Umgang mit Fehlinformationen der Schulleitung

  • Hallo Zusammen,


    nur mal so gefragt: wie meint Ihr, sollte man damit umgehen, dass die Schulleitung bewusst falsches/unpassendes Vokabular verwendet, um auf polemische Art und Weise Druck auf das Kollegium auszuüben.


    Konkret verwendet mein SL in Einladungen/Protokollen immer wieder das Wort "Kernarbeitszeit", um zu suggerieren, wir hätten zu den von ihm definierten Zeiten uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen.

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    Hallo herrjens,


    wenn Du diese Aussage als Fehlinformation deutest, müsstest Du dafür ja konkrete Hinweise haben.

    Läge Deine Schule in NRW, würde dafür die ADO gelten, die in §13 (3) folgendes besagt:

    (3) Lehrerinnen und Lehrer können, soweit sie während der allgemeinen Unterrichtszeit der Schule (die Zeit, in der die ganz überwiegende Zahl der Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden) nicht im Unterricht eingesetzt sind, durch die Schulleiterin oder den Schulleiter bei Bedarf im Rahmen des Zumutbaren mit anderen schulischen Aufgaben betraut werden. Sie können im Einzelfall zur Anwesenheit in der Schule verpflichtet werden, wenn Aufgaben in der Schule, insbesondere kurzfristig wahrzunehmender Vertretungsunterricht, dies erfordern.


    Der Passus mit der "Zeit, in der die ganz überwiegende Zahl der Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden", kann somit durchaus als Kernarbeitszeit bezeichnet werden. Das ist in meinen Augen sachlich durchaus zutreffend.

  • Wir sind in NRW und eine Kernarbeitszeit für Lehrer gibt es in NRW nicht. Per Definition ist die Kernarbeitszeit auch nur ein Teil der täglichen Arbeitszeit. Bei einem 8-Stunden-Tag also etwa 6 Stunden. 07:30-15:30 damit also sicherlich nicht (wie von der SL kommuniziert).


    "bei Bedarf im Rahmen des Zumutbaren" wird von Juristen sicherlich entsprechend ausgelegt. "... im Einzelfall...." widerspricht ebenfalls einer pauschal kommunizierten Kernarbeitszeit.


    Die reinen Fakten kann man ja auch schnell recherchieren (siehe unten). Ich bleibe also dabei, dass die Formulierungen von der SL bewusst gewählt werden, um vollkommen ungerechtfertigten Druck aufzubauen, der jeder rechtlichen Grundlage entbehrt. Die ADO ist hier übrigens auch entsprechend vorsichtig und unterstellt einen angemessenen Umgang der SL mit Anweisungen. Das mag auf die meisten SL eventuell zutreffen.



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    In Nordrhein-Westfalen (NRW) haben verbeamtete Lehrer keine feste Kernarbeitszeit im klassischen Sinne, wie sie in anderen Berufen üblich ist.

    Stattdessen gelten für sie besondere Regelungen, die sich aus ihrer Stellung als Beamte und den Anforderungen des Schuldienstes ergeben. Hier die wichtigsten Punkte dazu:

    1. Arbeitszeit von Lehrern

    • Unterrichtszeit:
      Die Hauptarbeitszeit besteht aus dem Unterricht, dessen Zeiten durch den Stundenplan vorgegeben sind.
    • Vor- und Nachbereitung:
      Diese umfasst die Planung des Unterrichts, Korrekturarbeiten, Konferenzen und Elternarbeit, die flexibel gestaltet werden kann.
    • Veranstaltungen:
      Lehrer sind auch außerhalb des Unterrichts verpflichtet, an Schulveranstaltungen teilzunehmen, z. B. Klassenfahrten, Elternabenden oder Prüfungen.

    2. Kernarbeitszeit?

    Lehrer in NRW haben keine festgelegte Kernarbeitszeit, weil:

    • Ihre Arbeitszeit stark von den Unterrichtsstunden und schulischen Anforderungen abhängt.
    • Verwaltungsbeamte feste Bürozeiten haben können, Lehrer jedoch nicht.
    • Die Arbeit oft auch außerhalb der Schule erledigt wird (z. B. zu Hause).

    3. Besonderheiten für verbeamtete Lehrer:

    • Arbeitszeitregelungen:
      Für Beamte gelten dienstrechtliche Vorgaben, z. B. die Einhaltung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit (ca. 41 Stunden/Woche für Vollzeit). Die Arbeitszeit wird jedoch nicht minutengenau erfasst.
    • Verpflichtungen:
      Sie müssen für dienstliche Belange verfügbar sein, aber es gibt keinen klassischen "9-to-5"-Rhythmus.

