Beide Fächer in der Oberstufe?

  • Ich hatte damals das gegenteilige Problem; ich wollte eigentlich ausschließlich mit beiden Fächern in die Oberstufe und man meinte, das sei wegen der Korrekturbelastung nicht zumutbar und außerdem wollen andere ja auch. Ich finde Englisch in der Oberstufe 1000x interessanter, als sich durch die Buchlehrgänge in der Sek I zu wurschteln und ständig nur Sprachaufbau zu betreiben. Inhaltlich ist in der Sek I über weite Strecken kaum irgendwas Interessantes dabei und noch dazu sind Unter- und Mittelstufen einfach so viel anstrengender 😄


    Korrekturbelastung hat man allerdings, das stimmt wohl. Ob man sprachlich fit ist und das passende Vokablular für ein Thema abrufbar hat usw. hängt ja an der eigenen Vorbereitung.

  • Sei mir nicht böse, aber ich bin schockiert, dass du dein Sprachniveau als studierte Englischlehrkraft nicht als gut genug findest für einen popeligen Oberstufenkurs am Gymnasium. Das ist entweder ein massives fachliches Problem, woran dringend gearbeitet werden muss oder aber du unterschätzt dich einfach total.

  • Naja, wenn ich das noch nie gemacht habe weil ich die ersten Jahre an einer Sek1 Schule war und mein Studium in diese Richtung auch nicht sooooo gewinnbringend war (Hausarbeiten sollten wir auf Deutsch schreiben... 🙈)... So richtig Vertrauen baut man da nicht auf.

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    Das sind "Ausreden", die auf viele Englisch-Lehrkräfte zutreffen, aber nicht als Grund vorgebracht werden, nicht in die Oberstufe zu gehen. Vokabeln und Grammatik kann man sich draufschaufeln und mit jedem Oberstufenjahrgang wird man erfahrener und versierter. Wir können schlecht von unseren Schülern Arbeit an ihrer Sprachkompetenz einfordern, wenn wir selbst nicht dazu bereit sind.

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    Oh! Welche Fächer hast du denn? Keine Sprache wahrscheinlich. 🤔🤭

    doch. Kein Englisch, aber zwei Sprachen und zwei Sachfächer.

    Aber mich überzeugen tausend andere Sachen mehr (ich liste sie nicht alle auf, es wäre Werbung und dann würde meine Konkurrenz steigen: Abwechslung der Themen (ab und zu ändern sich die Sachen..), mehr Tiefe (wenn noch "trivial", wie User Nele zu sagen pflegte), mehr Ruhe (egal in welcher Gruppe, in Vergleich zur Sek1), weniger Reize für mich, ... und ich LIEBE ALLE meine Fächer, in der Oberstufe ist die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest ein Teil der SuS sich _bewusst_ dafür entschieden hat, größer.., etc etc...) und ich schlucke die Kröte Korrektur (sagte die Paprika mit 4 Stapeln auf dem Tisch).

  • Ich danke euch für die größtenteils ermutigenden Antworten... Ich versuche den Schritt einfach mal.


    (Jaaa, klar könnt ihr schockiert über meine Aussagen sein... Hilft mir nicht weiter, im Gegenteil - sondern in dem Moment nur euch selbst.)

  • ... und außerdem wollen andere ja auch. ...

    Manchmal hab ich den Eindruck, dass andere auch aus Prinzip das machen wollen, was irgendwer anders gerade will.


    (Wahrscheinlich ist das wie in Familien. Bei jüngeren Geschwistern: "Geraaade wollte ich auch ans Klavier!" Wenn es ein halbes Jahr lang ungenutzt rumstand und die Schwester sich eben drangesetzt hat. Oder bei Erwachsenen: "Ach bei diiiir steht die tolle Vase?!", wenn man irgend einen Gegenstand aus Omas Habseligkeiten beim Bruder stehen sieht, die man völlig vergessen hatte aber sich nun natürlich benachteiligt fühlt.)

  • Ja, naja. Ich verstehe das schon. In meinem Sachfach hatte z.B. eigentlich keiner Bock auf Unterstufe und irgendwer muss es halt trotzdem machen. Genauso war die Oberstufe in Englisch in meinen ersten Jahren an der Schule quasi "dicht", weil per Gewohnheitsrecht immer die gleichen Leute drin waren. Es kann schon zu Unmut führen, wenn eine Schulleitung bei der Unterrichtsverteilung da nicht auch ausgleichend tätig wird. 25 Stunden nur in der Oberstufe unterzubringen, ist auch gar nicht so einfach (vor allem, wenn es im Zweitfach nicht viele Parallelkurse gibt).

