Beide Fächer in der Oberstufe?

  • Trotzdem frage ich mich, ob man das so direkt vergleichen kann - nicht im Sinne eines Anspruchsniveaus oder in der Frage, wer mehr "leistet", sondern rein inhaltlich. Es sind halt andere Herausforderungen.

    Das hört sich für mich schon so an, als ob du das fachfremde Unterrichten im Gymnasium als komplizierter ansiehst. In dem Fall, in dem es geht, ist es ja nicht einmal fachfremd. Sie hat die Prüfungen bestanden. Also, was will sie.

  • Ich weiß nicht genau, wie du die sehr klare Formulierung "nicht im Sinne eines Anspruchsniveaus" dann doch so deuten kannst, dass ich behaupte, das Unterrichten am Gymnasium sei komplizierter.

    Zumal ich sehr deutlich zwischen konkreten Inhalten statt zwischen Schularten unterscheide, in den Beispielen, die ich bringe:


    Man sieht ja natürlich auch immer sein eigenes Fach als "den Sonderfall", aber ich persönlich kann mir vorstellen, dass ich mich bspw. im fachfremden Geschichtsunterricht in der Mittelstufe eher über Wasser halten könnte als jemand, der "nur Schulenglisch" hat, dies im fachfremden Unterricht in höheren Klassen könnte. Ja, der studierte Geschichtskollege, der meine fiktive fachfremd unterrichtete Geschichtsklasse im nächsten Jahr hat, würde viel fluchen, weil ich wichtige Zusammenhänge nicht dargestellt hätte und relevante Fachmethoden nicht richtig unterrichtet hätte, aber ich behaupte, irgendwie würde ich schon durch die Unterrichtseinheiten kommen, wenn ich mich vorher einlese. Das ist vielleicht in Fächern wie Englisch, Mathe (und viele andere, wo die Handlungskompetenz noch mehr in der Vordergrund rückt und die inhalte eher in den Hintergrund) anders. Auf die Grundschule übertragen stelle ich mir vor, dass es vielleicht noch eher machbar ist, ohne entsprechende Ausbildung im Sachunterricht darüber zu reden, was der Igel im Winter frisst und was Frühblüher sind, als Zahlenräume und Übergänge in Mathematik zu erklären oder die Verschriftlichung von Lauten mit Anlauttabelle und was es da sonst noch alles gibt. Das ist aber natürlich eine sehr subjektive, von meinen Erfahrungen ausgehende Perspektive und ich lass mich hier gerne eines Besseren belehren. Es hat halt alles seine Herausforderungen, die unterschiedlich gestaltet sind.

  • Worum geht es hier eigentlich? Jemand hat 2 Fächer studiert und unterrichtet das eine lieber, weil er sich im anderen nicht so kompetent fühlt und macht sich Sorgen darüber, dass die Kollegen verstimmt sind, weil man nicht in die Oberstufe geht. Was soll man denn da antworten?

  • Also, was will sie.

    Hat sie doch geschrieben, sie hat nur einmal Oberstufe unterrichtet und dabei schlechte Erfahrungen gemacht.


    Ich dachte auch erst an fachfremden Unterricht, aber der Vergleich hinkt. Primarstufeneltern beschweren sich wohl eher selten, dass die Lehrkraft nicht gut genug Englisch kann, um die Wochentage zu vermitteln. Ein passenderer Vergleich fällt mir gerade nicht ein, aber es geht offenbar um die Bewertungssituation und dass die benötigte Kompetenz (hier: Sprechen in der Fremdsprache) bei Stress nicht gerade besser wird.

  • Aber vermutlich darf man sich in weiterführenden Schulen aussuchen, welche Altersklasse man unterrichten möchte.

    Man kann sich auch seine Klasse mit den Lieblingspersonen zusammenstellen. Die anderen bleiben dann halt daheim oder gehen wo anders hin.

  • Es gibt Fortbildungen. Aber vermutlich darf man sich in weiterführenden Schulen aussuchen, welche Altersklasse man unterrichten möchte. Dann ist doch alles in Ordnung.

    Man darf in großen Systemen durchaus Präferenzen benennen. Wir beziehen bei der Unterrichtsverteilung die Fachgruppen direkt mit ein (Welche Kurse/Klassen müssen weitergeführt werden, wer würde tendentiell welche Jahrgänge übernehmen usw.) Das steht nicht im Widerspruch dazu, dass am Ende natürlich jeder Unterricht abgedeckt sein muss und dass man auch einen Blick darauf behält, nicht immer die gleichen problematischen Konstellationen entstehen zu lassen.


    Und ja, es gibt Kollegen, die lieber einen Bogen um die Unterstufe oder um die Oberstufe machen und das jeweils andere präferieren. Es gibt auch Kollegen, die gerade den Unterschied in der pädagogischen Arbeit zwischen diesen Altersstufen schätzen und dafür keinen Nerv haben, sich mit pubertierenden 7.Klässlern herumzuschlagen. Eine Garantie, dass sie niemals so eingesetzt werden, ist das natürlich nicht.

  • Höre quasi nie, dass es auch irgendwie nett oder interessant ist.

