Reality Check - gerechtfertigte Aufregung oder normale Situation als Lehrerin mit Kindern?

  • Aber das ist eben großer Käse. Die einzige Zeit die Dienstherr und Arbeitgeber irgendwo verankern, sind die Unterrichtsstunden. Wenn ich ein halbes Deputat habe, dann arbeite ich eben nur in 50 %-iger Teilzeit. Wenn ich das so regle, dass ich an einem oder zwei Tagen tatsächlich keinen Unterricht habe, dann möchte ich, dass das auch für Fortbildungen, Sprechtage, Schulfest und ähnliches gilt. Ist nicht immer einzuhalten, das verstehe ich schon. Dann muss es aber bitte einen anderen Freizeitausgleich geben.

    Der Ausgleich für die nicht teilbaren Aufgaben muss in einem TZ-Konzept festgeschrieben sein. Realität? Tja.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Es ist halt eine sachliche Frage. Wenn zwei Tage bezahlter Urlaub zu wenig sind muss man doch eine Vorstellung davon haben, wie viel man angemessen fände.

    Ich fände es angemessen, wenn man für sowas auch eine Woche der insg. 6 Wochen, die uns zustehen, auch in der Unterrichtszeit nehmen könnte. Bei erfreulicheren Terminen ist es ja genau das Gleiche. Wer bitte kommt bei seiner eigenen Hochzeit mit einem freien Tag aus?

  • Besser wäre §33 aus der zitierten Verordnung. Wenn der Tod eines Familienmitglieds kein dringender Fall ist, was dann?

    Wobei das bei mir auch recht kritisch gesehen wurde. Wir hatten halt alle einen Termin auf der Intensivstation, bei dem es darum ging die Entscheidung zu treffen die Maschinen, an denen meine Mutter hing, abzuschalten. Selbstverständlich bin ich an dem Tag zum Krankenhaus gefahren und habe den Unterricht sausen lassen. Aber rein rechtlich hätte ich da keinen Sonderurlaub bekommen dürfen, weil meine Mutter morgens um 7.30 Uhr ja noch nicht tot war. Wir wußten aber alle, dass nach der Entscheidung der Tod binnen 30 Minuten eintreten würde, was dann auch an dem Morgen gegen 11.30 Uhr der Fall war.

    Der zweite Tag Sonderurlaub war dann die Beisetzung selber.


    Die ganzen Termine dazwischen, also Bestatter, Kriminalpolizei, Bank, ... mußte alles nebenbei erledigt werden.


    Am grausamsten aber empfand ich die Woche vor dem Termin. Da hieß es von Seiten des Krankenhauses schon: "Wir können noch dies machen und jenes machen, aber wenn das nicht hilft, sind wir auch am Ende." Der Abend vor der Entscheidung war dann der Höhepunkt (negativ gesehen), als ich mir Gedanken darüber gemacht habe wie das alles ablaufen soll mit der Beisetzung etc. ... und mir dann immer wieder ins Gewissen gerufen habe: Ich plane da gerade den Kram, dabei lebt sie noch!

  • Man ist doch emotional derart in einer Ausnahmesituation, dass man ohnehin nicht unterrichten kann.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine Krankschreibung in solch speziellen Fällen sehr gerechtfertigt ist. Mit den Kopf ist man auf der Intensivstation, mit dem Herzen auch. Da reichen 2 Tage Sonderurlaub nicht. Und nach dem Tod vermutlich auch nicht, ich war jedenfalls 3 Wochen krankgeschrieben nach dem Tod meines Bruders.

  • Aber das sind doch Situationen, in denen der Hausarzt krankschreibt, man ist eben nicht arbeitsfähig.


    Grundsätzlich wäre es natürlich eine schöne Idee, wenn man mehr frei schiebbare Tage hätte. Auf der anderen Seite gibt's genug Kolleg*innen, die in allen Ferien in Urlaub fliegen, die müsstest du dann halt zum Dienst heranziehen.

  • In Österreich kann man in solchen Fällen freigestellt werden.

    Ich finde es heftig, was du erleben musstest.

  • Aber das sind doch Situationen, in denen der Hausarzt krankschreibt, man ist eben nicht arbeitsfähig

    Den Quatsch könnte man sich aber auch sparen.

    Grundsätzlich wäre es natürlich eine schöne Idee, wenn man mehr frei schiebbare Tage hätte

    In Hessen gibt es eine VV zu Geburten (naja Niederkunft 🤣).


    Hier bekommt der Vater 8 Tage zur freien Verfügung in den ersten 6 Wochen nach der Geburt. Ich war froh diese gefunden zu haben und meine Kollegen freuen sich.

  • Den Quatsch könnte man sich aber auch sparen.

    ...

    Krankschreibung? Aber wenn zum Beispiel der Bruder stirbt und man mehrere Wochen nicht arbeitsfähig ist, geht das doch nur so. Das ist eine abnormale Ausnahmesituation, die man erst mal ansatzweise verarbeiten muss. Wenn man aber 60 ist und die 88 jährige, seit 2 Jahren pflegebedürftige Mutter stirbt, braucht man keine drei Wochen regulär Urlaub, um das Ereignis zu verarbeiten.

  • Menschen gehen mit dramatischen Situationen völlig unterschiedlich um. Die 2 Tage Unterrichtsbefreiung sind für die "organisatorischen" Dinge gedacht, die mit einem persönlichen Schicksalsschlag verbunden sind, nicht dafür, das zu verarbeiten. Wer dafür Zeit für sich braucht, lässt sich krankschreiben - das ist völlig legitim - anderen hilft es vielleicht gerade, wenn der geregelte Tagesablauf sonst weiter geht.

