Referendariat beginnen oder Alternative suchen?

  • Guten Morgen,


    ich stehe unmittelbar vor Beginn des Referendariats. Ich habe allerdings eine gesundheitliche Vorgeschichte und vermute, dass das der Verbeamtung entgegenstehen wird. (Psychotherapie, Diabetes in der Schwangerschaft, chronische Erkrankung und eine genetische Vorbelastung die irgendwann mal zu einer Herzerkrankung führen könnte) Ich stehe jetzt vor der Frage, ob ich das Referendariat beginnt und Angestellte Lehrerin werde oder ob ich mich umorientiere. Vielleicht können Angestellte Lehrer mal berichten. Das Gehalt ist ja teils deutlich weniger, grade mit Kindern und man kann ja arbeitslos in den Ferien werden so wie ich gehört habe. Über Erfahrungen wäre ich dankbar!

  • Diabetes in der Schwangerschaft

    eine genetische Vorbelastung die irgendwann mal zu einer Herzerkrankung führen könnte

    Das ist beides völlig uninteressant für eine Verbeamtung.



    Psychotherapie

    Abgeschlossen? Am besten ein Gutachten mitnehmen

    chronische Erkrankung

    Hier kommt es auch drauf, welche Erkrankung das ist.


    Das Gehalt ist ja teils deutlich weniger, grade mit Kindern und man kann ja arbeitslos in den Ferien werden so wie ich gehört habe. Über Erfahrungen wäre ich dankbar!

    Arbeitslos wärst du nur, wenn du befristete Verträge bekommst. Das gilt auch nur für die Sommerferien. Mit Festanstellung bist du in den Sommerferien natürlich nicht arbeitslos

  • Danke für die Antworten. Also die erste Therapie war stationär quasi. Und die darauf folgte endet jetzt. Ich muss dazu sagen, dass ich beide gemacht habe, weil mein Kind gestorben ist und mir das bei der Verarbeitung unwahrscheinlich geholfen hat. Wer muss das Gutachten schreiben ? Der Psychologe? Ich weiß nicht wie der Amtsarzt mir diese spezielle Situation auslegen kann.

  • Ich habe eine Therapie gemacht, weil ich spät in der Schwangerschaft ein Kind verloren habe. Es wurde nur gefragt, ob ich mich wieder stabil fühle und wie ich mit weiteren Schicksalsschlägen umgehen würde. Ich habe wahrheitsgemäß gesagt, dass ich doch hoffe, dass ich diese Situation nicht nochmal durchleben muss, aber ich mir ggf. auch wieder Unterstützung holen würde.

    Ich wurde verbeamtet. Bundesland NRW.


    Schwangerschaftsdiabetes hatte ich auch und kam zum Amtsarzt gerade relativ frisch aus einer abgeschlossenen Schwangerschaft mit Übergewicht und einem blöden Blutwert. War auch kein Problem, aber ich muss deshalb bis heute einen Risikoaufschlag bei der privaten Krankenkasse zahlen.


    Wenn du also Lehrerin werden möchtest, mach das Referendariat. Wenn du dann wirklich Probleme mit der Verbeamtung bekommen solltest, kannst du noch immer überlegen, wie du damit umgehst.

  • Ich hatte keine Gutachten dabei, diese hätte ich nachgereicht. Nur meine Blutwerte zum Nachweis, dass meine Schwangerschaftsdiabetes weg ist. Das war damals die Empfehlung der Gewerkschaft. Die Gutachten wollte dann auch keiner.

  • Das mit der Psychotherapie kann ein Ausschlusskriterium für den Amtsarzt sein, je nach Diagnosen und Amtsarzt. Selber so erlebt.


    Mein Therapeut war nur bereit mir ein Gutachten erstellen, falls die Amtsärztin das bei ihm mit konkreten Vorstellungen anfordert und ich musste ihn dafür von der Schweigepflicht entbinden. Ansonsten kannst du grundsätzlich von allen möglichen Stellen Gutachten anfordern. Das bayerische KuMi kriegt z.B. die Tage von mir 4 unterschiedliche Gutachten vom Hausarzt, Neurologin und zwei Therapeuten.


    Das mit der Sommerarbeitslosigkeit war mindestens in BaWü und Bayern lange Gang und Gebe, mach dich am Besten vorher schlau wie es in deinem Zielbundesland in der Praxis ausschaut. MEn gibts das aktuell sogar noch in einem Bundesland.


    Das Gehalt ist tatsächlich erheblich weniger, bedenke auch die besseren Kreditkonditionen und die Pension. Und du musst für so ein Gesellengehalt (Pendant zur Besoldung im einfachen oder mittleren Dienst bzw. QE1/2, während man im höheren Dienst bzw. QE4 arbeitet) in noch weiter Vorleistung gehen (1-2 Jahre Referendariat). Kannst ja mal nachrechnen, ob das für dich erstrebenswert ist (für mich persönlich nicht...). https://oeffentlicher-dienst.info/

  • Ohne deine Situation genauer zu kennen, zwei Gedanken, die vielleicht hilfreich sein könnten - aber auch komplett an deiner Situation vorbeigehen können:


    1.) Wenn du nicht direkt eine sichere und langfristige Alternative hast, würde ich das Ref erstmal machen. Es ist in jedem Fall eine weitere Qualifikation und eröffnet dir eine paar (wenn auch nicht sehr viele) neue Möglichkeiten, selbst wenn du dich danach gegen der Lehrberuf entscheidest.

