Wie kann man „streng werden“?

  • Ich würde behaupten, dass es immer auch davon abhängt, wer stört. Es gibt Kinder, die sich eigentlich immer an Regeln halten. Stören diese ein einziges Mal, wäre es völlig unverhältnismäßig, direkt das volle Repertoire an Sanktionsmöglichkeiten auszupacken. Das würde diese Kinder völlig verstören. Aus meiner Erfahrung heraus, reicht es völlig, diese Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerade eine Grenze überschritten haben, und ihr schlechtes Gewissen ist an der Stelle Strafe genug.

    Und dann gibt es Kinder, die bewusst und regelmäßig ihre Grenzen austesten. Entweder, weil sie Aufmerksamkeit suchen, die sie an anderer Stelle nicht bekommen, weil sie den Stoff zu schwer/zu leicht/langweilig finden, dies aber nicht artikuliert bekommen, oder mit ihrer Lebenssituation/Rolle in der Klasse unzufrieden sind und durch ihr Verhalten dagegen rebellieren wollen. Hier ist wiederum frühzeitiges und konsequentes Handeln nötig, um zu verhindern, dass die Kinder sich langzufristig zu Systemsprengern weiterentwickeln und die Gesellschaft terrorisieren.


    Beim Kind A reicht da auch mal ein strenger, längerer Blick, um das Kind wieder einzufangen, beim Kind B, das für entsprechende Blicke längst kein Auge mehr hat, muss direkt beim erstes Mucks die Botschaft gesendet werden "Du hast die Regel X gebrochen. Dafür folgt die Sanktion Y (die natürlich vorher transparent kommuniziert wurde).". Die Lehrkraft schreit nicht herum o.ä., aber es muss klar sein, dass jedes Kind ein Recht auf eine angenehme Lern- und die Lehrkraft ein Recht auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre hat, die in dem Moment beeinträchtigt wird, wenn ein Kind egoistischerweise meint, herumkaspern zu müssen. Gleichzeitig müssen insbesondere bei Dauerstörern parallel Gespräche stattfinden, bei denen erarbeitet wird, welche wahren Gründe für das Störungsbedürfnis verantwortlich sind, um diese im nächsten Schritt in ihrem Wirkungsgrad zu reduzieren oder gar zu eliminieren, sodass eine störungsfreie Teilnahme am Unterricht wieder möglich wird.

  • Sorry aber „brüllen“ oder schreien ist vollkommen inakzeptabel als Lehrer! Gebt ihr euch so eine Blöße dass ihr sowas macht??? Ich finde das absolut lächerlich und unprofessionell. Abgesehen davon würde ich mich wegen diesem Schulkram doch niemals so ärgern dass ich brülle .

  • Sorry aber „brüllen“ oder schreien ist vollkommen inakzeptabel als Lehrer! Gebt ihr euch so eine Blöße dass ihr sowas macht??? Ich finde das absolut lächerlich und unprofessionell. Abgesehen davon würde ich mich wegen diesem Schulkram doch niemals so ärgern dass ich brülle .

    Das darfst du inakzeptabel finden, kein Problem. Das letzte Mal wurde ich richtig laut, als ein Vögelchen sich in den Klassenraum verirrte, als es zur Pause klingelte und ich den aufgeregten Kindern das Versprechen abnahm, schnell und ruhig aus dem Klassenraum zu gehen und bitte weit entfernt vom Klassenzimmer zu spielen, um dem kleinen Kerl die Chance zu geben, ohne Stress wieder hinaus zu finden. Hoch und heiliges Versprechen, nachdem das Warum geklärt war.


    Wenn ich mich dann, nachdem alle weg sind, ebenfalls entferne und dann von aufgeregten Kindern geholt werde, weil die halbe Schule nun informiert wurde und sowohl unbeaufsichtigt im Klassenraum als auch vor allen Fenstern hängt, dann kann es schon mal ein Donnerwetter geben, um die Situation schnell aufzulösen und als klares "Sorry, so nicht!".


    Haben alle verstanden, hat keiner übelgenommen. Wenn du immer alles perfekt ruhig und leise hinbekommst, ist das für dich wunderbar. Es gibt Situationen, da geht es bei mir nicht, wie man sieht, aber es kommt selten vor. Im Normalfall ist Schreien nicht nötig.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Sehe ich etwas anders. Die Lehrerin im Unterricht anzurufen halte ich auch nicht für ideal, aber ganz grundsätzlich hat das nichts mit Erpressung zu tun .

