Umgang mit übler Nachrede

  • Hallo liebes Forum,

    ich bräuchte Tipps zu einem heiklen Thema:


    Seit einiger Zeit verbreitet eine Schülerin (recht jung, Sek. I), die ich im Unterricht habe, abwertende und schlimme Aussagen über mich. Es fing zunächst recht harmlos an und ich habe dem keine Bedeutung beigemessen. Aber über die Wochen hat es sich gesteigert und ihre Aussagen wurden extremer und ehrverletzend. Diese Schülerin hat einen sozial schwierigen Hintergrund und ist allgemein ziemlich verhaltensauffällig, nicht nur bei mir, sondern natürlich auch bei anderen Kolleginnen und Kollegen. Sie stört ständig den Unterricht und fällt durch sehr provozierende Äußerungen auf.


    Zwischenzeitlich habe ich das Gespräch mit dem Klassenlehrer gesucht und mich auch mit einigen anderen Kollegen, die sie unterrichten unterhalten. Es ging mir dabei immer um eine konstruktive, lösungsorientierte Zusammenarbeit. Bisher hat sowas immer gut geklappt. Ich bin schon seit mehr als einem Jahrzehnt Lehrerin.


    Dieser Fall entwickelt sich aber nun in eine für mich vollkommen unerwartete und leider sehr unerfreuliche Richtung.


    Der Klassenlehrer muss wohl die ehrverletzenden und unwahren Äußerungen der Schülerin über mich für bare Münze genommen und in der Klassenstunde muss es Gespräche über mich gegeben haben. Jedenfalls bekam ich von der Schulleitung eine Vorladung zu einem Gespräch, da es in meinem Unterricht angeblich zu Vorfällen gekommen sei. Auf meine Nachfrage hin, was mir konkret vorgeworfen werde, wurde mir mitgeteilt, dass der Klassenlehrer der Schulleitung von diesen Vorfällen berichtet habe und es Beschwerden vonseiten der Schüler und Eltern gegeben habe.


    Ich bin ehrlich gesagt perplex und weiß nun gar nicht, wie ich reagieren soll. Offenbar haben diese verletzenden Aussagen der Schülerin den Weg bis zur Schulleitung und den Eltern gefunden und wurden auch noch geglaubt. Es ist definitiv nichts Schlimmes in meinem Unterricht passiert, kein Kind ist da seelisch oder körperlich zu Schaden gekommen. Ich habe meinen Schülern nichts getan.


    Jetzt befinde ich mich plötzlich in einer Situation, dass ich mich rechtfertigen soll für etwas, das ich gar nicht gemacht habe. Der Kreis derer, die jetzt glauben, ich hätte Unrechtes getan, ist plötzlich und ohne dass mal jemand mit mir gesprochen hätte, groß geworden. Ich bin gerade fassungslos, was da vor sich geht.


    Mich belastet das sehr und ich frage mich, was ich jetzt tun soll? Das Gespräch mit der Schulleitung ist sehr kurzfristig anberaumt worden und allein die Konstellation der bei diesem Gespräch Anwesenden bereitet mir Bauchschmerzen.


    Was würdet ihr tun?

  • Ich soll Schüler beim Verlassen der Klasse unangemessen angefasst haben. Die Schülerin verbreitet, dass ich Schüler anfassen würde. Das ist aber völlig absurd. Natürlich fasse ich meine Schüler nicht an! Im Gegenteil musste ich die Schülerin, die das jetzt von mir behauptet, mehrfach ermahnen, andere Kinder in Ruhe zu lassen. Es ist sowas wie eine Projektion, denke ich. Jedenfalls sind ihre Aussagen unglaublich. Ich weiß natürlich nicht, was sie in meiner Abwesenheit anderen erzählt hat, weil es ja direkt zur Schulleitung ging.


    Obwohl ich weiß, wie abstrus das Ganze ist, macht es mir zu schaffen. Ich weiß nicht, wie ich mich dagegen wehren kann.

