Verbesserung des Schreibstils 11. Klasse Gymnasium

  • Guten Abend,

    Ich sitze gerade an den Korrekturen einer Klassenarbeit und bin schockiert über den Sprachstil einiger Schülerinnen und Schüler(SuS). Frage mich wirklich, wie sie es in die elfte Klasse geschafft haben, sie können sich kaum ausdrücken. Ein reines Worthülsenstakkato!


    Ich bin noch Referendarin und überlege, wie ich mich an der Schule mit einem Angebot einbringen kann, bei dem die SuS sich in der Hinsicht verbessern können. Eine AG "Schreiben" hört sich jetzt nicht gerade nach Spaß und Freude an, allerdings halte ich es für unbedingt notwendig, dass es dahingehend irgendein Angebot gibt.

    Habt ihr vielleicht Ideen, was man da anbieten könnte?


    Vielleicht bin ich auch gerade zu übermotiviert, aber den Kindern muss geholfen werden! :D


    Viele Grüße

  • Vielleicht bin ich auch gerade zu übermotiviert, aber den Kindern muss geholfen werden! :D

    in der 11. Klasse ist man doch 16/17/18. Das sind keine Kinder mehr.

  • Willkommen in der Wirklichkeit. So ging es mir vor ein paar Jahren auch.


    Ich habe im Referendariat damals eine Romanwerkstatt-AG angeboten. Zum Fördern war das aber natürlich weniger geeignet, denn da melden sich dann ohnehin nur die Bücherwürmer an. Eine tolle AG war es trotzdem. Und wenn es etwas mehr in die Richtung des nicht-fiktionalen Schreibens gehen sollte, dann kann man es auch Essay-Werkstatt oder Schreibwerkstatt nennen.


    Am Ende bleibt aber meines Erachtens nur die Möglichkeit, im Unterricht selbst zu fördern. Und das gilt für alle schreibenden Fächer, nicht nur für (und ich würde sagen nicht mal insbesondere für) Deutsch.

  • Am Ende bleibt aber meines Erachtens nur die Möglichkeit, im Unterricht selbst zu fördern. Und das gilt für alle schreibenden Fächer, nicht nur für (und ich würde sagen nicht mal insbesondere für) Deutsch.

    Korrekt. Jugendliche, die nicht besonders gut schreiben können, haben im Normalfall auch keine Lust dann dazu eine AG zu besuchen. Ich war darin noch nie besonders gut und hätte mich im Leben niemals zu einem solchen Zusatzangebot angemeldet.

  • Hallo Anna Teh,


    folgende Dinge können die Situation verbessern:


    • Biete den Lernenden Schreibpläne an, die den Aufbau der Textsorte und geeignete Redemittel darlegen.
    • Arbeite mit den Lernenden an besseren und schlechteren Textbeispielen, damit sie eine „nose for quality“ entwickeln können. Das bewerten und verbessern von fremden Texten ist nämlich emotial weniger brisant als die Arbeit an eigenen Texten.
    • Versuche mit den Lernenden kleinschrittig zu arbeiten. Zum Beispiel schreiben alle eine Einleitung und anschließend können Rückmeldungen gegeben sowie angenommen werden: zwei positive Dinge und ein Tipp.
    • Lasse die Lernenden die Texte der/des Nebensitzenden beurteilen. Drei Kategorien sollten genügen:
      • Das ist gut.
      • Das verstehe ich nicht.
      • Das reicht mir nicht.


    Du kannst auch mal schauen, ob eine weitere Technik der formativen Evaluation für dich infrage kommt: https://educerio.com/formativeevaluation/.


    Beste Grüße

    Philipp

  • Schreib einfach die Noten auf die korrigierten Arbeiten und sag ihnen, wenn sie was besseres haben wollen, müssen sie halt besser schreiben. Es geht um eine 11. Klasse, das sind eben gerade keine Kinder mehr. Irgendwann ist mal fertig mit Poppes Pudern.

  • Versuche, die Probleme zu analysieren - hast du Wenigleser? Migranten? Oft hilft C1-Material für DAZ (Verben mit Akkusativ, Dativ, Genitiv, Verb-Nomen-Verbindungen, Präpositionen und Fall etc.). Du kannst etwas Motivierendes aus dem Netz fischen (Learning-Apps...), um Sprachbewusstsein zu schaffen und Listen anbieten, die sie bei den Schreibaufgaben im Unterricht nutzen können.

  • Vielleicht kann man SuS zwingen, einen Teil ihrer Texte in Deepl Write einzutippen und sich dort Verbesserungsvorschläge zu holen. Und diese dann (als Lehrkraft) irgendwie passend im Unterricht weiterverwenden.