    Ich habe auch nicht geschrieben, dass es wirklich Erpressung ist, sondern dass ich verstehen kann, wenn sich das für die Kleinen so anfühlt. "Wenn du jetzt nicht, dann rufe ich deine Klassenlehrerin an und dann...." Das ist so wie "dann hole ich meinen großen Bruder/meine große Schwester!" statt es persönlich mit den Kindern zu klären.


    Es ist schon etwas anderes als eine vorher geklärte Sanktion, die automatisch kommt, wenn ein bestimmtes Benimmlevel überschritten ist, so mein Eindruck. Aber natürlich können wir das anders sehen, ich wollte nur nochmals auf die Erpressung Bezug nehmen, wie ich das wahrnehme.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Das darfst du inakzeptabel finden, kein Problem. Das letzte Mal wurde ich richtig laut, als ein Vögelchen sich in den Klassenraum verirrte, als es zur Pause klingelte und ich den aufgeregten Kindern das Versprechen abnahm, schnell und ruhig aus dem Klassenraum zu gehen und bitte weit entfernt vom Klassenzimmer zu spielen, um dem kleinen Kerl die Chance zu geben, ohne Stress wieder hinaus zu finden. Hoch und heiliges Versprechen, nachdem das Warum geklärt war.


    Wenn ich mich dann, nachdem alle weg sind, ebenfalls entferne und dann von aufgeregten Kindern geholt werde, weil die halbe Schule nun informiert wurde und sowohl unbeaufsichtigt im Klassenraum als auch vor allen Fenstern hängt, dann kann es schon mal ein Donnerwetter geben, um die Situation schnell aufzulösen und als klares "Sorry, so nicht!".


    Haben alle verstanden, hat keiner übelgenommen. Wenn du immer alles perfekt ruhig und leise hinbekommst, ist das für dich wunderbar. Es gibt Situationen, da geht es bei mir nicht, wie man sieht, aber es kommt selten vor. Im Normalfall ist Schreien nicht nötig.

    Das ist doch vollkommen ok, nur sollte man das sehr selten tun. Darum ging es mir

  • Das ist doch vollkommen ok, nur sollte man das sehr selten tun. Darum ging es mir

    Ah? Für mich las es sich nach "das ist inakzeptabel und eine Blöße für jede Lehrkraft, lächerlich und unprofessionell". Aber ich kann mich irren.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ah? Für mich las es sich nach "das ist inakzeptabel und eine Blöße für jede Lehrkraft, lächerlich und unprofessionell". Aber ich kann mich irren.

    Ja das ist es auch, wenn das zur Gewohnheit wird. Darum geht’s doch. Ich erinnere an eine Maxime der Philologie: einmal ist keinmal, zweimal ist immer

  • Ich habe auch nicht geschrieben, dass es wirklich Erpressung ist, sondern dass ich verstehen kann, wenn sich das für die Kleinen so anfühlt. "Wenn du jetzt nicht, dann rufe ich deine Klassenlehrerin an und dann...." Das ist so wie "dann hole ich meinen großen Bruder/meine große Schwester!" statt es persönlich mit den Kindern zu klären.


    Es ist schon etwas anderes als eine vorher geklärte Sanktion, die automatisch kommt, wenn ein bestimmtes Benimmlevel überschritten ist, so mein Eindruck. Aber natürlich können wir das anders sehen, ich wollte nur nochmals auf die Erpressung Bezug nehmen, wie ich das wahrnehme.

    Perfekt bekommt sowieso kein Mensch immer alles hin. Das solltest du dir als Lehrer auch klar machen

  • Ich habe auch nicht geschrieben, dass es wirklich Erpressung ist, sondern dass ich verstehen kann, wenn sich das für die Kleinen so anfühlt. "Wenn du jetzt nicht, dann rufe ich deine Klassenlehrerin an und dann...." Das ist so wie "dann hole ich meinen großen Bruder/meine große Schwester!" statt es persönlich mit den Kindern zu klären.


