Treppenlesen / Treppenwörter lesen

  • Gemeint ist eine weit verbreitete Übung, das Lesen von Wörtern nach folgendem Muster:


    T

    Tr

    Tre

    Trep

    Trepp

    Treppe


    Wie ist eure Meinung dazu? Meine Kolleginnen setzen das ein, ich mache es selbst aber nicht. Wir haben ja keine 1:1-Entsprechung von Buchstabe und Laut: "T" und "Tr" ist unproblematisch, aber welcher Laut gehört zum Buchstaben e? Das Kind weiß ja noch nicht, ob das Wort Tresor, Treppe oder Treibeis heißt. Aus "Tas" könnte sowohl die Tasse als auch die Tasche werden, aus "E" sowohl der Esel als auch die Ente ...

  • Ich finde das falsch - kann das aber nicht wissenschaftlich belegen. Meine Gedanken und Erfahrungen dazu:

    Der Erstleser muss natürlich beim Zusammenschleifen zu Beginn des Leseprozesses das Prinzip verstehen, wie man zwei Buchstaben lautiert und zusammen verbindet - zu einer Silbe nach dem Prinzip Konsonant-Vokal oder auch Vokal- Konsonant. Später kommen zu den offenen Silben auch geschlossene dazu, dann auch Silben in der Struktur KKV oder VKK. Ich lasse immer stupide Silbenteppiche lesen üben, damit die Silben sich wirklich einprägen. Denn: wenn das Kind das Prinzip grundsätzlich verstanden hat, sollten geübtere Leser Wörter silbenweise, später als ganzes Wort erfassen. Wenn Kinder das nicht schaffen, auf die Lesestrategie zu wechseln, haben sie häufig große Leseschwierigkeiten, weil sie für die Technik, Laut für Laut aneinander zu koppeln viel zu lange benötigen, vor allem wenn es um lange Wörter geht. Am Anfang erscheint es erfolgsversprechender zu sein, laut für laut aneinander zu reihen, aber eben bei langen Wörtern nicht mehr. Diese Strategie würde ich deshalb nie langfristig üben, weil sie in die Irre führt. Kinder sollten meiner Meinung nach zügig auf die Silbenstrategie wechseln. Treppenwörter empfinde ich daher als komplett kontraproduktiv…

  • Die ganz schwachen Schüler freuen sich, wenn sie zwischendurch mal so ein Wort präsentiert bekommen und es sich erlesen.

    Hilfreicher als zum Lesenlernen finde ich diese Methode aber zum richtig Schreiben üben.

    PS Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder, die im üblichen Tempo das Lesen lernen, solche Übungen nicht brauchen. Die lernen so schnell das Lesen, dass so eine Übung eigentlich nur aufhält. Klar kann man mal zwischenrein eine anbieten. Wie gesagt, bei schwächeren (schwachen) Schülern ist das einfach mal eine neue Motivation und erleichtert das Lesen. Aber so lernt man mit Sicherheit keine Texte zu lesen und das ist eigentlich von Anfang an der Anspruch.

  • In meiner Ausbildung gab es einen Lehrgang, der auf das Abbauen setzte. Das Wort wurde mit einem Bild vorweg als Ganzes präsentiert und dann abgebaut. (Wie bei der Wanze auf der Mauer)

    Dann wissen die Kinder, wie das Wort klingt.


    Auch ich nutze solche Übungen zwischendurch als eine von vielen.

    Meiner Meinung nach hilft es denen, die das Zusammenbinden zu Silben verstanden haben, jedoch nicht unbedingt das von Wörtern. Das bestimmt auch den Zeitpunkt der Übung relativ genau.


    Diejenigen, die voll auf die Silbe setzen, werden Silbe mit Silbe präsentieren, das wäre konsequent.


    Andererseits gibt es ja auch Wortverwandlungen durch den Austausch von Buchstaben (Hose-Hase-Nase), was man ebenso über das Vertauschen von Silben generieren kann.


    Da ich nicht denke, dass alle Kinder immer auf die gleiche Weise lernen, biete ich unterschiedliche Zugänge an, da ist das Auf- oder Abbauen einer von vielen, allerdings nur auf dem Leseblatt und nicht als Schreibübung.

  • Das habe ich vor 30 Jahren oft gesehen, ich konnte mich nicht damit anfreunden, habe es eher zum Lernwörter üben verwendet, wenn überhaupt.

  • Das kommt jetzt alles wieder, wie Cordhosen, Jutetaschen, Trockenblumensträuße …

    ... Modern Talking


    ... wobei - das ist hier ja Standard
    Und Wiedergänger gibt es hier auch ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

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