Quittengelee : Die Klärung hat nie länger als 5 Minuten gedauert, alle wollen dringend noch in die Pause.
Konflikte auf dem Schulhof
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Sorry, du hattest mit dem Schüler nichts zu tun, aber seinen kulturellen Background (sageinfach Islam und gut ist../s) und dessen Auswirkungen kennst du?
Wir haben ca 350 Schüler. 99% kenne ich mit Namen, über einen Großteil weiß ich noch mehr, auch wenn ich nicht alle unterrichte. Bei uns im Kollegium herrscht ein harmonisches Miteinander, wir tauschen uns aus, beraten uns gegenseitig und unterstützen uns. Da weiß man dann auch so einiges, auch wenn man einen Schüler nicht selbst im Unterricht hat. Davon abgesehen bin ich Klassenlehrer in einer Parallelklasse der Kollegin. Selbe Jahrgangsstufe, gleicher Stock, die Lernateliers werden geteilt... Reicht dir das?
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Kl 1-4 Förderschule, räumlich trennen eher nicht, innerhalb der Klasse funktioniert es eigentlich. Es sind aber auch aus anderen Klassen immer wieder dieselben beteiligt. Also aus jeder Klasse 2-3 Kinder, die Stress machen, wenn sie nicht mitspielen dürfen, anderen hinterherlaufen, weil diese das nicht wollen, provozieren... irgendwer heult immer.
Mit räumlich trennen meinte ich nicht unbedingt, dass sie im Klassenzimmer oder vor dem Lehrerzimmer oder so sitzen müssen. Eher so etwas wie jeder in eine andere Ecke des Pausenhofs.
So wie du sie beschreibst, klingt es schon so, als wäre es wichtig, dass sie sich in der Pause bewegen.
Gäbe es die Möglichkeit für angeleitete Spiele in der Pause?
Bei uns gibt es z.B. in der großen Pause immer die Möglichkeit Bälle, so kleine Stelzen, Seile... bei einer Lehrkraft auszuleihen und am Sportplatz zu spielen.
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Noch was:
Ich arbeite ja auch an einer Förderschule und da haben wir in jeder Pause mehrere Konflikte (ich habe keine Ahnung, wie es an der GS ist) und es gibt KEINE Spielsachen in der Pause, weil die räumlich nicht aufbewahrt werden können und überhaupt ist unsre Schule was Räume betrifft jetzt nicht so der Bringer, gerade für Förderschüler.
Wenn es bei 1.-6. Klässler mal wieder in der Pause rumpelt, dann lasse ich auch oft den einen von beiden die restliche Pause bei mir verbringen (also so maximal 2m von mir entfernt), gehen sie dann weg, gehe ich ihnen nach.
Freilich habe ich dann nicht mehr so sehr das Auge für alle andren Schüler und Konflikte. Oft eile ich zum nächste Konflikt und vergesse meinen Begleiter, aber meistens ist es dann auch gut.
Schwierig finde ich es immer, wenn Kinder kommen und von Konflikten am Pausenhof berichten, bei denen ihrer Meinung nach nix von Lehrerseite passiert ist. Deswegen gehe ich nach der Pause immer ultrakurz zu den Kollegen, deren Schüler Stress in der Pause hatten und sage ihnen, wie ich interveniert habe. Sonst erzählen die Kinder was ganz andres.
Was allerdings echt schwer ist, ist Kontrolle über die Konflikte auf dem Weg nach drinnen nach der Pause zu erlangen. Unlösbar eigentlich, weil ich ja nicht gleichzeitig die Tür aufhalten und mit nach oben gehen kann.
Da schlage ich dann auch die Klärung in der nächsten Pause oder nach Uschluss vor. Länger als 5 Minuten hat das noch nie gedauert. Wenn ein tieferer Konflikt dahinter steckt, mache ich es später oder am nächsten Tag zum Thema im Unterricht, darf aber auch nicht zu lange dauern, sonst gibt's mehr HA. So ernsthafte, wiederholte Konflikte melde ich dann oft der Schulsozialpädagogin, dass die das mal in Ruhe klärt.
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In Erziehungshilfeschulen holt jeder seine Klasse an einem Sammelpunkt auf dem Hof ab. Das minimiert Treppenhauskonflikte...
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Es formen sich Ideen, danke nochmal in die Runde
Eine Frage noch: wie lang sind eure Hofpausen?
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2x15min
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30 min, an einer GS mit relativ wenig Konflikten und vielen personellen, räumlichen und spieltechnisch attraktiven Ressourcen. An meiner früheren Schule (mit sehr vielen herausfordernden Kindern unterschiedlichster Kulturen) waren die langen Pausen ein Problem. Die Kinder konnten sich einfach nicht 30 min unangeleitet und frei beschäftigen, ohne anderen Kindern gegenüber verbal oder körperlich übergriffig zu werden, Dinge zu zerstören, Machtkämpfe zu initiieren usw.
Eine Idee hätte ich noch: Spielen üben. Einige Stunden dafür opfern, um Anleitung für gemeinsames Spiel in der Pause zu geben und so den Kindern, die zu Hause nur mit digitalen Medien vorgegebene Spiele spielen eine Chance zu geben, sich konfliktfreie Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen zu verschaffen.
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Mit räumlich trennen meinte ich nicht unbedingt, dass sie im Klassenzimmer oder vor dem Lehrerzimmer oder so sitzen müssen. Eher so etwas wie jeder in eine andere Ecke des Pausenhofs.
Genau so handhaben wir das bei notorischen Streithähnen auch und haben damit gute Erfahrungen gesammelt. Wir haben dabei aber auch das Glück, eine ganze Reihen räumlich getrennter Pausenbereiche vorhalten zu können.
