Gewalt an Grundschulen

  • Ich bin letztens auf diesen Artikeln gestoßen und hab mir Gedanken gemacht welche ihr Erfahrungen mit Gewalt konkret an Grundschulen gemacht habt.


    https://www.tagesschau.de/inla…lt-lehrer-studie-100.html


    Ich hatte leider das Pech gehabt schon an 3 Schulen angestellt zu sein an denen ich jeden Tag massier psychischer als auch körperlicher Gewalt ausgesetzt war/ bin. Ich frage mich ob ich tatsächlich nur "Pech" hatte oder ob es zurzeit die neue Norm ist.

  • Mich würde in dem Zusammenhang interessieren, wie sich die massive Gewalt geäußert hat. Ich bin derzeit an der zweiten Grundschule (bzw. dritte, wenn das ref mitzählt) und ca 10 Jahre im Dienst. Ich finde schon , dass die Schülerschaft sich verändert hat. Derzeit erleb ich viele distanzlose Schülerinnen und Schüler, deren Wortwahl und Verhalten bzw, die Gleichgültigkeit gegenüber einer Ansprache einer Lehrperson schon darauf hindeuten könnten, dass auch die Hemmschwelle für physische Angriffe nicht so sonderlich hoch ist, wenn mal was nicht nach der Nase läuft.

  • candela: Pech in der Hinsicht, dass es in deinem Bundesland Fünft- und Sechstklässler auch noch in der Grundschule sind. Diese wissen wahrscheinlich eher, wie sie Lehrkräfte triggern können. Außerdem sind sie in der Regel in der Pubertät.

    In den meisten Bundesländern geht die Grundschule bis zur 4. Klasse. Da hat man die pubertären Verhaltensweisen meistens nur ein halbes Jahr.


    Ansonsten stimme ich Naschkatze zu. Diese Verhaltensweisen sind mir bei Aufsichten besonders nach der Coronazeit aufgefallen. Zusätzlich auch grenzüberschreitende Äußerungen Lehrkräften gegenüber. Doch das muss eben immer erzieherisch aufgegriffen und klargemacht werden. Unangenehme und aggressive Auftritte, wo man grenzüberschreitend angegangen wird, hat man in der Grundschule bis Klasse 4 immer wieder von Eltern. Und das hat sich, so wie ich mir geschildert wurde, weiter gesteigert, sowohl in der Häufigkeit als auch in der Massivität.

  • Ich gebe ein paar Beispiele. 3-6 Klasse.

    Ich habe Vertretung für Sport in der 3 Klasse. Betrete den Raum und habe noch kein Wort sagen können. Zwei Schüllern wird bewusst, dass Sport ausfällt. Daraufhin fangen sie an mich anzuschreien sie werden nichts im Unterricht mit mir machen. Sie schieben die Tische mit Wut durch den Klassenraum, werfen die Stühle auf den Boden. Rennen aus dem Raum und schreien im Flur weiter. Nachdem ich geschafft habe sie wieder in den Raum zu bringen stören się die ganze Stunde.

    Schüler 5 Klasse steht auf weil "es langweilig ist". Rennt durch den Raum und ruft wiederholt "f...cken"...nimmt den Besen rennt durch den Raum und bedroht Mitschüler zu erschießen.

    Schüler 5 Klasse. Läuft durch den Raum und auf die Ansage der Lehrkraft sich hinzusetzen setzt er sich auf dem Boden und sagt "ich sitze doch".

    Schüler 6 Klasse. Hat kein Bock auf den Unterricht. Deswegen läuft er durch den Raum schreiend und verschiebt Tische und Stühle. Am Ende tritt er gegen die Tür in der er ein Loch macht.

    Schüler x provoziert Schüler y im Unterricht. Dieser steht auf, wirft ihn zu Boden und tritt mehrfach in seinen Bauch...

    Schüler 5 Klasse. Stört massiv den Unterricht und wirft mit Gegenständen durch den Raum. Als ich diese wegnehme fängt er mich an zu schlagen...

    Schüler 5 Klasse verweigert die Mitarbeiteit im Unterricht. Auf die Ansage sein Buch zu öffnen sagt er zu mir "geh kacken"" halt die Fresse"

    Ich kann noch weiter....es ist so mein typischer Tag.

  • Solches Verhalten würde bei uns unverzüglich zum Ausschluss aus diesem Unterricht führen, ggf. zum Abholen der Schüler:innen, in jedem Fall würde eine Klassenkonferenz folgen, in der eine Sanktion festgelegt oder nachträglich abgesichert würde.

