Rückkehr aus Abordnung an die Universität

  • Deine neue SL kennt dich ja nicht wirklich, lediglich von der Aktenlage. Vielleicht hält sie dich für einen Elfenbeinturmbewohner. Vielleicht befürchtet sie einen kollegialen Bürgerkrieg, wenn sie irgendeinen unbekannten Neuzugang bewährten Kollegen vorzieht. Denk die Sache daher doch mal andersrum. Anstatt eine bestimmte Tätigkeit für dich zu beanspruchen würde ich anfragen, wo sie dich mit deinen Kenntnissen ein Engagement jenseits des Unterrichts gut vorstellen könnte, wenn deine Wunschtätigkeit blockiert ist. Wer gut (und willig) ist, der findet schnell genug eine Tätigkeit in unserem Metier, den Burnout zu beschleunigen.

    Natürlich kennt man mich nicht. Das Klischee Elfenbeinturm könnte man daher erstmal beiseite stellen, solange es keine konkreten Anzeichen dafür gibt. Man hat aber keinerlei Anstalten gemacht, mich kennenzulernen. Weder wurden mein Lebenslauf und Arbeitszeugnis gelesen noch wurden im Gespräch interessierte Fragen gestellt. Es geht nicht um die eine Wunschtätigkeit, sondern darum überhaupt Perspektiven aufzuzeigen.

  • Natürlich kennt man mich nicht. Das Klischee Elfenbeinturm könnte man daher erstmal beiseite stellen, solange es keine konkreten Anzeichen dafür gibt. Man hat aber keinerlei Anstalten gemacht, mich kennenzulernen. Weder wurden mein Lebenslauf und Arbeitszeugnis gelesen noch wurden im Gespräch interessierte Fragen gestellt. Es geht nicht um die eine Wunschtätigkeit, sondern darum überhaupt Perspektiven aufzuzeigen.

    Puh. Wenn du in diesem Gespräch genauso anstrengend gewesen bist wie hier, dann kann ich die Schulleitung leider gut verstehen.

  • Puh. Wenn du in diesem Gespräch genauso anstrengend gewesen bist wie hier, dann kann ich die Schulleitung leider gut verstehen.

    Anstrengend? An welcher Stelle findest du das anstrengend?


    In Guten Unternehmen würde keiner einfach irgendwohin gesetzt, wo grad ein Schreibtisch frei ist, sondern es würden Entwicklungsgespräche geführt und wenigstens das Gefühl der Mitbestimmung zu vermitteln. Wenn die Vorstellungen und Realität zu sehr auseinander liegen, kann man immernoch intervenieren und nachjustieren, aber hier findet ja einfach kein Gespräch statt.

    Das ist ein nicht-nutzen von evtl. Wertvoller Expertise.

  • Hast Du mal mit der zuständigen Behörde Kontakt aufgenommen? Es ist ja schon etwas fahrlässig, wenn man nicht versucht, Deine erworbene Expertise an der Uni bestmöglich zu nutzen.

    Die zuständige Behörde ist leider total unfähig, was das Thema Abordnungen angeht. Sie haben scheinbar kaum auf dem Schirm, dass es das überhaupt gibt. Selbst bei Standardfragen nach Fristen und Formularen für die Rückkehr habe ich falsche Auskünfte bekommen.

  • Anstrengend? An welcher Stelle findest du das anstrengend?

    Versetz dich einmal in die Lage des Schulleiters: zwanzig Baustellen auf einmal, und dann kommt noch irgendeine Type mit Fächern, die keiner braucht von der Uni, der alles sofort besser kann und weiß und zudem noch gerne A14 hätte und an verdienten, ebenfalls fähigen Kollegen vorbeiziehen möchte.


    Ist das klug von der Schulleitung? Nein. Ist es nachvollziehbar? Ja. Und es ist mir unerklärlich, dass der Threadsteller nicht in der Lage ist, eine andere Position einmal einzunehmen (ohne sie teilen zu müssen) und sofort auf beleidigte Leberwurst macht. Aber hey, er hat ja ein Stellenagebot von der Uni, wo er sehr geschätzt wird. Ist doch fein. Ich würde dort bleiben und gut isses.

