Frühes Einschulen

  • In der ersten und zweiten Klasse hat er oft gelesen, weil er mit seinen Aufgaben schon fertig war und ihm langweilig wurde. Das wurde von den Lehrkräften aber unterbunden, da sie sich wohl dadurch gestört fühlten (auf die Idee ihm mal Zusatzaufgaben zu geben, kam aber auch niemand).

    Dass so etwas heutzutage noch passiert, ist hoffentlich extrem unwahrscheinlich.


  • Nur, weil ein Kind "schlau" ist, hat es nicht, einfach so brav zu sein und alles über sich ergehen zu lassen. Erwarten wir doch auch nicht von Kindern, die nicht schlau sind und nichts kapieren.

    Zwischen "angemessen verhalten" und "alles über sich ergehen lassen" ist schon ein großer Unterschied.

    Beispiel des TE: Kind will im kiga bei den Großen mitmachen, darf es aber nicht.

    Klar kann es sich zuhause darüber beschweren, aber dann ist es doch Sache der Eltern zu erklären, warum das im kiga nicht geht oder warum dies wenigstens die Erzieher glauben.


    Dann biete ich halt Zuhause Ähnliches an oder bespreche Wünsche.

  • Ich danke für alle konstruktiven Vorschläge. Besonders auch für die Idee nochmal nach jahrgangsübergreifenden Klassen zu schauen, das hatte ich bisher nicht im Blick.


    Ansonsten finde ich es schade, was einem hier so alles unterstellt, aus dem Zusammenhang gerissen und freifliegend interpretiert wird.


    Mir hat man in der Lehramtsausbildung beigebracht zu fragen: Was braucht das Kind? Das gilt sowohl in die leistungsschwache als auch in die leistungsstarke Richtung.


    Nein, mein Kind spielt bei den Großen nicht das Baby. Sie spielt mit den 6 Jährigen Vater und Mutter während die ebenfalls 4 jährigen als Baby und Haustier herhalten...


    Magellan Für mich erschließt sich nicht warum ein Kind etwas nicht darf, nur weil es das falsche biologische Alter hat. Ich wüsste nicht, wie ich das meinem Kind erklären soll...


    Ich bin der Überzeugung, dass Anforderung und Interesse stimmig zueinander sein müssen. Ein Kind muss nicht den halben Tag damit zubringen unter - oder überfordert zu werden... Sicher gibt es Kinder, die das kompensieren und ignorieren können. Aber nur weil sie das irgendwie Aushalten können, ist es trotzdem nicht richtig. Das ist auch nicht das Bildungsziel einer Schule, oder?

    Ich nenne hier gerne nochmal das Stichwort Underachiever.

  • Dass so etwas heutzutage noch passiert, ist hoffentlich extrem unwahrscheinlich.

    Oh doch, selbst erlebt. Eigenes Kind (pfiffig) und Freund von Kind (hochbegabt und Asperger) durften nicht lesen, durften nichts machen, was Eltern mitgegeben hätten und Lehrer fühlte sich auch durch die Beratung einer Hochbegabtenberatungsstelle gestört. Das ganze ist keine 10 Jahre her und die Lehrkraft war jung.

  • PS Ich kenne nun auch einige Schüler über das Gym des Kindes, die eine Jahrgangsstufe übersprungen haben, auch das geht.

    Wurde meinem Kind zB nicht vorgeschlagen, hätte ich auch nicht gewollt und das Kind auch nicht.

    Rein interessehalber, liebe Gymlehrer, wann und warum schlägt man das vor?

    In RLP gibt es Begys ("Begabtenförderung am Gymnasium mit Schulzeitverkürzung"). Aber nur an bestimmten Schulen. Da wird die Mittelstufe in jeweils einer Klasse in 3 Jahren durchlaufen und in der 11 trifft man sich dann wieder mit anderen, die die Mittelstufe in 4 Jahren gemacht haben. In den drei Jahren hat man also Gleichaltrige in der Klasse und in der Oberstufe größtenteils ein Jahr ältere im Jahrgang.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich hatte jahrelang jahrgangsübergreifende Klassen (1/2). Ich meine, es kam sehr sehr selten vor, dass ein Kind nach 1 Jahr in Klasse 3 wechselte, aber es war auch immer die Idee dahinter. Verweildauer 1-3 Jahre in Klasse 1 und 2. 1 Jahr kam in 4 Jahren in 2 Parallelklassen einmal vor. Also ich möchte eigentlich nur sagen, dass die meisten schon 2 Jahre für die Inhalte brauchen.

