Schülerin schreit mich wegen Note an

  • Hallo alle miteinander,


    heute ist mir etwas passiert, was ich bisher so nicht kannte: Letzten Freitag habe ich einem Oberstufenkurs (Bayern, Auffangklasse G8) eine Klausur zurückgegeben. Eine Schülerin war dort schon nicht mit ihrer Note (7Pkt.) einverstanden. Ich habe zu ihr gesagt, dass sie zuerst einmal die Korrekturbemerkungen durchgehen soll und wir nach der Folgestunde darüber reden können, falls noch Fragen offen sind. Heute war dann besagte Folgestunde und sie hat einfach nur unsachlich rumgeschrien, mir an den Kopf geworfen, dass es an meiner Aufgabenstellung liegt und sie alles richtig gemacht hat. Ich habe dann unsere Fachschaftsleiterin sowie den Schulleiter informiert und darum gebeten, die Aufgaben noch einmal durchzusehen, da ich wirklich die letzte bin, die den Schülern "eins reinwürgen" möchte. Beide haben meine Korrektur als völlig gerechtfertigt, teils sogar noch zu nett, gesehen. Eigentlich wäre für mich die Sache jetzt gegessen. Auf der anderen Seite überlege ich, ob ich nochmal das Gespräch mit der Schülerin gemeinsam mit der Fachschaftsleitung suchen sollte, damit sie eine "neutrale" Meinung dazu hören kann, um die Note besser verstehen zu können. Bin mir aber unsicher, ob das überhaupt etwas bringen würde.

    Man sollte noch dazu sagen, dass die Schülerin mündlich in der Regel (sehr) gute Noten bekommt und es jetzt hier auf gar keinen Fall um so etwas wir Abiturzulassung o.Ä. geht.


    Wie würdet ihr das handhaben?

  • Ich würde nicht mehr über die Note reden. Darum geht's dir ja hauptsächlich nicht. Es geht ums Verhalten. Ein gemeinsames, klärendes Gespräch (edit: mit Zeugen, z. B. der von dir genannten Fachschaftsleitung), indem man ihr deutlich macht, dass das nicht akzeptiert wird und nicht wieder vorkommen kann, halte ich da für sinnvoller als überhaupt nochmal über die Note zu sprechen.


    Wenn sie in dem Gespräch wieder auf die Note zu sprechen kommt, direkt wieder auf ihr Verhalten zurückkommen, damit sie das Gespräch nicht nach ihrem Willen lenkt.


    Schüler dürfen ja gerne Kritik üben oder sich über eine Note ärgern - ob nun gerechtfertigt oder nicht. Der Ton macht die Musik. Neben einem gemeinsamen Gespräch evtl. auch noch den Kurs darauf ansprechen, wie man denn eigtl. angemessen Kritik äußert. Da kann sie sich das Ganze ja dann nochmal anhören.

  • Ja, du hast Recht und es gut benannt - um die Note geht es mir nicht. Ich kann schon verstehen, dass man sich als Schüler manchmal ungerecht behandelt fühlt (kennt ja vermutlich jeder aus der eigenen Schulzeit), dementsprechend ist deine Idee, einfach nochmal mit jemand Unbeteiligtem über das Verhalten an sich zu sprechen definitiv zielführender :).


    Der Kurs an sich war eigentlich - trotz schlechterer Noten - insgesamt relativ reflektiert und ehrlich an Möglichkeiten interessiert, sich zu verbessern. Sie scheint mir da irgendwie ein besonderes Problem mit zu haben, vielleicht kann dem ja noch auf den Grund gegangen werden.


    Danke dir für deinen Input!

  • ...Auf der anderen Seite überlege ich, ob ich nochmal das Gespräch mit der Schülerin gemeinsam mit der Fachschaftsleitung suchen sollte, damit sie eine "neutrale" Meinung dazu hören kann, um die Note besser verstehen zu können. Bin mir aber unsicher, ob das überhaupt etwas bringen würde.

    Bringen in Bezug auf was?


    Ich würde ihr sagen, dass sie sich gerne bei der Fachschaftsleitung informieren kann. Mit ihr hingehen würde ich nicht, du musst dich nicht rechtfertigen und um Verständnis werben, du hast die Note ja bereits ausreichend erläutert.


    Das Verhalten im Kurs anzusprechen finde ich auch eine gute Idee. Letztlich hast du dich ja zurecht unwohl gefühlt und das kann man guten Gewissens aufgreifen und gemeinsam Kommunikation üben.

  • Ein Wunder, dass du darüber überhaupt mit der Fachschaftsleitung redest. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, es war deine Klausur, die wird schon zu deinem Unterricht gepasst haben.

  • Ich würde keinen Präzedenzfall schaffen. Sonst läufst Du Gefahr, zukünftig immer mehr solche Fälle zu haben. Ergo: Kein weiteres Gespräch.

    Deine Notengebung ist korrekt. Deine FSL und SL stehen hinter Dir.

    Ich würde der Schülerin sagen, dass der Fall abgeschlossen ist, falls sie ihrerseits noch ein Gespräch wünscht,

    Einmal editiert, zuletzt von Klinger () aus folgendem Grund: Aus "steht" "stehen" gemacht. Damit ich keine Deutschlehrkräfte triggere. ;)

  • Ich würde der Schülerin sagen, dass der Fall abgeschlossen ist, falls sie ihrerseits noch ein Gespräch wünscht,

    Ich würde da gar nichts mehr zu sagen. Ich hätte schon den ganzen Affentanz vorher nicht gemacht.