  • In Guten Unternehmen würde keiner einfach irgendwohin gesetzt, wo grad ein Schreibtisch frei ist, sondern es würden Entwicklungsgespräche geführt und wenigstens das Gefühl der Mitbestimmung zu vermitteln. Wenn die Vorstellungen und Realität zu sehr auseinander liegen, kann man immernoch intervenieren und nachjustieren, aber hier findet ja einfach kein Gespräch statt.

    Das ist ein nicht-nutzen von evtl. Wertvoller Expertise.

    Genauso sehe ich das auch. Es sind halt zwei Seiten, die zueinander finden müssen. Dieses Verfahren ist absolut einseitig. Aber das scheint in Schule leider noch als normal empfunden zu werden. Wenn man nur Schule kennt, mag das als anstrengend empfunden werden.

  • Versetz dich einmal in die Lage des Schulleiters: zwanzig Baustellen auf einmal, und dann kommt noch irgendeine Type mit Fächern, die keiner braucht von der Uni, der alles sofort besser kann und weiß und zudem noch gerne A14 hätte und an verdienten, ebenfalls fähigen Kollegen vorbeiziehen möchte.

    Der Schulleiter hat der Bezreg signalisiert, dass er mich gerne hätte. Er kannte meine Fächer. Wusste also, dass er da eigentlich keinen direkten Bedarf hat.

    Dass ich alles besser kann, habe ich mit keinem Wort auch nur angedeutet. Das denke ich nämlich auch überhaupt nicht. Es geht lediglich darum, eine Perspektive für eine zur Schule passende Aufgabe über den Unterricht hinaus aufzuzeigen.

  • Anstrengend? An welcher Stelle findest du das anstrengend?


    In Guten Unternehmen würde keiner einfach irgendwohin gesetzt, wo grad ein Schreibtisch frei ist, sondern es würden Entwicklungsgespräche geführt und wenigstens das Gefühl der Mitbestimmung zu vermitteln. Wenn die Vorstellungen und Realität zu sehr auseinander liegen, kann man immernoch intervenieren und nachjustieren, aber hier findet ja einfach kein Gespräch statt.

    Das ist ein nicht-nutzen von evtl. Wertvoller Expertise.

    Leider passiert sowas im Bildungssystem ständig, weswegen es auch so unattraktiv ist für Leute, die Karriere machen wollen.


    Kleine Anekdote: während meines Studiums hatten wir per Abordnung eine fantastische Dozentin für die didaktischen Begleitseminare der Praktika. Plötzlich war sie dann Knall auf Fall weg, da an ihrer Stammschule der Bedarf nicht mehr gedeckt werden konnte.

    Die kommenden Semester wurden die Didaktik-Seminare mit zwei blutjungen Leuten frisch aus dem Studium besetzt, die an der Hochschule promovierten, aber nie selbst als Lehrkraft gearbeitet hatten. Die Nachbesprechungen von Unterrichtsbesuchen mit diesen waren dann immer sehr... interessant, vorsichtig ausgedrückt, während die jahrzehntelange Expertise der vorangegangen Dozentin einfach verpuffte.

  • Das klingt sehr nach Bildungssystem 🙈

    Bei mir fing es eigentlich schon bei der Terminfindung für das Gespräch nicht gut an. Die Sekretärin wollte unbedingt von mir wissen, wann ich montags immer kann. Dass das bei mir vom konkreten Datum abhängig ist, war aus irgendeinem Grund ein Problem. Im Endeffekt hat sie dann an einem Montag in der mündlichen Prüfungswoche zigmal angerufen und sich im Anschluss beschwert, dass ich nicht ans Telefon gehe. 🥴

  • Du erwartest zu viel Stranddrang.


    Du kommst aus einer Abordnung an eine Schule, wo keiner dich als Person, deine reale Qualifikation und deine Arbeitsweisen kennt. Darüber hinaus lässt sich deine Unitätigkeit nicht 1:1 übertragen. Da ist es völlig normal, dass man dich nicht sofort in eine Koordination setzen wird sondern die Schule dich erst einmal in der Praxis kennenlernen will.


    Es ist auch fair und transparent vom SL darzustellen, wie groß die Chancen in deinem Wunschbereich sind. Ebenso ist es fair dir eine Alternative zu nennen, wo gerade großer Bedarf ist. Dass diese jetzt nicht deinen Vorstellungen entspricht, kann halt passieren.

