Q1: Klausur muss wiederholt werden. Keine Zeit mehr vor Notenschluss..?

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    Leider ist am 24.01.2025 der Notenschluss. Ich habe die Schüler bis dahin auch nur noch einmal, und zwar jetzt direkt am ersten Schultag kommenden Montag.

    schreib die Schüler an, setzte die Wh-Klausur auf den ersten Schultag an. Wenn die Termins so dämlich liegen, muss man mit terminlichen Notlösungen handeln. Schließlich hatten sich die Schüler ja schon vorbereitet.
    Was passiert denn mit Schülern, die am Tag der Klausur krank waren?

  • Ob man erpressbar ist hängt von der genauen Ausgestaltung und vor allem vom Schulleiter ab.

    In Niedersachsen gibt es die 30% Regelung noch. Sie ist lästig, aber ich bin nicht erpressbar, weil ich weiß, dass unser Schulleiter die Genehmigung zur Wertung erteilt, wenn es keinen begründeten Grund zur Annahme gibt, dass der schlechte Ausfall auf Fehler der Lehrkraft (auch das kann mal vorkommen) oder externe Umstände zurückzuführen ist, die die SuS nicht zu verantworten haben.


    In den letzten 10 Jahren habe ich eine Arbeit genehmigen lassen, und eine ein zweites mal schreiben.

  • Genau aus diesem Grund wurde der Drittelerlass in NRW ja wieder abgeschafft, eben weil man damit als Lehrer erpressbar war.

    Mir erschließt sich auch nicht, worin die Erpressbarkeit liegen soll. Schlechte Leistungen werden noch immer als solche erkannt und auch entsprechend bewertet, insbesondere wenn es keinen Automatismus zur Wiederholung gibt. Dass sich ganze Klassen ständig miteinander verschwören und alle gezielt schlechter leisten als sie könnten, halte ich für einen Mythos und wäre für den Einzelnen als nette Variante des Gefangenen-Dilemmas auch ziemlich riskant.

  • Mir erschließt sich auch nicht, worin die Erpressbarkeit liegen soll. Schlechte Leistungen werden noch immer als solche erkannt und auch entsprechend bewertet, insbesondere wenn es keinen Automatismus zur Wiederholung gibt.

    Zum einen könnte sich die Klasse absprechen, um dann in der zweiten oder gar dritten Runde eine sehr viel einfachere Klausur sehr viel besser bestehen zu können. Wenn sich das Spielchen dann eingebürgert hat, funktioniert das auch.


    Zum anderen, und das finde ich viel schlimmer, wurden mit dem Drittelerlass bzw. der aktuellen Regelung in Hessen schlechte Schüler immer weiter nach oben durchgereicht. Wir haben z.B. am Berufskolleg in großem Umfang das Problem, dass wir Vollzeitschüler haben, die eigentlich ins Berufsgrundschuljahr (vollschulisch) müßten, weil sie keine Lehrstelle gefunden haben, aber noch schulpflichtig sind. Sie wollen auch eine Lehre machen und streben gar kein Studium (weder FH noch Uni) an. Da ihnen die Zubringerschule aber die Fachoberschulreife attestiert hat, können wir sie nicht ins Berufsgrundschuljahr schicken, weil sie dafür auf dem Papier viel zu gut sind. So landen sie dann massenhaft in den Vollzeit-Bildungsgängen, die mit der Fachhochschulreife abschließen. Dort habe ich aktuell den Fall, dass in einer Klasse 2-3 Schüler sitzen, die in dem Bildungsgang wirklich richtig sind, 24 hingegen dort gar nicht sein wollen, aber aus obigem Grund nicht ins Berufsgrundschuljahr können. Die Klausurergebnisse sind entsprechend, also zwei 1er, ein 2er und der Rest ist 5 und 6. Motivation gleich null. Soll ich denen jetzt echt aufgrund des Drittelerlasses die Studierfähigkeit attestieren?


    Die Schüler wollen eine Lehre machen, dürfen nicht ins Berufsgrundschuljahr, weil ihr vorheriger Schulabschluß dafür zu gut ist, und müssen sich so zwischen der Fachhochschulreife, in die sie nicht wollen, und der Ausbildungsvorbereitung, in der eigentlich alle Schüler landen sollen, die gar keinen Schulabschluß haben, entscheiden.

  • Zum einen könnte sich die Klasse absprechen, um dann in der zweiten oder gar dritten Runde eine sehr viel einfachere Klausur sehr viel besser bestehen zu können. Wenn sich das Spielchen dann eingebürgert hat, funktioniert das auch.

