Ich würde behaupten, dass es immer auch davon abhängt, wer stört. Es gibt Kinder, die sich eigentlich immer an Regeln halten. Stören diese ein einziges Mal, wäre es völlig unverhältnismäßig, direkt das volle Repertoire an Sanktionsmöglichkeiten auszupacken. Das würde diese Kinder völlig verstören. Aus meiner Erfahrung heraus, reicht es völlig, diese Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerade eine Grenze überschritten haben, und ihr schlechtes Gewissen ist an der Stelle Strafe genug.
Und dann gibt es Kinder, die bewusst und regelmäßig ihre Grenzen austesten. Entweder, weil sie Aufmerksamkeit suchen, die sie an anderer Stelle nicht bekommen, weil sie den Stoff zu schwer/zu leicht/langweilig finden, dies aber nicht artikuliert bekommen, oder mit ihrer Lebenssituation/Rolle in der Klasse unzufrieden sind und durch ihr Verhalten dagegen rebellieren wollen. Hier ist wiederum frühzeitiges und konsequentes Handeln nötig, um zu verhindern, dass die Kinder sich langzufristig zu Systemsprengern weiterentwickeln und die Gesellschaft terrorisieren.
Beim Kind A reicht da auch mal ein strenger, längerer Blick, um das Kind wieder einzufangen, beim Kind B, das für entsprechende Blicke längst kein Auge mehr hat, muss direkt beim erstes Mucks die Botschaft gesendet werden "Du hast die Regel X gebrochen. Dafür folgt die Sanktion Y (die natürlich vorher transparent kommuniziert wurde).". Die Lehrkraft schreit nicht herum o.ä., aber es muss klar sein, dass jedes Kind ein Recht auf eine angenehme Lern- und die Lehrkraft ein Recht auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre hat, die in dem Moment beeinträchtigt wird, wenn ein Kind egoistischerweise meint, herumkaspern zu müssen. Gleichzeitig müssen insbesondere bei Dauerstörern parallel Gespräche stattfinden, bei denen erarbeitet wird, welche wahren Gründe für das Störungsbedürfnis verantwortlich sind, um diese im nächsten Schritt in ihrem Wirkungsgrad zu reduzieren oder gar zu eliminieren, sodass eine störungsfreie Teilnahme am Unterricht wieder möglich wird.