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    • Offizieller Beitrag

    Es ist systemisch und frustrierend. JEDE einzelne Person, mit der ich gesprochen habe, die an einer Hochschule abgeordnet war, ist diesbezüglich frustriert. Klar soll keine Beförderung herausspringen, aber der Wechsel ist echt krass und dafür, dass diese Abordnungsstellen genau dafür da sind: Wissens- und Kompetenzaustausch zwischen Schule und Uni, ist es sehr einseitig. Meine Kenntnisse des Schulfeldes wurden jahrelang geschätzt und als notwendig für meine Arbeit im Team an der Hochschule angesehen. Ich habe an der Schule NICHTS erwartet, aber dieses Gefühl, ich hätte genauso jahrelang in Elternzeit sein können (no offense), ist echt frustrierend.

    Also: ich fühle mit.
    Nur: ich hatte keine Qualistelle und also weder den Doktortitel (der doch hier und da Türe öffnet), noch die Kontakte zu Instituten.

  • Ich kann komplett verstehen, dass man - ausgestattet mit der entsprechenden Expertise - gerne irgendwo unterkommen würde, wo man seine über Jahre erarbeiteten Fähigkeiten auch einsetzen kann. Dieser Wunsch ist doch nicht "anstrengend", sondern eigentlich sollte das System selbst auch ein Interesse daran haben, Positionen mit gut ausgebildeten, motivierten Leute zu besetzen oder zumindest Perspektiven auszuloten.

  • Ich kann auch die Frustration verstehen. Natürlich wäre es schön und systemisch sehr sinnvoll, dass die Kompetenzen nicht verpuffen und man seinen Beitrag zur besseren Verzahnung von Universität und Schule dann auch leisten dürfte.

    Aber Abgeordnete Lehrkräfte sind so eine kleine und oft unsichtbare Gruppe. Es gibt für uns tatsächlich nur zwei mögliche Karrierewege:


    1) Man nimmt die 6 Jahre als Geschenk an und nutzt die Qualifikation später um eine bessere und effizientere Lehrkraft zu werden. Dadurch ist das Leben dann auch entspannter, erfüllter und wenn man Glück hat, dann wird es irgendwann gesehen und es tun sich neue Einsatzgebiete auf. Da man so eine Abordnungsstelle ja auch nicht geschenkt bekommt und die Promotion während dessen auch nicht, gehe ich davon aus, dass der TE ähnlich wie Chili und ich auch schon genug Erfahrungen haben im interessante Tätigkeiten sammeln. Das heißt, auch wenn vielleicht das erste Jahr nach der Abordnung hart ist, ist es realistisch anzunehmen, dass man sich auch wieder interessante Tätigkeiten erarbeitet. Und ich kenne genug Abgeordnete Lehrkräfte, die dann auch interessante weitere Abordnungen oder Beförderungen erhalten haben.


    2) Man schafft den Absprung in die Wissenschaft, wenn man das möchte. Frustrierenderweise hat man dazu, wenn man seine Verbeamtung nicht aufgeben kann/möchte, ja nur die Möglichkeit eine Ratsstelle im Mittelbau oder eine Professur zu erhalten. Erstere sind rar und hart umkämpft, für letztere sind Abgeordnete Lehrkräfte meist zu alt, wenn sie mir der Promotion fertig sind und neben dem hohen Lehrdeputat ist es nun mal echt schwierig, dann so viel zu publizieren neben der Promotion, dass man das Alter ausgleichen könnte. Außerdem werden die wenigsten ohne Postdocstelle Professor*in. Postdoc-Stellen gibt es wiederum nur als Verbeamtung auf Zeit, ebenso wie Juniorprofessuren. Beides steht Abgeordneten Lehrkräften also nicht ohne Entlassung aus der Verbeamtung offen.


    Mir und den meisten anderen abgeordneten Lehrkräften wurde das zwar nie von Seiten des Dienstherren klar gemacht, aber es wird einem doch echt schnell bewusst. Zudem hat man sich ja beworben in dem Wissen, dass es keine Beförderung gibt.


