Amstarzt Teildienstfähigkeit Abordnung

  • Guten Abend zusammen,


    Und erst einmal recht herzlichen Dank, ich habe im Laufe der Jahre schon viel Hilfreiches hier lesen dürfen.


    Zu mir: Ich (45J.) unterrichte an einem Brennpunktort in Teilzeit seit 14 Jahren. Bundesland ist NRW

    Aufgrund eines Burnouts mit Depressionen fiel ich vor 5 Jahren einige Wochen aus. Seitdem muss ich Tabletten nehmen um zB überhaupt schlafen zu können. Mein Zustand verschlechterte sich aber aufgrund der Zustände in der Schule weiterhin, so dass ich vor 5 Monaten einen kompletten Zusammenbruch hatte, mit Klinikaufenthalt und allem Zipp u Zapp, jetzt schwere Depressionen. Seitdem bin ich krank geschrieben. Meine Ärztin ist der Meinung, dass ich nicht mehr wieder in der Lage sein werde an weiterführenden Schulen (auf gar keinen Fall Gessmtschulen oder Brennpunktschulen) arbeiten kann.

    Sie möchte mich teildienstfähig erklären lassen und dann mit 50% an eine Grundschule in der Nähe abordnen lassen (Auto fahren darf ich so nämlich nicht)


    Geht das überhaupt? Der Brief zur amtsärztlichen Untersuchung kam nämlich heute...und mir geht natürlich wieder der Stift.


    Weiss jmd Rat?

    Lieben Dank u viele Grüße,

    Supi :rose:

  • Hast du denn jemals an einer Grundschule gearbeitet?

    Klingt für mich nach einer sehr merkwürdigen Idee insbesondere auch, wenn du noch unter so starken, vermutlich beruhigend wirkenden, Medikamenten stehst.

  • Ich habe 1,5 Jahre freiwillig jeden Dienstag 2 Stunden in der GS mit den Kindern gelesen. Das wars. Aber in NRW herrscht wohl gerade Not an Grundschulen.

    Ich würde es probieren wollen, bevor eine DU winkt. Natürlich erst, wenn die Medikamente auf ein erträgliches Maß runtergeregelt sind

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    aber was hälst DU denn davon?
    Die Fantasie der Ärztin soll doch nicht über deine Zukunft entscheiden. Siehst du dich tatsächlich in der Lage (und auch kompetent, so dass du nicht in einen Zusammenbruch gleitest), die Schulform zu wechseln, kleine Kinder zu unterrichten, die lernen, einen Stift zu halten, 10 Minuten am Stück zu sitzen, ganz laut sein können, alle auf den unterschiedlichsten Niveaus, für die du individuelle Förderung anbieten musst, usw.. (im Prinzip die Kids der Gesamtschule, nur ab der 1. Klasse)
    Klingt nicht nach einem erholsamen Spaziergang und ich wüsste nicht, inwiefern die Schulform eine Depression heilen könnte. Da musst DU schauen, warum DU glaubst, dass es was bringt.

  • In normalen Zeiten ginge das nicht. Beim heutigen Lehrermangel, weiß man nie.


    Ich halte es allerdings für extrem zweifelhaft, dass ein solcher Wechsel die Probleme löst und völlig verantwortungslos von einem Arzt dies vorzuschlagen. "Halbgötter in Weiß-Komplex" und "Grundschulexperte durch eigenen Grundschulbesuch" fällt mir dazu nur ein...


    Unterschätze mal nicht die Belastungen der Grundschulkollegen.

  • Ich fänd es viel wichtiger, erstmal für dich zu klären, was zur jetzigen Situation geführt hat. Denn dann hat man die Möglichkeit zu schauen, an welchen Stellschrauben man vielleicht wie drehen kann.

  • Ja, vllt habt ihr Recht. Nur an meine Schulform kann ich auf keinen Fall zurück. Das schaffe ich nicht mehr. Die Idee mit der Grundschule meiner Ärztin stellt für mich irgendwie die letzte Möglichkeit dar. Ich werde noch einmal mit ihr sprechen.

  • Deine Schulform oder deine bisherige Schule? Vielleicht ist das auch nochmal ein Unterschied.

    Und die Frage auch hier, was sind die Faktoren die dazu führen, dass du sagst, ich schaffe diese Schulform nicht mehr?

  • Hm..


    1. Die Schüler: 80-100% mit Migrationshintergrund, in einer Gesamtschulklasse nur Hauptschulempfohlene ohne jedes Benehmen

    2.Handlungsnöglichkeiten der Lehrer: De facto keine, spätestens bei der Abteilungsleitung ist der Lehrer alles Schuld und auch SuS mit mehr als 20 gewalttätigen Ausfällen erfahren keine Sanktion

    3. Die ständigen sinnentleerten Konferenzen u DBs bei denen entweder nichts herauskommt oder anschließend nichts umgesetzt wird

    4. Die Eltern: Die bei ihren Kindern keinerlei Fehlverhalten feststellen, den Lehren nichts davon glauben, sich bei Vorgesetzen beschweren, ständig ihre Telefonnummer wechseln usw

    5. Die Kollegen, die feststellen wie leistungsschwach die SuS sind, sich ständig darüber aufregen und dann eine zwei geben


    Usw. und dann diese ständige Körperliche u seelische Gewalt. Furchtbar.

  • Hast du schon mit dem Personalrat und ggfs mit der Schwerbehindertenvertretung telefoniert?

    Deine Ärztin kann dich auf den Termin zum Amtsarzt vorbereiten und sollte dir auch ein Schriftstück mitgeben. So machte dies einst ein Kollege, welcher leider ein Jahr aufgrund von burnout/ Depression ausgefallen war.

    Momentan befindet er sich bei uns in der Wiedereingliederung.

    Da Du schreibst, dass Du nicht an die Stammschule zurückkehren willst, würde ich den Personalrat um eine Beratung bitten. Alles Gute!

  • Es ist grundsätzlich die Aufgabe der Amtsärztin mögliche Wege zurück in die Dienstfähigkeit zu eruieren. Das heißt nicht, dass diese dann gelingen müssen. Mach dir aber bewusst, dass, wenn das nicht der Fall ist, die dauerhafte Dienstunfähigkeit kommen wird, also die vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand was in deinem Fall vermutlich Mindestabsicherung bedeutet.

    Versuch dich von der Vorstellung zu lösen, dass die Amtsärztin deine Gegnerin ist und dir irgendetwas "böses" möchte, es geht darum den für dich besten Weg zu finden.


    Der hier geschriebene Vorschlag kling erst mal sehr einfach gedacht, das liegt möglicherweise aber auch an deiner Darstellung. Grundsätzlich ist es bei psychischen Erkrankungen, die mit dem Arbeitsumfeld Schule zu tun haben, schon sinnvoll zu prüfen, ob der Einsatz an einer anderen Schulform eine Lösung sein kann. Du fährst in solchen Verfahren immer besser, wenn du dir selber einen möglichen Weg überlegst, der für dich gangbar sein könnte, normalerweise greifen die Amtsärzte so etwas konstruktiv auf. Wenn du an der gleichen Schulform bleiben aber aus deiner Stadt weg möchtest, kommuniziere das klar. Nur rechne nicht damit, dass du über einen Zeitraum deutlich über einem Jahr per Krankschreibung draußen bleiben kannst, wenn es keinen Weg zur Wiedererlangung der Dienstfähigkeit gibt.

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