    Es ist schon etwas anderes als eine vorher geklärte Sanktion, die automatisch kommt, wenn ein bestimmtes Benimmlevel überschritten ist, so mein Eindruck. Aber natürlich können wir das anders sehen, ich wollte nur nochmals auf die Erpressung Bezug nehmen, wie ich das wahrnehme.

    Wenn du dich nicht freiwillig leise verhältst, bekommst du eine Sanktion xy. Wenn du nicht brav in den Sitzkreis kommst, gibt's einen Strich, 3 Striche sind Maßnahme xy. Wenn die Klasse leise war und ein Spiel einfordert, bekommt sie das Spiel nicht.


    Was daran ist nach deiner Definition keine Erpressung?


    Die TE sagt: wenn du nicht aufhörst zu stören, rufe ich Frau X an. Kind will nicht, dass Frau X Bescheid weiß und hört auf zu stören. Deine SuS wollen das Spiel spielen (oder dass nicht die ganze Klasse eine Stufe runterrutscht) und ändern ihr Verhalten deswegen.


    Irgendwie muss man halt als Lehrkraft erziehen und Gruppen im Griff haben und das setzt häufig irgend eine Form von Belohnung und Bestrafung voraus. Und manche Kinder brauchen auch nie eine Sanktion, weil sie sich ordentlich verhalten können, andere stören unabsichtlich, andere sind verhaltensgestört (oder irgendein politisch korrektes Synonym) und stören absichtlich, wenn auch nicht immer bewusst manipulativ, sondern weil sie zu Hause nur Mist erleben. Da ist dann ein "oh entschuldige, wenn du meine Sanktion als Erpressung erlebst, höre ich sofort auf damit" möglicherweise kontraproduktiv.


    Ich stimme dir bei Konsequenz und allem zu. Aber grundsätzlich kann man Dinge verschieden machen und sich zu reflektieren schadet niemandem.

  • Wenn du dich nicht freiwillig leise verhältst, bekommst du eine Sanktion xy. Wenn du nicht brav in den Sitzkreis kommst, gibt's einen Strich, 3 Striche sind Maßnahme xy. Wenn die Klasse leise war und ein Spiel einfordert, bekommt sie das Spiel nicht.


    Was daran ist nach deiner Definition keine Erpressung?

    Gegenfrage: du hältst das anfängliche Kommunizieren von Konsequenzen bei Fehlverhalten insgesamt für Erpressung?


    Meine Kinder wissen: "Mache ich das so und so, gibt es richtig dolle Lob - und wenn ich mich nicht dran halte, dann gibts die mir von Anfang an bekannte Konsequenz". Ich muss nicht jedesmal sagen: "Wenn du jetzt nicht still bist, dann...", das wissen die Kinder und sind dann auch nicht erstaunt, wenn ich ruhig und meist sehr freundlich die Konsequenz durchziehe. Ich erkläre das am Anfang, meist gibt es dann von irgendeinem Kind eine Grenzaustestung und wenn die Konsequenz dann einfach kommt, ist alles klar. Auch wissen die Kinder, dass danach alles wieder auf Null steht und ich sie weiterhin lieb habe.


    Ich habe einfach eine andere Wahrnehmung als du, was Konsequenzen angeht, so wie es aussieht. Für mich ist das ok. Ich weiß, du stellst immer sehr viele Fragen, wenn du anderer Meinung bist, weil du verstehen willst. Daher nochmal: wenn ich die Konsequenz selbst bestimme, den Kindern dies mitteile und sie es ab dann wissen und sich nicht wundern, wenn sie kommt, ist das für mich etwas anderes als eine Drohung jedesmal, die Klassenlehrerin anzurufen und die Konsequenz in ihre Hände zu legen. Das Kind bekommt dadurch jedesmal die Drohung UND den Ärger - und diesen dann von einer anderen Person. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die drohende Lehrkraft von den Kindern nicht ernstgenommen wird, weil sie sich Hilfe beim Bestrafen holt, so ist das jedenfalls bei uns schon passiert mit einem unserer Referendare.


    Ich drohe und erpresse nicht. Wir klären, was schlechtes Benehmen in der Klasse so ist, warum es ungut ist, sich so zu verhalten und ich erkläre den Kindern, wie die Konsequenzen aussehen. Wenn sie sich gut verhalten, gibt es manchmal eine Überraschung (die natürlich nicht eingefordert werden darf, ist doch logisch), wenn sie sich schlecht verhalten, kommt die Konsequenz ohne Drohung. Das ist keine Erpressung, das ist eine logische Folge, die die Kinder auch absolut verstehen. Und sie wird nicht jedes Mal wieder kommuniziert, weil es allen klar ist. Die Kinder haben es selbst in der Hand und wissen das.