    Das kann ich gar nicht bestätigen. Im Gegenteil: Gerade in den Fremdsprachen kann man dann endlich mal alles ausschöpfen und auf einem ganz anderen Niveau mit den SuS reden, diskutieren usw.! Ich finde das oft sehr bereichernd und v.a. interessant, wie sie zu den verschiedensten Themen stehen. Man ist in der Oberstufe (zumindest hier in BY) oft freier mit der Schwerpunktsetzung und kann auf diesem Niveau, wo man keine Grundlagen mehr mit den SuS paukt (außer vielleicht mal das ein oder andere wiederholt) die Sprache ganz anders nutzen. Es ist herausfordernd, aber interessant und man lernt selbst oft noch Neues hinzu.

    Hm, eigentlich im Unterrichtsgespräch ständig über Wörter, die mir nicht einfallen, zu stolpern etc. und als inkompetent wahrgenommen zu werden.

    Man bricht sich überhaupt keinen Zacken aus der Krone, wenn man mal ein Wort nachschlägt, das mach ich auch hin und wieder, vor allem, wenn es sich um sehr spezifisches Vokabular handelt. Allerdings gehört die Sek. II zu deinem Bereich, den du unterrichten musst im Gymnasiallehramt, und da solltest du zusehen, dass du dir die fehlenden Dinge aneignest, sei es dadurch, dass du das Vokabular und den Stoff mit den SuS mitlernst oder noch besser vor-lernst und dein Vokabular erweiterst (das passiert dann oft ganz automatisch), dass du regelmäßig Artikel liest und Podcasts hörst oder Reportagen in der Fremdsprache anschaust (am besten zu den Lehrplanthemen). Ansonsten gilt: Vorbereitung ist - wie so oft bei uns - die halbe Miete. Formuliere dir deine Aufgabenstellungen, Fragen zum Text, Diskussionsthemen, Argumente usw. bei der Unterrichtsvorbereitung vor, dabei übst/lernst du etwas und trittst sicherer im Unterricht auf. Schau dir die Musterlösungen an, wie die Lösungsvorschläge dort formuliert sind, die ein oder andere Redewendung kannst du für deinen Unterricht übernehmen. Mach gerade in der Oberstufe viel schülerzentrierten / handlungsorientierten Unterricht: Rollenspiele, Diskussionen/Debatten, Präsentationen etc.. Die "Großen" können noch viel besser eigenverantwortlich Stoff erarbeiten und Ergebnisse präsentieren - mach dir das zunutze.


    Ich hatte diese Sorge kürzlich auch, weil ich zum ersten Mal seit langem mal wieder in Französisch in der Oberstufe bin. Allerdings bin ich sehr enttäuscht, da das Niveau sehr niedrig ist. In den ersten zwei Lektionen gab es gerade mal 3-4 Vokabeln, die ich nicht kannte (und das waren ziemlich "neumodische", z.B. technische Begriffe, die es noch gar nicht so lange gibt). Also meine Sorge hat sich überhaupt nicht bestätigt; eher muss ich sehr langsam und einfach sprechen, damit die SuS mich verstehen... (leider! Das ist in Englisch allerdings anders).

  • Französisch kann kaum jemand, weil sich so gut wie niemand mit französischem Material privat beschäftigt. Bei Englisch sieht das anders aus.

    Das ist mir bewusst, dennoch braucht man nunmal zwei Fremdsprachen mind. bis Ende der 11. Klasse. Wieviel man da hinein investiert, kann natürlich jeder selbst entscheiden, dennoch muss ich auf dem Niveau unterrichten, das der Lehrplan vorgibt. Und das ist leider kaum zu erreichen bzw. nur bei ganz wenigen SuS. Meine aktuelle Klasse ist da besonders schlecht (quasi keine Grundlagen), die Parallelklasse ist da deutlich besser aufgestellt (wir schreiben die gleichen Arbeiten) - es geht also auch anders...

  • Ich kann mir vorstellen, dass Französisch in Bayern nochmal schwieriger zu motivieren ist. Am westlichen Rand von Rheinland-Pfalz ist die Akzeptanz ein wenig höher (immer noch gering).

  • Wie kommt man auf die Idee, sich für eine Tätigkeit bezahlen lassen zu wollen, die man nicht bereit ist zu tun?

    Streng genommen wird man als Beamter nicht für eine Tätigkeit bezahlt, sondern dafür, dass man "gegenüber dem Staat [bzw. Land] in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis steh[t]" (https://www.bmi.bund.de/DE/the…ldung/besoldung-node.html). Deshalb erhält man die Besoldung ja auch vorab sowie im Krankheitsfall.

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    • Offizieller Beitrag

    bei allen Fremdsprachen ist das Problem:
    wer irgendwann im zweiten/dritten Lernjahr geschludert hat, hat schnell den Faden verloren, weil die Progression auf die vorherggehenden Bausteine aufbaut. Das dann aufzuholen, ist mühsam und erfordert viel Willen.
    In meinem zweiten Fach Geschichte ist das anders: hat jemand beim 30 jährigen Krieg gepennt, kann er immer noch locker beim Absolutismus frisch einsteigen.

    Und vll könnte jetzt mal das Fächerbashing unterbleiben-- es wird langsam albern

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