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Quittengelee Oh, siehst du, da war ich zu naiv. Ich wusste gar nicht, dass meine Schule das Brückenprogramm gekauft hat, allerdings kann ich mich, nach einigem Nachgrübeln, tatsächlich jetzt dunkel daran erinnern, dass es in einer GK vor einigen Jahren vorgestellt und von uns dann gewählt wurde. Wahrscheinlich kann man das "auch einfach so" machen, aber die Hilfen, die das Paket mit sich bringt, sind schon gut und das Material auch.
Ich kann es gerne erläutern:
Das Brückenprogramm ist ein Konfliktlösungsmodell mit einem angeschlossenen Materialpaket, das in mehreren Klassenräumen zur Verfügung steht und ausgeliehen werden kann. Auf dem Schulhof haben wir auch an zwei Stellen eine solche Brücke gemalt. Jedes Jahr zum Schulanfang wird die Brücke neu oder wiederholt mit den Kindern durchgegangen (ist ein Punkt unserer Checkliste) und mit ihnen vertieft. Das Material stärkt das Programm tatsächlich, weil die Kinder es als "offiziell" ansehen und sie holen sich die Brückenteile auch gerne. Durch das Schuljahr hindurch verliert sich die Wirkung etwas, daher ist es wichtig, es immer wieder aufzufrischen.
Das System baut auf die stufenweise Deeskalation der Situation, in der die beiden Kinder abwechselnd zuerst erzählen, was sie beobachtet haben, danach wie es ihnen damit geht, dem folgend, welche Ideen sie für eine Lösung anbieten können und was sie sich von der anderen Seite wünschen würden und am Schluss steht die Versöhnung, wenn die Schritte vorher erfolgreich waren. Diese Schritte gehen sie auch aktiv auf Brückenteilen, die aufeinander zu gehen, bis sie sich in der Mitte treffen. Es ist also ein innerlicher und äußerlicher Prozess.
Natürlich kann man solch ein System auch alleine entwickeln und ausbauen, meine Schule hat sich (anscheinend) für den Kauf des Pakets entschieden, es gibt es aber auch in anderer Form bei eduki: https://eduki.com/de/material/…les-lernen-konflikt-losen
Meiner Wahrnehmung nach funktioniert bei uns die Brücke nur, weil ausnahmslos alle Klassen informiert und mit ihr trainiert sind. Unsere SL hat das nicht umsonst in die Schulanfangs-Checkliste gesetzt, die jede Lehrkraft bis zu einer bestimmten Zeit abgehakt haben muss. Es bringt nichts, wenn es nur halbherzig zum Einsatz kommt und geschulte Kinder mit ungeschulten in einer Konfliktsituation aufeinander treffen. Dann lernen sie schnell, dass "die Brücke ja gar nichts bringt".
Bei uns wird im Sachunterricht auch immer wieder Deeskalation im Streitfall abgefragt. Was kann ich tun? Wie kann ich mich verhalten? Welche Schritte sind die richtigen?
Unsere Schule hat da ein klares Zeichen: Ausgestreckte Hand: "STOPP, ich will/möchte das nicht!"
Unsere Kinder lernen, dass dies ein Zeichen und ein Satz ist, den es sofort zu beachten gilt und der auch zeigt, dass gerade aus einem eben noch lustigen Spiel Ernst werden kann, denn meist kommen die Eskalationen ja aus dem Missverständnis, dass es jemand für lustig hält, die andere Seite aber nicht (mehr). Natürlich klappt das nicht immer, dann ist der nächste Hilfeschritt, sich aus der Situation zu entfernen. Reicht das auch nicht aus, soll bei einer Lehrkraft Hilfe gesucht werden. Dadurch soll auch vermieden werden, dass die Kinder sich andere Kinder zu Hilfe suchen, die die Situation nicht miterlebt haben und sich dann einfach so auf eine Seite schlagen, das eskaliert dann gerne noch mehr. Wenn ich raufende Kinder trenne, frage ich auch immer nach, ob das Stoppzeichen kam und warum es ignoriert worden ist, welcher Schritt dann richtig gewesen wäre etc. Die Kinder wissen das schon ganz genau...und manchmal geht halt "das Kinderherz mit ihnen durch", weil die Gefühle dann gerade überlappen, das ist ja normal. Mit Ruhe und Verständnis kommt man dann meist weit.
Die Kinder haben bei uns auch das Recht, eine Situation, die sich in der Pause nicht hat klären lassen, in der Frühstückspause zu klären. Sie erbitten dann die Erlaubnis und gehen in die andere Klasse, wo sie die Lehrkraft und das Kind, um das es geht, nochmals vor die Tür holen.
Insgesamt lässt sich schon sagen, dass Prügeleien und wirkliche Eskalationen an unserer Schule selten geworden sind. Man merkt immer wieder, dass es leicht steigt, wenn die neuen Ersties kommen, dann bekomme ich öfter mal ein völlig fassungsloses: "Frau L. der *** aus der Ersten hat mich....GEHAUEN??" - und daran kann ich immer wieder sehen, dass die Kinder das wirklich verinnerlichen. Das Schöne ist auch, dass sie, wenn sie geschult sind, immer reflektierter darüber reden können, was wirklich das Problem ist und welche Gefühle sie wirklich dabei haben.
Ich würde sagen, dass die Brücke Schulen gut tun kann. Ob selbst erarbeitet, ob als gekauftes Material halte ich für wurscht, aber es sollte ein System sein, das Schulintern komplett in jeder Klasse eingeprägt ist, sonst ist es sinnlos.
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