    Beispiele:


    Musik darf im Kunstunterricht dann gehört werden, wenn die Kinder leise arbeiten. Momentan machen wir mirós Himmelskörper und ich mache Weltall-Musik dazu an. Die Kinder wissen: wenn sie zu laut werden, geht die Musik aus, weil meine Ohren zu empfindlich sind und ich beides nicht gut aushalten kann. Die Musik geht auch wieder an, wenn die Klasse wieder zur Ruhe gefunden hat. Manche vergessen es öfter und dann geht halt die Musik öfter aus und die Kinder bitten dann selbst um Ruhe. Das zieht viel mehr als wenn ich das mache, wenn der Freund sagt: "Jetzt sei doch bitte mal ruhig und quatsch mich nicht voll, ich möchte das hören" als wenn ich das sage. Ich muss auch null sagen, weil völlig klar ist, warum die Musik gerade ausgeht. Ich bleibe auch total freundlich und bestätige sie, wenn ich die Musik wieder anmache mit zB "Supi, dass ihr so schnell wieder ruhig geworden seid."


    versus


    Kinder rufen mehrfach rein und ich sage: "Ich sags Frau B, die wird das nicht gern hören!"

    In dem Moment drohe ich den Kindern, die Situation, die zwischen uns ist, in eine andere Ebene zu ziehen und sie nicht selbst zu lösen.



    Nach meiner Wahrnehmung ist das was komplett Anderes im Signal. Aber ist nur meine Wahrnehmung wie gesagt und kann anders empfunden werden von anderen. Deshalb diskutieren wir hier ja und stellen die Meinungen und das Erachten gegenüber bzw nebeneinander.


    Du drohst zB nicht, sondern meldest dich bei den Eltern. Einfach eine andere Art der Konsequenz.


    Und mit Absicht störende Kinder hole ich raus und verhalte mich so, wie schon weiter oben beschrieben.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Okay, dann ist "Drohung" vielleicht der passendere Begriff, mit dem wir zumindest dasselbe meinen.


    Nehmen wir mal das Beispiel aus dem Ausgangsthread. Du bist als Fachlehrerin in einer Klasse und ein Schüler zeigt herausforderndes Verhalten. Was das sein könnte, kann man sich vorstellen, etwas, das absichtlich getan wird, um den Ablauf zu stören. Das geht los mit "oaaah nein, voll langweilig! Egal was man mitgebracht hat, reinrufen, nicht mitarbeiten, andere ansprechen, "frechen Ton" anschlagen (chill mal!), bei jeder Ermahnung rufen, wie ungerecht das ist, weil Franz auch reingequatscht hat und er ja gar nichts gemacht habe etc.pp.


    Was könnte die/der TE an Maßnahmen ergreifen, die souverän und klar, gerecht und konsequent in genau diesem Moment umgesetzt werden können?

  • Natürlich habe ich solche Kinder auch ab und an. Ich habe aber festgestellt, dass es mit viel Freundlichkeit VIEL besser geht als mit Drohnungen oder dem Versprechen, dass es demnächst Ärger gibt.


    Das ist nämlich ein Muster, das die Kinder kennen. "Ich benehme mich hier/daheim/überall total bescheuert und kriege dann das und das als Antwort."

    Ist psychisch eigentlich total dämlich, aber genau so gehts. Das, was die Kinder kennen, reproduzieren sie. Sie fügen sich in die Rolle, die sie zB auch daheim spielen und wo es dann einen Satz heiße Ohren oder Gebrülle gibt.


    Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, mich zu dem Kind hinzubewegen und ihm zB zu sagen: "Hey...ich weiß, WIE schnell du bist, wenn du anfängst. Schule macht nicht immer den Spaß, den wir uns wünschen, aber ich würde mich so freuen, wenn ich gleich deine Sätze lesen dürfte und dir einen Smiley druntersetzen kann. Und wenn du etwas nicht verstehst, darfst du dir Hilfe holen. Wir sind für dich da."