  • Die Schülerin steht unter Druck. Vermutlich wegen Dingen in ihrem Leben, die gar nichts mit dir oder der konkreten Note zu tun haben. Daher würde ich es jetzt dabei belassen. Die Note steht und ist nicht diskutierbar. Je mehr Gespräche du jetzt noch anbietest, desto mehr befeuerst du ihren emotionalen Zustand und man läuft Gefahr, dass die Sache vollends aus dem Ruder läuft.

  • Ein Wunder, dass du darüber überhaupt mit der Fachschaftsleitung redest. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, es war deine Klausur, die wird schon zu deinem Unterricht gepasst haben.

    Es schadet überhaupt nicht, sich proaktiv Rückendeckung zu holen. Aber ja, nötig ist das natürlich nicht zwingend.

  • Ich finde es super, dass du offen für Kritik bist und dich rückversicherst. Du gehst auf die Schüler*innen ein und man merkt, dass dir etwas an ihnen und ihrem Lernerfolg liegt.


    Ich möchte mich außerdem anschließen, dass der Ton und die Art und Weise der Kritik absolut nicht in Ordnung ist. Da kannst du eine Entschuldigung erwarten, die vielleicht nach einem Gespräch der Schülerin mit der SL kommen könnte. Sicher stimmt es auch, dass die Schülerin vermutlich ganz andere Probleme hat, die dahinter stecken und nichts mit dir zu tun haben.


    Der Kurs an sich war eigentlich - trotz schlechterer Noten - insgesamt relativ reflektiert und ehrlich an Möglichkeiten interessiert, sich zu verbessern.


    Wenn du das Thema nochmal im Kurs ansprechen möchtest, würde ich empfehlen, das Positive, das du hier benennst, und die reflektierten Schüler*innen zu betonen. Es ist effektiver gutes Verhalten zu loben als schlechtes Verhalten zu kritisieren.

  • Ich würde da gar nichts mehr zu sagen. Ich hätte schon den ganzen Affentanz vorher nicht gemacht.

    Da hätte die Schulleitung auch viel zu tun, wenn man sie jedes Mal in Anspruch nimmt, wenn jemand mit der Note nicht einverstanden ist. Noch dazu bei 7 Punkten.


    "Wenn mich jemand anschreit, beende ich das Gespräch" - das habe ich auf irgendeiner Fortbildung mal gehört. Ein guter Satz.

  • Es geht um zwei Sachen: Einerseits um das Unverständnis der Schülerin wegen ihrer Note und andererseits das inakzeptable Verhalten. Für mich ist das eine Respektlosigkeit, die man nicht durchgehen lassen kann, egal was die Gründe für den Ausraster sind.

    Zur Note hast du ihr ein sachliches Gespräch zur Erläuterung (und nicht zu deiner Rechtfertigung!) angeboten. Das hat sie nicht genutzt. Du bist zur Fachbereichsleitung gegangen und hast dir zusätzlich Sicherheit wegen deiner Beurteilung geholt.

    Wenn ich in der Situation wäre, würde ich das Herumschreien nicht ignorieren, sondern wegen dieses Verhaltens ein Gespräch mit der Schülerin führen. Je nachdem, wie sie reagiert, kann man bei diesem Gespräch noch nachfragen, was sie konkret in der Beurteilung der Aufgaben nicht verstanden hat. Allerdings würde ich zur Begründung meiner Note nicht unbedingt andere (also die "Überprüfung" der FBL) erwähnen, das könnte deine Position schwächen. Man kann höchstens sagen, das ist so üblich, dass das so bewertet wird.

  • Die Schülerin steht unter Druck. Vermutlich wegen Dingen in ihrem Leben, die gar nichts mit dir oder der konkreten Note zu tun haben.

    Würde ich auch vermuten.



    Daher würde ich es jetzt dabei belassen.

    Auf keinen Fall. Ich bin da zu 100 % bei Caro07 : Die Schülerin hat sich respektlos verhalten, darüber muss man mit ihr sprechen. Wir haben auch in der Oberstufe noch einen Erziehungsauftrag. Wenn ich mich gegenüber der Schulleitung oder eine Kollegin im Ton vergreife, darf man mir das auch sagen und ich habe um Entschuldigung zu bitten. Das gehört zum Leben dazu.

  • "Wenn mich jemand anschreit, beende ich das Gespräch" - das habe ich auf irgendeiner Fortbildung mal gehört. Ein guter Satz.

    Ich bleibe dann extra ruhig und sachlich. Das mögen die Schreienden gar nicht und beenden das Gespräch dann meistens selbst.

  • Danke für eure ganzen guten Tipps - ich wollte heute eine Kombination aus diesen umsetzen, allerdings war die Schülerin krank. Mal abwarten, ob sie vor Weihnachten überhaupt nochmal kommt. Wir haben da so "Spezialisten".

    Was aber schön war: Der Kurs hat mir heute von sich aus positiv rückgemeldet, dass sie meinen ruhigen und sachlichen Umgang mit der Situation gut fanden - ich habe sie natürlich nicht auf die Situation in Abwesenheit der Betroffenen angesprochen, aber dieses Feedback hat mir gezeigt, dass das doch "extremer" war, als ich vielleicht sogar selbst wahrgenommen hatte und definitiv ein Gespräch über das Verhalten stattfinden muss.

Werbung