Englisch + Deutsch am Gymnasium?

  • Drei Gedanken von einem E/G-Lehrer am Gymnasium:


    1) Wenn du dich wirklich nur für Zeitgeschichte oder Neueste Geschichte begeistern kann, wäre dann nicht Gemeinschaftskunde (oder Politik oder wie auch immer das Fach in deinem Bundesland heißt) eine Alternative?


    2) Ich fand und finde das Thema "Altes Ägypten" immer noch, nach all den Jahren dröge. Auch beim antiken Griechenland begeistert mich wenig. Aber ein Großteil der Lernthemen befinden sich in Klasse 8-12, lediglich 6-7 vor der Neuesten Geschichte. Das dürfte in vielen Bundesländern doch ähnlich sein und du wirst auch irgendwann in Englisch Themen/Literatur unterrichten, die dich anöden.


    3) Ich konnte lange mit Neuerer Geschichte wenig anfangen. Erst durch den didaktischen Blick des Lehrers habe ich diese Epoche für mich entschlüsselt und kann ihr mittlerweile einiges abgewinnen. Schreib daher bestimmte Themen nicht zu früh ab!

  • (dass kaum ein Lehrer mit der Kombination eine Vollzeitstelle macht, dass alle kleineren Ferien und so gut wie jedes Wochenende fürs Korrigieren draufgehen, dass man jedes Jahr im Abi involviert ist).

    Ich habe Deutsch/Englisch, ich habe immer Vollzeit unterrichtet, überwiegend in der Oberstufe.

    Ja, es ist unfassbar korrekturaufwändig. Korrekturen müssen auch oft am Wochenende oder in den Ferien erledigt werden. Trotzdem entspricht es absolut nicht meinen Erfahrungen, dass "alle kleineren Ferien und so gut wie jedes Wochenende" dafür vollständig draufgeht. Ich vereise ist fast allen Ferien und nehme grundsätzlich keine Korrekturen mit. Freitags nach der Schule und an einem weiteren Tag des Wochenendes mache ich gar nichts für die Schule. Nachtschichten für Korrekturen mache ich auch schon lange nicht mehr. Das war alles in den ersten Dienstjahren durchaus anders, aber mit einer gewissen Korrekturroutine, mit mehr Gelassenheit, geht es schon auch anders.

    Ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich durch Korrekturen stärker belastet bin als Kollegen mit anderen Fächern und dass sich dies stärker auf mein Privatleben auswirkt.

    Allerdings weniger durch die schiere Masse, sondern eher durch den Psychodruck, der dadurch erzeugt wird. Korrekturen sind - für mich - die schlimmste Tätigkeit meines Berufslebens. Man liest seitenweise schlecht strukturierte und sprachlich schlecht geschriebene, inhaltlich banale Texte. Das ist geistig wenig stimulierend, gleichzeitig muss man sich für die Korrektur aber doch auch auf diese Texte konzentrieren, und kann sie nicht einfach gedankenlos abarbeiten, während man gedanklich ganz woanders ist.

    Diese Art von Tätigkeit ist so unattraktiv, dass sie geradezu zum Prokrastinieren einlädt. Man hat also immer höhere Korrekturstapel daliegen, quält sich langsam durch sie durch, während sie immer höher anwachsen und hat immer das Gefühl, dass man noch so viel zu korrigieren hat, wenn man mal etwas anderes macht. Hier abschalten zu können, muss man richtig lernen, und auch dann gelingt es nicht immer.


    Langer Rede kurzer Sinn: Nein, ich korrigiere nicht ständig, aber dennoch sind die Korrekturen eine enorme Belastung für meine Berufszufriedenheit und mein Privatleben.

    Aber: In meinem Berufsleben hatte ich zweimal Situationen, in denen ich aufgrund anderer Tätigkeiten weniger korrigeren musste. Beide Male ist dies mit massiven anderen Nachteilen einher gegangen, so dass ich diese Tätigkeiten früher als notwendig abgegeben habe und dann doch lieber dem Kerngeschäft (inkl. Korrketuren) nachgegangen bin.

    Insgesamt kann man also damit umgehen, auch wenn es ein andauernder Kampf bleibt. Wenn ich nochmal ganz von vorne anfangen könnte, würde ich diese Kombination aber nicht mehr wählen.

  • Insgesamt kann man also damit umgehen, auch wenn es ein andauernder Kampf bleibt. Wenn ich nochmal ganz von vorne anfangen könnte, würde ich diese Kombination aber nicht mehr wählen.

    Danke für deine Antwort.

    Ich habe mich gefragt, ob es eine Option wäre, mich etwas zu „entlasten“, indem ich Ethik als Drittfach im Studium später dazu wähle. Wenn ich dann in Ethik in manchen Schuljahren mehr zum Einsatz kommen würde, wäre es ja etwas weniger in den Korrekturfächern.

    • Gibt es irgendeine Art von Regelung, zu welchem Anteil man ein Drittfach im Vergleich zu den ersten beiden hat?

    • Und unterrichtet man sein Drittfach nur in Sek I oder auch in Sek II?

    • Lohnt es sich vom Aufwand her überhaupt, noch ein drittes Fach zu machen (Ethik würde ich dann noch 4 Semester studieren), um sich in den Korrekturfächern etwas zu entlasten. (Ich spreche hier jetzt von dem Fall, dass ich Englisch und Deutsch machen würde)


    Mir hat Ethik in der Oberstufe total gefallen, vorher hatte ich leider immer nur katholischen Religionsunterricht. Ich bin auch mit dem Gedanken am spielen, vielleicht Ethik als Zweitfach zu wählen. Mir scheint das aber eine etwas zu spontane und unüberlegte Entscheidung zu sein, angesichts der Tatsache, dass ich nicht wie in Englisch und Deutsch die „Schülererfahrung“ habe und mich außer in der Oberstufe noch gar nicht so wirklich mit Ethik beschäftigt habe. Der Gedanke ist aber wie bereits gesagt da, weil die Kombination Englisch/Ethik natürlich wesentlich entspannter hinsichtlich Korrekturaufwand wäre.