  • die 88 jährige, seit 2 Jahren pflegebedürftige Mutter stirbt, braucht man keine drei Wochen regulär Urlaub, um das Ereignis zu verarbeiten.

    Na wenn sie im Pflegeheim versorgt wurde vielleicht nicht. Ich kenne aber viele Fälle wo die Lehrkraft zugleich betreuender Anhehöriger war. U d da habe ich mehr als einmal nach dem Tod dann denn vollständigen Zusammenbruch der Kollegin (meist waren es Frauen) erlebt. Psychiater nennen das Entlastungsdepression.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Aber wenn zum Beispiel der Bruder stirbt und man mehrere Wochen nicht arbeitsfähig ist

    Entschuldige bitte, aber es ist doch wohl völlig klar, dass die Situation extrem davon abhängt, wie zuvor das Verhältnis zu der Person war. Ich weiss überhaupt nicht, ob mein ältester Bruder noch lebt, das geht mir meilenweit am Allerwertesten vorbei. Als meine Mutter vor 7 1/2 Jahren gestorben ist, über 70 und bei weitem nicht mehr gesund, habe ich Sonderurlaub eingezogen.

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    Es ist vielleicht pietätslos, aber vielleicht bin ich durchaus arbeitsfähig (also: nicht krank), aber ich muss eine Menge organisieren und würde dafür Urlaub nehmen, weil es gemacht werden MUSS.
    Wenn ich nicht arbeitsfähig wäre, würde ich nicht an den Ort des Geschehens reisen und mit Menschen über die Räumung eines Hauses, die Farbe einer Grabplatte oder so.

    Oder ohne den Tod naher Angehöriger zu nehmen:
    Meine Schwester war eine Zeit lang sehr krank, es gab medizinisch notwendige Familientermine, ich war zum Glück im Studium und konnte das Semester in den Sand setzen, weil ich mehrmals dahin gereist bin (war mir wert), ich hätte heutzutage in meinem Beruf keine Möglichkeit, alle 3-4 Wochen für 2 Tage dahinzureisen.
    Mein Vater war vor ein paar Jahren an Krebs erkrankt, meine Mutter war der Meinung, ich müsse vorbeikommen, ich bin übers Wochenende mit Flixbus gereist. Weder gab es Werktagtermine, noch war es mir das wert, meiner SL meine Lebensgeschichte zu erzählen, ich weiß rückblickend nicht, ob ich für den Fall Urlaub genommen hätte. Eine Krankschreibung und mich dann in einen Nachtbus zu setzen, naja...

    Und ja, ich hab den Deal als Lehrerin eingekauft, darf aber trotzdem doof finden, dass es so ist und MUSS es nicht als gegeben ansehen, es gibt Länder, wo es anders ist.
    (und nein, ICH hätte keine Probleme, auf Zuruf im August Tätigkeiten zu übernehmen).

  • Bei erfreulicheren Terminen ist es ja genau das Gleiche. Wer bitte kommt bei seiner eigenen Hochzeit mit einem freien Tag aus?

    Da muss ich jetzt mal nachhaken: Warum sollte man mehr als einen freien Tag für die eigene Hochzeit benötigen? Wenn ich so drüber nachdenke, hat bisher niemand in meinem persönlichen Umfeld (weder Verwandte, noch Freund*innen/Bekannte als auch Kolleg*innen) für seine/ihre Hochzeit mehr als einen Tag Urlaub genommen, wenn überhaupt. Entweder wird an einem Samstag geheiratet und am selben Abend gefeiert oder die Feier findet zu einem anderen Zeitpunkt statt; diejenigen nehmen dann i. d. R. gar keinen Urlaub für ihre Hochzeit. Oder aber die standesamtliche Hochzeit findet an einem anderen Wochentag statt (sehr oft an einem Freitag) und die kirchliche am Samstag (wobei in den letzten Jahren kaum noch jemand aus meinem Umfeld kirchlich geheiratet hat) mit anschließender Feier. EDIT: Recht weit verbreitet war es zudem eine Zeitlang, dass man erst ein Jahr nach der standesamtlichen Hochzeit kirchlich geheiratet und dann erst groß gefeiert hat (dann aber auch an einem Samstag).

    Sonntags wird sich dann erholt und am Montag wieder zur Arbeit gegangen 8) - es sei denn, es handelt sich um Lehrkräfte-Ehepaare; die heiraten gern in den Ferien...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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    und wenn man wirklich mehr als einen Tag nimmt, kann man Urlaub einreichen bzw. Die Ferien nutzen.


    In der Regel ist eine Hochzeit ja eher eine vorhersehbare Sache und kommt nicht überraschend. Mit dem Todesfall eines sehr engen Familienmitglieds würde ich es daher nicht vergleichen.

  • Warum sollte man mehr als einen freien Tag für die eigene Hochzeit benötigen?

    Vorab, um dich zu beruhigen: Ich habe in den Schulferien geheiratet. Aber das war reiner Zufall.


    Als wir unsere Hochzeit geplant haben, war unsere Vorgabe nur:

    • Wir wollen nächstes Jahr heiraten.
    • Standesamt und Kirche bitte an einem Tag, damit man nicht zweimal den Streß hat. Feier dann an dem Abend (egal wo).

    Als wir dann angefragt haben wann das Standesamt Termine hat, die Kapelle frei ist und der Pastor Zeit hat, blieb nur noch ein einziger Termin in dem ganzen Jahr übrig, an dem alle drei Parteien Zeit für uns hatten.


    Für das Standesamt sehe ich da aber schon den Bedarf für zwei freie Tage, einmal um dort zu heiraten, klar. Aber vorher muss man ja auch noch das Aufgebot bestellen, also die ganzen Unterlagen einreichen. Das wäre dann der zweite Tag.

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