Alkoholiker im Kollegium - was tun?

  • Hallo zusammen.


    Ich suche Rat und Handlungsmöglichkeiten:

    Wir haben einen Kollegen, der offensichtlich ein Alkohol Problem hat. Man kann täglich deutlich seine Alkoholfahne riechen, zuweilen geht er unsicher und fährt auch mit seinem Auto Schlangenlinien zur Schule. All diese Erscheinungen fallen nicht nur den Lehrern auf, auch Schüler und Eltern haben sich bereits ähnlich geäußert. Der Kollege ist ca 50 Jahre alt, beliebt und angesehen. Sein Verhältnis zum Chef ist außerordentlich gut, weil sie zusammen zahlreiche Schülerfahrten unternommen haben. Zudem begleitet er eine verantwortungsreiche Funktionsstelle in der Schule.

    Im täglichen Dienst lässt er sich nichts anmerken und kann sein Problem oberflächlich gut händeln.

    Die Schulleitung weiß von seinem Problem, bleibt aber tatenlos.

    Jetzt gibt es mittlerweile zahlreiche Kollegen, die an uns, dem Personalrat herangetreten sind und gebeten haben, tätig zu werden.

    Es gilt dem Kollegen zu helfen und Schlimmeres zu verhindern. Noch

    ist nichts passiert, aber darauf darf man nicht warten.

    Es fanden schon Gespräche mit der Schulleitung statt, die aber keinen Handlungsbedarf sieht. Wahrscheinlich aufgrund des speziellen Verhältnisses zu diesem Kollegen.

    Er selbst leugnet das Problem nicht, aber sieht auch kein Handlungsbedarf.

    Wir vom Personalrat sehen es nicht als unsere Aufgabe hier einzugreifen, ist es doch ein Verantwortungsbereich der Schulleitung. Private Gespräche mit dem Kollegen einzelner Vertrauter führten zu keinem Ergebnis.

    Jetzt meine Frage. Was kann man tun, was soll man tun? Tatenlos zusehen, bis ein Unglück im privaten oder im beruflichen Bereich passiert, kann es doch nicht sein.

    Er ist weiterhin für Schulfahrten eingeplant. Aus meiner Sicht unverantwortlich.

    Danke für Eure Antworten

  • Er selbst leugnet das Problem nicht, aber sieht auch kein Handlungsbedarf.

    Dann wirst du ihm jedenfalls nicht wirklich helfen können und wenn sein Vorgesetzter kein Problem sieht, dann werden auch angeordnete Maßnahmen schwierig.

    Habt ihr jemanden, der für Suchtberatung zuständig ist? Dann mal an den wenden.

  • Die Schulleitung weiß von seinem Problem, bleibt aber tatenlos.

    (fett von mir)

    Ich denke das ist der entscheidende Satz. Solange es sein Problem ist und nicht das der Schulleitung oder der Schule wird sie nicht tätig werden.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Aus meiner Sicht habt ihr eigentlich alles getan, was man tun kann.

    Ihr habt Gespräche mit dem Betroffenen geführt, ich habt mit dem Dienstvorgesetzten gesprochen. Und ihr habt die richtige Einstellung, nämlich, dass man dem Kollegen helfen muss, statt ihn zu "entfernen" o.ä.

    Außer dem Hinweis auf den Suchtberater fällt mir da leider nichts ein, aber ich wollte euch diese Rückmeldung gerne geben, da ich weiß, dass man sich oft hilflos - und damit irgendwie auch schuldig - fühlt. Ihr habt im Rahmen eurer Möglichkeiten eigentlich alles getan.

  • In einem solchen Fall sollte man als Mitmensch tätig werden, völlig unabhängig von der Rolle im System Schule. An die Suchtberatung wenden ist ein guter Tipp. Bitte nicht "schützen" durch "Co-Abhängigkeit" bzw. Ignorieren/Nicht-Handeln, das geht mittel- bis langfristig für alle Beteiligten nach hinten los, insbesondere für den Suchtkranken.