    Ich weiß, das klingt wie aus einem Märchenbuch, aber das KLAPPT bei mir wirklich. Die Kinder lernen, dass ich freundlich bleibe, dass ich sie unterstütze und anscheinend habe ich eine gewisse natürliche Präsenz, die so freche Sachen überhaupt nicht auf den Plan rufen. Bei mir war wirklich (und ich schwindele nicht) noch NIE ein Kind aufmüpfig provokativ frech, weil ihnen das überhaupt nicht in den Sinn kommt. Das Schlimmste war wirklich mal das "Zombie" und das konnte ich hinterher klären.


    Wenn ein Kind mal alles Mögliche kommentiert, sowas passiert ja auch, dann schaue ich es in der Regel einfach länger an und ziehe die Augenbraue hoch. Das reicht in der Regel aus, weil auch der Fokus der Klasse in dem Moment dann auf dem Störer liegt. Grinst er dann oder macht Faxen, sage ich einfach ruhig "Ich weiß, dass du dich jetzt gerade unwohl fühlst, aber wenn du das nicht stoppst, fühlen sich die Anderen unwohl...und ich weiß, du kannst das viel besser." Reicht in der Regel. Ich brauche auch diese Ampel nicht, denn auch das stärkt das Muster "Naja, kenne ich ja...ich benehme mich halt so und schon bin ich auf der Abschussliste." Freundlichkeit, Hilfe, das Kind kurz isolieren und mit ihm reden, all das hilft bei mir, in meinen Fächern, in meinem Unterricht besser.


    Und mit dieser Freundlichkeit arbeiten die Kinder auch einfach gerne "für mich". Sie freuen sich, wenn ich sie anstrahle und ihnen sage, wie gut sie sind oder wenn ich ihnen einen extra verrückten Smiley drauf male. Gute Seiten verstärken, "schlechte" Seiten mit Ruhe ansprechen und Lösungen anbieten.


    Ich war gerade recht krank, weil bei uns Grippe rumgeht und als ich nach zwei Wochen zurückkam, sind mir die Kinder kollektiv in die Arme gefallen, auch die, die im Lehrerzimmer als "verpöhnt" gelten. Ich stelle immer wieder fest, wenn ich nicht die "von oben" bin, die droht und Strafen in Aussicht stellt, sondern vorher Lern- und Arbeitsregeln festlegt und dann vieles mit Freundlichkeit klärt (UND den Kindern vermittelt: Hey, ich mag euch wirklich gern und habe Spaß an dem, das ich tue), ist eine gute Dynamik in der Klasse und oft ein selbstregulierendes Arbeitsklima (= Kinder stupsen sich auch mal gegenseitig an).


    Besser kann ichs nicht erklären...ich weiß nur, es funktioniert seit Jahren.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Warum die persönliche Ebene in deinem zweiten Teil?

    Keiner schreibt hier immer zu 100%, was andere hören möchten. Du hast deine Antwort bekommen, das ist doch gut. Das, was du nicht brauchst, ignoriere doch einfach.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Wow, vielen Dank für die vielen Antworten. Habe das gerade ein wenig überflogen.


    Ich denke, Vieles ist einfach Typsache. Es ist leicht zu sagen „Versuch, nicht zerstreut zu sein“… aber das umzusetzen, ist dann nicht so leicht. Ich arbeite da ständig dran, aber ich komme da nur langsam weiter. Vielleicht habe ich wirklich ADHS denke ich manchmal. Dennoch gebe ich natürlich nicht auf. Vielleicht ist es auch mein Alltag. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich fühle mich mit all meinen Aufgaben eben sehr am Limit.

    Auch wenn ich es gerne möchte, ich habe einfach nicht die Kapazitäten im Moment jede Stunde ganz genau zu planen. Ich bemühe mich sehr und bin gefühlt den ganzen Tag mit den Gedanken bei der Schule, dennoch plane ich keine Zauberstunden.


    Ich glaube, ich bin den Kindern auch sehr zugewandt und sehe in Ihnen das Positive. Auch bei schwierigen Situationen bin ich sehr selbstkritisch und versuche zu analysieren, warum ein Kind in manchen Situationen sich nicht an die Regeln hält und so. Im einzelnen Gespräch spiegeln mir auch die schwierigen das.


    Im Unterricht ist das aber eben teilweise noch nicht so. Dies liegt sicherlich an der mangelnden Konsequenz.