  • Es wäre auch eine Überlegung wert (um nicht zu sagen, dass es absolut angebracht ist), ein Kind mit hohen kognitiven Fähigkeiten in anderen Bereichen zu fördern und zwar nicht, um dort auch gut zu sein, sondern um einfach Freude zu haben:

    Also Musik machen, ohne viel Überei einzufordern, Sport treiben, draußen sein, rummatschen, Malen, Handarbeiten, Sägen, Hämmern usw.


    M. E. sind die kognitiven Fähigkeiten für eine frühere Einschulung kein valides Kriterium. Die soziale Reife, Frustrationstoleranz usw. sind entscheidender. Es tut vielen Kindern unglaublich gut, die Freiheit der Kita noch lange zu haben, natürlich nur dann, wenn die Kita auch ok ist.


    Eines meiner Kinder ist auch hochbegabt, wir haben sie nicht früher eingeschult und alle Überspringvorschläge von Lehrer:innen abgelehnt. Sie hat sich aber auch nicht unwohl gefühlt und war nicht verhaltensauffällig. Erst die EF am Gymnasium hat sie dann übersprungen.


    Zwei meiner Geschwister haben in der Schule übersprungen (in den 70er Jahren). Eine wurde nach 4 Wochen in die 2. Klasse geschickt, die andere hat die 8. Klasse am Gymnasium übersprungen. Bei beiden war es von den Leistungen kein Problem, aber im Sozialen hinkten sie schon etwas hinterher und das war nicht immer angenehm.

    Es gibt für diese Problematik kein Rezept, das Wohlbefinden des Kindes ist ein wichtiges Kriterium.

    Dabei muss man jedoch genau auf sich selbst schauen und muss unbedingt den eigenen Stolz und die eigenen Wünsche erst einmal erkennen und dann zurückstellen.

    Manchmal hilft eine psychologische Beratung, also jemand die aufs Kind und auf die Eltern schaut.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Es gibt für diese Problematik kein Rezept, das Wohlbefinden des Kindes ist ein wichtiges Kriterium.

    Und genau deshalb habe ich diesen Thread eröffnet. Nicht, weil ich ein hochbegabtes Kind herbeireden möchte, sondern weil ich möchte, dass mein Kind sich wohl fühlt und ich auf der Suche bin, was es braucht.


    Das Kind hat Angebote, um sich in allen Bereichen auszuprobieren. Wir sitzen nicht Zuhause und üben Lesen, auch wenn mir das hier unterschwellig immer wieder unterstellt wird. Der Kinderarzt, der von früherer Einschulung sprach, ist übrigens auch selbst Kinder- und Jugendpsychotherapeut. Ich denke er kann das ganz gut einschätzen und kennt das Kind und uns gut genug um zu wissen, dass da kein Elternwunsch dahinter steckt, ein Kind zu haben, dass wir als irgendwie "besonders" darstellen können.

  • Das kann ich so unterschreiben. Ich hatte auch schon einige jahrgangsgemischte Klassen 1/2 und eine Verweildauer von einem Jahr kam quasi nicht vor. Drei Jahre jedoch regelmäßig.

    Die 3 Jahre kamen bei uns auch öfter vor und entspannen ungemein. Eltern haben die längere Verweildauer in der Jahrgangsmischung auch eher akzeptiert, als wenn man ohne Jahrgangsmischung empfiehlt, das Kind noch 1 Jahr länger in Kl. 1 oder 2 zu lassen.

  • Ich finde den Aspekt der Vielfältigkeit wichtig, aber es fällt mir schwer, das zu formulieren.


    Bei einigen kognitiv starken Kindern fällt mir auf, dass sie dort zwar generell oder zu Schulbeginn auffallend gute Leistungen haben, aber selten bereit sind, sind, sich mit anderen Themen zu beschäftigen oder Tätigkeiten auszuüben, die ihnen nicht liegen.

    Ich vermute, dass die frühe Ausprägung der kognitiven Fähigkeiten dazu führt, dass diese Kinder sich viel und gerne damit beschäftigen, anderes dann zu kurz kommt.

    Das allein ist es aber nicht, hinzu kommt, dass mehrere Kinder dann ausweichen, wenn es Anstrengung bedarf, wenn etwas nicht sofort gelingt, wenn etwas gefordert ist, dass ihnen nicht liegt. Das fällt bei anderen Kindern auch auf, aber sie sind weit eher bereit, es hinzu ehren oder einfach mal etwas zu probieren, wobei man scheitern kann.


