BW: Kompass 4

  • Hallo zusammen,

    weiß eigentlich schon jemand, wie die Aufgabenstellung im gestrigen Potenzialtest war?

    Viele Grüße

    Super-Lion

    Thread gerade erst gesehen. Mein Vater hat mir gestern erzählt, dass er alle Aufgaben aus diesem Jahr vorliegen habe. Er hat meinen Neffen- Klassenstufen 2 und 5- einige Aufgaben mündlich gestellt, weil diese neugierig waren. Beide konnten diese problemlos lösen (sind allerdings beide auch einfach sprachlich/ mathematisch/ musisch/ naturwissenschaftlich sehr fit und der eine am Gymnasium mit Notenschnitt 1,0 unterwegs bislang und in der Fördergruppe für besonders leistungsstarke SuS).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vermutlich soll der Potentialtest wieder etwas gutmachen. Es war ja oft schon so, dass z. B. nach einer besonders schweren Abiturprüfung die nächste umso leichter ausfiel (zu meinen Zeiten hieß es Mathe in geraden Jahren also 1984ff sei besonders schwierig, in ungeraden umgekehrt.)


    Offizielle Zahlen zu Kompass 4 und Grundschulempfehlung gibt es hier https://km.baden-wuerttemberg.…nd-zum-unterrichtsausfall


    Beim Potentialtest soll die Nachprüfung abgewartet werden, bevor Zahlen veröffentlicht werden. Lokale Zeitungen berichten aber positiv über die Tests.

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  • Die Aufgaben in Mathe waren nicht schwer. Das könnten meine 3er problemlos lösen, wenn man ihnen Zeit lässt. ;)

    Eben, da sehe ich auch das Problem. Ich kenne das ja von meinen "Grossen", dass die schlichtweg Zustände bekommen, wenn sie sowas sehen und denken "das kann ich in der Zeit niemals lösen".


    Ich sehe das wirklich ausgesprochen kritisch. Wir haben immer noch in einigen Kantonen, allen voran Zürich (vielleicht auch nur noch dort, ich weiss es ehrlich gesagt grad nicht) die berühmt-berüchtigte "Gymiprüfung", also eine zentrale Aufnahmeprüfung um eben an die allgemeinbildende Mittelschule übertreten zu können. Faktisch fördert das nur eins: diverse Nachhilfeinstitute, deren Programm speziell auf diese Prüfung ausgelegt ist, verdienen sich dumm und dämlich dran. Wessen Kinder also die besseren Chancen haben, muss man nicht erklären. Bei uns im Baselland reicht zum Übertritt an die Maturabteilung die 4.0 im letzten Zeugnis der progymnasialen Stufe der Sek I. Übertrittsquote haben wir bei uns im Kanton 25 % und wenn man sich die Erhebungen der ETH anschaut, liegen die Maturand*innen aus dem Baselland ganz weit vorne bei den Ergebnissen der Basisprüfung. Die Korrelation zu dieser dämlichen Gymiprüfung ist so dermassen klar nicht gegeben, dass es nur noch eine Frechheit ist, dass Zürich daran festhält. Der Aargau hat vor einigen Jahren die ebenso berühmt-berüchtigte Bezirksschulabschlussprüfung abgeschafft und geändert hat sich seither ... nichts. Kann ich so schreiben, meine Schule ist eben bikantonal und die Fricktaler*innen sind nicht dümmer geworden, nur weil sie die blöde Prüfung nicht mehr schreiben müssen.

