Frühes Einschulen

  • Hallo zusammen,


    mich würden Erfahrungen zum Thema Einschulung als "Kann Kind" interessieren.

    Es geht konkret um ein nun gerade 4 Jahre alt gewordenes Mädchen.

    Sie beginnt gerade zu lesen (Buchstaben kennt sie alle), zu schreiben und Zahlen kann sie zweistellig lesen. Sie ist sprachlich deutlich weiter als Gleichaltrige und kann sich an unheimlich viele Details erinnern, die zum Teil über ein Jahr zurück liegen. Sie ist in gutem Kontakt mit anderen Kindern, orientiert sich aber eher an den älteren (beste Freunde sind im Schnitt 2 Jahre älter). Emotional hat sie noch deutlich Schwierigkeiten, ist schnell überreizt, wenn zu viel Unruhe und Durcheinander herrscht, und frustriert, wenn etwas nicht wie geplant klappt.


    Nun ist die Frage, was der richtige Weg sein könnte. Möglichkeiten gibt es ja einige:

    Früher Einschulen (sie würde dann im November 6 werden), normal Einschulen und evtl überspringen von 1 in 3... Einschulung in Klasse 2 gibt's auch (war mir neu...würde ihr die Zeit im Kindergarten lassen)

    Hat natürlich alles verschiedene Vor und Nachteile.


    Welche Erfahrungen habt ihr mit Kindern, die kognitiv "voraus" sind? Zu welchem Weg würdet ihr Eltern raten?


    Ich freue mich auf Austausch.

    Viele Grüße :rose:

  • Emotional hat sie noch deutlich Schwierigkeiten, ist schnell überreizt, wenn zu viel Unruhe und Durcheinander herrscht, und frustriert, wenn etwas nicht wie geplant klappt.

    Gerade das kann ein Hinweis darauf sein, hier nicht verfrüht einzuschulen. Bei meinem Kind hatten wir uns die Frage auch gestellt - gerade weil einige Freunde bereits in dem Jahr in die Schule kamen - und waren im Nachgang ganz froh, dass noch etwas Zeit war, sich auch emotional-sozial gut aufzustellen. Kognitiv wäre eine frühere Einschulung problemlos gewesen. Auf der anderen Seite hat sie ja noch mehr als ein Jahr Zeit, wenn sie gerade erst 4 geworden ist. In der Zeit passiert noch viel in der Entwicklung.

  • Ich schreibe jetzt auch nur als Elternteil, das in der (scheinbar) gleichen Situation ist:

    Natürlich muss man das im Einzelfall individuell entscheiden, aber die große Mehrheit derer, die mit in vergleichbaren Situationen mit fünf Jahren eingeschult haben, kommt heute zum Tenor "würde ich nicht wieder tun". Es ist in den wenigsten Fällen total in die Hose gegangen, aber trotzdem war die rückblickende Feststellung meistens, dass ein Jahr Kita (sofern sie denn stattfindet ;)) nicht geschadet hätte.


    Eine befreundete Mutter hat berichtet, dass die Grundschule gar kein Problem war, aber ihre Tochter im Pubertätsalter darunter gelitten hat, immer den anderen hinterher zu hängen (physisch, aber auch im Hinblick auf Interessen etc.).


    Wir haben aber auch noch nicht entschieden, finde das seeehr schwer. Drücke die Daumen! LG

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Ich würde das Jahr noch in Ruhe abwarten und gucken wie sie sich emotional entwickelt. Das ist nämlich wirklich das Hauptproblem bei einer frühen Einschulung. Dann würde ich es auch davon abhängig machen, wie es ihr in der Kita geht. Fühlt sie sich da in einem Jahr immer noch wohl und würde da noch länger glücklich sein oder wäre ein weiteres Jahr Kita absoluter Horror für sie weil sie sich unwohl fühlt und nur langweilt, besonders wenn dann keine älteren Kinder mehr da sind?

  • Wir haben uns gegen die frühe Einschulung entschieden und es nicht bereut. Ich selbst wurde früh eingeschult. Leistungsmäßig war das nie ein Problem, aber sozial ist es nicht so einfach.

    Wenige positive Fälle aus Lehrkräftesicht kenne ich aber auch. Allerdings sind das allesamt dann Schüler*innen, die erst Ende der 1 oder in der 2. 6 geworden sind und schon mit 4 die Tageszeitung vorgelesen haben. Meistens hatten sie dann trotzdem noch übersprungen, bis ich sie in der 5. kennengelernt habe.


    Tatsächlich hat es mir als Elternteil dann geholfen, mein Kind mit diesen Kindern zu vergleichen.