  • Personalrat ins Gespräch mitnehmen und erst mal abwarten. Zuhören, gar nicht groß diskutieren. Die bloße Tatsache, dass deine SL dich nicht vorab mal in einem Vieraugengespräch über die konkreten Vorwürfe informiert oder der Elternvertreter das Gespräch mit dir gesucht hat, spricht nämlich nicht gerade für die anderen. Eventuell Selbstanzeige oder eidesstattliche Aussage vorschlagen.

  • Bist du sicher, dass die Schulleitung ihr glaubt?

    Vielleicht möchte sie ihn Ruhe mit dir über alles sprechen und erst mal alle Seiten anhören.

  • Was würdet ihr tun?

    Bereits vor dem Gespräch schriftlich um detaillierte Beschreibung der Beschwerden bitten, um sich auf das Gespräch angemessen vorbereiten zu können. Dort dann sachlich vom bisherigen Verlauf berichten und ggf. vorher eine Gegendarstellung vorbereiten. Ein solcher Vorgang ist überhaupt nichts ungewöhnliches und meist klärt sich relativ schnell die tatsächliche Sachlage auf. Sei dir gewiss, dass die SL und auch andere Lehrkräfte die Glaubwürdigkeit von Kollegen i.d.R. höher einschätzen als von ohnehin bereits auffälligen Schülern.

  • Mir macht zu schaffen, dass ihr überhaupt vom Klassenlehrer geglaubt wurde. Und dass er offenbar dazu beigetragen hat, dass sich dieses Gerücht so verbreitet. Wie kann das sein?

  • Ich würde erstmal das Gespräch abwarten. Es ist Aufgabe der Schulleitung, sich deine Seite anzuhören. Ein Gespräch muss also nicht heißen, dass du schon vorverurteilt bist.

    Bereite dich auf das Gespräch vor. Fertige Notizen an (Gedächtnisprotokolle; Aspekte, die du gerne ansprechen möchtest). Bemühe dich, im Gespräch sachlich zu bleiben und fang nicht an, dich zu verteidigen. Nimm Vorwürfe zur Kenntnis und erkläre sachlich, dass diese nicht der Wahrheit entsprechen.
    Wenn du das Gefühl hast, hier vorverurteilt worden zu sein, brich das Gespräch ab mit dem Hinweis, dass du dir einen Rechtsbeistand suchen möchtest, bevor es fortgesetzt wird.

    Wenn du dir sehr unsicher bist, kannst du auch schon zum Gespräch ein Mitglied des Personalrats zur Unterstützung mitnehmen, diese Form von Beistand steht dir zu.

  • Die Klassenlehrkraft muss da überhaupt nichts glauben, wenn solche Vorwürfe an mich herangetragen würden, würde ich die auch ohne jede eigene Wertung an die Schulleitung weitergeben, weil das für mich eine Nummer zu groß wäre. Ich würde es aber auch definitiv nicht unter den Tisch fallen lassen. Das ist der Job des Schulleiters.

  • Bist du sicher, dass die Schulleitung ihr glaubt?

    Vielleicht möchte sie ihn Ruhe mit dir über alles sprechen und erst mal alle Seiten anhören.

    Nein, ich bin mir nicht sicher, dass ihr die Schulleitung glaubt und ich denke schon, dass sie mich erst einmal dazu anhören möchten. Aber allein die Tatsache, dass solche Aussagen bis zur Schulleitung kommen und ich mich nun in einer Position der Rechtfertigung und Defensive befinde, empfinde ich als belastend.

    Personalrat ins Gespräch mitnehmen und erst mal abwarten. Zuhören, gar nicht groß diskutieren. Die bloße Tatsache, dass deine SL dich nicht vorab mal in einem Vieraugengespräch über die konkreten Vorwürfe informiert oder der Elternvertreter das Gespräch mit dir gesucht hat, spricht nämlich nicht gerade für die anderen. Eventuell Selbstanzeige oder eidesstattliche Aussage vorschlagen.

    Was meinst du mit „Selbstanzeige“?

  • Die Schulleitung muss solchen Vorwürfen nachgehen, auch wenn sie sicher ist, dass alles aus der Luft gegriffen ist. Und, wie WillG sagt:

    Es ist Aufgabe der Schulleitung, sich deine Seite anzuhören.