    Fazit:

    Verbeamtete Lehrer in NRW haben keine Kernarbeitszeit, sondern eine flexible Arbeitszeit, die durch Unterricht, Vor- und Nachbereitung sowie schulische Veranstaltungen bestimmt wird. Das erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation.


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  • Für dienstliche Belange hat man auch außerhalb der genannten Zeit zur Verfügung (Im Rahmen einer angemessenen Gesamtarbeitszeit, etc.) zu stehen, in so fern weiß ich nicht, warum man sich überhaupt an Begrifflichkeit abarbeiten sollte.

  • Wenn Begrifflichkeiten bewusst eingesetzt werden, um Dinge zu suggerieren, die ggf Menschen psychisch unter Druck setzen, sollte man sich durchaus an Begrifflichkeiten abarbeiten.


    Der Begriff der Kernarbeitszeit (der im übrigen nur sinnvoll ist, wenn ansonsten Gleitzeit herrscht) wird hier neben einer Vielzahl anderer Formulieren ganz bewusst eingesetzt, um dem Kollegium Abhängigkeiten deutlich zu machen, die es so nicht gibt und zu unterstellen, dass Arbeitsverpflichtungen nicht eingehalten würden.


    Unsere Empfindlichkeit ist vielleicht dadurch begründet, dass diese Art uns gegenüber aufzutreten durchgehend misstrauisch ist.

  • Rechtsfolgen ergeben sich aus der Verwendung des Begriffes durch die Schulleitung nicht, genau so wenig wird man ihr die Verwendung des Begriffes verbieten können. Und warum die Schulleitung bestimmte Formulierungen einsetzt oder nicht ist erst mal unerheblich, wenn es irgendwann mal ein konkretes Problem damit gibt, dass die SL jemandem vorwirft, seine Arbeit nicht zu machen, wird man das dann klären müssen. Bis dahin verhalte ich mich so, dass ich mir den Schuh nicht anziehen muss.

    Ich weiß nicht, was du erreichen möchtest, weißt du das selber?

  • Nun, ich möchte gerne in einem vertrauensvollen Umfeld arbeiten und würde es begrüßen, wenn meine Vorgesetzten mich und meine Kollegen nicht unter irgendeinen Generalverdacht stellen würden. Meine Motivation sinkt erheblich, wenn man mir nicht vertraut.

    Ein gutes, gesundes Arbeitsklima könnte durchaus förderlich für die Attraktivität des Lehrerberufs an sich sein. Unter anderem das Klima an meiner Schule sorgt dafür, dass ich jedem an dem Lehrerberuf Interessierten dringend abrate.


    Kurz und gut: Menschen, die ausschließlich drohend und anmaßend auftreten sind mir schlicht zuwider und haben in meinen Augen nichts in einer modernen Vorgesetztenrolle zu suchen.


    Ich mache das jetzt natürlich nicht an diesem einen missbrauchten Wort fest, das wäre zu einfach.

  • Kann man (bzw. du) nicht ein Gespräch mit der Schulleitung suchen und versuchen in diplomatischer Form diesbezüglich eine Rückmeldung zu geben?

    Bei manchen Schulleitungen hilft so etwas, vielleicht ist das gar nicht bewusst, wie bestimmte Sachen im Kollegium ankommen.

  • wie meint Ihr, sollte man damit umgehen, dass die Schulleitung bewusst falsches/unpassendes Vokabular verwendet, um auf polemische Art und Weise Druck auf das Kollegium auszuüben.

    Um mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, unabhängig von der Frage nach dem Begriff "Kernarbeitszeit".

    Diese Eskalationsstufen sind möglich:

    1. Einzelgespräch mit Rückmeldung an Schulleitung zum irreführenden Sprachgebrauch.

    2. Gespräch des PR mit Schulleitung zum irreführenden Sprachgebrauch.

    3. Schriftliche Anfrage an übergeordnete Behörde bzgl. der in Frage stehenden Begriffe

    3. Öffentliches Hinterfragen des Sprachgebrauchs in einer Gesamtkonferenz

    4. "Antwort an alle" bei jeder Email, in der Begriffe irreführend verwendet werden, zur Richtigstellung

    5. "Antwort an alle" durch den PR bei jeder Email, in der Begriffe irreführend verwendet werden, zur Richtigstellung


    Wobei ich als langjähriger PR sagen muss, dass ich mir diesen Schuh (vor allem jenseits des 2. Schritts) nur anziehen würde, wenn ich so eine Falschverwendung von Begriffen wirklich mit einer gewissen Regelmäßigkeit erkennen würde und wirklich eine Manipulationstaktik dahinter erkennen würde.

    Denn das, was du schreibst, ist halt auch explizit KEINE Einbahnstraße:

    Nun, ich möchte gerne in einem vertrauensvollen Umfeld arbeiten und würde es begrüßen, wenn meine Vorgesetzten mich und meine Kollegen nicht unter irgendeinen Generalverdacht stellen würden.