  • Mein Sohn würde regulär eingeschult und ist nach den Herbstferien in die 2. Klasse gegangen, weil er lesend, schreibend und rechnend eingeschult wurde. Er hatte dadurch die komplette Kindergartenzeit, was ihm auch gut getan hat. Er hatte sozial-emotional keine Schwierigkeiten in der höheren Klasse. Er ist im Sommer mit 9 auf das Gymnasium gewechselt und bisher läuft es dort auch ganz gut. Und er ist nicht der Jüngste.

    Früher einschulen hatten wir auf Rat der Kita ausgeschlossen.

  • Sie beginnt gerade zu lesen (Buchstaben kennt sie alle), zu schreiben und Zahlen kann sie zweistellig lesen. Sie ist sprachlich deutlich weiter als Gleichaltrige und kann sich an unheimlich viele Details erinnern, die zum Teil über ein Jahr zurück liegen.

    Schön! Ich würde das zuhause nicht weiter forcieren. Ich würde ihr natürlich Angebote machen, und wenn sie lesen will, Bücher kaufen, aber es gibt ja so Eltern, die mit ihren Kindern zuhause mini-Unterricht machen, weil sie so stolz sind, was ihr Kind alles kann, und das würde ich nicht tun. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ein gesundes Maß also bitte!


    Emotional hat sie noch deutlich Schwierigkeiten, ist schnell überreizt, wenn zu viel Unruhe und Durcheinander herrscht, und frustriert, wenn etwas nicht wie geplant klappt.

    Das spricht für mich deutlich gegen eine frühere Einschulung. Für die meisten Kinder ist in der ersten Klasse nicht der Schulstoff das Problem, sondern sie sind emotional ganz schön gefordert. Ich würde die Zeit nutzen, und mit ihr genau daran arbeiten. Frustrationen zuminest meistns ganz gut ertragen können ist quasi eine Grundvoraussetzung für eine glückliche Schulanfangszeit. Auch nutzt es nichts, wenn sie zwar zweistellige Zahlen lesen kann, aber ständig überreizt ist und dann weint.


    Nun ist die Frage, was der richtige Weg sein könnte. Möglichkeiten gibt es ja einige:

    Früher Einschulen (sie würde dann im November 6 werden), normal Einschulen und evtl überspringen von 1 in 3... Einschulung in Klasse 2 gibt's auch (war mir neu...würde ihr die Zeit im Kindergarten lassen)

    Früheres Einschulen nur, wenn das Kind auch emotional gefestigt ist, sozial gut klarkommt und auch körperlich kräftig genug ist, ihren Ranzen zu tragen und den Tag robust zu überstehen. Sie wird es schwer haben, wenn sie von vornherein zwei Köpfe kleiner ist als die anderen, ist einfach so, der Tag ist dann noch anstrengender.

    Ans Überspringen zu denken ist, finde ich, total verfrüht. Aber klar kann man es als Option im Hinterkopf haben.


    Welche Erfahrungen habt ihr mit Kindern, die kognitiv "voraus" sind? Zu welchem Weg würdet ihr Eltern raten?

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es diesen Kindern in der Schule gut geht, wenn die Lehrkraft ein bisschen differenziert. Es ist, neben dem Lesen und Rechnen, nämlich so viel anderes los, dass sie sich in der Regel nicht langweilen. In der Klasse werden sich sehr bald ein paar starke Kinder herauskristallisieren, die dann wahrscheinlich extra Aufgaben bekommen.


    Ich würde raten, das vorzeitige Einschulen wirklich sehr sehr gut abzuwägen, ich sehe das in den meisten Fällen kritisch und habe schon von vielen Eltern gegen Weihnachetn / Ostern dann gehört, dass sie die Entscheidung bereuen. Das Überspringen finde ich noch schwieriger, man reißt ein Kind aus seiner Klasse, es muss in der Regel von 1 auf 3 doch so einiges nachlernen und verliert ein unbeschwertes Grundschuljahr dafür, dass es dann in Klasse 5 neun Jahre alt ist, zu den allerjüngsten gehört und sich dort dann wieder behaupten muss - auf einer Schule, wo die anderen teilweise 17 sind. Das ist für Zehnjährige doch schon total anstrengend.


    Ich würde also daheim ein Umfeld schaffen, indem das Kind seinen Interessen nachgehen kann, und sie ansonsten im Kindergarten lassen bis zur regulären Einschulung.


    Jedoch: Im November 6 Jahre alt zu werden ist jetzt auch nicht sooooo jung. Und ich kenne das KInd ja nicht. Von daher, ihr werdet das bestimmt richtig entscheiden. Ich finde aber tendentiell besser, nicht früher einzuschulen.

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