  • Die Aufgaben in Mathe waren nicht schwer. Das könnten meine 3er problemlos lösen, wenn man ihnen Zeit lässt. ;)

    Wobei Zeit natürlich ein Kriterium ist (deshalb zwinkerst du vermutlich). Wenn meine Schülerinnen und Schüler sich beschweren, dass die Zeit zu knapp war, erkläre ich ihnen auch, dass jeder 1000 m laufen könne, wenn er statt 3 Minuten 30 Minuten Zeit hätte. ;)


    (Und auch bei Kompass 4 gab es einfache Aufgaben, aber es waren einfach viel zu viele und in Mathe auch viel zu viel Text. Ich habe vor Jahren einmal beim Eingangstest in Klasse 5 in Deutsch Aufsicht geführt. Nach der Hälfte der Zeit weinte fast die halbe Klasse, weil die Zeit nicht reichte. Diese Tests bestehen aus mehreren Teilen und für einen waren nur 3 Minuten vorgesehen. Zum Glück gab es für die Pause dazwischen keine Zeitangabe. Ich benötigte einige Minuten, um die Klasse (2 Wochen nach Schulanfang in Klasse 5) wieder aufzubauen.)

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  • Kompass 4 und evtl. Potentialtest soll eine Ergänzung sein, es reichen auch Grundschulempfehlung und Elternwille. Aber es gibt immer Eltern, die meinen, die GrundschulkollegINNen würden bei der Einschätzung ihres Kindes falsch liegen. Elternwille alleine wollte man nicht mehr, also kam es zu diesen neuen Tests.

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  • Die Kompetenztestung und die Potenzialtestung sind doch nur vorhanden, um dem möglichen Argument "Die Grundschullehrkraft meines Kindes ist inkompetent*" abzuhelfen.

    Interessant wird die Erhebung, wie viele Kinder bei den kommenden Anmeldungen die Zugangsberechtigung über Kompass 4 vorlegen oder über den Potenzialtest.


    Meine Vermutung:

    Kompass 4 weniger als 10 im ganzen Land.

    Potenzialtest weniger als 1 pro Schule im Schnitt.


    Mögliche Verzerrungseffekte: Kinder aus anderen Bundesländern haben sich munter zum Potenzialtest angemeldet - wenn die den Test mit Bravour bestehen, dann sagt das auch nicht viel aus.


    ________

    * Wahlweise zu ersetzen mit:
    - ... mag mein Kind nicht.

    - ... verkennt mein Kind.
    Die Anzahl der Fälle, in denen das Argument berechtigt ist, ist vielleicht nicht 0 aber aufs Land gesehen vermutlich auch überschaubar.

  • Wobei Zeit natürlich ein Kriterium ist (deshalb zwinkerst du vermutlich). Wenn meine Schülerinnen und Schüler sich beschweren, dass die Zeit zu knapp war, erkläre ich ihnen auch, dass jeder 1000 m laufen könne, wenn er statt 3 Minuten 30 Minuten Zeit hätte.

    Da hast du schon recht und grade beim Rechnen sind auch meine Schüler*innen einfach entsetzlich langsam. Also echt VIEL zu langsam. Diesen Kompass-Test finde ich aber wirklich überzogen, zumal dann noch nach Schema "alles oder nichts" bewertet wird, was mir mal so grundsätzlich widerstrebt.



    Kompass 4 und evtl. Potentialtest soll eine Ergänzung sein, es reichen auch Grundschulempfehlung und Elternwille.

    Hm. Aber dann verstehe ich nicht, was der Test überhaupt soll. Könnt ihr mir erklären, wozu das gut sein soll bzw. ob ihr das überhaupt gut findet? Und ist BaWü das einzige BL, das sowas jetzt macht?

  • Hm. Aber dann verstehe ich nicht, was der Test überhaupt soll. Könnt ihr mir erklären, wozu das gut sein soll bzw. ob ihr das überhaupt gut findet? Und ist BaWü das einzige BL, das sowas jetzt macht?

    Flapsig formuliert:

    Kompass 4 ist eine sowieso vorhandene Lernstandserhebung, die man schnell als Beratungsinstrument aufgeblasen hat. Die gab es auch schon im letzten Schuljahr, war da allerdings für die Grundschulen nicht verpflichtend. Bei funktionierendem Test erhalten so die Grundschulen und Eltern ein belastbares Beratungsinstrument für den Schulwechsel.
    Wenn man diesen Kompetenztest nun schon hat, dann wollte man den meiner Meinung nach irgendwie verbindlicher einbauen.