  • In meiner Sprache ist die Oberstufe absehbar auf Jahre gut abgedeckt. Das passt aber für alle Beteiligten, so mein Eindruck. Die Kollegen, die in der Qualifikationsphase eingesetzt sind, schätzen das fachlich/sprachlich anspruchsvollere Arbeiten und nehmen den höheren Korrekturaufwand gerne in Kauf. Wäre das nicht so, ich vermute, es würde sich dennoch ein Kompromiss finden lassen.

    Dafür bin ich in Mathematik schwerpunktmäßig in der Oberstufe und habe nur ab und ab einen Mittelstufenkurs. Hier ist es wiederum so, dass viele Kollegen die Unterstufe gerne machen, sodass hier absehbar erst einmal alles voll ist.

  • Naja, wenn ich das noch nie gemacht habe weil ich die ersten Jahre an einer Sek1 Schule war und mein Studium in diese Richtung auch nicht sooooo gewinnbringend war (Hausarbeiten sollten wir auf Deutsch schreiben... 🙈)... So richtig Vertrauen baut man da nicht auf.

    Soll ich dir mal sagen, was ich in der Grundschule alles völlig FACHFREMD unterrichten muss(te) im Laufe meiner Dienstzeit: Mathe: seit über 30 Jahren immer, Sport über 30 Jahre, Englisch ein paar Jahre, Musik ca 10 Jahre.

    Studiert habe ich Deutsch, Reli, Kunst und Bio.

    Reli möchte ich nicht mehr unterrichten. ich tue es aber, wenn Bedarf besteht, der besteht bei uns derzeit nicht. Unterrichte derzeit Deutsch, Mathe, Sachunterricht und Musik in 3 Klassen. Mu uns Ma fachfremd. Das bedeutet viel Vorbereitung und Einarbeitung, anfangs auch Fortbildungen.. Du hast immerhin das Fach studiert. Sorry, ich kann dein Problem nicht nachvollziehen.

  • Vielleicht noch eine Ergänzung zum Korrekturaufwand: Der mag für die einzelne Schülerarbeit höher sein, gleichzeitig sind Oberstufenkurse nicht selten auch spürbar kleiner als Klassen in der Mittelstufe. In NDS liegt der Klassenteiler in der Sek 1 bei 30, der Teiler in der Q-Phase liegt dagegen bei 18-20.

    Das ist leider bei uns am BG nicht der Fall, weil es dort keine "Klassenteiler" gibt :( . Einen Erlass "Klassenbildung und Lehrkräftestundenzuweisung" oder andere gesetzliche Regelung wie für die allgemeinbildenden Schulen, in der SuS-Höchstgrenzen pro Klasse bzw. Kurs vorgegeben sind, gibt es für die BBS in NDS leider nicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Für jeden einzelnen Kurs oder als Durchschnitt?

    In der Sek 2 ist der Klassenteiler zunächst erst einmal eine Rechengrundlage zur Bildung "virtueller Klassen", die wiederum Grundlage für die Zuweisung von Lehrerstunden sind. Jede so gebildete "Klasse" erhält dann eine Zuweisung von ca. 34 Stunden, die wiederum genutzt werden müssen, um alle Kurse einzurichten. Aus Schülersicht benötigen sie im Durchschnitt über die Q-Phase hinweg mindestens 32 Wochenstunden Unterricht, mit Zusatzangeboten wie z.B. einer dritten Fremdsprache oder mit ungünstiger Kurswahl teilweise etwas mehr.


    Das führt dann dazu, dass man mit einer mittleren Kursstärke von ca. 18-20 das System genau versorgt bekommt. Wenn man dann Kursangebote mit geringeren Anwahlzahlen realisieren möchte (z.B. ein Latein-Leistungskurs mit nur 10 Schülern), dann müssen an anderer Stelle zwangsläufig auch etwas größere Kurse auftauchen. Dass dann mal Kurse mit 22-24 Teilnehmern entstehen, liegt in der Natur der Sache. Hier würde eine Teilung wenig sinnvoll sein. Das sieht bei Kursen mit 32 Teilnehmern anders aus ;)

  • Das ist leider bei uns am BG nicht der Fall, weil es dort keine "Klassenteiler" gibt :( . Einen Erlass "Klassenbildung und Lehrkräftestundenzuweisung" oder andere gesetzliche Regelung wie für die allgemeinbildenden Schulen, in der SuS-Höchstgrenzen pro Klasse bzw. Kurs vorgegeben sind, gibt es für die BBS in NDS leider nicht.

    Interessehalber: Wie erfolgt die Stundenzuweisung denn bei euch? Rein an den Schülerzahlen der gesamten Schule orientiert?

