Alt werden im Lehrerberuf

  • Mein "Spruch" aus vielen Jahren Lehrererfahrung:

    Man kann nur das aus dem Ärmel schütteln, was man zuvor reingesteckt hat.

    Ich schüttele die ganze Zeit, aber es gibt viele neue Aufgaben, wo man nix schütteln kann. Allein das was an einer Grundschule unter den Bereich Schulleben fällt, frisst viel Kraft und Zeit und kann auch meist von keinem Baum geholt werden, wenn es ein aktuelles oder einmaliges Ereignis ist.

  • Ich schüttele die ganze Zeit, aber es gibt viele neue Aufgaben, wo man nix schütteln kann. Allein das was an einer Grundschule unter den Bereich Schulleben fällt, frisst viel Kraft und Zeit und kann auch meist von keinem Baum geholt werden, wenn es ein aktuelles oder einmaliges Ereignis ist.

    Schütteln ohne Umweg über das Hirn kann nicht funktionieren ;)
    Und ja. Der Planet dreht sich weiterhin.

    Mein Philosophieprofessor hatte mir einen wichtigen Satz von Heraklit im Hirn verankert:
    "Du steigst niemals in denselben Fluss."

    Ein wichtiges Element war jedoch immer: Derjenige, der in den Fluss steigt, bleibst DU. Und du nimmst mit, was du in dir trägst. Was in dir ist, nimmst du mit. Und passt das an.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Es kommt doch total darauf an, was einen im Beruf belastet und gleichzeitig, in welcher Verfassung man sich sonst im Leben befindet. Wenn ich jung, energetisch und ohne Probleme bin, kann ich auch im Job mehr leisten. Gibt es verschiedene Belastungen in meinem Leben außerhalb der Arbeit, reicht die Energie im Beruf nicht so weit.

    Unterrichtsvorbereitung macht mir mit am meisten Spaß, die ist sicher nicht das Problem.

  • Beitrag von BlackandGold ()

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  • In der Grundschule meiner Tochter gibt es ein Ampelsystem und wenn die Kinder auf Rot stehen, werden sie abgeholt. Der Schulleiter hat das dann entschieden, nach §53 Abs. 3 Nr. 3 SchulG NRW. Warum sie auf rot stehen, kann wohl mehrere Gründe haben, exzessives Stören ist einer davon.

    Das ist als Automatismus natürlich völlig rechtswidrig. Insbesondere kann ein Ampelsystem durch beteiligte Fachlehrkräfte keine über die zu verhängende Ordnungsmaßnahme beratende Teilkonferenz und Anhörung ersetzen. Grundsätzlich finde ich ein konsequentes Durchgreifen aber sinnvoll. Nur dann sollte man es auch rechtssicher gestalten. Das bricht sonst sehr schnell in sich zusammen und wird dann unglaubwürdig.

  • Ich schüttele die ganze Zeit, aber es gibt viele neue Aufgaben, wo man nix schütteln kann. Allein das was an einer Grundschule unter den Bereich Schulleben fällt, frisst viel Kraft und Zeit und kann auch meist von keinem Baum geholt werden, wenn es ein aktuelles oder einmaliges Ereignis ist.

    Und gerade in eurem Interesse hoffe ich auf eine Arbeitszeiterfassung, um den ganzen Zeitaufwand, der einfach erwartet wird, sichtbar zu machen. Die ganzen Zusatzaufgaben die in Teilen neu erfunden wurden (man kann ja immer mehr draufpacken, weil nur das Deputat gezählt wird) und außerdem im Umfang immer größer wurden (bspw. wegen zunehmender Heterogenität etc.), werden bis heute nicht abgebildet.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Beitrag von BlackandGold ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Sprich: Der Schulleiter müsste nur nochmal mit dem Schüler reden und kann dann einfach nach Hause schicken. Er muss sich nicht beraten, er kann sich beraten. Und die Anhörung wird dann halt im Nachgang gemacht (wenn überhaupt Bedarf besteht).

    Ein Grundschüler darf ohne Ankündigung alleine nach Hause geschickt werden? Das kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen.

    Zudem: Vorher schriebst von "abholen". Meinst du das vielleicht?

    Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern schrecklicher Kinder auch nicht ans Telefon gehen und dann kannst du nix machen.

    Wenn ihr diesen schlechten Sozialindex habt, dürfte die Klientel ja ähnlich wie meine hier sein.

  • Und trotzdem hättest du doch mehr freie Zeit, wenn du daran sparen würdest.

    Ja, du hättest auch mehr freie Zeit, wenn du Teilzeit arbeiten und weniger Stunden unterrichten würdest. Wie gesagt, die Belastung in meiner Schulart und auch für mich persönlich liegt woanders.


    Ich arbeite sowieso Vollzeit, es kann aber eine Zeit kommen, wo ich das nicht möchte und ich kenne auch Gründe von Kolleg*innen die das tun. Meist ist es Pflegen, eigene chronische Krankheit oder Kinderbetreuung.

  • Meist ist es Pflegen, eigene chronische Krankheit oder Kinderbetreuung.

    Das könnten ja valide Gründe sein, bei den vielen Teilzeitkräften ist das aber eben nicht der Fall.
    Da wird die Teilzeit beibehalten, obwohl die Kinder aus dem Haus sind, weil man sich in den Teilzeitjahren daran gewöhnt hat, jedes Arbeitsblatt zu optimieren und Vollzeit zeitlich gar nicht mehr schaffen würde.

  • Das könnten ja valide Gründe sein, bei den vielen Teilzeitkräften ist das aber eben nicht der Fall.
    Da wird die Teilzeit beibehalten, obwohl die Kinder aus dem Haus sind, weil man sich in den Teilzeitjahren daran gewöhnt hat, jedes Arbeitsblatt zu optimieren und Vollzeit zeitlich gar nicht mehr schaffen würde.

