BW: Kompass 4

  • Ich weiß nicht, ob es sich lohnt, hierfür einen extra Thread zu eröffnen, aber es gab jetzt in Berlin eine Art Test, bei dem Schüler, die keine Gymnasialempfehlung erhielten, prüfen konnten, ob sie dennoch gymnasialgeeignet sind. 2,6% der Schüler bestanden den Test [urlhttps://www.morgenpost.de/berlin/article408503746/probeunterricht-fuers-gymnasium-das-waren-die-aufgaben.html](Quelle)[/url] - eine mögliche Deutung dessen wäre, dass die vorangegangenen Schulformempfehlungen der Primarstufenkollegen gut gewählt gewesen sein könnten.


    Die Aufgaben erscheinen hinsichtlich ihres Anforderungsniveaus angemessen. Man könnte höchstens fragen, ob es angemessen ist, so viele unterschiedliche Inhaltsfelder in vergleichsweise kurzer Zeit abzufragen.


    Das Echo der letzten Jahre war ja: Wir wollen wieder mehr Niveau. Wir wollen weniger Noteninflation.

    Eine Abkehr der Praxis der letzten Jahre ist zunächst erst einmal hart: Leistung wird eingefordert, realistisch bewertet und entscheidet über den Zugang zu Bildungsgängen mit höherem Anforderungsniveau.

    Kurzfristig wird dies erst einmal viel Unzufriedenheit erzeugen, weil die Noten schlechter, Durchfallquoten steigen und die gymnasiale Übertrittsquoten sinken werden (Nicht jeder mit genug Sitzfleisch automatisch die Hochschulzugangsberechtigung erhält.), aber wenn wir diese Übergangsphase überstehen, schaffen wir es in 10-20 Jahren womöglich doch wieder, dass das nationale Bildungsniveau ansteigt und Deutschland international wieder konkurrenzfähig wird.

  • Es mag bei dir im Unterricht anders sein....

    Was unterstellst du da? Es ist doch offensichtlich, dass Schüler*innen immer weniger können und wissen, wenn Sie an die Gymnasien bzw. dann später an die Universitäten kommen.

  • Was unterstellst du da? Es ist doch offensichtlich, dass Schüler*innen immer weniger können und wissen, wenn Sie an die Gymnasien bzw. dann später an die Universitäten kommen.

    Echt, das ist offensichtlich? Woran machst du das fest? In Deutschland machen einfach doppelt so viele Jugendlichen wie noch vor 30 Jahren Abitur. Die sind einfach nicht schlauer geworden, die Schulen entlassen also sehr viel mehr ungeeignete Abiturient*innen an die Universitäten. Das ist was anderes als "die können immer weniger". Meine Schüler*innen können seit 13 Jahren immer gleich viel, die Übertrittsquote von 25 % hat sich seither auch nicht verändert.

  • Was unterstellst du da? Es ist doch offensichtlich, dass Schüler*innen immer weniger können und wissen, wenn Sie an die Gymnasien bzw. dann später an die Universitäten kommen.

    Da ist sicher in Klasse 1 etwas nicht gut gelaufen, wenn das Kind nach 13-14 Schuljahren die Leistung an der Uni nicht erbringen kann. :autsch:


    Bei mir ist so einiges nicht offensichtlich, was du feststellen möchtest,

    aber ich weiß sicher, das diejenigen, die zum Gym gehen, die sind, die sich am besten organisieren, am besten lernen und über bis zu 4 Jahre sehr deutlich ihre Leistungen erbracht haben.

  • Die sind einfach nicht schlauer geworden, die Schulen entlassen also sehr viel mehr ungeeignete Abiturient*innen an die Universitäten. Das ist was anderes als "die können immer weniger".

    Finde ich so nicht korrekt. Durch die immer größere Anzahl an ungeeigneten Abiturient*innen sinkt das Unterrichtsniveau und damit auch die Menge an zu vermittelndem Wissen. Insgesamt kommt man somit, insbesondere in Mathematik, langsamer voran.