    2.) Je nachdem, was das für genetische Vorbelastungen und chronische Krankheiten sind, könntest du dich ggfs. erkundigen, ob dir ein GdB zusteht. Ab einem bestimmten GdB gelten für die Verbeamtung andere Regeln, bspw. eine verkürzte Prognosezeit etc. Hier kann dich ggfs. der Schwerbehindertenbeauftragte deines Schulamts beraten.

  • Nehmen wir mal an, deine Selbsteinschätzung zur Aussichtslosigkeit der Verbeamtung sei richtig. Auch dann ist doch der Vergleich zwischen "Verbeamtete Lehrkraft" und "Angestellte Lehrkraft" für dich völlig irrelevant, relevant für dich ist der Vergleich "Angestellte Lehrkraft" zu "In irgendeiner anderen Tätigkeit angestellt".

    Da aber völlig offen ist, wie die Alternative bei dir aussehen könnte und wie realistisch das ist, wird man dir da keinen seriösen Rat geben können.


    Im Normalfall wirst du als jemand, der mit einer abgeschlossenen Ausbildung in den Lehrerberuf geht und dort in einem regulären Beschäftigungsverhältnis arbeitet, immer besser da stehen, als wenn du mit der Lehramstausbildung versuchst, dich umzuorientieren und wo anders quer einzusteigen.


    Die andere für dich selbst zu klärende Frage dürfte allerdings sein, ob deine umfangreichen Vorbelastungen ein Problem im Lehrerberuf sind, in dem oft eine hohe Belastbarkeit und Resilienz notwendig ist.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frage nach der Genetik einer Person rechtmäßig ist.


    Bleibt (nur) noch die chronische Erkrankung.


    Sollte es dann mit der Verbeamtung nicht klappen.


    Ist die Bezahlung im TVL im Vergleich zum Arbeitsmarkt außerhalb denn so schlecht, dass es sich nicht lohnt Lehrerin zu werden?

  • Der Psychologe? Ich weiß nicht wie der Amtsarzt mir diese spezielle Situation auslegen kann.

    Ja der Psychologe. Wie und ob das eine Auswirkung hat, kann dir nur der Arzt sagen. Es ist aber gut, wenn die Behandlungen abgeschlossen sind und es dir besser geht. Wenn dem so ist, sehe ich persönlich da kein großes Hindernis.

  • st die Bezahlung im TVL im Vergleich zum Arbeitsmarkt außerhalb denn so schlecht, dass es sich nicht lohnt Lehrerin zu werden?

    Wäre dann eher TV-H, aber seis drum.


    Mit einem Studium in Sonderpädagogik wird man wahrscheinlich nichts finden, bei dem man gleich gut bezahlt wird. Kommt natürlich auf weitere Qualifikationen an.

  • In der ganzen Darstellung habe ich ein bisschen das Gefühl, dass hier jemand für sich Gründe sucht, dass Lehrer werden sowieso nicht das Richtige ist und die eigentlichen Ursachen für diese Tendenz eigentlich wo anders liegen.

  • In der ganzen Darstellung habe ich ein bisschen das Gefühl, dass hier jemand für sich Gründe sucht, dass Lehrer werden sowieso nicht das Richtige ist und die eigentlichen Ursachen für diese Tendenz eigentlich wo anders liegen.

    Oder man hat sich zu viele Horrorgeschichten zum Vorbereitungsdienst und dem Einstellungsverfahren durchgelesen

  • Moebius. Das stimmt doch gar nicht. Ich suche nur nach Erfahrungen anderer, da meine Situation eben etwas spezieller ist. Zudem muss man nicht nur einen Berufswunsch haben. Ich finde diese Behauptung wirklich nicht in Ordnung.


    Ich finde es sehr legitim zu Hinterfragen, ob ich die gleiche Arbeit machen möchte wie andere aber für weniger Geld! In Zeiten der Debatten rund um Gleichberechtigung umso mehr.


    Danke an alle anderen Antworten. Ihr habt mir wirklich weitergeholfen.

  • s3g4 Da stimme ich dir zu. In meinem Umkreis bekomme ich tatsächlich nur negative Erfahrungen mitgeteilt. Das verunsichert definitiv. Da geht es nicht nur mir so, auch meinen Freunden aus dem Studium. Die Hälfte der Studienanfänger wird nie Lehrer. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.

  • s3g4 Da stimme ich dir zu. In meinem Umkreis bekomme ich tatsächlich nur negative Erfahrungen mitgeteilt. Das verunsichert definitiv. Da geht es nicht nur mir so, auch meinen Freunden aus dem Studium. Die Hälfte der Studienanfänger wird nie Lehrer. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.

    An meiner letzten Schule wirkten die Refis tatsächlich entspannt und fanden das Ref gar nicht so schlimm. Auch die ganzen Mit- und Ex-Refis von meinem Ex-Kommilitonen (zufrieden und Beamter auf Lebenszeit) berichteten eher positiv vom Ref.

    Der allgemeine Tenor geht aber tatsächlich in Richtung sinnloser Ausbeutung in einem autoritär geführten System.

  • Ich stehe jetzt vor der Frage, ob ich das Referendariat beginnt und Angestellte Lehrerin werde

    Ja! Weil zweiteres doch gar nicht klar ist.

    Ggf. auch mal in andere Bundesländer schauen, wenn erreichbar. Die Bedingungen sind unterschiedlich.

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