    Das erlebe ich an meiner Schule seit über 20 Jahren anders. Die allermeisten KuK, die aus dem Grund der Kinderbetreuung Teilzeit gearbeitet haben, sind - meist nachdem die Kids um die 15, 16 waren - wieder auf eine Vollzeitstelle oder zumindest "annähernd" Vollzeit (max. um vier Stunden reduziert) gegangen. Gerade erst seit Beginn dieses Schuljahrs machen es zwei Kolleginnen aus meiner Abteilung wieder so: die eine - ihre Kinder sind jetzt 16 und 14 - ist auf Vollzeit gegangen (bekommt eine Anrechnungsstunde für die Arbeit im Personalrat) und die andere - deren Kinder jetzt 17 und 13 sind - unterrichtet 19 Stunden, ist aber seit einigen Jahren auch noch Fachleiterin am Studienseminar.

    EDIT: Aber vielleicht liegt das auch daran, dass viele KuK an beruflichen Schulen eine andere Arbeitsweise haben. Diejenigen, die ich kenne, die Teilzeit arbeiten (mich selbst eingeschlossen), machen damit kein "Verlustgeschäft", da sie die gewonnene Zeit nicht in Schule sondern wirklich in andere Dinge investieren.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, die Gefahr besteht natürlich, also die des Perfektionismus.

    Aber auch wer Teilzeit arbeitet, hat Berufserfahrung und muss nicht jede Stunde neu planen. In der Grundschule hat man halt tendenziell mehr Materialschlacht, aber das Material für Erwachsene muss auch sinnvoll aufbereitet sein. Wenn ich bei einer Fortbildung einen Matrizendruck von 1983 vorgelegt bekäme, weil der Dozent keine Lust hatte, ein aktuelles Buch zu lesen und sich passende berufsbezogene Beispiele dazu zu überlegen, würde ich mich auch bedanken. Ist also immer eine Frage der Realität und nicht der Fiktion, was Grundschulkolleg*innen so machen könnten den lieben langen Tag.


    Edit: Als ich gerade nachlesen wollte, was der Brötchengeber eigentlich so an Vorbereitungszeit vorsieht, bin ich auf diesen Thread von vor 5 Jahren gestoßen...


  • Beitrag von BlackandGold ()

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  • Edit: Als ich gerade nachlesen wollte, was der Brötchengeber eigentlich so an Vorbereitungszeit vorsieht, bin ich auf diesen Thread von vor 5 Jahren gestoßen...


    Ich bin stolz auf mich, auch 2020 habe ich schon realitisch gepostet. Dabei war das erst mein drittes Dienstjahr.

  • Sprich: Der Schulleiter müsste nur nochmal mit dem Schüler reden und kann dann einfach nach Hause schicken.

    In der Grundschule kannst du niemanden einfach nach Hause schicken. Die Betreuungssituation muss geklärt, die Eltern informiert sein. Diese holen das Kind ab, das vmtl. nicht einmal (da ohne Schlüssel) in die Wohnung kommt, kein Handy hat und der Schulbus frühestens nach der 5. fährt.

    Eltern erreicht man auch nicht immer, trotz 3 Notfallnummern.

  • Sprich: Der Schulleiter müsste nur nochmal mit dem Schüler reden und kann dann einfach nach Hause schicken. Er muss sich nicht beraten, er kann sich beraten. Und die Anhörung wird dann halt im Nachgang gemacht (wenn überhaupt Bedarf besteht).


    Möchtest du also die Aussage "völlig rechtswidrig" zurückziehen?

    Nein, das ziehe ich nicht zurück. Insbesondere möchte ich dabei vollständig zitiert werden. Ich schrieb:

    Das ist als Automatismus natürlich völlig rechtswidrig.

    Es ist ganz klar normiert, dass noch vor der Entscheidung sowohl der betroffene Schüler anzuhören ist als auch (mind.) den Klassenlehrkräften bzw. der Stufenleitung und den Eltern Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben ist. Das liegt auch nicht im Ermessen der Schule, ob eine solche Anhörung nötig wäre oder nicht. Die KIausel

    In dringenden Fällen kann auf vorherige Anhörungen verzichtet werden; sie sind dann nachzuholen." (§53 Abs. 6 SchulG NRW)


    bedeutet gerade nicht, dass man als grundsätzliches Konzept so verfahren darf, sondern ist für besondere Ausnahmefälle (z.B. unmittelbare Gefahr für andere) als Notoption vorgesehen. Insbesondere muss hier nach Einzelfall in der Situation angemessen entschieden werden und nicht pauschal vorab für alle denkbaren Fälle.

  • Gut funktionierender Unterricht nach altem Material oder Lehrbuch ist keine Schmalspurarbeit, sondern sinnvolle Nutzung von Ressourcen.

    Das ist doch vollkommen in Ordnung. Wenn die Wochenarbeitszeit erreicht ist, ist es eben so. Was spricht dagegen das Buch zu nutzen und sich zügig vorzubereiten ? Ist doch so gewollt. Mich stört sowieso diese permanente verlogene Diskussion. Ginge es Politik und Gesellschaft wirklich um gute Bildung würden sie durch Senkung der Unterrichtsverpflichtung dafür sorgen dass die Lehrer sich gut vorbereiten. Das tut man aber nicht und steckt Geld lieber in andere Bereiche. Dann ist es halt so und ich bereite mich halt nur Schmalspurmässig vor oder korrigiere weniger gründlich usw. Ist doch so gewollt. Wo ist das Problem ??

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