verstehen. Ich habe eine junge Kollegin, die viel jünger ist als ich, mit der ich parallel arbeiten muss. Sie tut zu Hause nichts, erwartet morgens meine Vorlagen, (die ich ihr jetzt nach mehreren Jahren nicht mehr gebe,) gibt bei Arbeiten auf alles volle Punktzahl, während ich bei Unzulänglichkeiten nur Teilpunkte gebe. Aber wenn man sich mit den Themen nicht auskennt... Rate mal, wer den Ärger der Eltern an der Backe hat....

  • Finde es erstaunlich, wie selbstverständlich es hier viele finden, wenn das Urheberrecht umgangen wird. Würdet ihr dieselben Antworten geben, wenn es darum geht, ein Lehrwerk zu kopieren und mit seinem Namen zu versehen?


    Und wie soll der/die TE seine Zusammenarbeit verweigern, wenn besagte Kollegin das Material ungefragt abfotografiert?


    Also auch wenn "sich nicht aufzuregen" prinzipiell fast immer gesünder sein mag, ist es ebenso häufig ein wenig hilfreicher Ratschlag. Das Verhalten der Kollegin ist falsch und ich würde mich auch ärgern.


    ... und wenn ich wiederum Fremdmaterial nutze, setze ich auch oben mein Kürzel und "meinen" Header drauf, damit die Arbeitsblätter für die Schüler einheitlich und zuordbar sind. Dass Kollegen das umgekehrt auch tun, finde ich normal.

    Ich nicht.


    scootinho , ich habe leider auch keine Lösung, frage mich aber, warum du das Fach abgeben möchtest. Würde das dein Problem lösen?

  • Dieses Thema beschäftigt mich in ähnlicher Form gerade auch sehr. Ich habe eine Kollegin, die an einer anderen Schule arbeitet und mit der der Kontakt aufgrund eines gemeinsamen Arbeitskreises entstanden ist. Sie ist neu an ihrer Schule und war von Anfang an sehr überfordert.


    Im Arbeitskreis hat sie dann schon gar nichts Konstruktives beigetragen, sondern im Gegenteil unsere Arbeit gebremst, weil sie ständig mit ihren anderen Baustellen beschäftigt war und dann von uns Ideen dazu wollte, was uns dann von der eigentlichen Arbeit abgehalten hat.


    Anfangs tat sie mir leid und ich habe versucht, bestmöglich zu helfen - habe aber auch direkt dazu gesagt, dass ich selbst derzeit stark auf mich und meine Ressourcen achten muss, um gesundheitlich nicht in Probleme zu geraten.


    Mittlerweile habe ich das Gefühl, einfach nur ausgenutzt zu werden, weil ich von ihr Nachrichten erhalte, die eigentlich sinngemäß aussagen "ich habe hier eine Aufgabe, bitte erledige die doch für mich". Ich antworte, dass ich gerade froh bin, meine eigenen Aufgaben einigermaßen zu schaffen, worauf von ihr nur wieder die nächste Bitte kommt, ob ich nicht mal eben Dies und Das an Input für sie geben könnte.


    Ihr merkt vielleicht: Mittlerweile bin ich nur noch genervt. Da sie meine Abgrenzungsversuche zum Selbstschutz überhaupt nicht wahrzunehmen scheint, überlege ich jetzt wirklich schon, ob ich sie "ghosten" soll, also einfach nicht mehr antworten. Das wäre normalerweise echt nicht meine Art, aber ich weiß mir inzwischen nicht mehr anders zu helfen. Das Projekt des Arbeitskreises ist inzwischen auch abgeschlossen, sodass ich sie vielleicht ignorieren könnte und hoffen, nie wieder was mit ihr zu tun zu haben. Und ich frage mich auch, ob es auf ihrer Seite krasse Inkompetenz ist, so hilflos, wie sie ständig wirkt, oder einfach krasse Unverschämtheit und Methode, anderen immer die eigene Arbeit aufzudrücken.


    Bitte entschuldige, dass ich deinen Thread nun damit kapere, ohne selbst was Konstruktives beizutragen - vielleicht hilft es dir aber schon, zu wissen, dass du mit solchen Gefühlen nicht alleine bist.

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