  • Hinweis: Entgegen deiner Schilderung zu Punkt 1 Veranstaltungen ist kein Lehrer verpflichtet an Klassenfahrten teilzunehmen. Das ist einfach sachlich falsch .

  • Hallo Zusammen,


    nur mal so gefragt: wie meint Ihr, sollte man damit umgehen, dass die Schulleitung bewusst falsches/unpassendes Vokabular verwendet, um auf polemische Art und Weise Druck auf das Kollegium auszuüben.


    Konkret verwendet mein SL in Einladungen/Protokollen immer wieder das Wort "Kernarbeitszeit", um zu suggerieren, wir hätten zu den von ihm definierten Zeiten uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen.

    Man sollte auch ein grundvertauen in die Schulleiter haben und davon ausgehen dass diese das wohl aller im Auge haben und nicht gezielt Kollegen dauerhaft zu stark belastet

  • Man sollte auch ein grundvertauen in die Schulleiter haben und davon ausgehen dass diese das wohl aller im Auge haben und nicht gezielt Kollegen dauerhaft zu stark belastet

    Vertrauen ist ok, aber die Kenne der Rechtslage ist trotzdem ein Muss! Und zwar für jede Lehrkraft.

  • Nun, ich möchte gerne in einem vertrauensvollen Umfeld arbeiten und würde es begrüßen, wenn meine Vorgesetzten mich und meine Kollegen nicht unter irgendeinen Generalverdacht stellen würden. Meine Motivation sinkt erheblich, wenn man mir nicht vertraut.

    Verstehe ich. Als Schulleitung fand ich es aber nicht förderlich für meine Motivation, wenn man mich nicht einfach mal auf Dinge hinweist, die man nicht ok findet, anstatt vor sich hin zu brodeln.



    Der Begriff der Kernarbeitszeit (der im übrigen nur sinnvoll ist, wenn ansonsten Gleitzeit herrscht)

    Eigentlich haben wir das doch und die Kernarbeitszeit ist mein eigener Stundenplan. Ich finde daher, dass der Begriff schon auch passend ist.

  • Eigentlich haben wir das doch und die Kernarbeitszeit ist mein eigener Stundenplan. Ich finde daher, dass der Begriff schon auch passend ist.

    Der Begriff Kernarbeitszeit ist bei Lehrkräften nicht passend, da er im Normalfall ein Zeitfenster beschreibt, in dem alle Mitarbeiter anwesend zu sein haben, damit alle Besprechungen etc. in dieser Zeit stattfinden können. Ihre übrige Arbeitszeit können sie dann frei (in gewissen Grenzen) einteilen. Lehrkräfte müssen zum Unterricht da sein, aber auch zu diversen anderen Veranstaltungen, die sie sich überhaupt nicht einteilen können, man kann also weder ein Zeitfenster angeben, in dem alle da sein müssen, noch kann man sicherstellen, dass außerhalb dieses Fensters dann keine verpflichtenden Veranstaltungen stattfinden.

    Letztlich wird es einen Hintergrund für die ganze Thematik geben, den der TE hier nicht erläutern möchte, ohne den eine weitere Diskussion aber vermutlich keine Sinn macht. (Schuss in's Blau: Lehrkräfte beschweren sich, dass sie Vertretungsstunden außerhalb von Freistunden übernehmen und darum länger bleiben müssen, Schulleitung kontert mit einer "Kernzeit", in der man damit rechnen müsse.)

  • Ein gutes, gesundes Arbeitsklima könnte durchaus förderlich für die Attraktivität des Lehrerberufs an sich sein. Unter anderem das Klima an meiner Schule sorgt dafür, dass ich jedem an dem Lehrerberuf Interessierten dringend abrate.


    Das Argument ist derart Banane, dass es weh tut! Nur weil es an einer Schule nicht läuft, soll man nicht Lehrer werden? :autsch:

  • Er meint ja vielleicht "Unter anderem das Klima wie an meiner Schule sorgt dafür, dass ich jedem an dem Lehrerberuf Interessierten dringend abrate." Ganz subjektive persönliche Erfahrungen sind doch gerade im Internet Grundlage für Ratschläge, sieht man hier im Forum doch auch an jeder Ecke.

  • Das ganze hört sich für mich nach einem Nebenkriegsschauplatz an.

    Flucht in Pedanterie und Wortklauberei ist außerdem selten ein Zeichen von Stärke der eigenen Position.


    Wenn man die ADO NRW kennt, ist doch klar, wie dieser Hinweis einzuschätzen ist, auch wenn er umgangssprachlich und nicht formaljuristisch/gerichtsfest wurde.

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