    Üble Nachrede kommt vor, und deshalb ist ein klärendes Gespräch auch mit dem Klassenlehrer wichtig. Und da ist es ratsam, eine Vertrauensperson mitzunehmen.

  • Ich würde erstmal das Gespräch abwarten. Es ist Aufgabe der Schulleitung, sich deine Seite anzuhören. Ein Gespräch muss also nicht heißen, dass du schon vorverurteilt bist.

    Bereite dich auf das Gespräch vor. Fertige Notizen an (Gedächtnisprotokolle; Aspekte, die du gerne ansprechen möchtest). Bemühe dich, im Gespräch sachlich zu bleiben und fang nicht an, dich zu verteidigen. Nimm Vorwürfe zur Kenntnis und erkläre sachlich, dass diese nicht der Wahrheit entsprechen.
    Wenn du das Gefühl hast, hier vorverurteilt worden zu sein, brich das Gespräch ab mit dem Hinweis, dass du dir einen Rechtsbeistand suchen möchtest, bevor es fortgesetzt wird.

    Wenn du dir sehr unsicher bist, kannst du auch schon zum Gespräch ein Mitglied des Personalrats zur Unterstützung mitnehmen, diese Form von Beistand steht dir zu.

    Danke, das sind sehr hilfreiche Tipps!


    Ich habe erst heute die Einladung bekommen und das Gespräch soll morgen stattfinden. Da habe ich nicht viel Zeit mich vorzubereiten. Ich weiß auch nicht, ob ich da so sachlich bleiben kann, weil es mich so trifft.

  • Bereits vor dem Gespräch schriftlich um detaillierte Beschreibung der Beschwerden bitten, um sich auf das Gespräch angemessen vorbereiten zu können. Dort dann sachlich vom bisherigen Verlauf berichten und ggf. vorher eine Gegendarstellung vorbereiten. Ein solcher Vorgang ist überhaupt nichts ungewöhnliches und meist klärt sich relativ schnell die tatsächliche Sachlage auf. Sei dir gewiss, dass die SL und auch andere Lehrkräfte die Glaubwürdigkeit von Kollegen i.d.R. höher einschätzen als von ohnehin bereits auffälligen Schülern.

    Das mit der detaillierten Beschreibung der Beschwerden finde ich gut. Da würde man ja genau sehen, welche konkreten Anhaltspunkte sie haben (oder halt auch nicht …!).

  • Hast du das schriftlich? Wie ist der Grund für die Einladung formuliert? Wer soll daran teilnehmen?

    Ja, die Einladung kam per Mail. Zuerst war nur von „unschönen Vorfällen“ die Rede. Auf meine Nachfrage, was damit konkret gemeint sei, wurde gesagt, dass es laut Klassenlehrerbericht Schüler- und Elternbeschwerden gegeben habe und ich Schüler beim Verlassen des Unterrichts unangemessen gehindert habe.


    Das hört sich jetzt nicht direkt nach Belästigung an, aber ich weiß ja, dass diese Schülerin mehrfach und lautstark (auch in meinem Beisein hat sie es durch die Klasse gerufen) geäußert hat, dass ich Schüler anfassen würde. Der Zusammenhang ist offensichtlich, sie wollten es wohl nur nicht so direkt formulieren.


    Teilnehmen sollen der Klassenlehrer, die Stufenleitung und ich.

  • Die Klassenlehrkraft muss da überhaupt nichts glauben, wenn solche Vorwürfe an mich herangetragen würden, würde ich die auch ohne jede eigene Wertung an die Schulleitung weitergeben, weil das für mich eine Nummer zu groß wäre. Ich würde es aber auch definitiv nicht unter den Tisch fallen lassen. Das ist der Job des Schulleiters.

    Na ja, immerhin habe ich schon vor geraumer Zeit, als es anfing mit den provokanten Äußerungen der Schülerin, den Klassenlehrer auf das Verhalten der Schülerin angesprochen und ihm gesagt, dass sie einfach unwahre Dinge behauptet. Er hat darauf aber nicht wirklich reagiert und ein Treffen diesbezüglich, das wir vereinbart hatten, um darüber zu sprechen, platzen lassen. Stattdessen hat er es später offenbar mit der Klasse thematisiert. Das muss für die Schülerin eine super Bühne gewesen sein. Wenn ihm das Thema zu groß gewesen wäre, hätte er auch anders damit umgehen können.