  • Ja, genau!

    Damit könnte man dann vermutlich mit Blick auf das Stundendeputat zumindest intern eine Betreuungsquote bestimmen, die Orientierung zur durchschnittlichen Gruppengröße geben kann. Ich kann nur vermuten, dass bei euch durch die verschiedensten Fachrichtungen die Gruppengröße je nach Bedarf flexibler gehandhabt werden muss.

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    In der Sek 2 ist der Klassenteiler zunächst erst einmal eine Rechengrundlage zur Bildung "virtueller Klassen", die wiederum Grundlage für die Zuweisung von Lehrerstunden sind. Jede so gebildete "Klasse" erhält dann eine Zuweisung von ca. 34 Stunden, die wiederum genutzt werden müssen, um alle Kurse einzurichten.

    okay. Also wie in NRW.

    Da jede Schule sich aber - gewollt oder ungewollt - kleine Kurse leisten muss und will (NaWi-LK, Musik oder Kunst-LK, 2. oder 3. Fremdsprache...), sind einzelne Kurse größer.
    Ich gebe es zu: WENN meine Fremdsprache zustande kommt, dann mit kleinem Kurs, da nehme ich im Sachfach SELBSTVERSTÄNDLICH große Kurse in Kauf (zumal in NRW ja nicht alle eine Klausur schreiben, es also zwarden Aufwand erhöht, die Namen zu lernen ;) und auch im classroom management, aber ansonsten okay ist )

  • Höre quasi nie, dass es auch irgendwie nett oder interessant ist. Immer nur "viel Lesen", "viele Korrekturen", "immer skurrilere und fast nur unbekannte Vorgaben der zu lesenden Texte". Führt bei mir logischerweise zu: "Äh... Ich bleibe bei meinem anderen Fach, wenn's irgendwie geht." 🙈🤣

    Also, ich unterrichte Deutsch und Englisch und ziehe Oberstufe deutlich vor. Die Korrekturbelastung ist hoch, ja, vor allem in Englisch ist der Unterschied zwischen kurzen Arbeiten der Unter- und Mittelstufe mit vielen geschlossenen und halboffenen Aufgabenformen und der textlastigen Oberstufe schon immens, aber die Gründe, die andere angesprochen haben, überwiegen für mich, obwohl ich Korrekturen abgrundtief hasse: interessantere Themen, weniger Grundlagenarbeit (grammatikalisch, methodisch), entspanntere Schüler, weniger Anforderungen an die methodische Gestaltung meines Unterrichts etc. Für mich ist das gar keine Frage.


    Soll ich dir mal sagen, was ich in der Grundschule alles völlig FACHFREMD unterrichten muss(te) im Laufe meiner Dienstzeit: Mathe: seit über 30 Jahren immer, Sport über 30 Jahre, Englisch ein paar Jahre, Musik ca 10 Jahre.

    Studiert habe ich Deutsch, Reli, Kunst und Bio. [...]

    Sorry, ich kann dein Problem nicht nachvollziehen.

    Ich habe großen Respekt vor er Arbeit der Kollegen in der Grundschule. Nicht nur die pädagogischen und didaktischen Herausforderungen aufgrund des Alters und der ständigen Binnendifferenzierung, sondern gerade auch die Grundlagenarbeit, sowohl methodisch als auch in der Vermittlung von Grundverständnis (Sprachverständnis, Schriftsprache, abstraktes Denken, Verständnis von Zahlenräumen etc.).

    Trotzdem frage ich mich, ob man das so direkt vergleichen kann - nicht im Sinne eines Anspruchsniveaus oder in der Frage, wer mehr "leistet", sondern rein inhaltlich. Es sind halt andere Herausforderungen. Und die TE befürchtet ja die direkte Reaktion der Schüler auf ihre Unsicherheiten. Und ich würde annehmen, dass man in der konkreten Unterrichtssituation vielleicht von Teenagern, die selbst schon einiges im Fach / in der Sprache können, nochmal kritischer betrachtet wird. Und dazu kommt dann natürlich die Korrektur der sprachlichen Arbeiten, bei denen man eben auch souverän genug sein muss, um zu entscheiden, ob angebotene Formulierungen und Strukturen nun auch korrekt sind. Ich hatte mal eine Schülerin mit nahezu muttersprachlichem Niveau in Englisch, die zu faul war, in der Klausur Begriffe nachzuschlagen, die sie dann doch nicht kannte. Sie hat dann einfach Wörter erfunden, die richtig klangen. Auf dem Niveau, auf dem sie war und in dem ihre Klausuren geschrieben waren, musste man da schon sehr genau hinsehen, um sich davon nicht täuschen zu lassen. Das erfordert schon ein hohes eigenes sprachliches Niveau.