    Solche Fälle sind aber Mythen, die meiner Meinung nach den Praxistest nicht bestehen. Dass sich alle SuS einer Klasse einig sind und an eine gemeinsame Absprache halten, kommt ungefähr genau so oft vor, wie dass sich alle Lehrkräfte einer Schule einig sind und an eine Absprache halten. Nämlich nie. (Ist im Grunde eine Variante des Gefangenen-Dilemmas.)

    Und gerade in so einem Fall wäre bei und die Genehmigung Formsache. (Aber ja, die 50%-Regelung aus Hessen sehe ich auch kritisch.)


    Das "Durchziehen" von eigentlich für die Schulform ungeeigneten Schülern ist auch unabhängig von der Genehmigungs-Regel und bei uns am weitesten in den unteren Jahrgängen verbreitet, wo die 30%-Regel noch überhaupt kein Problem dar stellt. In den höheren Jahrgängen kommt es dann zu Problemen mit der 30%-Regel, weil in den unteren Jahrgängen jahrelang überforderte SuS mitgeschleppt wurden und die irgendwann eine völlig falsche Erwartungshaltung davon haben, dass sie genau so weiter bis zum Abitur durchkommen.

  • Das "Durchziehen" von eigentlich für die Schulform ungeeigneten Schülern ist auch unabhängig von der Genehmigungs-Regel und bei uns am weitesten in den unteren Jahrgängen verbreitet, wo die 30%-Regel noch überhaupt kein Problem dar stellt. In den höheren Jahrgängen kommt es dann zu Problemen mit der 30%-Regel, weil in den unteren Jahrgängen jahrelang überforderte SuS mitgeschleppt wurden und die irgendwann eine völlig falsche Erwartungshaltung davon haben, dass sie genau so weiter bis zum Abitur durchkommen.

    Das habe ich in meinem zweiten und dritten Absatz ja erklärt. Da liegt bei uns am Berufskolleg auch ein massives Problem, eben weil die Schüler aufgrund der auf dem Papier sehr guten Leistungen aus den Zubringerschulen gar nicht mehr in den eigentlich passenden Unterrichtsgängen eingeschult werden dürfen.

  • Zum einen könnte sich die Klasse absprechen, um dann in der zweiten oder gar dritten Runde eine sehr viel einfachere Klausur sehr viel besser bestehen zu können. Wenn sich das Spielchen dann eingebürgert hat, funktioniert das auch.

    So raffiniertes Taktieren möchte ich den Schülern ja gar nicht unterstellen. Aber ich sehe es bei uns an der Schule ja auch schon, dass viele Kollegen Klausuren stellen, die eigentlich zu leicht sind für die Oberstufe. Und das machen sie nicht, weil sie schlechte Lehrer sind, die nicht wissen, wie ne Oberstufenklausur auszusehen hat, sondern weil sie genau wissen, dass das die einzige Art und Weise ist, nicht ständig wiederholen zu müssen. Das ist traurig.

  • Aber ich sehe es bei uns an der Schule ja auch schon, dass viele Kollegen Klausuren stellen, die eigentlich zu leicht sind für die Oberstufe. Und das machen sie nicht, weil sie schlechte Lehrer sind, die nicht wissen, wie ne Oberstufenklausur auszusehen hat, sondern weil sie genau wissen, dass das die einzige Art und Weise ist, nicht ständig wiederholen zu müssen. Das ist traurig.

    Wir haben Gottseidank mehrere Kollegen, die keine weichgespülten Noten verteilen. Wenn es dann doch zum Widerspruch kommen sollte, ist die Antwort der SL regelmäßig: „Sie haben fünf 5er und zwei 6er. Meinen Sie ernsthaft, dass sich alle Kollegen geirrt haben? Selbst wenn ein oder zwei Widersprüche erfolgreich sein sollten, hilft ihnen das ja auch nicht weiter.“

    Da hat sich das mit den Widersprüchen regelmäßig schnell erledigt.

  • Wir haben Gottseidank mehrere Kollegen, die keine weichgespülten Noten verteilen. Wenn es dann doch zum Widerspruch kommen sollte, ist die Antwort der SL regelmäßig: „Sie haben fünf 5er und zwei 6er. Meinen Sie ernsthaft, dass sich alle Kollegen geirrt haben? Selbst wenn ein oder zwei Widersprüche erfolgreich sein sollten, hilft ihnen das ja auch nicht weiter.“

    Da hat sich das mit den Widersprüchen regelmäßig schnell erledigt.