  • insbesondere in Mathematik

    Wieso nur halten sich Mathematiker*innen immer für so wahnsinnig speziell? Ich habe diese sinnlosen Diskussionen schon mit Dozierenden an der Uni geführt, die ja auch behaupten, dass alle immer nur dümmer werden und weniger können. Ich habe dann mal nachgefragt, wie viele Studierende denn die Prüfungen zu "Mathematik für Naturwissenschaftler*innen" bzw. "Mathematische Methoden" an der Uni Basel nicht bestehen würden. Siehe da, die Prozentzahlen, die mir genannt wurden, sind geringer als zu meiner Zeit vor 25 Jahren an der Uni Heidelberg. Was soll nur also ständig das sinnlose Gejammere?

  • Wieso nur halten sich Mathematiker*innen immer für so wahnsinnig speziell? Ich habe diese sinnlosen Diskussionen schon mit Dozierenden an der Uni geführt, die ja auch behaupten, dass alle immer nur dümmer werden und weniger können. Ich habe dann mal nachgefragt, wie viele Studierende denn die Prüfungen zu "Mathematik für Naturwissenschaftler*innen" bzw. "Mathematische Methoden" an der Uni Basel nicht bestehen würden. Siehe da, die Prozentzahlen, die mir genannt wurden, sind geringer als zu meiner Zeit vor 25 Jahren an der Uni Heidelberg. Was soll nur also ständig das sinnlose Gejammere?

    Ich widerspreche, ich unterrichte Mathematik und denke nicht, dass alle immer dümmer werden.


    Ich denke, manche jammern immer über die Jüngeren, das war bei den alten Griechen schon so.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Durch die immer größere Anzahl an ungeeigneten Abiturient*innen sinkt das Unterrichtsniveau und damit auch die Menge an zu vermittelndem Wissen. Insgesamt kommt man somit, insbesondere in Mathematik, langsamer voran.

    Was macht ihr nur von Klasse 5-13?

    Ihr habt 9 Schuljahre Zeit. ... in Berlin immerhin 7 Jahre.

    Warum klärt ihr nicht intern, was die Schüler:innen am Ende von Klasse 6, 8 und 10 vorweisen müssen? (bei uns sind die Curricula in Doppeljahrgängen gesetzt).

  • Was macht ihr nur von Klasse 5-13?

    Ihr habt 9 Schuljahre Zeit. ... in Berlin immerhin 7 Jahre.

    Warum klärt ihr nicht intern, was die Schüler:innen am Ende von Klasse 6, 8 und 10 vorweisen müssen? (bei uns sind die Curricula in Doppeljahrgängen gesetzt).

    Ich verstehe das auch nicht. Ihr müsst doch das unterrichten, was im Bildungsplan steht. Wer das schafft, müsste doch eigentlich studieren können. Ihr könnt doch nicht einfach das Niveau absenken, weil die Schüler vermeintlich dümmer sind. Vielleicht sind die Anforderungen zu niedrig, wenn ihr alle durchlasst. mathmatiker

  • Ich widerspreche, ich unterrichte Mathematik und denke nicht, dass alle immer dümmer werden.


    Ich denke, manche jammern immer über die Jüngeren, das war bei den alten Griechen schon so.

    Ja schon, du unterrichtest Mathe. Aber wenn ich es recht im Kopf habe, ist das Hauptfach eben Chemie. Alle mir bekannten Naturwissenschaftler*innen, die noch Mathe unterrichten, meinen eben nicht, dass alle immer dümmer werden. Wahrscheinlich, weil man als Naturwissenschaftler*in halt die Anwendungen der Mathematik sieht und dafür reicht es in der Regel dicke, wenn sich einer oder eine nur ein bisschen für eben diese Anwendungen interessiert. Alles andere ist by the way eben auch wurscht sofern man nicht Mathe studieren gehen will. Und das tun nicht allzu viele. Das hören die Mathematiker*innen nur nicht so wahnsinnig gerne :P

  • Ja schon, du unterrichtest Mathe. Aber wenn ich es recht im Kopf habe, ist das Hauptfach eben Chemie. Alle mir bekannten Naturwissenschaftler*innen, die noch Mathe unterrichten, meinen eben nicht, dass alle immer dümmer werden. Wahrscheinlich, weil man als Naturwissenschaftler*in halt die Anwendungen der Mathematik sieht und dafür reicht es in der Regel dicke, wenn sich einer oder eine nur ein bisschen für eben diese Anwendungen interessiert. Alles andere ist by the way eben auch wurscht sofern man nicht Mathe studieren gehen will. Und das tun nicht allzu viele. Das hören die Mathematiker*innen nur nicht so wahnsinnig gerne :P

    Meine beiden Fächer sind gleichberechtigt, aber du hast schon recht, meine "Liebe" gehört Chemie.

