Eltern werfen mir Mobbing/Drohung vor

  • Hallo liebe Kollegen,


    ich habe ein recht abstruses Problem, zu dem ich gerne mal einen Rat und auch eine Einschätzung der rechtlichen Situation hätte.


    Ich bin Lehrer an einer beruflichen Schule und unterrichte eine 11. Klasse im Beruflichen Gymnasium in Deutsch, erst seit diesem Schuljahr. Schüler XY wiederholt die Klasse bereits und ist insgesamt bekannt für häufiges Fehlen, mangelndes Arbeitsverhalten etc. Der Schüler war tatsächlich noch nie pünktlich im Unterricht. Entweder kommt er gar nicht oder zu spät. Einmal kam er nach dem Unterricht, nach einer Doppelstunde. Ich habe ihn draußen auf dem Flur gesehen, wie er sich mit einem Mitschüler unterhielt. Er hat mich nicht mal angesprochen, ich bin erst an ihm vorbei und dann noch mal zurück und habe ihn gefragt, wo er herkomme, da sagt er, es tue ihm Leid, er habe im Stau gestanden mit seinem Motorrad auf der A3. Habe das gegooglet und es gab keinen Stau auf der A3 an dem Morgen. Er würde mir das gleich entschuldigen, meinte er zu mir, ich sagte ihm dann, dass ich das nicht entschuldigen könne. Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber ihr versteht wohl, was Sache ist. Er kommt auch zu spät, wenn wir nicht zur ersten Stunde haben und er bereits in der Schule ist. Bei Verspätung rede ich jetzt nicht von 2 Minuten oder so, sondern es sind schon regelmäßig 8-10 Minuten oder mehr. Der Schüler holt die verpassten Unterrichtsinhalte auch nicht nach. Er hat zudem keinen Ordner, nur einen Collegeblock, kommt aber regelmäßig ohne die Blätter/TExte aus dem Unterricht. Zudem ist er regelmäßig am HAndy. Habe ihm die ersten Male noch was dazu sagt, mittleweile trage ich es nur noch im Klassenbuch ein. Vor den Ferien habe ich jetzt so ein Formular der Schule an die Eltern geschickt und sie hierüber informiert, also dass er zu spät oder gar nicht kommt, regelmäßig am HAndy ist, keinen Ordner hat.


    Vorhin hat mir der Klassenlehrer eine Mail der Eltern weitergeleitet, in denen diese sich tierisch über diese Benachrichtigung aufgeregt haben. Die Eltern haben behauptet, XY habe keine unentschuldigten Fehlstunden. Er fahre mit dem Motorrad zur Schule und den Eltern sei sehr daran gelegen, dass er sicher fahre - klang jetzt so, als würde er zu spät zum Unterricht kommen, weil er nicht rast.. Einen Ordner brauche er nicht, er nehme täglich die Sachen mit, die er benötige. Und dass er in den heutigen digitalen Zeiten sein Handy nicht benutzen dürfe, sei absolut unverständlich.


    Soweit so gut, jetzt wird es richtig interessant. Die Eltern sprechen ein Gespräch an, das ich vor Kurzem mit ihm und seinem besten Freund, der ebenfalls in der Klasse ist und so quasi die light-Version von XY ist, geführt habe. In diesem Gespräch habe ich die beiden darauf hingewiesen, dass es für sie beide alles andere als rosig aussieht. Die Eltern schreiben jetzt in ihrer Mail, dass ich in diesem Gespräch zu den beiden gesagt hätte, ich würde ihnen am Ende des Halbjahres ein paar Punkte von der Note abziehen, "weil ich es kann". Dies ist natürlich eine glatte Lüge. Die Eltern schreiben weiter, dass ich offensichtlich persönliche Probleme mit ihrem Sohn hätte und dass mein Verhalten ihrem Sohn gegenüber an Mobbing grenze. Sollte ich dieses Verhalten nicht einstellen, würden sie sich Hilfe holen. Dann stehe es "Aussage gegen Aussage". Ich fasse das jetzt mal als rechtliche Drohung auf. Wobei ich sagen muss, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass der Kumpel von XY, wenn es hart auf hart kommen würde, die Wahrheit sagen würde.