    Man sieht ja natürlich auch immer sein eigenes Fach als "den Sonderfall", aber ich persönlich kann mir vorstellen, dass ich mich bspw. im fachfremden Geschichtsunterricht in der Mittelstufe eher über Wasser halten könnte als jemand, der "nur Schulenglisch" hat, dies im fachfremden Unterricht in höheren Klassen könnte. Ja, der studierte Geschichtskollege, der meine fiktive fachfremd unterrichtete Geschichtsklasse im nächsten Jahr hat, würde viel fluchen, weil ich wichtige Zusammenhänge nicht dargestellt hätte und relevante Fachmethoden nicht richtig unterrichtet hätte, aber ich behaupte, irgendwie würde ich schon durch die Unterrichtseinheiten kommen, wenn ich mich vorher einlese. Das ist vielleicht in Fächern wie Englisch, Mathe (und viele andere, wo die Handlungskompetenz noch mehr in der Vordergrund rückt und die inhalte eher in den Hintergrund) anders. Auf die Grundschule übertragen stelle ich mir vor, dass es vielleicht noch eher machbar ist, ohne entsprechende Ausbildung im Sachunterricht darüber zu reden, was der Igel im Winter frisst und was Frühblüher sind, als Zahlenräume und Übergänge in Mathematik zu erklären oder die Verschriftlichung von Lauten mit Anlauttabelle und was es da sonst noch alles gibt. Das ist aber natürlich eine sehr subjektive, von meinen Erfahrungen ausgehende Perspektive und ich lass mich hier gerne eines Besseren belehren. Es hat halt alles seine Herausforderungen, die unterschiedlich gestaltet sind.

  • Ich hatte/habe in der Grundschule auch schon Kinder, deren Muttersprache Englisch war und die ich in Englisch unterrichtet habe. Klar, anderes Niveau und klar ist in der GS alles leichter als bei euch. Trotzdem muss man immer auch die Didaktik beherrschen, gerade bei wichtigen Grundlagen in Mathe, Sport und eigentlich allen Fächern....

    Habe auch keine Lust zu vergleichen, wem es schlechter geht. Sehe eigentlich immer mehr, wie viel GrundschullehrerInnen sich ohne muh und mäh zu machen, gefallen lassen.

    Fachfremder Unterricht bedeutet immer viel mehr Vorbereitungszeit. Ich wusste zum Beispiel nicht, wie man den Kindern Basketball beibringt oder ein Reck aufbaut, so dass es den Sicherheitsansprüchen entspricht usw, usw.... Du kannst Kinder nicht jedes mal Völkerball spielen lassen, auch in der GS ist ein Bildungsplan zu erfüllen. Da mussten wir uns einarbeiten, bzw. auch Fortbildungen besuchen.

    Genauso gibt es didaktische Prinzipien z.B. des Mathematikunterrichts, mit denen man sich auseinandersetzen und die man umsetzen muss. Zum Beispiel beim Umgang mit Textaufgaben usw., usw.....(enaktiv, ikonisch, symbolisch...) Als Fachfremde haben wir uns einfach immer fachlich auf Vordermann gebracht. Also die meisten Kolleginnen.

  • Habe auch keine Lust zu vergleichen, wem es schlechter geht.

    Ich hatte eigentlich die sehr ausführliche Einleitung zu meinem Statement geschrieben, um deutlich zu machen, dass die Arbeit der GS KuK nicht abwerten möchte und dass ich durchaus der Meinung bin, dass diese mit extrem hohen Herausforderungen und Ansprüchen einher geht. Schade, dass du es trotzdem offenbar als "Battle" darüber, wer mehr leistet oder wem es schlechter geht, gelesen hast.

  • Ich hatte eigentlich die sehr ausführliche Einleitung zu meinem Statement geschrieben, um deutlich zu machen, dass die Arbeit der GS KuK nicht abwerten möchte und dass ich durchaus der Meinung bin, dass diese mit extrem hohen Herausforderungen und Ansprüchen einher geht. Schade, dass du es trotzdem offenbar als "Battle" darüber, wer mehr leistet oder wem es schlechter geht, gelesen hast.

    Nein, habe ich eigentlich nicht, aber es ist eine automatische Reaktion, da immer das Argument des niedrigen Niveaus kommt. So als könne jeder, der das Einmaleins beherrscht und Lesen kann, in der GS unterrichten. Aber daran, dass man sieht, wie viel wir fachfremd unterrichten müssen, gehen wohl sogar die Obrigkeiten davon aus, dass man jegliches Fach in der GS einfach so können kann.

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