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  • Deutschland steht mit seiner "Separation" in verschiedene Schularten nach Klasse 4 weltweit ziemlich alleine da. Ja. Das System ist durchlässig. In der Regel nach "unten". Manche Schüler boxen sich als "Spätzünder" über die zweijährige Berufsfachschule und das Berufliche Gymnasium nach oben. Einige meiner ehemaligen Hauptschüler studieren, einer ist mittlerweile - wie ich vor Kurzem erfahren habe - nun Professor für Werkstoff- und Prozesstechnik, einige haben die Firma der Eltern übernommen und sind nun für dutzende Beschäftigte verantwortlich. Geht schon. Ist jedoch ein harter Weg, auf dem viele scheitern oder sogar resignieren.


    Da geht durch unser Schulsystem viel Potential verloren - und Facharbeitermangel ist die stärkste Wirtschaftsbremse in Deutschland. Nicht die Bürokratie, wie manche behaupten.

    In diesem interessanten Artikel kommt Hattie zu Wort:


    „Das ungerechteste Schulsystem, das ich kenne“: Warum Prof. Hattie Bildungsreformen in Deutschland für dringend geboten hält

    https://www.news4teachers.de/2…an-die-pisa-spitze-kommt/

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Wir haben aktuell eine zu hohe Abiturienten- und Akademikerquote. Es fehlen vor allem Handwerker sowie Fachkräfte im medizinisch-pflegerischen Bereich. Inwieweit würde eine noch höhere Abiturientenquote dem entgegenwirken?

    Vor allem wenn du beschreibst, dass es genug deiner Schüler dank der Durchlässigkeit des Schulsystems in beruflich anspruchsvolle Bereiche geschafft haben.

  • Wir haben aktuell eine zu hohe Abiturienten- und Akademikerquote. Es fehlen vor allem Handwerker sowie Fachkräfte im medizinisch-pflegerischen Bereich. Inwieweit würde eine noch höhere Abiturientenquote dem entgegenwirken?

    Vor allem wenn du beschreibst, dass es genug deiner Schüler dank der Durchlässigkeit des Schulsystems in beruflich anspruchsvolle Bereiche geschafft haben.

    Die Industrie bemängelt vor allem das Fehlen hochqualifizierter Fachkräfte und Ingenieure. Es geht mir auch nicht um eine höhere Abiturientenquote, sondern darum, dass die Selektion frühestens nach Klasse 6 erfolgt und die Durchlässigkeit zwischen den Schulsystemen verbessert wird. Da ist die Gemeinschaftsschule die bessere Lösung - mit allen Unzulänglichkeiten. Davon gibt es nämlich im konventionellen Schulsystem sicher noch mehr.

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  • Für hochqualifizierte Stellen bekommst du im Jahr 2025 schnell viele Bewerbungen rein. Die Menschen trauen sich eher zu viel als zu wenig zu. Ob sie dann auch tatsächlich geeignet sind, steht auf einem anderen Blatt, aber es ist deutlich (!) schwerer, Personal für operative Basistätigkeiten zu finden.


    Ich verstehe zwar was du meinst, denke aber, dass das Thema "Gemeinschaftsschulen" eines derjenigen ist, die inzwischen zu polarisierend sind. Es gibt entschiedene Gegner wie entschiedene Befürworter von Gemein- oder Gesamtschulen. Im neuen Bundestag werden AfD und CDU/CSU zusammen eine Mehrheit haben - beide Parteien entschiedene Befürworter vom gegliederten Schulsystem. Klar, Bildung ist Ländersache, aber diese Polarisierung strahlt natürlich auch in die Länder rein, vor allem nach den niederschmetternden Ergebnissen der letzten Vergleichsstudien.


    Ich habe mir auch den Link von Hattie angeschaut. Ich war ehrlicherweise überrascht, von einem (Bildungs-)Forscher so viele populistische Phrasen zu lesen. Der Höhepunkt war der Satz mit dem Handwerker und dem Arzt. Kann man am Stammtisch bringen, ja, aber als Wissenschaftler mit einer gewissen Reputation? Schwierig.

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