    Sprich: ich nehme es als geschenkte Jahre und versuche sehr zuversichtlich zu bleiben, dass für alle Abgeordneten Lehrkräfte, die den Job mit Engagement machen, dann langfristig auch neue Perspektiven bieten. Nur auf die Beförderung haben wir eben sehenden Auges verzichtet. Das ist der Preis für 6 Jahre etwas anderes tolles machen und zumindest die Option auf 2. zu haben.


    Wer wie der TE die Option hat, sogar die Verbeamtung aufzugeben um das Glück auf der Postdocstelle zu versuchen, ist dann aus meiner Sicht eh noch mal in einer Luxus-Position. Je nach Fach, Alter, Promotionsnote, zusätzlichen Erfahrungen etc. sind die Chancen auf eine Professur ja auch gar nicht so gering.


    Und falls man dieses Risiko doch nicht gehen kann oder möchte: es haben sich noch immer Möglichkeiten ergeben im Leben, sonst wäre man auch nie in der Abordnungsstelle gelandet.

  • Meine Tendenz ist aktuell eher ein Angebot an der Uni anzunehmen und einen Antrag auf Entlassung zu stellen.

    Wenn das eine echte Option ist, warum nicht.

    Ich kenne allerdings eher Leute, die den umgekehrten Weg gegangen sind, also erst eine Unilaufbahn anvisiert haben, dann schließlich im Schuldienst gelandet sind, als sie wegen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes dort keine Perspektive mehr hatten. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.


    Und ich kenne genug Abgeordnete Lehrkräfte, die dann auch interessante weitere Abordnungen oder Beförderungen erhalten haben.

    Ansonsten würde ich dieser Aussage zustimmen. Das Problem, dass "fremde" Qualifikationen nicht gleich anerkannt werden, gibt es im System Schule immer wieder. Auch bspw. bei Rückkehrern aus dem Auslandsschuldienst, die dort Schulleitungsaufgaben übernommen haben, aber bei Direktbewerbungen auf die "nächsthöhere" Leitungsstelle nicht berücksichtigt wurden. Intern hieß es dann, dass sie sich erstmal im Inland auf dem Statusamt bewähren müssen. In der Regel wurden diese dann aber bei Zweit- oder Drittbewerbungen recht schnell berücksichtigt.

  • Dein Problem ist, dass zumindest in NRW die Aufgaben, die mit Ausbildung von Refs und mit der Betreuung von Studenten verbunden sind, sehr gut mit Entlastungsstunden ausgestattet sind. Das macht die Stellen so attraktiv, dass viele sie haben wollen.

    Beförderungsstellen sind ein halt auch ein rares Gut und werden durch die Aufwuchs an A13 Stellen und nicht mehr auf Bäumen wachsen.

    Ich kann deinen Frust verstehen, wenn man sich mit der erworbenen Expertise nicht wahrgenommen fühlt. Ein SL muss, wie bereits erwähnt, den Laden mit den sehr begrenzten Mittel der Mitarbeitermotivation am Laufen halten. Mit den für dich eher negativen Folgen.

    Ich würde die Flinte nicht sofort ins Korn werfen. Ich habe auch jahrelang auf meine Chance gewartet. Wenn diese kommt, nutze sie und dann kann es recht schnell aufwärts gehen. Sei es mit einer Beförderung oder Entlastung (Entlastungsstunden sind auch viel wert).

    Dein Lebenslauf schreit nach einer Fachleitung an einem Studienseminar. Hast du diesen Weg schonmal in Auge gefasst?

  • Dein Problem ist, dass zumindest in NRW die Aufgaben, die mit Ausbildung von Refs und mit der Betreuung von Studenten verbunden sind, sehr gut mit Entlastungsstunden ausgestattet sind

    Definiere "sehr gut ausgestattet" bitte mal.

  • Ja, genau. Mit geht es gar nicht mal um die Beförderung. Die wäre natürlich nice to have. Ich möchte aber in erster Linie die Vielfältigkeit der Aufgaben behalten. Ich führe gerne ein Team, mag es zu koordinieren usw. "Nur" Lehrkraft scheint mir etwas eintönig. Zumal ich eben auch aus dem Brennpunkt komme, wo die Arbeit mit SuS menschlich wirklich herausfordernd war. Jetzt sind es brave Gymnasiasten.

    Dann musst du dich auf entsprechende Stellen bewerben.

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