    Ganz unabhängig davon, wie schätzt ihr die Situation ein? Probleme mit Eltern sind ja nichts Neues und da kann es auch schon mal unangenehm werden. Dass mir hier jetzt Mobbing unterstellt wird und dass ich aus persönlichen Motiven ihrem Sohn mit Absicht eine schlechte Note geben wolle, ist ja aber schon ein ziemlich harter Vorwurf. Ich frage mich aktuell, a) ob die Eltern hier nur bluffen und hoffen mir Angst zu machen oder ob sie wirklich über rechtliche Mittel nachdenken und wie diese Situation dann für mich aussehen würde und b) ob ich angesichts dieser recht krassen Anschuldigung nicht selber losgehen und mir rechtliche Hilfe nehmen solle. Ich bin noch nicht verbeamtet, habe aber den Rechtsschutz der GEW.


    Danke und viele Grüße

    Max

  • Oh Mann.

    Schulleitung über alles informieren, alles dokumentieren.

    Schulleitung bitten, einen Gesprächstermin mit Eltern und Sohn auszumachen. Klassenleitung und, wenn es sowas gibt, Abteilungsleitung hinzuziehen. Spielregeln erläutern, auch wenn das wahrscheinlich nichts nützt.

    Und: Die Drohungen mit Klagen etc. sind zwar nicht schön, aber bis dahin ist es aber ein sehr weiter Weg.

    Sollte es dazu kommen, dass Aussage gegen Aussage steht, spilet die Glaubwürdigkeit der Beteiligten eine Rolle.

    Sehr ärgerlich, die ganze Sache.

  • Schulleitung über alles informieren, alles dokumentieren.

    Schulleitung bitten, einen Gesprächstermin mit Eltern und Sohn auszumachen. Klassenleitung und, wenn es sowas gibt, Abteilungsleitung hinzuziehen.

    Schulleitung wäre dann in dem Fall erst mal die Leiterin des Beruflichen Gymnasiums? Habe so einen Fall nie gehabt und habe aktuell keine Ahnung.

  • Ja.

    Wichtig ist, dass du nie den Eindruck machst, als würdest du dich von der Ankündigung, man würde sich Hilfe holen, einschüchtern lässt.

    Du muss signalisieren, dass du nichts zu verbergen hast und nach bestem Wissen und Gewissen handelst. Deswegen ist es auch wichtig, das Gespräch nicht allein zu führen. Es gibt unbelhrbare Eltern, die auch dann nicht über ihre Kinder reflektieren, wenn Kritik von mehreren Seiten kommt. Aber wenn sich der Zorn am Ende gegen die Schule richten sollte, hat sie breitere Schultern als du als frischer Kollege.


    Davon abgesehen: Wenn der Schüler mit dem Motorrad kommt, ist er volljährig. Informiere dich, ob und ggf. welche Rolle Eltern volljähriger Schüler in deinem Bundesland bei schulischen Problemen spielen (dürfen).

  • Fertige auf jeden Fall ein Gedächtnisprotokoll des Gesprächs zwischen dir und den beiden Schülern an, so nah am originalen Wortlaut, wie du dich noch erinnern kannst.

    Dann würde ich, mit diesem Protokoll in der Hand, mit der Klassenleitung und Abteilungsleitung (oder, so es sie nicht gibt, der Schulleitung) sprechen und die Situation schildern.


    Auch ich sehe ein Gespräch zwischen dir, den Eltern, dem Sohn und der Klassenleitung für zwingend angebracht. Falls die Klassenleitung eher unerfahren oder auch unsouverän sein sollte ggf. auch stattdessen unter Einbezug der Abteilungsleitung. In diesem Gespräch erläutert ihr den Eltern dann die Bewandtnis dieses Infoschreibens und du stellst klar, war genau so dem Sohnemann gesagt hat und weshalb du das getan hast. Hier kommst du dann auch zu dem Punkt, dass die Eltern und du ein gemeinsames Interesse haben: Dem Sohn zu helfen, in diesem Jahr erfolgreich(er) zu sein als im letzten Durchgang. Und natürlich gehört es bei den (weiterhin bestehenden) Versäumnissen des Sohnes dazu, solche ihm und den Eltern gegenüber transparent anzusprechen und darzulegen, dass diese natürlich auch notenrelevant sind, wenn er z.B. aufgrund fehlender Unterlagen nicht mitarbeiten kann. Entsprechend hast du ihm dargelegt, welche Auswirkungen sein Verhalten in Bezug auf seine (Halbjahres-) Note haben kann. Das hat nichts mit Drohungen zu tun, sondern ist eine sachliche Information, zu der du verpflichtet bist.