    Dieser Test ist in diesem Schuljahr in die Hose gegangen. (Sei es weil die Testkonzeption fehlging war oder weil die Grundschulen nicht bildungsplankonform gearbeitet haben oder weil der in der Kultusverwaltung vorherrschende gymnasiale Anspruch aus der Zeit gefallen ist.

    Der mediale Fokus liegt auf dem ersten Erklärungsmodell.)

    Die Kompetenztestung sollte zeigen, was die Kinder gelernt haben.


    Die Potenzialtestung sollte nun zeigen, wozu die Kinder fähig wären, selbst wenn sie nichts oder zu wenig gelernt haben sollten (Nachtigall trapst: Falls die Grundschule ihren Job nicht gemacht hat) und das eigentliche Potenzial vier Jahre verkannt wurde.

    Daher hat der Potenzialtest so einen hohen Anteil, der eigentlich einer Intelligenztestung entspricht.


    BW ist das einzige Land, das sowas in der Form macht.


    ---

    Da du nach Meinungen fragtest:


    Ich finde grundsätzlich die Kompetenztestung als Orientierung für die Beteiligten sinnvoll.
    Die Potenzialtestung interpretiere ich einerseits als Signal, dass man den Grundschullehrkräften letztlich nicht traut, und andererseits als Eingeständnis, dass unser Schulsystem doch nicht so durchlässig ist (Richtung Gymnasium), wie es immer propagiert wird.

  • Es gibt 3 Parameter, die bei der Grundschulempfehlung eine Rolle spielen: Elternwille, Empfehlung der Grundschule und dieser Kompasstest. 2 davon müssen die Schüler haben, damit sie sich beim Gymnasium anmelden können. Wenn also die Empfehlung der Grundschule fehlt, können Eltern das Kind trotzdem anmelden, wenn es Kompass bestanden hat.

    Das gilt nur fürs Gymnasium. Alle anderen Schulformen sind weiter frei wählbar. Bisher konnte jeder (seit 2012) sein Kind da anmelden, wo er wollte. Da aber BaWü im neuen Schuljahr zu G 9 zurückgeht, befürchtet man wohl ein Überrennen der Gymnasien, da diese vermeintlich leichter werden, was ich mir nicht vorstellen kann.


    Oje, habe es schon geschrieben, während Flupp geantwortet hat, jetzt habe ich meins auch noch abgeschickt.

  • Wenn also die Empfehlung der Grundschule fehlt, können Eltern das Kind trotzdem anmelden, wenn es Kompass bestanden hat.

    OK, ich meine, so ähnlich war es zu meiner Zeit auch in Bayern. Da musste man Deutsch, Mathe und HSK mindestens 2-2-3 haben und wenn eine 3 zu viele, konnte man so einen Test machen.

  • OK, ich meine, so ähnlich war es zu meiner Zeit auch in Bayern. Da musste man Deutsch, Mathe und HSK mindestens 2-2-3 haben und wenn eine 3 zu viele, konnte man so einen Test machen.

    In Bayern ist die Alternative zur Schullaufbahnempfehlung durch die Grundschule derzeit ein Probeunterricht an der etwaig aufnehmenden Schulart.

    Zu den Erfolgschancen hört man unterschiedliches, aber da sollte man besser die Bayern fragen.

  • OK, ich meine, so ähnlich war es zu meiner Zeit auch in Bayern. Da musste man Deutsch, Mathe und HSK mindestens 2-2-3 haben und wenn eine 3 zu viele, konnte man so einen Test machen.

    Es ist noch ähnlich, aber gelockert, was den Schnitt für die Realschule und das Ergebnis des Probeunterrichts betrifft.

    https://www.km.bayern.de/lerne…ebertrittsvoraussetzungen


    In Bayern ist die Alternative zur Schullaufbahnempfehlung durch die Grundschule derzeit ein Probeunterricht an der etwaig aufnehmenden Schulart.