    Das klingt gut. Das Problem in Hessen ist nur leider - wie schon mehrfach genannt wurde, dass bei >50% unter 5 Punkten der Schulleiter auch nichts mehr zu melden hat.

  • zweimal null ist ....?

    Aber doch nicht bei allen! Irgendein Schüler wird doch irgendwann merken, dass die doppelte Vorbereitung extrem lästig ist, zumal die Note bei vielen danach nicht besser wird. Dann sollte der Spuk der Absprache zum Nichtstun bald ein Ende haben, oder nicht?


    À+


    Edit: Und falls sich Schüler in Mathe Null vorbereiten, kann ein Austausch einzelner Zahlen extrem einfach zu neuen Aufgaben führen. Denn entweder wissen sie, wie man rechnen muss (dann hätten sie allerdings schon beim ersten Mal keine schlechte Note) oder nicht (dann hilft auch eine andere Zahl nicht weiter oder dass man eine ähnliche Aufgabe schon mal gesehen hat - die sie ja eigentlich schon aus dem Unterricht kennen sollten).

  • Das hieße doch doppelte Vorbereitung

    Welche Vorbereitung? Würde ich nicht Papier und Stifte mitbringen, ich könnte in manchen Klassen gar keine Klausur stellen. Die Schüler in manchen Klassen kommen echt regelmäßig nur mit ihrem Handy in die Schule und nutzen den „Unterricht“ eigentlich nur, um mit ihren Kumpels zu quatschen. Bei der Häufung kommst da als Lehrer auch nicht mehr gegen an.

  • Das hieße doch doppelte Vorbereitung, doppelt so viel Stress und erheblich weniger Freizeit. Oder stört sie das nicht?

    In Hessen zählt die bessere Leistung beider Versuche, daher lernen SchülerInnen, die eine gute Note beim ersten Mal erhalten haben, oft nicht mehr für die Wiederholungsklausur. Ja, deshalb kann es sogar passieren, dass die Wiederholungsklausur noch schlechter ausfällt

  • Die durchschnittliche Klassenarbeit/Klausur fällt irgendwie vom Schnitt her im befriedigenden Bereich aus, Stichwort Gaußsche Normalverteilung. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Schüler das Vorwissen, die Leistungsbereitschaft und auch -fähigkeit mitbringen, um theoretisch überhaupt erst in der Lage zu sein, den zu vermittelnden Stoff erfassen zu können. Daran scheitert es bereits oft schon, siehe Plattyplus' Ausführungen aus dem berufsbildenden Bereich.


    Die Schüler sind sich irgendwie bewusst, dass es nicht so läuft wie es eigentlich laufen sollte, finden aber von selbst keinen Weg, ihre Situation zu ändern, was einerseits an einem gestörten Selbstbild und anderersits einer schulischen Konstellation, in der Lerntempo und -inhalte von außen vorgegeben werden und daher von ihnen nicht aktiv gesteuert werden können (außer sie entscheiden sich, die Schulform zu wechseln, was wiederum voraussetzen würde, ihr Selbstbild würde ihnen diese Erkenntnis erlauben), liegt.


    Wir haben nun einmal den staatlichen Auftrag, so zu tun, als ob bestimmtes Vorwissen vorhanden wäre, und die Inhalte und die Kompetenzen zu vermitteln und zu bewerten, die die Curricula vorsehen. Dass keiner so sadistisch veranlagt ist, gerne reihenweise 5en und 6en zu vergeben, ist klar, aber wir können nur die Leistung bewerten, die die Schüler auch zu zeigen bereit sind, und wenn wir behaupten können, dass der vorangegangene Unterricht didaktisch sinnvoll aufbereitet war und die Prüfung die gängigen Testkriterien erfüllt, gibt es keinen Grund, bei der Vergabe einer schlechten Note ein schlechtes Gewissen zu haben.

  • Die durchschnittliche Klassenarbeit/Klausur fällt irgendwie vom Schnitt her im befriedigenden Bereich aus, Stichwort Gaußsche Normalverteilung.

    Egal welchen Kollegen man bei uns fragt, hört man immer wieder: „Wir haben bei uns zwar auch den Durchschnitt im befriedigenden Bereich, allerdings entspricht die Notenverteilung einer invertierten Gaußschen Normalverteilung. Es gibt 1er und 2er sowie 5er und 6er, dazwischen ist allerdings gar nichts.“

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