  • Ein drittes Fach wird abhängig vom Bedarf der Schule in den unteren Klassen eingesetzt, so meine Erfahrung.


    Ich würde De/Eng auch nicht empfehlen. Die Kollegen bei uns haben sich zum Teil ein Drittfach zugelegt - aus diesen Gründen.


    Geschichte/Englisch klingt doch eigentlich ganz gut... Bilingual wäre möglich.


    In NDS. ist der Geschichtsunterricht glaube ich so, dass er chronologisch vorgeht, heißt: es beginnt glaube ich mit Antike in Klasse 5 und endet mit der NS-Zeit in Klasse 10. Ob das sinnvoll ist... Tja.

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    Danke für deine Antwort.

    Ich habe mich gefragt, ob es eine Option wäre, mich etwas zu „entlasten“, indem ich Ethik als Drittfach im Studium später dazu wähle. Wenn ich dann in Ethik in manchen Schuljahren mehr zum Einsatz kommen würde, wäre es ja etwas weniger in den Korrekturfächern.

    • Gibt es irgendeine Art von Regelung, zu welchem Anteil man ein Drittfach im Vergleich zu den ersten beiden hat?

    • Und unterrichtet man sein Drittfach nur in Sek I oder auch in Sek II?

    • Lohnt es sich vom Aufwand her überhaupt, noch ein drittes Fach zu machen (Ethik würde ich dann noch 4 Semester studieren), um sich in den Korrekturfächern etwas zu entlasten. (Ich spreche hier jetzt von dem Fall, dass ich Englisch und Deutsch machen würde)

    Das sind Fragen, die je nach Bundesland, nach Abschluss und so oder so in jeder Schule anders geregelt werden (können).
    Ich habe jahrelang mein Erstfach nicht unterrichtet und war in den anderen Fächern drin, also abwechselnd ein guter Drittel im Erweiterungsfach..


    Die Sek2-Frage ist eine Frage des Abschlusses, ich habe für meine Erweiterungsfächer die Sek2-Befähigung, wäre nicht anders gegangen, ich weiß aber, dass es auch BL gibt, die zwei verschiedene Erweiterungen anbieten. In der Regel sollte es gleichwertig sein (Achtung, Bayern hat eine andere Form der Erweiterungsfächer und deine Sprache klingt nach Bayern..)


    Aufwand: Jaaaaaaaaaa! Weil man später eben die Abwechslung hat (selbst wenn nicht jedes Jahr, irgendwann rotiert es.
    Wenn Bayern: ihr kriegt doch einen Bonus, je nachdem, ob ihr grundständig oder später erweitert.


    Mir hat Ethik in der Oberstufe total gefallen, vorher hatte ich leider immer nur katholischen Religionsunterricht. Ich bin auch mit dem Gedanken am spielen, vielleicht Ethik als Zweitfach zu wählen. Mir scheint das aber eine etwas zu spontane und unüberlegte Entscheidung zu sein, angesichts der Tatsache, dass ich nicht wie in Englisch und Deutsch die „Schülererfahrung“ habe und mich außer in der Oberstufe noch gar nicht so wirklich mit Ethik beschäftigt habe. Der Gedanke ist aber wie bereits gesagt da, weil die Kombination Englisch/Ethik natürlich wesentlich entspannter hinsichtlich Korrekturaufwand wäre.

    Natürlich sollte eine solche Entscheidung nicht übereilt gefällt werden. Kannst du nicht erstmal mit Drittfach und Reinschnuppern anfangen und dann ggf. tauschen?
    Ob man das Fach in der Schule hatte, sollte doch kaum relevant sein:
    1) Du kriegst so oder so eine akademische Ausbildung

    2) Du kannst Lehrpläne durchsichten, ob die Themen der Schule was zusagen

    3) Du kannst die Studienordnung durchsichten, ob das Studium dir gefällt.


    Ich hatte rein technisch keins meiner Fächer in der Schule. Bei zwei kann man sich leicht streiten, weil ich _natürlich_ weiß, was Fremdsprachenunterricht und Muttersprachlerunterricht ist. Die zwei anderen Fächer habe ich blind und aus Interesse für das Fach gewählt, aus purer Überzeugung fürs Studium und Hoffnung, dass es in der Schule genauso ist.

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    Ein drittes Fach wird abhängig vom Bedarf der Schule in den unteren Klassen eingesetzt, so meine Erfahrung.

    DAS ist definitiv eine schuleigene Entscheidung.
    An meiner NDS-Refschule war das nicht so, also kann es auch nicht eine landeseigene Sache sein.

    Ich würde mich veräppelt fühlen, wenn man mir - nur aufgrund der Reihenfolge - weniger fachliche Kompetenz in einem Fach zutraut. Ich habe dasselbe Examen geschrieben bzw. Prüfungen abgelegt!

  • Bei uns ist Drittfach manchmal fachfremd (dann nur 5/6), oder dass nur Sek1 studiert wurde.

    Dass die Oberstufe mit 3 Fächern abgedeckt wird, ist bei uns meines Wissens fast nicht der Fall. Außer vielleicht ein Kollege, der Informatik noch berufsbegleitend studiert hat und da auch die Oberstufe abdeckt.

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