    Wenn es mit der Durchschnittsnote für die gewünschte Schulart nicht klappt, dann kann man den Probeunterricht machen.


    Zu den Erfolgschancen hört man unterschiedliches, aber da sollte man besser die Bayern fragen.

    Es ist die Frage, wer dann überhaupt noch den Probeunterricht macht. Das sind meistens nicht geeignete Schüler, deshalb sind die Erfolgsaussichten, einen Probeunterricht zu bestehen, entsprechend gering. Manche schaffen es durch intensive Vorbereitung, aber das ist eher die Ausnahme.


    Beim Probeunterricht an der gewünschten aufnehmenden Schulart, der 3 Tage geht und 2 Tage mehrere schriftliche Prüfungen in M und D beinhaltet und einen Tag mündlicher Unterricht, muss man mindestens eine 3 und eine 4 im Ergebnis haben. Bewertet wird eher nach den Kriterien der aufnehmenden Schulart. Bei zwei 4ern im Ergebnis kann man nach Beratung der Eltern auch noch die gewünschte Schulart besuchen.

  • In Berlin gibt es jetzt anscheinend auch krassere Bestimmungen. Wer schlechter als 2,2 ist und aufs Gymnasium möchte, muss anscheinend an einem Probeunterricht teilnehmen, den nur 20 % bestanden haben. Conni und Susannea wissen bestimmt mehr darüber.


    Jetzt habe ich von Berlin auf einer anderen Seite gelesen, dass nur 2,6% bestanden hätten. Kann das sein?

  • In Berlin gibt es jetzt anscheinend auch krassere Bestimmungen. Wer schlechter als 2,2 ist und aufs Gymnasium möchte, muss anscheinend an einem Probeunterricht teilnehmen, den nur 20 % bestanden haben. Conni und Susannea wissen bestimmt mehr darüber.

    Genau, das ist nun ähnlich wie bisher in Brandenburg auch (nur das dort in Notenpunkte umgewandelt wurde und es in den Hauptfächern 7 maximal sein durften und Nawi/Gewi in Brandenburg anders als Berlin keine Hauptfächer sind).

    Und ja, es gab Probeunterricht, Rückmeldungen kenne ich von unseren Schülern noch nicht, würde mich aber nicht wundern, wenn es da diverse nicht schaffen.
    Habe gerade letzte Woche gesehen, welche unserer Schüler auf dem benachbarten Gymnasium sind, das hätte es bei uns nicht gegeben.

  • Bei uns ist der Schnitt fürs Gymnasium nur in De und Ma und liegt bei 2,5. Wir GS-Lehrerinnen finden das viel zu schlecht und hätten auch gerne 2,2 oder 2,3. Im Gespräch haben wir den Eltern bei 2,5 nicht Gymnasium empfohlen, aber bei der GS-Empfehlung mussten wir es ankreuzen, das empfanden wir alle immer als paradox. Wenn wir gefragt haben, warum, hieß es immer, dass die Eltern es sonst einklagen könnten....


  • Habe gerade letzte Woche gesehen, welche unserer Schüler auf dem benachbarten Gymnasium sind, das hätte es bei uns nicht gegeben.

    Manchmal wundert man sich. Ich hatte mal eine seeehr verpeilte Schülerin, die Eltern waren es auch, die hatte eigentlich nur vieren geschrieben und gestern habe ich sie zufällig auf einer Abiseite gesehen. Hätte ich nie geglaubt.

  • muss anscheinend an einem Probeunterricht teilnehmen, den nur 20 % bestanden haben

    Das entspräche aber tatsächlich unseren Übertrittsquoten. Ganz daneben erscheint mir das jetzt nicht.

  • Bei uns ist der Schnitt fürs Gymnasium nur in De und Ma und liegt bei 2,5.

    Also gell... Eine 4.0 (unsere Notenskala) im Schnitt ist schlechter als das. Da zählen aber einige Fächer mehr als andere und irgendwas hat sich auch grad schon wieder geändert. Ich muss mir echt die aktualisierte Laufbahnverordnung anschauen.

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