  • Krass. Ich hoffe, es gibt auch in der Grundschule Möglichkeiten, gegen solche Schüler vorzugehen. Niemand muss sich beleidigen lassen und bei körperlicher Gewalt ist irgendwann auch mal ein Notruf fällig.

  • "Bedenken Sie, das sind alles nur arme Würstchen"

    " Dieses Kind hat ADHS, das darf man nicht vergessen "

    " Der Junge ist hoch traumatisiert. Er ist ein Scheidungskind!"

    Alle diese "Sorten" schon gehabt, und mehr. Trotzdem ist alles keine Entschuldigung für krasses Fehlverhalten wie oben geschildert. Klare Regeln zum Vorgehen in solchen Fällen muss es an jeder Schule geben.

    Was ich am meisten in den letzten Jahren feststellen konnte, war (auch schon erwähnt) die spürbar vermehrte Distanzlosigkeit der Eltern gegenüber Lehrkräften, was sich auf deren Kinder natürlich auswirkt. Heftige Gewalterlebnisse (gegen Lehrer*innen) hatte ich zum Glück nie. Aber auf dem Schulhof, unter den Kindern, geht schon mehr ab als "früher".

  • "Bedenken Sie, das sind alles nur arme Würstchen"

    " Dieses Kind hat ADHS, das darf man nicht vergessen "

    " Der Junge ist hoch traumatisiert. Er ist ein Scheidungskind!"

    Es benimmt sich aber nicht jedes Scheidungskind so.


    Dazu hat „Schule“ ja für alle Sorge zu tragen, nicht für einzelne Nachsicht zu üben, die Regeln nicht achten.

    Allein häufig den Unterricht zu stören, kann einen Ausschluss nach sich ziehen, derar gefährdendes Verhalten ohnehin.


    Von wem kommen die Sätze, von Kolleg:innen oder der SL?


    Du müsstest dich mit eurem Schulgesetz und deinen Möglichkeiten als Klassenlehrerin oder Lehrkraft auseinandersetzen, eine Klassenkonferenz können bei uns auch die Klassenlehrer:innen einberufen.

    Zudem sollte man diese Vorfälle dokumentieren, was eine blöde Arbeit ist, aber ohne Aufzeichnungen geht es nicht.

  • Ich schreibe alles ins Klassenbuch und lese mir auch "gerne" die Einträge anderer Lehrkräfte Freitags durch. Da fühle ich mich ein wenig besser.


    Die Aussagen kamen sowohl von den Kolleginnen als auch von der SL.

  • Du beschreibst die Schülerschaft, die dann in der Mittelstufe im Mob von 100 Personen einen einzelnen Schüler mit den Rufen "Wir stechen dich ab" jagt. Wie vorletzte Woche in Berlin passiert und von den Medien ausführlich berichtet.
    Konsequenz: Die Schulleiterin musste gehen...

  • Das funktioniert nur an Schulen, deren Leitung führungsschwach ist. Wenn man in solchen Fällen sehr schnell mit sofortigen Suspendierungen und Ordnungsmaßnahmenkonferenzen reagiert, kriegt man die Situation wieder unter Kontrolle. Je länger das unterbleibt, desto massiver wird das Problem, weil die Kids merken, dass sie sich alles erlauben können und keine Konsequenzen folgen.

  • Warum haben die Schüler das früher nicht gemacht? Nicht etwa, weil sie dazu körperlich nicht fähig gewesen wären oder weil ihnen das Vokabular dazu gefehlt hätte, sondern weil sie einerseits dahingehend erzogen wurden, dass man mit Konflikten anders umgeht, und sie wussten, dass, sollten sie es doch wagen, ihnen sehr unangenehme Konsrquenzen drohen würden.


    Hätte jemand von euch selbst zur Hochzeit der Pubertät zur Lehrerin "Geh kacken!" gesagt? Ich denke nicht.


    So unangenehm es ist, aber ein solcher Spruch muss ein derart hartes Echo, im Zweifelsfall lieber zu hart als zu nachgiebig, erfahren, dass nicht nur der Schüler (m/w/d) es nicht wagt, das noch einmal zu machen, sondern auch alle Mitschüler, die sich durch ein solches Verhalten beeindruckt fühlen könnten.

  • Gymshark, danke für dein Kommentar.

    Ich bin ganz deiner Meinung.

    Ich kann es immer noch nicht verstehen warum dieses Verhalten seit Jahren akzeptieren wird.

    An der Schule bin ich neu. Ich hab im November angefangen.

    Ich bin aber entsetzt über das was ich hier erlebe...was man den Schülern erlaubt.

    Hier sind meine Gefühle, meine Bedürfnisse nicht wichtig. Die Kinder dürfen alles und ich soll es einfach ertragen.

Werbung