    Auch zu dem Gespräch wird natürlich ein Protokoll angefertigt. Am Ende wandert das dann alles in die Akte des Schülers.


    Rechtlich hast du gar nichts zu befürchten. Keine Sorge.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Das ist doch ein Quark, dass du schreibst "Ich habe gegoogelt und da war kein Stau", sorry, ich glaube dir nicht.

    Sonst ist alles gut bei dir? Genau solche Bullshit-Geschichten denken sich Oberstufenschüler*innen aus, wenn sie morgens zu spät in den Unterricht kommen. Halt dich aus der Diskussion raus, wenn dir die Phantasie dafür fehlt.


    makksdaks Setz dich unverzüglich mit deiner Schulleitung in Verbindung und finde gleich mal raus, wie das mit dem Rechtsbeistand bei euch läuft. Wir hatten exakt so einen Fall an der Schule: Eltern beschuldigen eine Kollegin, sie würde die Tochter mobben, Vater ist Anwalt und droht der Kollegin mit rechtlichen Schritten. Am Ende wurde der Vater von der kantonalen Rechtsabteilung klein gestampft, die Kollegin hat ohne Beisein der Schulleitung kein Wort mehr mit den Eltern kommuniziert und in jeder mündlichen Prüfung musste eine weitere Lehrperson beisitzen.

  • Ich bezweifle nicht die Ausrede sondern das anschließende Googeln.

    Ich gehe in die Pause und sehe einen Schüler, der gerade 90 Minuten Unterricht verpasst hat und der erzählt mir dann auf Nachfrage, dass er gerade auf der A3 im Stau stand. Warum sollte ich das nicht googlen? Würde dich das nicht interessieren, ob es stimmt? Ist dir vielleicht nicht bewusst, aber Staus werden gemeldet. Das zu googlen ist ne Sache von 30 Sekunden.


    Edit:

    ganz davon abgesehen, brauche ich eine Verspätung wegen Stau eh nicht entschuldigen. Hätte mir die Mühe gar nicht machen müssen, aber wenn mir der Schüler mir schon so konkret sagt, wo er angeblich im Stau gestanden habe, dass ich das schnell googeln kann, mache ich es doch.

  • Ich bezweifle nicht die Ausrede sondern das anschließende Googeln.


    Halt dich einfach aus der Diskussion raus, wenn du nichts Konstruktives beizutragen hast. Ich finde es maximal unverschämt, in so einem Fall dem Kollegen auch noch unterstellen zu wollen, er würde sich irgendwas ausdenken. Natürlich habe ich das auch schon gemacht, dass ich nach den Störungsmeldungen bei der SBB geschaut habe, wenn mir einer erzählt, der Zug aus dem Fricktal hätte Verspätung gehabt.

  • Davon abgesehen: Wenn der Schüler mit dem Motorrad kommt, ist er volljährig. I

    Nicht unbedingt. Man kann den Motorradführerschein für 125er-Maschinen schon mit 16 machen. Bei uns "auf dem Land" kommen eine ganze Reihe nicht volljähriger SuS mit diesen "kleinen" Motorrädern und -rollern zur Schule. Auf die Autobahn fahren aber wohl die wenigsten damit.


    Ansonsten - wie bereits geschrieben: Umgehend die Schulleitung einschalten (an unserer Schule wäre das im Rahmen des "Beschwerdemanagements" ebenfalls erstmal die Abteilungsleiterin der Abteilung "Berufliches Gymnasium") und wirklich alles schriftlich festhalten!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich bezweifle nicht die Ausrede sondern das anschließende Googeln.

    Ich habe auch schon öfter gegooglet, ob die SuS, die mir "verkaufen" wollten, ihr Zug habe Verspätung gehabt oder sei ausgefallen, mich nicht angeflunkert haben. Machen meine KuK genauso. (EDIT: siehe Beitrag von Antimon)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich habe auch schon öfter gegooglet, ob die SuS, die mir "verkaufen" wollten, ihr Zug habe Verspätung gehabt oder sei ausgefallen, mich nicht angeflunkert haben. Machen meine KuK genauso. (EDIT: siehe Beitrag von Antimon)

    Ja, ein Zug, das steht auch online, auch länger, aber ich bin auch schon in Staus gestanden, die nirgends angezeigt waren und schon gar nicht, wenn sie vorbei waren.

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