    Ich bin der Überzeugung, dass Anforderung und Interesse stimmig zueinander sein müssen. Ein Kind muss nicht den halben Tag damit zubringen unter - oder überfordert zu werden...

    In dem Zusammenhang bin ich auch der Meinung, dass man bedürfnisorientiert schauen muss, aber dies darf nicht dazu führen, dass immer nur spezielle Wahlaufgaben gefordert und bedient werden, sondern dass Kinder auch lernen, wann etwas dran ist und dass man dafür eigene Bedürfnisse zurückstellen muss (was alle Kinder betrifft).


    Irgendwie muss man dazwischen das Gleichgewicht finden, was bei Hochbegabten im Schulsystem schwieriger zu sein scheint als bei anderen Kindern, bei Underachievern noch mehr, da sie kaum zu begeistern scheinen.

  • Die 3 Jahre kamen bei uns auch öfter vor und entspannen ungemein. Eltern haben die längere Verweildauer in der Jahrgangsmischung auch eher akzeptiert, als wenn man ohne Jahrgangsmischung empfiehlt, das Kind noch 1 Jahr länger in Kl. 1 oder 2 zu lassen.

    Ich habe mal eine Frage aus Neugier, da die jahrgangsgemischte Eingangsstufe schon mehrfach aufkam: Wenn ein Kind diese in einem Jahr durchläuft, hat es denn die Möglichkeit, alle Inhalte, die in dieser Zeit vorgesehen wird, zu lernen (also auch im Sachunterricht und den Nebenfächern) oder besteht die Gefahr, dass hier Inhalte ausgelassen werden, deren Unkenntnis zu einem späteren Zeitpunkt dazu führen könnte, dass Vorkenntnisse fehlen?

  • Ich habe mal eine Frage aus Neugier, da die jahrgangsgemischte Eingangsstufe schon mehrfach aufkam: Wenn ein Kind diese in einem Jahr durchläuft, hat es denn die Möglichkeit, alle Inhalte, die in dieser Zeit vorgesehen wird, zu lernen (also auch im Sachunterricht und den Nebenfächern) oder besteht die Gefahr, dass hier Inhalte ausgelassen werden, deren Unkenntnis zu einem späteren Zeitpunkt dazu führen könnte, dass Vorkenntnisse fehlen?

    Überspringerkinder bringen schon so viel mit (Lesen, Schreiben, Zahlenverständnis), dass sie viel weniger Zeit mit Erstklässlerstoff verbringen müssen und sehr schnell Stoff aus dem zweiten Schuljahr machen. Die Nebenfächer leiden vielleicht inhaltlich etwas, das machen diese Kinder aber durch ihre außerschulischen Interessen wieder wett.

  • Anekdotisch: Beim Schreiben habe ich es schon anders erlebt. Vor vielen Jahren kam einmal die Diskussion nach einem Test bei einer Psychologin auf, ob ein Kind in meiner 1. Klasse überspringen soll. Wir haben dies dann in der 2. Klasse probehalber versucht. Vom Lesen und Verständnis her hätte es geklappt, im Rechnen wäre er mittelmäßig gewesen (noch zu langsam und hat zu lange gebraucht), schreibmotorisch war er noch viel zu langsam, also wäre da noch viel Übungsbedarf gewesen. Von der emotionalen Entwicklung her hätte es zudem nicht gepasst.

    Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass das Schreiben und bzw. die Schreibgeschwindigkeit/-motorik ein Knackpunkt ist. Allerdings hatte ich in den letzten Jahren eher mit den Größeren zu tun.

  • Die Schreibmotorik ist entweder bei diesen Kindern ohnehin in Knackpunkt und bleibt es leider, weil gerade die immer gleichen und langweilig und sinnlos erscheinenden Übungen verweigert werden,

    oder - und das ist der eigentliche Gedanke beim Springen - das Kind "streckt" sich und holt das, was ihm fehlt, mühelos auf.


    Andere Möglichkeiten sind es, dass Springen daran zu koppeln, dass im häuslichen Umfeld z.B. die Schreibschrift geübt wird oder dass das Kind im Unterricht bereits hierzu Übungen erhählt, während andere Kinder z.B. an ihrer Rechtschreibung feilen.

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