    Was mich nochmal interessieren würde: jemand von euch hat geschrieben „Es gibt klare Regeln (die habe ich auch) und klar kommunizierte Sanktionen: genau an der Stelle fehlen mir eben die Ideen.

    Welche Sanktionen nutzt ihr konkret?


    Ich habe jetzt von diesem Ich-Blatt gelesen. Hast du davon vielleicht eine Vorlage?

    Dieses Stufen-Modell habe ich noch nicht so ganz verstanden, aber es ist ja auch spät und ich habe die Texte schnell überflogen.

    Dann meinte jemand ja, die Musik herunterdrehen. Das mache ich auch so und das klappt gut.


    Aber habt ihr vielleicht noch andere Sanktionen, die ihr nutzt?


    Und was macht ihr, wenn ein Kind dann sagt:“Nö, ich fülle z.B. das Ich-Blatt nicht aus?“

    Und wann lasst ihr z.B. so etwas wie das „Ich-Blatt“ ausfüllen? In der Stunde (dann verpasst das Kind ja alles) oder dann in der Pause (was wenn man Aufsicht hat?)?


    Ich habe auch einen Schüler, der einfach im Unterricht nicht arbeiten will. Er hat einen schwierigen Background. Ich rede ihm gut zu, unterstütze ihn bei Bedarf, aber das motiviert ihn nicht. Er sagt häufig ihm sei alles egal, man spürt, dass er selbst weiß, dass ihm die Unterstützung von zu Hause fehlt.


    In der gleichen Klasse ist ein weiterer Schüler, der ebenfalls viele Probleme hat, u.a. ADHS, aber auch im Elternhaus.

    Dieser Schüler stört teilweise massiv, weil er sich sehr schnell ungerecht behandelt fühlt.


    Es ist dann in manchen Stunden so, dass sich beide gegenseitig hochschaukeln. (Manche laufen auch gut)


    Vor der Klassenlehrerin hat er Respekt. Ich glaube auch, weil sie auch sehr laut und wütend werden kann (das kann ich gar nicht). Auch andere Fachkräfte haben Probleme mit dem Schüler.


    Ich frage mich eben: wie schaffe ich es, dass sie mehr Respekt vor mir haben? Dass sie sich so Bemerkungen, wie: „Nö, das mache ich nicht“, gar nicht erst herausnehmen…


    Sorry, wieder sehr lang geworden…

  • Mach dir nicht zu viele Vorwürfe. Natürlich mögen dich die Kinder und selbstverständlich hören sie viel besser auf die Klassenleitung, das ist ganz normal!


    Ich denke, dass du dir zu viele Gedanken machst. Lass die Kinder nach dem Unterricht da zum Nacharbeiten. Wenn einer mehr Probleme mit dem Schreiben hat, tut ihm die Extraübung gut und falls er nicht alles schafft, ist es auch kein Drama.

    Du stellst dich meines Erachtens zu viel in Frage. Reflexion ist gut, etwas dann durchzuziehen besser. Wenn du bei einer Maßnahme schon vorher überlegst, ob das Kind sie umsetzt, kannst du es auch gleich lassen, es wird zum unerquicklichen Machtkampf.

    Musste einer in der 5. Stunde dableiben (dann kannst du auch in Ruhe besprechen, welche Probleme es gibt und gab), wird es das nächste Mal besser laufen, weil derjenige weiß, dass du umsetzt, was du ankündigst.


    Am besten machst du diese Stunde schon vorher mit den Eltern aus, dann fühlst du dich sicher und das spürt das Kind. Den Eltern würde ich ganz freundlich begegnen und um Mitwirkung bitten, dass du die und die Stärken bei ihrem Kind siehst, aber es aktuell sehr schwierig ist, es zum Lernen zu bewegen oder sowas und dass du am Donnerstag eine Stunde zum Nacharbeiten vorgesehen hast, ob das Kind da später geholt werden könnte. Oder dass es da später in den Hort gehen wird, dann reicht die Ansage.


    Für Kinder, die alles ungerecht finden: vielleicht hilft es dir, einen Satz zurecht zu legen, etwa "Ich höre, dass du das ungerecht findest und ich entscheide trotzdem so." oder "Ich diskutiere das jetzt nicht, die Regeln sind klar."

Werbung