  • Es gibt von den Verlagen Selbstlernhefte, mit denen die SuS selbstständig arbeiten können, das sollten sie in dem Alter auch machen. Man kann auch von den üblichen Schul-KIs Verbesserungsvorschläge erhalten. Das würde ich aber einmal im Unterricht mit ihnen üben und reflektieren, und es ist auch noch nicht so ausgereift, dass es eine Rückmeldung durch Lehrer ersetzt.

  • Ich denke, im Deutschunterricht gibt es viele Möglichkeiten, sprachlich zu fördern.

    Wenn es, wie ich annehme, nicht den Deutschunterricht betrifft, dann würde ich, wie Magellan schon schrieb, im Unterricht (z.B. wenn es Pädagogik betrifft) methodisch viel Textarbeit machen lassen und formulieren lassen.


    Mit jeder sinnvollen Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache lernt man dazu. In der Grundschule bin ich zusätzlich zur Sprach- und Leseförderung regelmäßig in die Bücherei gegangen. Das Buch wurde auf verschiedene Arten vor dem nächsten Besuch vorgestellt. Lesen von sprachlich guten Texten halte ich für sehr wichtig.


    Ich weiß nicht, wie es am Gymnasium ist: In Deutsch fand ich es wichtig, selbst verfasste Texte auf Sprachrichtigkeit (und andere Fehler) korrigiert nochmals zu schreiben - nicht alle, aber ein paar. Auch dadurch lernen die Schüler, nämlich an ihren eigenen optimierten Texten.


    Als AG fällt mir jetzt auch als erstes eine kreative Schreib-AG ein. Wichtig fände ich, dass man dann die korrigierten Texte irgendwie präsentiert. Die Idee mit KI - basierten Korrekturen finde ich interessant. Ich habe leider das Buch nicht mehr - aber es gibt ein Buch, wo sehr viele kurze Schreibanlässe zum kreativen Schreiben beschrieben sind. Bei Interesse kann ich nochmals nachforschen wie das hieß.

    Eine Schülerzeitung wäre vielleicht auch noch etwas. Im entfernten Sinn eine Theater-AG oder in der Richtung etwas mit Hilfsmitteln wie Schattentheater (da könnte man Stücke selbst schreiben) oder etwas in Richtung Poetry Slam.

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    Wir wissen nicht, WELCHE Probleme existieren, aber ich kann sagen, wie ich vorgehe.
    Woher sollen denn Schüler*innen auf Deutsch wissen, WIE man schön schreibt, wenn es nicht ganz konkret gesagt wird?
    Bei allen Textanalysen in Englisch oder weiteren Fremdsprachen lernen SuS Sätze auswendig, werden genauer geleitet, usw.

    In meinen Sachfächern nutze ich spätestens nach der ersten Klausur (mittlerweile mache ich es natürlich in Vorbereitung der Klausur..) eine komplette Doppelstunde, in welcher ich "Formelspeicher" erarbeite:
    - In dem Text handelt es sich um ... / der Text handelt von ... so verrückt es klingt, die Präpositionen sind für viele "Muttersprachler*innen" nicht selbstverständlich.

    - viele "Synonyme" für "sagen" / "der Autor sagt" ...
    - Feste Formulierungen für die komplette Einleitung, für die Überleitung in die Textanalyse, für die Einleitung in die "Theorieaufgabe", Floskel für die Argumentation und Abwägung, usw..
    Je nach Niveau kann sich jede*r Schüler*in selbst vornehmen, wieviel Variation er/sie will und wieviel er/sie lernt.

    Wer sie dann nicht lernt, hat Pech, kann aber nicht sagen, dass er / sie keine Chance hatte.

  • Die Methode finde ich sehr gut chilipaprika. Das hatte ich schon vergessen: In der GS arbeiten wir mit Wortspeicher, wo wichtige Wörter, Begriffe und Floskeln im Klassenzimmer hängen oder in einem Heft stehen, damit man zum Thema richtig formulieren kann.


    Auch PhilippC s vorgeschlagene Methoden: gute und schlechte Texte vergleichen, Rückmeldung durch einen Partner stellen für mich einen weiteren Baustein zur Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit dar.

  • Nach meiner Erfahrung ist wirksamer Förderunterricht eine der schwierigsten Aufgaben in der Schule.

    Setzt man ihn freiwillig an, kommen die, die ihn nötig haben, oft nicht.

    Macht man ihn verpflichtend, kommt die nötige Zielgruppe zwar, aber mit einer Motivation, die den Utnerricht scheitern lässt.

    Sezt man auf Selbstständigkeit, scheitert es oft daran, dss die, die Probleme in einem Fach haben, oft nicht in der Lage sind, die Probleme zu benennen, was die Basis für Problemlösungen wäre.

    Kurz dosierte Fördereinheiten im laufenden Unterricht können erfolgreich sein.

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