    Außerdem ist es einfach klar, dass ich keine Schüler anfasse. Ich bin seit fast 20 Jahren an dieser Schule Lehrerin. Es ist einfach total klar, dass ich keinem Schüler etwas tue. Das kam noch nie vor. Jeder, der mich ein bisschen kennt, weiß das. Ich tue keiner Fliege etwas.


    Ich fühle mich von dem Kollegen tatsächlich hintergangen. Ich habe das Gefühl, dass er das nicht ohne Grund so macht. Es ist einfach nicht möglich, dass er es tatsächlich glaubt.

  • Das Verhalten von deinem Kollegen, des Klassenlehrers der Schülerin, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Ich verstehe deine Enttäuschung und Verärgerung.


    Schreibe dir alle Daten auf: An welchem Tag hat die Schülerin was genau geäußert? Wann hast du deinen Kollegen angesprochen? Wann wäre euer Termin gewesen? usw.


    Ich würde an deiner Stelle ein Mitglied des Lehrerrates (an deiner Schule) mitnehmen. Wenn du heute noch eine Mail schreibst, kann dich hoffentlich eine Person morgen begleiten und als Zeuge fungieren.


    Ansonsten würde ich die Ratschläge aus den vorherigen Antworten befolgen (ruhig bleiben, sich erst anhören was dir vorgeworfen wird).

  • Na ja, immerhin habe ich schon vor geraumer Zeit, als es anfing mit den provokanten Äußerungen der Schülerin, den Klassenlehrer auf das Verhalten der Schülerin angesprochen und ihm gesagt, dass sie einfach unwahre Dinge behauptet. Er hat darauf aber nicht wirklich reagiert und ein Treffen diesbezüglich, das wir vereinbart hatten, um darüber zu sprechen, platzen lassen.

    Die Info kommt jetzt erst hinterher. Also gibt es schon länger Probleme mit dem Kind?


    Ja, die Einladung kam per Mail. Zuerst war nur von „unschönen Vorfällen“ die Rede. Auf meine Nachfrage, was damit konkret gemeint sei, wurde gesagt, dass es laut Klassenlehrerbericht Schüler- und Elternbeschwerden gegeben habe und ich Schüler beim Verlassen des Unterrichts unangemessen gehindert habe.


    Das hört sich jetzt nicht direkt nach Belästigung an, aber ich weiß ja, dass diese Schülerin mehrfach und lautstark (auch in meinem Beisein hat sie es durch die Klasse gerufen) geäußert hat, dass ich Schüler anfassen würde. Der Zusammenhang ist offensichtlich, sie wollten es wohl nur nicht so direkt formulieren.

    Ehrlich gesagt hätte ich schon länger die Schulleitung selbst informiert, wenn die Klassenleitung nichts gegen das massive Fehlverhalten eines Schülers unternimmt. Und Erziehungsmaßnahmen ergriffen.


    Nimm dir aber jemanden zum Gespräch mit, wenn du das Gefühl hast, dass irgendwas nicht koscher ist.

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    • Offizieller Beitrag

    Die bloße Tatsache, dass deine SL dich nicht vorab mal in einem Vieraugengespräch über die konkreten Vorwürfe informiert

    Sie wurde doch zu einem Vieraugengespräch eingeladen, damit das ganze besprochen ubd sie aucj über die konkreten Vorwürfe informiert werden kann. Oder habe ich ich da was in ersten Beitrag überlesen.

  • Sie wurde doch zu einem Vieraugengespräch eingeladen, damit das ganze besprochen ubd sie aucj über die konkreten Vorwürfe informiert werden kann. Oder habe ich ich da was in ersten Beitrag überlesen.

    Der Klassenlehrer und die Stufenleitung sind dabei. Da es nicht um das Verhalten des Kindes geht sondern um das der Kollegin hat das schon was von Ungleichgewicht.

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