    Edit: Bevor Missverständnisse entstehen: Das bezieht sich auf den Post von SteffdA, der von WillG hat sich mit meinem gekreuzt.

  • Bei unserem Nachbarn, alkoholkranker Erzieher, stand die Polizei in seiner Straße und hat ihn abgefangen, als er betrunken mit dem Auto nach Hause kam von der Arbeit.


    Ich denke mal, die haben einen Hinweis erhalten.


    Ich könnte nicht damit leben, wenn ich wüsste er fährt betrunken Auto und auf dem Heimweg dann einen Schüler über den Haufen.

  • Man muss den dienstlichen und den allgemeinen Aspekt trennen:


    Dienstlich ist das Aufgabe der Schulleitung. Alles, was der PR tun kann, ist auf kollegialer Ebene zu sprechen (das bringt offensichtlich nichts) oder beim Schulleiter eine Reaktion einzufordern (das bringt offensichtlich auch nichts). Es gibt in Niedersachen eine Dienstvereinbarung Sucht, die eigentlich die Handlungsleiter vorgibt, die muss aber der Schulleiter beschreiten. In Bayern wird es so etwas auch geben, lesen sollte man sie vielleicht mal, aber gegen den Willen des Schulleiters kann man nichts machen.


    Ganz allgemein und nicht als Kollege oder PR-Mitglied:

    Wenn man einen anderen Menschen alkoholisiert ins Fahrzeug einsteigen sieht, ist man in meinen Augen verantwortlich dafür die Polizei anzurufen, vor allem, wenn derjenige vor einer Schule Schlangenlinien fährt. Das würde ich in diesem Fall auch tun, wenn ich den Eindruck habe, dass andere Menschen gefährdet sind.

  • Solange der Kollege selbst nicht einsieht, dass er ein Problem hat, wird sich nichts verändern. Ihr habt getan, was ihr konntet. Das Einzige, das ich tatsächlich noch machen würde, ist Anzeige erstatten wegen Alkohol am Steuer. Ab 1,1 Promille (und das dürfte er locker haben, wenn er Pegeltrinker ist) ist das eine Straftat. Und da wundert es mich ehrlich gesagt, warum man da solange zuschaut... Es werden laufend andere Menschen gefährdet und man schaut zu? Also das entzieht sich nun wirklich meinem Verständnis.


    Alles Andere (Suchtberatung, etc.) finde ich auch ein bisschen übergriffig, ehrlich gesagt. Bei einem Kettenraucher würde das auch Keinem einfallen, die Suchtberatung anzurufen...

  • Alles Andere (Suchtberatung, etc.) finde ich auch ein bisschen übergriffig, ehrlich gesagt. Bei einem Kettenraucher würde das auch Keinem einfallen, die Suchtberatung anzurufen...

    Ein Kettenraucher gefährdet aber auch nicht so doll seine Umwelt mit. Da hat man in der Regel die freie Wahl sich dem Rauch zu entziehen, bei einem Betrunkenem im Verkehr ist es anders. Außerdem soll ja auch erstmal nur bei der Suchtberatung angefragt werden, ob die noch Ideen haben, was man machen könnte (wobei die Idee mit einem Tipp an den Kontaktbereichsbeamten z.B. auch gar nicht so schlecht ist).

  • Der Kettenraucher gefährdet niemand anderen als sich selbst. Irgendwie ein schräger Vergleich. Zurück zum Thema: Das KM selbst stellt eine Beratungsstelle. Das finde ich grundsätzlich immer prima, wenn so etwas existiert. Warum sollte man diese Möglichkrit dann nicht auch nutzen?

  • Der Kettenraucher gefährdet niemand anderen als sich selbst.

    Darum sollte man hier auch konsequent sein: denjenigen beim Selbstschutz zu unterstütze, macht keinen Sinn so lange der das nicht einsieht oder möchte. Die Folge ist, dass man sich auf den Fremdschutz konzentrieren sollte und da ist nun mal primär die Polizei zuständig.

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